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Amts- und Anzeigeblalt für den Bezirk Lalw

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Erscheint Dien S ta q , Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung S Pfg. die ,^eile, sonst 12 Psg.

Amtliche Bekanntmachungen.

gehen mit nächster Post die Listen über Einschätzung zu fingirten Steuerkapitalien für die landwirthschaft- -liche Berufsgenossenschaft, nachdem die pro 1891 fest- .zusetzenden fingirten Steuerkapitale von dem Genossen­schaftsvorstand bestimmt worden sind, unter Bezug­nahme auf Z 8 der Ministerialverfügung, betr. die Umlegung und den Einzug der Beiträge zu den landw. Berufsgenossenschaften vom 18. Juni ds. Js. (Reg.-Bl. S. 154) behufs alsbaldiger Eröffnung des Ergebnisses der Einschätzung an die Betriebsunternehmer zu. Die -Eröffnung ist unter Beifügung des Datums in Sp. 7 der Liste von den Betriebsunternehmern unterschrift­lich zu bescheinigen und von der Ortsbehörde zu be­urkunden. . c-

Zugleich werden die Ortsbehörden für die Ar- beiterversicherung auf Z 11 ff. der genannten Mini­sterialverfügung zur genauen Beachtung hingewiesen, wornach alljährlich im Monat Dezember diejenigen zur Grund- und Gefällsteuer -eingeschätzten Grundstücke und Gefälle, ffür welche Beiträge an die landw. Berufs- Genossenschaft des Kreises nicht zu ent­richten sind, festzustellen sind, wobei zu beachten ist, daß bei der erstmaligen (soweit möglich von Amts­wegen zu machenden) Erhebung die Spalte 4 des bisherigen Umlagekatasters als Grundlage zu benützen ist (Abs. 4 des genannten ß 11), weßhalb die Kataster nebst dazu gehörigen Beilagen zur Benützung für die Ortsbehörden beiliegen. Für die Anlegung des nach näherer Vorschrift des Z 12 der erwähnten Verfügung über die befreiten Grundstücke und Gefälle, sowie über die bezügl. Steuerkapitale zu führenden Ver-

Samstag, den 12. Dezember 1891.

zeichnisses, für die nach Z 13 spätestens bis 5. Januar jedes Jahrs zu machenden Mit­theilungen (Ueberweisungen), von welchen in dem nach Z 12 geführten Verzeichniß in der Spalte Bemerkungen" Vormerkung zu machen ist, sowie für die nach §14 über die Nummern und die Steuer­kapitale anzulegende alljährlich vor Aufstellung der KatKsternachweisung (vgl. Z 16) richtig zu stellende Uebersicht sind die erforderlichen Formulare (Anlage 6, v, L) gleichfalls angeschloffen.

Bezüglich der Aufstellung der Kataster - nach Weisungen für das abgelaufene Jahr und deren Einsendung Formulare (Anlage 0) liegen jetzt schon bei wird später Bekanntmachung er­folgen.

Die Kataster nebst den dazu gehörigen Beilagen sind bis auf Weiteres in den Ortsregistraturen auf- "zubewahren.

Calw, den 11. Dezember 1891.

K. Oberamt.

Supper.

Dev OrtsbehSrdeu fir -ie Arbeitttoerficherung

gehen durch die Post die für das Jahr 1892 erforder­lichen Quittungskarten nebst Formularien für die Ver­zeichnisse der auszustellenden Quittungskarten gegen umgehend hieher vorzulegende specificirte Bescheinig­ung zu.

Weiter etwa nötige Quittungskarten und For­mularien können vom Bezirksvertreter bezogen werden. Calw, den 11. Dezember 1891.

K. Oberamt. Supper.

LbsnnementSpreis vierteljährlich in der Stadt »n Psg. « d so Pfa. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1., sonst in gan» Württemberg ML. 1. SL.

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Calw, 10 Dez. Eingesendet. In jedem Jahr kommen allbekannte, beliebte und unbeliebte Weihnachtsgestalten, wenn das frohe Fest in der Nähe ist. Verschiedene Sitten und Gebräuche feiert man da im ganzen Land. So erscheint auch hier am sogen. Nikolausmarkt der hl. Nikolaus in Gestalt von ver­kleideten Kindern, angethan mit allerlei möglichen und unmöglichen Kleidungsstücken und mit tief verrußten und geschwärzten Gesichtern. Gewöhnlich thun sich mehrere solche greuliche Masken zusammen, fallen polternd in ein Haus ein, tanzen im Kreis herum und singen das sehr verkezerte HuldigungsliedIch Hab mich ergeben mit lauter Sauerkraut u. s. w." Statt daß aber der Nikolaus Gaben austeilt, wartet er vielmehr auf solche und die ganze Sache läuft auf eine Bettelei hinaus. Nicht als ob wir den Kindern die empfangenen Gaben ungerne geben oder mißgönnen würden, so halten wir es doch für an­gezeigt, diesen an und für sich unschuldigen Brauch auf eine edlere Unterlage wieder zurückzuführen. Es ist doch u,«schicklich, wenn oft noch kleinere Kinder vor Gästen im Wirtshaus ihren Sang und Tanz auf­führen, von Tisch zu Tisch gehen und betteln; auch ist das Umherziehen der Kinder bei Nacht mit Geschrei und Klopfen an die Fensterscheiben jedenfalls zu ver­werfen. Diese Ausartungen könnten in der Schule oder polizeilich untersagt werden, wogegen ein an­ständiges Benehmen mit einem netten Gesang in Gestalten des Nikolaus wieder angenehmer und be­liebter machen würde. Schule und Elternhaus könnten gewiß leicht Abhilfe treffen.

x Calw. Am Donnerstag abend war die Generalversammlung des Turnvereins, in wel­cher der Rechenschaftsbericht durch den Vorstand Emil Georgii verlesen wurde. Der Verein besteht aus

6 ir k 1 ^ 6 1 O rr » Nachdruck verdaten.

Ver Schiffbruch derFelicitas".

Erzählung von Ferdinand Herrmann.

(Fortsetzung.)

Der Vater des jungen Schiffsarztes war eS, der da vor ihnen stand. In altmodischer Höflichkeit hatte er nicht nach Hause gehen wollen, ohne sich von dem liebenswürdigen Gastgeber besonders zu verabschieden. In allen Zimmern war er herumgelaufen, nach ihm zu suchen, und nun hatte er sich gerade zur rechten Zeit hierher gefunden, um Felicitas' letzte Worte zu vernehmen. Mit wächsernem Ant­litz, ein lebendiges Bild des höchsten Entsetzens, stürzte er herein. Sein Hut rollte vor ihm her über den Teppich, und seine zitternden Hände fuhren verzweifelt in das dünne, schneeweiße Haar.

Sarnow war es, der diesem unvorhergesehenen Zwischenfall gegenüber zuerst seine Geistesgegenwart wiederfand. Er legte seinen Arm um den Nacken des alten Mannes und führte ihn zu einem Stuhl, um ihm in schonenden Worten, dje Ms Barmherzigkeit noch eine schwache Möglichkeit der Hofsimng offen lasseji ^wollten, die Thatsache zu bestätigen, die nach so jäher Enthüllung, nicht länger verheimlicht «erden konnte. Aber er hatte die Kräfte dieses armen Greises überschätzt, wenn -er erwartete, daß derselbe mit Mut und Ergebung das Unabänderlich« tragen werde. Dies Uebermaß an Schmerz war mehr, als sein Vaterherz still in sich zu verschließen vermochte. Laut jammernd und wehklagend saß er da, sein Haar zerraufend und seine Hände ringend. Dann aber sprang er plötzlich auf und stürmte mit dem Ruf«: Mein Weib! Mein elendes, unglückliches Weib!" durch die Reihe der Zimmer ge­rade auf den von Glanz und Musik und Heiterkeit erfüllten Festsaal zu.

Sarnow eilte ihm nach, ohne ihn doch zurückhalten zu künden. Röhrsdorf «ind Felicitas blieben unbeweglich wie Bildsäulen in dem kleinen Gemache der jungen

Frau zurück. Eine kurze Weile noch tönte die ausgelassene Tanzweise lustig weiter, dann aber brach sie jäh mitten im rauschenden Akkorde ab, und an das Ohr der beiden atemlos lauschenden Gastgeber drang das dumpfe Brausen eines Tumults, aus welchem das jammernde Kreischen des armen Alten noch immer deutlich herauS- zuhören war.

Ueber die Gestalt des General-Konsuls ging ein Zittern. Seine Augen traten fast aus ihren Höhlen. Irr schweiften seine sie auf der schönen

Gestalt seine« iunam Weibes haften blieben. Aber er sah nicht ihre Schönheit, sondern er sah Unglücks war. Mit der Wut eiueL

wilden Tieres spranMWua^fw als ob er entschtiliM

sei, sie zu erwürgen. Aber vor der Hoheit im Ausdruck ihres unbeweglichen Ant­litzes, vor dem festen, furchtlosen Blick ihrer blitzenden Augen verließ ihn der Mut.

Ich hätte wissen können, was ich an Liebe und Treue zu erwarten habm würde von einem Weibe, welche- sich mir um Geld verkaufte!*

Mit diesen in zischenden Lauten zwischen den zusammengepretzten Zähnen hervorgestoßenen Worten wandte er sich zum Gehen. Dröhnend warf er die Thür des Zimmer« hinter sich inS Schloß, und e« war, als ob Felicitas erst durch dies Geräusch aus ihrer Erstarrung aufgefchreckt würde. Sie schloß sich von Neuem ein und ging dann in ihr Schlafzimmer, um da« prächtige Gesellschaftskleid abzulegen mit allem Zierrat an Blumen und Edelsteinen, welche sie schmückten. Wie eine Irrsinnige sprach sie dabei vor sich hin:

Verkauft! Um Geld verkauft! Jedermann darf eS mir vorwerfen darf Verachtung auf mich weisen! Und auch er auch er!"

Die Zofe, welch« schüchtern anzuklopfen wagte, erhielt den Befehl, sich zu- rückzuzirhen. Eine Stund« später aber, als längst auch der letzte der bestürzten Gäste da» HM» de» General-Konsul« verlassen hatte, schlüpfte, von Keinem grseh n, «ne dunkle weibliche Gestatt, in einen langen, schlichten Regenmantel gehüllt, au» der vorsichtig geöffneten Straßenpforte de» Gebäude». Sie trug eine klein« Reffe-