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143. Amts-

und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 66. IahrgaU.

Die EtnrüÄungSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um- ebunz S Psg. die Heile, sonst 12 Hsg.

Dienstag, Len 8. Dezember 1891.

Abonnrmentspreis oterteljShrliL in der Stadt ro Pfg. w d Ly Pfg. Trägerlohn, durch die Pok bezogen Mt. 1. 1K, sonv a ganz Bütttem-erc Mk. 1. 85.

Tages-Uenistkeiten.

Weilderstadt, 5. Dez. Heute früh ist hier «ine in ausgedehnten Kreisen unseres Landes bekannte Persönlichkeit, Postmeister Stotz, langjähriger Besitzer des Gasthofs zur Post, im Alter von 73 Jahren g s - storben. Mit umsichtiger Thätigkeit und ehrenhafter Gesinnung hat der Geschiedene seine Stellung zu einer hervorragenden und einflußreichen gestaltet und solche sowohl im eigenen Hause als auch im öffentlichen Leben auf nützliche und wohlthätige Weise zum Aus­druck gebracht. Die hiesige Einwohnerschaft wird dem Verstorbenen ein ehrenvolles Andenken bewahren, und auch seine auswärtigen Freunde und Bekannten werden den treubesorgten Hauswirt und aufrichtigen Berater in Zukunft schmerzlich vermissen. N. Tgbl.

Stuttgart, 4. Dez. Der milde Winter, welcher allerdings dem Geschmack der Brennmaterialien­händler, Kürschner rc. wenig entsprechen dürfte, kommt dem Bauhandwerk sehr zu statten. An allen in die­sem Jahre in Angriff genommenen und noch nicht vollendeten Neubauten wird fleißig gearbeitet. Der Lohnende Verdienst, den Tausende noch zu einer Zeit finden, in welcher sonst derartige Arbeiten ruhten, wird sich sicher auch in der Verminderung der An­sprüche an die öffentliche Unterstützung geltend machen.

Gündringen,4. Dez. Gestern nacht gerieten hier in einer Wirtschaft zwei Männer beim Karten­spielen in Streit. Nachdem es in der Wirtschaft zu Thätlichkeiten gekommen war, söhnten sich die beiden scheinbar wieder aus. Einer davon, ein Straßenbau­unternehmer, entfernte sich hierauf und kaufte, wie sich heute herausstellte, in einem Laden ein Messer, mit welchem er seinem Gegner, einem Buchhalter vom Dürrenhardter Hof, auflauerte. Als der letztere nach Hause wollte, wurde er von seinem Aufpasser mit dem Messer so zugerichtet, daß ihm das Eingeweide heraushing. Bis jetzt ist er noch am Leben, wird aber schwerlich wieder aufkommen. Der Thäter wurde verhaftet.

Thailfingen, 3. Dez. Am letzten Sams­tag ist der seinerzeit vor 2 Jahren in der Stadtkirche in Ebingen mit noch einem andern Missionszögling ordinierte Missionar Bitz er von hier, welcher seither in Kamerun war, nachdem er schon einigemal am Fieber erkrankt und dem Tode nahe war, bei seinen ^Eltern zur Erholung eingetroffen. Zwei andere Missionare, welche damals ebenfalls voll froher Hoff­nung mit ihm nach Afrika auszogen, sind schon früher dem Fieber erlegen. Er hat einen eingeborenen schwarzen Jüngling mitgebracht, um mit diesem in der nächsten Zeit verschiedene christliche Bücher, Gesang­buch und andere in die dortige Landessprache zu über­setzen. Nächstes Frühjahr soll sodann ein weiterer Missionar von hier, welcher schon vor mehr als 5 Jahren mit den ersten deutschen Missionaren nach Kamerun auszog, gleichfalls zur Erholung in seiner Heimat hier eintreffen. Auch dieser hatte die Reise mit 2 anderen Missionaren angetreten, ist aber auch noch allein am Leben, der eine von ihnen starb in den ersten Tagen, nachdem sie an ihrem Bestimmungsort einge- Iroffen waren.

Rottweil, 3. Dez. Gestern vormittag geriet auf der Station Thalhausen beim Ankoppeln von

Wagen ein Bremser von Jsingen, OA. Horb, zwischen zwei Puffer und erlitt so starke Quetschungen an der Brust und dem Unterleibe, daß er, ins hiesige Spital verbracht, nicht lange darauf verschied.

Marbach, 2. Dez. Die Wahlbewegung für die Gemeinderatswahl war eine ziemlich bewegte. Von 371 Stimmberechtigten hatten 273 abgestimmt. Es wurden gewählt die seitherigen Gemeinderäte Hirschwirt Barth, LederhSndler Müller, Kaufmann Wangner, Oekonom Knorpp und für den verstorbenen Stadtpfleger auf 2 Jahre der Tuchhändler Feeser. Die hiesige Buchdruckerei mit dem Amtsblatt Postillon wurde um die Summe von 36,000 ^ an Hrn. Remppis aus Gaildorf verkauft. Es waren gegen 40 Käufer anwesend.

Marbach, 3. Dezbr. Frau Geh. Hofrat v. Wehl in Ludwigsburg stiftete in die Sammlung des Schillerhauses einen auf Seide gedruckten Theater­zettel, der ankündigt, daß im königlichen Stadttheater zu Znaim zum Erstenmalheute Montags den 21. Christmonat 1789 von der Hainischen Gesellschaft deutscher Schauspieler unter Pauken und Trompeten­schall und Erleuchtung des ganzen Schauspielhauses aufgeführt werde die Verschwörung des Fiesko zu Genua, ein dramatisches Werk in zwei Abteilungen von dem berühmten Herrn Friedrich Schiller." (Der Theaterzettel über die erste Aufführung des Trauer­spielsDie Räuber" ist schon 1859 vom Prokurator A. Schott in Stuttgart in's Schillerhaus gestiftet worden.) Ferner übergab Frau v. Wehl eine von der Stadt Hamburg 1859 zu Schillers lOOjährigem Geburtstag geprägte Medaille, die auf der einen Seite Schillers Bildnis und auf der andern Seite die Glockentaufe (Concordia soll ihr Name sein") trug.

Heilbronn, 4. Dez. Die Insassen des um 6 Uhr 37 Minuten abends von Jagstfeld hier an- kommenden Zuges verspürten in der Nähe des In­dustrieviertels, nahe der hiesigen Stadt, plötzlich einen gewaltigen Ruck. Nach Anhalten des Zugs und an- gestellter Untersuchung ergab sich, daß ein Rind unter die Räder eines Wagens gekommen und zermalmt worden war.

Heilbronn, 4. Dez. Leder-Markt. Der letzte diesjährige Ledermarkt hatte solch bedeutende Zufuhren aufzuweisen, wie wir sie in langer Zeit nicht gehabt haben, und kann daher füglich als über­führt bezeichnet werden. Trotzdem vollzogen sich die Verkäufe, wenn auch langsam, im Allgemeinen zu den seitherigen Preisen. Ganz besonders stark angeboten waren untergeordnete Sortimente von Wild- und Schmalleder, welche schwer anzubringen waren, und wovon auch mancher Posten wieder zurückgenommen werden mußte, dessen Besitzer keine Concessionen machen wollte. Leichtere und bessere Sorten Wildleder dagegen weisen gegen dem letzten Markte keinerlei Preisveränderung auf. Dagegen mußten von Kalb- leder, wovon ebenfalls viel am Markte war, einige Postchen mit einem Preis-Nachlasse abgegeben werden. Für Sohlleder läßt sich infolge der so verschieden­artigen, vielfach auch sehr viel zu wünschen übrig­lassenden Trocknung eine bestimmte Preisrichtung nicht wohl angrben. Zeugleder war schwach vertreten

und räumte sich rasch ohne Preis-Veränderung; das­selbe ist auch von Schafleder zu berichten.

Villingen, 2. Dez. Unglücksfall. Am Montag Abend war die Witme des Schusters Karl Granser auf der Bühne ihres Wohnhauses mit Hin­unterlassen von Holz beschäftigt, dabei fiel sie durch das nicht mit einer Umfassung versehene Obertenloch und erlitt so schwere Verletzungen am Kopfe, daß sie nach zwei Stunden verschied. Dieser Unglücksfall ist wiederum lediglich dem Umstand zuzuschreiben, daß man der Verwahrung der Aufzugsöffnungen hier Obertenlöcher" genannt zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. Es ist zwar polizeiliche Vorschrift, daß die­selben verwahrt werden müssen, dennoch geschieht dieß sehr oft nicht, oder die Umfassungen sind in so mangelhaftem Zustande, daß Unglücksfälle doch nicht vermieden werden.

Metzingen, 2. Dez. Ein bedauerliches Mißgeschick traf gestern Mittag den hiesigen Kamin­fegergehilfen Wolfarth bei Ausübung seines Berufes. Im Hause eines hiesigen Bäckermeisters fiel derselbe durch's Kamin 1'/- Stock hoch herab, wobei er eine starke Verstauchung des linken Fußes und eine Ver­letzung an der linken Hand erhielt. Eine innere Ver­letzung scheint W. nicht erhalten zu haben.

Honau, 1. Dez. Wirtschaft auf dem Lichtenstein. Infolge Neubesetzung der Kgl. Ober­försterei auf dem Lichtenstein war der Wirtschaftsbe­trieb im Forsthaus etwa 4 Wochen unterbrochen. Dank den Verfügungen der Kgl. Forstdirektion darf die bisherige Wirtschaft auf dem Lichtenstein wieder fortbetrieben werden und ist heute durch Hrn. Ober­förster Ruck wieder eröffnet worden, der sicher be­strebt sein wird, in den ihm vorgezeichneten Grenzen die Gäste des Forsthauses bestens zu bedienen und den anerkannten Ruf desselben durch Herrn und Frau Seitz auch in Zukunft aufrecht zu erhalten.

Hall, 3. Dez. In dem benachbarten Orte Hagenbach waren die Einwohner durch das übel schmeckende Wasser eines Brunnens genötigt, der Ursache nachzuspüren und fanden zu nicht geringem Schrecken eine Kindsleiche in demselben, die schon in Verwesung übergegangen war. Das Kind wird etwa 2'/, Monat alt sein. Eine hier lebende, jetzt verheiratete Frau, welche in Hagenbach gedient hatte, hatte ihr uneheliches Kind in den Brunnen geworfen, weil sie das Kostgeld für dasselbe nicht aufzutreiben vermochte. Die Frau sitzt hinter Schloß und Riegel.

Ulm, 3. Dez. Vor dem Landgericht be­gann gestern vormittag die Verhandlung gegen Gott­lob Vollmer von Kuchen und 32 Genoffen wegen Diebstahls und Hehlerei. Wegen der großen Zahl der Beklagten findet die Verhandlung im Schwur­gerichtssaal statt. Die in demselben auf Tischen, Bänken und der Erde ausgebreiteten gestohlenen und unter­schlagenen Gegenstände verleihen dem Saal das Aus­sehen eines gut assortierten Lederlagers. Die Ver­handlung, für welche mehrere Tage in Aussicht ge­nommen sind, wird von Landgerichtsdirektor Wollaib geleitet, die Staatsanwaltschaft ist durch Staatsanwalt Lödel vertreten. Die Anklage geht dahin, daß ein Teil der Angeschuldigten, welche in dem Geschäft des Schuh- und Lederfabrikanten Hermann Gaffer in