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14.

Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.

67. Iahrsasg»

Erscheint Dienstag, D»nner-taz und SamStag. Die EtnrückungSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung » Pfg. die Aeile, ssnst IS Psg.

Dienstag» den 2. Debruar 1892.

Sbonnementrprets vierteljährlich in der Stadt »O Pfz. w d SV Pfa. Dragerlohn, durch die Post bqogen Mk. 1. 1b, s»«st i» ganz WKrttemder- Mk. 1 . 6S.

Tages-Neuigkeiten.

Calw, 1. Febr. Infolge des Aufrufsan die evangelischen Männer" zu einer Versamm­lung im bad. Hof, hatte sich gestern nachmittag eine außerordentliche Zahl daselbst eingefunden. Hr. Rector Dr. Müller übernahm die Einleitung und legte die Gründe dar, welche die Veranlassung zu der Einladung .gegeben Habens Es handle sich um eine Petition an die K. Staatsregierung hinsichtlich der von ultramon­taner Seite beabsichtigten Einführung katholischer Männerorden in Württemberg. Zum Vorsitzenden wurde Hr. Oberamtsrichtev Deckinger vorgeschlagen, wel­cher sofort das Wort ergriff zu einer ausführlichen Belehrung über die Entstehung der Orden und -ihre Zwecke. Ein Grund zur Einführung der Mönchsorden sei schon insofern nicht zu finden, als ein Rückgang in der katholischen Kirche seit Aufhebung der Klöster nicht wahrzunehmen gewesen sei, vielmehr erblicke man darin eine ernstliche Gefährdung des konfession­ellen Friedens und dies zwinge uns zum Protest. In nahezu IstündigerRede besprach hieraufHr. Stadtpfarrer Ei) tel die Frage an der Hand eines reichen Materials. Man würde dem Streit viel lieber aus dem Wege gehen, führte der geehrte Redner aus, beträfe die Sache nicht die innere Ruhe der württ. Bevölkerung, den Frieden des Landes unseres Volkes. Die erste Nach­richt von der beabsichtigten Einführung der Mönchs- Orden habe dieGermania" im Jahr 1888 gebracht. Unter den Gründen, welche vorgebracht werden, sei auch der sich notwendig erweisenden Aushilfe in oer Seelsorge erwähnt. Die katholische Geistlichkeit hätte jedoch diese Aushilfe als vollständig entbehrlich, ja schädlich erklärt und auch die kath. Geschichtsschreiber hätten noch nie gezeigt, daß sie eine Freude an dieser Seelsorge gehabt hätten. Wir alle seien davon über­zeugt, daß das kath. Volk dies nicht will, das höre

man auch von vielen Gliedern der kath. Kirche; der Wunsch liege höher. Redner führte noch viele Gründe an, welche Veranlassung geben, diesen Bestrebungen entgegenzutreten. Die Fassung der Petition an das Kgl. Staatsministerium lag in mehreren Abdrücken auf und bedeckten sich auf ergangene Einladung mit über hundert Unterschriften. Herr Dekan Braun beleuchtete die Sache noch von einigen weiteren Ge­sichtspunkten und gab zugleich dem Wunsche Ausdruck, daß diese Angelegenheit das friedliche Einvernehmen zwischen uns und unfern kathol. Mitbürgern nicht trüben möge.

sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.s Seine Königliche Majestät haben dem Fabrikanten Karl Sannwald in Nagold den Titel eines Kommerzienrats verliehen.

Stuttgart, 28. Januar. Gestern hat ein Viehhändler aus Urach dem Jakob Kler>, Metzger und Viehtreiber von Gundershofen, OA. Münsingen, den Auftrag gegeben, bei verschiedenen hiesigen Metz­gern Geld einzukassieren. Derselbe hat sodann auch 856 ^ einkassiert, das Geld aber seinem Auftrag­geber nicht abgeliefert, sondern die ganze Summe unterschlagen und sich mit einem zweiten Metzger aus Plieningen flüchtig gemacht. Dieselben wurden auf ein Telegramm, welches vom Stadlpolizeiamt an verschiedene Polizeibehörden erlassen wurde, in Mann­heim festgenommen. Sie waren auf dem Wege nach Amerika.

Marbach, 29. Jan. Schillers Geburtshaus hat wieder eine Bereicherung erfahren; die Herren E. Prasc und Alb. Brückner in Rudolstadt haben ein großes Tableau photographischer Aufnahmen aus Rudolstadt gestiftet. Außer einer Gesamtansicht von Rudolstadt sind auf dem Tableau enthalten die ver­schiedenen Wohnungen Schillers während seines Auf­

enthalts in Rudolstadt und Volkstadt, ferner das Haus, in welchem Schiller zum erstenmal (7. Oktober 1788) mit Göthe zusammentraf, die Schillerhöhe bei Volkstadt mit ihrer Schülerbüste in einer Felswand und endlichDie Glockengießerei" mit der Inschrift:

Steh' Wandrer still, denn hier entstand,

Deß keine zweite möglich werde,

Gebannt von Schillers Meisterhand

Die größte Glockenform der Erde."

Der Besuch des Schillerhauses ist fortwährend ein guter; zur Winterzeit leidet er zwar immer unter dem Umstand, daß nachmittags von Stuttgart her erst nach 4 Uhr ein Zug eintrifft.

Wasseralfingen, 29. Jan. Gestern abend nach 9 Uhr brach in der Lakierwerkstätte des K. Hüttenwerks Wasseralfingen Feuer aus, welches so rasch um sich griff, daß in kurzer Zeit das Zentrum des Werks, ein großer hufeisenförmiger Bau, in Hellen Flammen stand und nicht mehr ge­rettet werden konnte. Abgebrannt sind die Gebäude der mechanischen Werkstätten, die Dreherei, die Ziselier- und Modellieranstalt, die Schreinerei, die Lackiererei, die Schlosserei, ein Teil der Schmiede, das Komptoir und das Zeichnungsbureau der mechanischen Werk­stätte mit vielen Modellen und sämtlichen Zeichnungen. Der Schaden ist sehr groß. Weitere Gefahr ist be- beseitigt.

Aalen, 29. Jan. Ueberden großen Wasser- alfinger Brand wird noch Folgendes berichtet: Das vergangene Nacht im K. Hüttenwerk Wasseral­fingen abgebrannte große Flügelgebäude war aus Steinfachwerk ausgeführt und befand sich in der Mitte zwischen dem Schmelzwerk und Walzwerk. Der Mittel­bau war etwa 80 m lang und diente oben der Schreinerei und unten der mechanischen Werkstätte. Im linken (nördlichen) Flügel war oben die Anstreichwerkstätte und das Zeichenbureau und unten die Dreherei unter-

n. Nachdruck »nbxtin.

Kapitän Herbol-'s Tochter.

Novelle von F. Herrmann.

(Fortsetzung.)

Mehr einem unwillkürlichen Antrieb folgend, als aus Besorgnis für seine Sicherheit wendete sich der Offizier einmal nach dem hartnäckigen Begleiter um, und er gewahrte die hohe, breitschultrige Gestalt eines Mannes, dessen Gesicht er zwar in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, dessen Umriffe ihn aber mit solcher Leb­haftigkeit an Kapitän Herbolds kraftvolle Figur erinnerten, daß Kurt für einen Augenblick ganz sicher war, ElSbeths Vater in ihm zu sehen. Er blieb stehen, um seine Annäherung zu erwarten, denn wenn ihm auch eine Begegnung mit dem Kapitän in seiner jetzigen Gemütsstimmung keineswegs erwünscht sein konnte, so hatte er doch auch keine Veranlassung, dieser Begegnung feige auszuweichen.

Aber seine Erwartung, daß ihm jener näher kommen würde, bestätigte sich nicht. Er schien vielmehr urplötzlich auf eine beinahe rätselhafte Weise im Schatten der Häuser verschwunden, und als Kurt endlich, des Harrens müde, seinen Weg fortsetzte, blieb auch der verfolgende Schritt verstummt.

Die Gaffe mündete in einen größeren Platz, an dessen Rändern wohl mit trübem Flackern einige Laternen brannten, dessen mittlerer Teil aber in tiefster Finsternis dalag. Gleichzeitig tobte der Sturm gerade hier so heftig, daß selbst ein kräftigerer Mann als Kurt Mühe hatte, sich gegen ihn zu behaupten.

Kurt mochte ungefähr im Mittelpunkt des Platze» angekommen sein, als er plötzlich etwas wie einen heftigen Schlag oder Stoß in der linken Seite des Rückens verspürte. Ein eigentümliches Schmerzgefühl war nicht damit verbunden, aber er

hatte die Empfindung, als ob von der durch den Schlag getroffenen Stelle aus et­was warmes über seinen Körper hinabrieselte. Und wie er sich nun heftig umwandte, um nach der Ursache des sonderbaren Zufalls zu forschen, da begann plötzlich der Boden unter seinen Füßen zu wanken, es flimmerte ihm bluttot vor den Augen, und indem er mit den Händen vor sich hin in die leere Lust faßte, als wollte er

dort eine Stütze suchen, stürzte er ohne Besinnung schwer zu Boden.

Der Sturmwind tobte über seinen leblosen Körper hinweg, er hatte dm

dumpfen Aufschrei des Getroffenen verschlungen, und sein Heulen und Brausen

blieb das einzige Geräusch, das in der nächtlichen Einsamkeit des abgelegenen Platzes vernehmlich war.

Ganz Hamburg war am nächsten Morgen erfüllt von dem Gerede über das blutige Ereignis der verwichenen Nacht. Gegen zwei Uhr Morgens hatten Vor­übergehende auf dem Z. . . . markte den anscheinend leblosen Körper eines elegant gekleideten jungen ManneS auf das Straßenpflaster hingestteckt gefunden, und di« Blutlache, welche ihn umgab, hatte von vornherein darauf hingedeutet, daß er durch fremde, verbrecherische Hand in diese Lage versetzt worden sei. Die ärztliche Unter­suchung, welche auf der glücklicher Weise nicht sehr weit entfernten Polizeiwache so­gleich vorgenommen worden war, hatte das Vorhandensein einer sehr schweren und schon an und für sich durchaus lebensgefährlichen Verletzung ergeben, derm Beschaffenheit im Verein mit dem bereit» erfolgten starken Blutverlust nur sehr wenig Hoffnung auf eine Rettung des schwach atmenden Verwundeten ließ. Aus Papieren welche man bei ihm vorgefunden, ergab sich, daß er der Dragonerleutnant Kurt Petersen sei, die Beamten warm nicht im Zweifel, in ihm dm Sohn de» all­gemein bekannten Handelsherrn vor sich zu haben. Der unglückliche Vater wurde noch im Laufe der Nacht so schonend als möglich von dem Vorgefallenen unterrichtet und unter Aufwendung aller erdenklichen Vorsichtsmaßregeln schaffte man den noch