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erworben, um so mehr als auch in den meisten andern Städten, welche neue Schulhäuser errichtet haben, die alten Bauplätze verlassen und neue Stätten am Ende der Stadt ausgesucht werden, welche den notwendigen Anforderungen entsprechen. Von den Anhängern des alten SchulhausbauplatzeS wurden die Bedenken gegen Benützung desselben zu entkräften, insbesondere der Mehraufwand zu bestreiten versucht und wenn auch nicht in Abrede gestellt werden konnte, daß der Bau auf dem alten Platz einen immerhin größeren Aufwand verursacht, als der Bauplatz auf dem Brühl, so wurde doch dieses Opfer dadurch als gerechtfertigt erklärt, daß der alte Platz als in der Mitte der Stadt gelegen, der richtigste sei. Während so die Ansichten miteinander rangen und in lebhafter Debatte ihren Ausdruck fanden, einigte man sich in dem Beschluß, zunächst noch nähere Untersuchungen über den Baugrund auf dem Brühl anstellen und erheben zu lassen, welchen Aufwand die Herstellung des Unterbaus auf dem Brühl und auf dem alten Schulhausplatz veranlasse, auch wie hoch sich der Mehraufwand für den schwierigen Transport der Baumaterialien die Zwingerstraße hinauf berechne. Nachdem der schöne, in jeder Beziehung geeignete, besonders aber sehr billige Bauplatz auf dem Brühl in den Vordergrund getreten ist, fand der Bauplatz auf dem Schaal'schen Anwesen, für welches sich jetzt schon Kaufsliebhaber zeigen, vorerst keine weitere Beachtung. Die Entscheidung dürfte in Zeitkürze erfolgen.
s!j Calw, 28. Jan. Gestern Abend hatten sich die Mitglieder des evang. Jünglingsvereins in ihrem hübsch dekorierten Vereinslokal versammelt, um gemeinschaftlich das Geburtsfest Sr. M. des Kaisers feierlich zu begehen. Mit Gesang wurde" die Feier eröffnet, hierauf folgten abwechslungsweise Ansprachen, Deklamationen und patriotische Lieder; wir erwähnen hier „Der alte Fritz und der Müller von Sanssouci" ein Gespräch, das mit echtem Patriotismus und Unerschrockenheit Witz und Humor vereinigt, sodann „Zum Kaisergeburtstag" und „An's Vaterland an's teure schließ dich an" u. s. f. Mehrere Ansprachen, sowie ein Vortrag „Erlebnisse eines alten Soldaten" trugen nicht wenig zur Unterhaltung und Belehrung bei. Die aufs beste gelungene Feier fand mit Gebet und Gesang einen würdigen Abschluß.
* Calw. Der Fahrplan für den Sommerdienst wird für uns gegen das Vorjahr keine Aenderung bringen. Der Personenzug Nr. 165 wird Montags und Dienstags in Calw morgens 4 Uhr früh und der letzte Zug von Stuttgart Sonntags und Montags abends 9,20 abgehen. Die Arbeiterzüge Calw—Pforzheim werden im September von hier aus 5,50 morgens und von Pforzheim nach Calw vom 1. Juni an bis 31. Aug. 5,35 abends abgehen.
Stuttgart, 25. Januar. Wie die Neckar- Zeitung erfährt, ist nunmehr auch von Seiten des Finanzministeriums gegen das demokratische Parteiorgan, den Beobachter, wegen etlicher gegen den
Herrn Finanzrat Keller, Inspektor der Steuerwächter, gerichteten Schmähartikel Strafanklage erhoben worden.
Fellbach, 27. Jan. Vor einigen Wochen kamen 2 hiesige Bürgersöhne, die vor 12 Jahren als 9jährige Knaben mit ihren Eltern nach Russisch - Kaukasien auSgewandert sind, hier an, um sich über ihre Militärpflicht zu informieren. Diese Information fiel, da sie glaubten, vom Militärdienst entbunden zu werden, freilich nicht nach ihrem Willen aus, denn sie wurden für tauglich erfunden und hierauf zu einem Jnf.-Regiment eingezogen. Nach Absolvierung ihrer Militärzeit, die ohne Zweifel im Gnadenweg abgekürzt wird, werden diese zwei Deutsch- Russen wieder in ihre kaukasische Heimat zurückkehren.
Berlin, 27. Januar. Bei dem gestrigen Besuch in Potsdam fuhren die beiden Monarchen durch das bekränzte Portal der beflaggten Husarenkaserne und begaben sich alsbald zum Exerzierplatz, wo das Regiment zu Fuß in Parade in offenem Viereck aufgestellt war. Der Kaiser übernahm das Kommando und brachte ein Hoch auf den König aus, in welches die Husaren begeistert einstimmten. Die Trompeter spielten den uralten Aufstellungsmarsch. Die Monarchen schritten alsdann die Front entlang, hierauf führte der Kaiser persönlich die Husaren im Parademarsch in Zügen und dann in Eskadronsfront vorbei. Nachdem die Monarchen zu Pferde gestiegen waren, folgte Vorreiten der alten Remonten und Lanzenexerzieren; das alarmierte 1. Garderegiment rückte an und führte einen Parademarsch und einzelne Exerzitien aus. Beim Eintritt in den Speisesaal spielte die Musik den Huldigungsmarsch von Wagner. Die Monarchen saßen inmitten der herrlichen, mit Schaugeräten besetzten Tafel, gegenüber der Regimentskommandeur Oberstlieutenant v. Moßner. Letzterer brachte das Hoch auf den König von Württemberg aus. Der König toastete auf das Regiment. Die Tafelmusik spielte Armeemärsche und Kompositionen von Wagner. — Der König von Württemberg ist zum Chef des Kürassier-Regiments Herzog Friedrich Eugen von Württemberg (westpreußisches) Nr. 5 ernannt; doch ist der König berechtigt, die Uniform der Leibgardehusaren weiterzutragen, und wird in den Listen des Regiments weitergeführt.
Berlin, 27. Jan. Heute am Geburtsfeste Sr. Majestät des Kaisers erschienen Ihre Majestäten der König und die Königin von Württemberg mit den übrigen Fürstlichkeiten zur Gratulation bei Sr. Maj. dem Kaiser und nahmen hierauf an dem Gottesdienst in der Schloßkapelle teil. Abends wohnten Ihre Majestäten nach der Familientafel mit den kaiserlichen Majestäten der Festvorstellung im Opernhaus bei. Die für morgen geplante Abreise nach Dresden muß infolge Erkrankung Ihrer Majestät der Königin von Sachsen unterbleiben. Der König und die Königin werden sich nunmehr am 29. früh direkt nach Weimar begeben. Die Illumination zu Ehren des Kaisers Geburtsfestes verbreitete sich bis in die äußeren Stadtteile.
Ka«drmrtschafH. Senrksverem.
Saatfruchtmarkt betreffend.
Nach Beschluß des Ausschusses der Stuttgarter „Landesproduktenbörse" und der „Vereinigung württ. Landwirte" soll am 15. Febr. d. I. im Stadtgartensaale zu Stuttgart ein Saatfruchtmarkt abgehalten werden.
Die Landwirte unseres Bezirks werden hiedurch zu möglichst zahlreicher Beteiligung eingeladen mit dem Bemerken, daß die benötigten Anmeldebogen nebst Programm bei Cassier Ansel, Bahnhofstraße, erhältlich sind. Das Programm ist auch in Nr. 4 des „Württemb. Wochenblatts für Landwirtschaft 1892" enthalten.
Calw, den 28. Januar 1892.
Vereinsvorstand Cassier Supper. Ansel.
Lso^gsnsum.
Neues in der Wbliothek.
1) Allgemeine deutsche Biographie.
30. Band. v. Rusdorf — Scheller.
31. Band. Scheller — Karl Schmidt.
32. Karl v. Schmidt — G. E. Schulze.
33. Hermann Schulze — G. Semper.
2) Gothaischer Gennalogischer Hofkalender
nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch. 1892.
3) Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes gesammelt und erläutert von Georg Büchmann.
4) Allerhand Sprachdumm heilen.
Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen.
Ein Hilfsbuch für alle die sich öffentlich der deutschen Sprache bedienen von vr. G- Wustmann.
Standesamt ßakrv.
Geborene:
20. Jan. Albert, Sohn des Josef Merkt, Bahnhof
taglöhners hier.
21. „ Emma Luise, Tochter des Gottlieb Groß-
mann, Schuhmachermeisters hier.
23. „ Wilhelm Karl, Sohn des Wilhelm Karl
Sch laich, Magazinverwalters hier. Gestorbene:
22. Jan. Gottlieb Ruf, S. d. Gottlieb Ruf, Eisen
bahnhilfswärters hier.
24. „ Heinrich Brüderle, Sohn des Wilhelm
Brüderle, Kulturgärtners hier.
26. , Marie Christiane geb. Hammer, Witwe
des ch Adolf Rudy, Lackiers hier.
26. „ Ernst Immanuel Jung, Sohn des Georg
Jung, Kaufmanns hier.
Im Jahre 1891 fanden in Calw statt: Geburten 122, Sterbfälle 115, Heiraten 26. Im Jahr 1890:
Geburten 116, Sterbfälle 153, Heiraten 32.
Gottesdienst
am Sonntag, den 31. Januar.
Vom Turm: 424.
Vorm-.Predigt: Herr Stadtpfarrer Eytel. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. 5 Uhr im Vereinshaus» Missionsstunde, Herr Missionar Seeger.
Dienstag, den 2. Februar.
Feiertag Mariä Reinigung.
Predigt: Herr Stadtpfarrer Eytel.
Amtliche Kktttnmtmllchmlgeu.
Lieferung
eichener Weichenschwelle«.
Die Unterzeichnete Stelle bedarf nachstehend verzeichnete Weichenschwellen:
Stückzahl I Nro.
Länge
Breite
Höhe
Kubikinhalt
2
2
4
10
2
20
L
6
v
L
3,20 w 3,50 „ 4,80 „ 3,20 „ 1,00 „
0,30 m ! 0,16 m
0,30 „ I 0,20 „
0,30 „ ! 0,16 „
0,26 „ 0,16
0,45 „ 0.16
0,307
0,420
0,922
1,331
0,108
3.088
Die Schwellen müssen durchaus gerade, von fehlerfreiem, trocken ausgewachsenem und außer der Saftzeit geschlagenem Eichenholz genau in den angegebenen Maaßen geliefert werden, und sind an beiden Kopfseiten mittelst Oelfarbe mit ihrer Nro. zu versehen.
Die Ablieferung hat spätestens am 31. März 1892 stattzufinden. Angebote mit Preisangabe pro edm auf eine Bahnstation der Strecke Calw—Pforzheim— Wildbad geliefert einschließlich des Verladens auf Eisenbahnwagen sind bis
Donnerstag, den 4. Februar 18SS, vormittags 1V Uhr» schriftlich und postfrei dahier einzureichen.
Pforzheim, den 27. Januar 1892.
K. W- Netrievsöanamt.
Schmidt.
Hungersnot in Rußland.
Von der Wolga her geht durch das weite Rußland infolge der Hungersnot und der außerordentlichen Kälte ein grauenerregendes Elend. Um die so schwer heimgesuchte Bevölkerung in den betroffenen Gegenden durch den Winter zu bringen, sind Hunderte von Millionen Mark nötig. Namentlich fordern die mehr als 3VOVOV deutschen Ansiedler unsere innigste Teilnahme, da über die Hälfte von ihnen nur mit fremder Hilfe für die nächsten Monate das Leben fristen kann. Nachdem sich in Berlin ein Komite gebildet hat, welchem die Wege vertraut sind, um die Gaben unverkürzt und zuverlässig an die Stätten des Elends gelangen zu lassen, so erklären sich die Unterzeichneten gerne bereit, für die Hungernden milde Gaben in Empfang zu nehmen.
Calw, 28. Januar 1892.
Stadtpfarrer Braun. Stadtschultheift Haffner.
In den letzten Monaten wurden auf
den hiesigen Jahr- und Wochenmärkten viele Taschendiebstähle verübt.
Die einzelnen Bestohlenen werden, soweit sie nicht schon in der Untersuchungssache gegen die Rosa Mias von hier richterlich vernommen worden sind.
. Privat-Anzeige«.
Einige Hundert Mark werden gegen gute Pfandsicherheit
aufzunehmtn gesucht.
Näheres durch die Red. d. Bl.
andurch aufgefordert, bei der Landjäger- Mannschaft oder den Ortsvorstehern Anzeige zu machen.
Calw, 28. Januar 1892.
K. Amtsgericht.
Amtsrichter
Fischer.
Ein
StallgebSude,
6 w lang, 4 m breit, 2,70 m hoch, von Fachwer^ verkauft ans den Abbruch
Krau N«d- Lorch Wrve.