ZMDW

vTE

MM

'irsLU

Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw

M 11

«s

SM

WC

MLM

MM

BN«Wh!>Ä

Erscheint Dien » ta g , D-nn-rit-g und Eamitag. Dt« Einrückungigebühr i-trSgt im Bezirk und nitchster Um» ^-bun, » Psg. dt- A-il-, sonst IL Pfg.

Tages-Ueuigkeiten.

* Calw, 24. Jan. Am Freitag abend hielt -Hr. Rektor I)r. Weizsäcker im Georgenäumssaale einen öffentlichen Vortrag überWartburg-Erinner­ungen". Einer der schönsten Punkte Deutschlands, führte der geehrte Redner aus, sei die im Thüringer Wald reizend gelegene Wartburg. Von ihrer Höhe aus biete sich dem Auge eine prächtige Fernsicht und reiche und freundliche Erinnerungen knüpfen sich an diese altehrwürdige, in der Neuzeit aufs würdigste restaurierte Burg. Bekanntlich sei am 4. Mai 1521 vr. Martin Luther in das dortige Ritterhaus einge­zogen, um ein Jahr lang als Junker Jörg eine Zuflucht vor der über ihn verhängten Reichsacht zu finden und heute noch werde dem Besucher das Zimmer mit den von Luther benützten Hausgeräten gezeigt. Der Bau der Burg falle ins 12. Jahrhundert; auf derselben residierte vom Jahr 11901216 der Land­graf Hermann, berühmt durch seine außerordentliche Milde. In diese Zeit falle der sog.Sängerstreit", den in unserer Zeit der berühmte Maler Moriz v. Schwind in einem Wandgemälde des Sängersaales verherrlicht habe. Dieser Sängerwettkrieg soll im Jahr 1207, dem Geburtsjahr der heil. Elisabeth, stattgefunden haben. Sieben Dichter, unter ihnen Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschen­bach und Heinrich von Ofterdingen, stritten über die Vorzüge milder Fürsten. Heinrich von Ofterdingen wird besiegt und zum Tode verurteilt; er entgeht aber der Strafe, da er den Zauberer Klingsor aus Ungarn zu Hilfe ruft, welcher aber ebenfalls von Wolfram überwunden wird. Im Jahr 1857 habe Viktor v. Scheffel auf der Burg geweilt und angeregt durch die Darstellungen des Malers Schwind den

Dienstag, den 26. Zanuar 1892.

Plan gefaßt, eine groß angelegte Wartburgmäre zu schreiben; leider kam das Werk nicht zur vollen Aus­führung, doch ist das BuchFrau Aventiure, Lieder aus Heinrich von Ofterdingens Zeit" voll der herr­lichsten Lieder. Auch Deutschlands größter Dichter, Göthe, sei Gast des Herzogs Karl August auf der Wartburg gewesen. Sodann knüpfe sich an die Wartburg noch ein besonderer Vorgang aus der Zeit der Bestrebungen für Deutschlands Einigung. Am 18. Okt. 1817 wurde als Einleitung zu dem 300jähr. Reformationsfest und zugleich zur Erinnerung an de>- blutigen Befreiungskampf auf Leipzigs Ebenen von einer großen Anzahl Studenten eine Feier auf der Wartburg veranstaltet, wobei feurige Reden gehalten und einige Zeichen der veralteten unfreien Zeit, als Zopf, Schnürbrust und Korporalstock verbrannt wurden. Die Wartburg, ein Wahrzeichen deutschen Geistes und deutscher Geschichte, erwecke in dem Be­sucher lebhafte Erinnerung an frühere Zeiten und nur ungern scheide man von dieser idyllischen Warte. Reicher Beifall lohnte den Redner für den äußerst ^^nußreichen, poesievollen Vortrag.

^ Z Calw, 25. Jan. Von dem 60000 ^ betragenden Vermächtniß Seiner Majestät des Höchst­seligen Königs Karlfür Arme und für bedürftige Kranke auf dem Lande" find dem Oberamtsbezirk Calw 1100 ^ überwiesen worden, welche in 34 Portionen L 10 ^ und 152 Portionen L 5 ^ zur Vertheilung kommen werden. Diese großherzige Liebe und Fürsorge des Königlichen Wohlthäters, durch welche eben jetzt mancher Noth gesteuert werden kann, hat die Dankbarkeit gegen den entschlafenen geliebten Landesvater aufs Neue wachgerufen. _

si Unterlengenhardt. Die neu ange-

Sbonnement-prrt» vierteljährlich in der Stadt DO Pfg. w d SO Pf«. Trägerlohn, durch die Post bezogen ML. 1. 1k, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1..

legte Wasserleitung in Unterlengenhardt ist seit dem 22. Januar dem Betrieb der Gemeinde übergeben. Die Bürger des hochgelegenen, wasserarmen Ortes mußten bei trockener Jahreszeit den täglichen Bedarf an Wasser aus größerer Entfernung herbeischaffen. Das zusammengelaufene Regenwasser in den hier be­findlichen Zisternen war meist unrein und trübe, daher auch schlecht zum Trinken. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, erteilte die hiesige Gemeinde dem Herrn Ingenieur C. Kr über aus Stuttgart den Auftrag, ihnen ein Wasserwerk herzustellen, das dem Wasser­bedarf des Ortes entsprechen sollte. Dasselbe ist nun­mehr fertiggestellt und es kann mit Recht gesagt werden, daß die Leitung ihrem Zwecke vollkom­men entspricht und zur Zufriedenheit ausgefallen ist. Wohl hat sich die kleine Gemeinde mit dieser Anlage große Kosten und Opfer auferlegt, die trotz der Freude über die Wohlthat des frischen Ouellwaffers noch auf manches Jahrzehnt hinaus hart angelegt sein wird. Die Leitung wird durch einen sogenannten Kröber- 'schen Wassermotor durch Quellwaffer in Betrieb ge­setzt und dann ein Teil von dem gleichen Wasser als Trinkwasser für die Gemeinde auf eine Höhe von 83 Meter in einen Hochbehälter befördert. Von hier aus wird das Wasser dem Orte zugeführt, wo auch für Feuersgefahr noch 7 Hydranten in der Leitung angebracht sind. Die Ausführung des Baues war dem Herrn Bauführer Schwendr von Sindelfingen übertragen.

Stuttgart, 23. Januar. Für den Besuch Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Württemberg in Berlin sind, wie der ReichSanz. veröffentlicht, folgende Bestimmungen ge­troffen: Ihre Majestäten treffen am 24. ds. Mts., abends 8 Uhr, auf dem Anhalter Bahnhofe Hierselbst

6 rt 1 ^ 6 1 O rr . Nachdruck verbaten.

Kapitän HerboD's Tochter.

Novelle von F. Herrmann.

(Fortsetzung.)

Aber der Andere war nicht geneigt, sich mit der Erforschung des Johannes JasmundS Seelenzustand zu befassen. Zufrieden, daß er einen Menschen gefunden habe, vor dem er seinem übervollen Herzen rückhaltlos Lust machen könne, begann er ohne Umschweife zu erzählen, was ihm und Elsbeth von Seiten der beiden Petersen widerfahren war. Und er hatte den kleinen Schreiber ganz richtig beurteilt, wenn er von vornherein der Ueberzeugung gewesen war, in ihm einen aufmerksamen und mitfühlenden Zuhörer zu finden. Gleich bei den ersten Worten des Kapitäns, als er von dem gestrigen Brief- Kurts zu sprechen anfing, legte Jasmund eine Teilnahme und eine Erregung an den Tag, welche derjenigen seines einarmigen Freundes kaum nachstehen konnte. In raschem Wechsel kam und ging die Farbe auf seinem hageren Gesichte, seine Lippen bewegten sich und seine Augen funkelten in einem schier Besorgnis erregenden Feuer. Aber er unterbrach die Errichtung des Kapitäns mit keinem Wort. und erst als Jener mit seinem Bericht ganz zu Ende gekommen war, als er mit neu ausloderndem Grimm von der schimpflichen Behand­lung gesprochen hatte, die ihm in PrtersenS Hause widerfahren war, erst da fragte er in einer eigentümlich dringenden und hastigen Weise:

Und was nun, Kapitän Herbold, was nun? Wa« wollen Sie thun, um den Offizier zu zwingen?"

Ich weiß es noch nicht, Rasmussen! Aber e« wird sich ein Mittel finden."

Der Schreiber schien ganz in seine Gedanken vertieft, während er an der Seite des Kapitäns weiter trippelte. Er hatte weder Rat noch Trosi für ihn, und «ine geraume Welle war vergangen, als er, wie aus einem Traum erwachend, sagte:

Ja, man muß ihn zwingen, oder man muß ihn vernichten vernichten!"

Und dabei machte er mit vnem seiner dünnen Aermchen eine Bewegung, wie wenn.« einen unsichtbaren Feind zu Boden schlagen wollte. Es sah ohne Zweifel sehr drollig aus, und doch würde keiner darüber gelacht haben, der dem kleinen Schreiber ins Gesicht gesehen hätte.

Als sie nur noch eine kurze Strecke von der B . . . straße entfernt waren, faßte der Schreiber den Kapitän am Arm.

Nehmen Sie Ihrer Tochter noch nicht die Hoffnung!" sagte er.Es kann noch alles gut werden und sie soll sich nicht härmen. Wir werden ja sehen, ob der Offizier zu Ihnen kommt wir werden ja sehen! Wenn er kommt, so ist alles gut, und wenn er nicht kommt"

Er vollendete den begonnenen Satz nicht, denn einer von den Hustenansällen, an denen er seit Jahren litt, und die ihn seit den letzten Tagen viel heftiger und quälender heimgesucht halten, als zuvor, raubte ihm Minuten lang Sprache und Athen,. Kapitän Herbold vergaß in dem Mitleid für den armen, schwächlichen Men­schen auf eine kleine Weile seinen eigenen Kummer.

Sie sind krank, Jasmussen," er pflegte den Namen, der ihm durchaus nicht geläufig werden wollte, regelmäßig zu verdrehenund Sie sollten sich lieber ins Bett legen, als daß Sie bei dem Wind auf der Straße herumlaufen. Das ist ein Husten, der mir nicht gefällt!"

Oh, es hat damit durchaus nichts auf sich!" keuchte Jasmund mit Anstrengung.Das ist bald vorbei! Aber da sind wir schon zu HauS! Ich will Ihnen hier Lebewohl sagen, denn Fräulein ElSbeth braucht mich ja nicht in ihr« Gesellschaft zu sehen, es könnte sie argwöhnisch machen! Aber heute Abend werden wir uns weiter sprechen, Kapüän Herbold heute Abend! Und nehmen Sie ihr nicht alle Hoffnung hören Sie! Es wird immer noch früh genug für sie sein, sich zu grämen!"