— In Seibothenberg, Gde. Michelbach,. OA. Gerabronn sind drei Scheunen und ein Hausanbau niedergebrannt; 25 Schafe und 2 Schweine kamen im Feuer um. Reiche Vorräte an Früchten und Futter, viele Geräte, darunter eine neue Dresch-- maschine, sind zu Grund gegangen. Der Brand soll durch Fahrlässigkeit mit einer Laterne entstanden sein..
Uever vie Bürgerausschußwahl ist, wie seither, Bericht an das Oberamt zu erstatten.
Calw, den 26. November 1891.
K. Oberamt. Supper.
Den GklneilldkbehSrdkll
gehen Fragebögen über die Fischereiverhältnisse zu, welche beantwortet binnen drei Wochen wieder hieher vorzulegen sind.
Calw, den 27. Nov. 1891.
K. Oberamt. Supper.
Passagiere einer Revision unterzogen. Bei seiner Ankunft in Odessa fand der Herzog keinen Separatdampfer vor, aber auch das regelmäßig nach Livadia verkehrende Passagierschiff soll diesmal einige Stunden früher als sonst vor Eintreffen des Woloczysker Eisenbahnzuges abgefertigt worden sein, weshalb der Herzog 2 Tage auf die Rückkehr des Schiffes zu warten genötigt war. Kurz zuvor sei auf derselben Strecke der durchreisende jugendliche Prinz von Siam mit großer Auszeichnung begrüßt und empfangen worden. Es ist doch kaum anzunehmen, daß absichtlich dem Abgesandten des württemb. Hofs rücksichtslos begegnet wurde.) Schw. M.
Tages-Neuigkeiten.
sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.s Infolge der vom 3.—4. Nov. abgehaltenen zweiten evangelischen Lehrerdienstprüfung ist zur Versehung von Schuldiensten für befähigt erklärt worden: Hanne, Ulrich, Schulamtsverweser in Dennjächt.
Rottenburg, 22. Nov. Heute abend 6 Uhr wurde abermals das Feuersignal für die Stadt gegeben. Es brannte die gefüllte Scheuer des Bauern Taver Widmaier nieder und nur den angestrengtesten Bemühungen gelang es, das Wohnhaus zu retten, auf welches der Brandstifter schon in der Nacht vom 15./16. Nov. es abgesehen hatte. Die Aufregung unter den Einwohnern ist groß. Möchte es gelingen, den Verbrechern auf die Spur zu kommen!
Waiblingen, 24. Novbr. Ein gefährlicher Gast, welcher schon länger hier eingekehrt ist, tritt zum Schmerze mancher Familie immer stärker auf. Die Diphtheritis (Halsbräune) hat in letzter Zeit schon manche Lücke in der Kinderwelt verursacht und breitet sich, wahrscheinlich durch die ungünstige Witterung, immer mehr aus. Manche Kinder müssen, weil eines oder mehrere krank sind, die Schule meiden.
Es singen, 24. Nov. Am Sonntag abend wurde ver Schweizer auf dem Hof Oberkolben von 5 Knechten der benachbarten Höfe erschlagen. Der 25jährige solide und sparsame Bursche, von Rauenthal gebürtig, war mit den Knechten im Wirtshaus zu Forst in einen Wortwechsel gekommen. Beim Nachhausegehen paßten ihm die 1 Stunde vorher wegegangenen Knechte, die schon früher Drohungen gegen den Schweizer ausgestoßen, ab und überfielen ihn auf halbem Wege. Der Hauptthäter, der Kutscher auf Oberkolben, ist flüchtig geworden; die übrigen vier wurden ans K. Amtsgericht Aalen eingeliefert. Das Opfer schleppte sich noch in seine Kammer, starb aber am andern Mittag und konnte, weil meist bewußtlos, das Nähere des Vorfalls nicht mehr angeben.
Hall, 25. Nov. Heute Nacht zwischen 3 und 4 Uhr wurde unsere Stadt durch das Feuerzeichen von den Türmen in großen Schrecken versetzt. Zuerst sah man nur einen ungeheuren Rauch aufsteigen, bald aber brannte es lichterloh auf dem linken Kocherufer und 3 Scheunen und 1 Wohnhaus gingen in
den Flammen auf. Ein Glück war es noch, daß es- völlig windstill war, so daß dem weiteren Umsichgreifen des Feuers gewehrt werden konnte.
München. (Kautionsschwindel.) Der. heutige Polizeibericht schreibt: Der zuletzt in der Nymphenburgerstraße hier wohnhaft gewesene Kom- missionär und Stellenvermittler Emil Haensel- mann von Stuttgart hat in jüngster Zeit eine große Zahl von Stellensuchenden bei sich selbst als Ausgeher, Bureaudiener, Schrerbgehilfen u. dergl., je gegen Erlag einer Kaution engagirt und ist vorgestern flüchtig gegangen. Bis jetzt sind 75 beschädigte Personen bekannt geworden, welche Kautionen im Gesamtbetrag von über 18,000 Mark erlegt haben. Haenselmann ist am 8. November 1862 in Stuttgart, geboren, von kräftigem Körperbau; er hat bei seiner Abreise, welche zunächst in der Richtung über Augs- burg-Ulm erfolgte, seine Frau und sein siebenjähriges Töchterchen mitgenommen. M. N. N.
Aus dem Saarkohlenrevier, 23. Nov°- Am gestrigen Sonntag wurde auf Grube Dudweiler ein Versuch mit Beleuchtung durch elektrisches Licht gemacht, und zwar durch 20 Bogenlampen,, die auch den entlegensten Winkel der Grube tageshell erleuchteten. Die Probe siel in jeder Beziehung befriedigend aus.
Oldenburg, 25. Nov. Heute nacht 12 Uhr, zwei Stunden nach Schluß der Vorstellung, brach Feuer im Großh. Theater aus. Das Gebäude ist vollständig niedergebrannt. Kein Menschenverlust.
Berlin, 25. Nov. Die Influenza gewinnt, hier an Ausdehnung. Von der hiesigen Garnison sind 70 Soldaten an der Influenza erkrankt.
— In Antwerpen rief dieser Tage ein Bärenkampf große Aufregung unter dem Personal des Zoologischen Gartens hervor. Ein brauner Bär hatte die Thür des Nachbarkäsigs geöffnet und den Insassen, einen andern großen Bären, angefallen» Es war nicht möglich, die wütenden Tiere zu trennen. Nach halbstündigem erbitterten Kampfe erlag der Angegriffene und wurde von Petz dem Jüngeren totgebissen.
Petersburg, 25. Nov. Eine Privatmeldung aus Orel besagt: Bei der Entgleisung des Eisenbahntrains auf einer Brücke über die Optucha stürzten die vier letzten Waggons des Zuges in den eisbedeckten Fluß hinab, wobei 20 Passagiere unv 3 Fahrbeamte getötet, 10 Personen schwer verwundet wurden. Dia verunglückten Waggons waren solche III. Klasse.
Deutsches Reich.
Berlin, 25. Nov. Heute Morgen um 8 Uhr begab sich der Kaiser von der Station Wildpark nach dem hiesigen Anhalter Bahnhof, von wo aus er kurz vor 9 Uhr über Wittenberg nach Torgau weiterreiste.
Wittenberg traf er um 10 Uhr 25 Minuten ein, besichtigte die Lutherkirche und setzte von dort kurz vor 12 Uhr über Pretsch die Reise nach Torgau fort, wo er um 1 Uhr 10 Minuten eintraf; morgen Mittag wird sich der Kaiser nach Schloß Hummelshain bei Kahla begeben, am nächsten Tage an den im Grafenberger Revier stattsindenden größeren herzoglichen Jagden teilnehmen und am 28. d. M. nach dem Neuen Palais zurückkehren.
Berlin, 25. Nov. (Reichstagsfitzung.) Die Beratungen des Justizministeriums über das Zuhälterwesen sind zum Abschluß gelangt. Die Ergebnisse derselben werden in Form eines Vorschlages zu entsprechenden Ergänzungen des Strafgesetzbuches zu Tage treten. — Aus Posen wird gemeldet:
Stablewski leistete seinen Eid als Erzbischof.
— Nach einer Meldung aus Petersburg wies der Zar aus dem Apanagevermögen 50 Millionen Rubel für die Notleidenden an.
Berlin, 26. Nov. Der Reichstag beginnt morgen mit der ersten Lesung des Etats.
Leipzig, 24. Nov. Das Reichsgericht erkannte, daß die Verehrung des heiligen Rockes als ein Gebrauch der katholischen Kirche anzusehen sei, auch wenn die Echtheit nicht allgemein anerkannt werde; deshalb wurde die beantragte Revision eines verurteilten Redakteurs, welcher die ganze Sache für „Humbug" erklärt hatte, verworfen.
— Herzog Albrecht von Württemberg ist von Wien nach Gmunden abgereist, von wo er nach Stuttgart zurückkehrt. (Das polnische Blatt Dziennik Polski berichtet über seine Reise nach Livadia, wo er den württemb. Thronwechsel anzuzeigen hatte, wunderbare Dinge, deren Richtigkeit wir dahin gestellt sein lassen. Er sei in der Grenzstadt Woloczysk von Niemanden erwartet worden, ein Salonwagen war nicht vorhanden, so daß er zur Fahrt nach Odessa gewöhnliche Wagen benützen mußte. Das Gepäck der Gesandtschaft wurde ganz so wie das gewöhnlicher
in irgend einer geeigneten Form bewirken. Aber ich bin Ihnen nichtsdestoweniger aufrichtig dankbar für Ihre bisher beobachtete Verschwiegenheit. Eine so sensationelle Neuigkeit würde sich ja mit der Schnelligkeit eines Lauffeuers verbreitet haben, und Sie können sich selber die peinliche Wirkung vorstellen, wenn sie zufällig auch unter meinen Gästen bekannt geworden wäre. Ich würde mich da wirklich in einer ganz schauderhaften Lage befunden haben. Nein — nein, bis morgen früh muß ich jedenfalls noch Ruhe haben, und ich bitte Sie herzlich, bis dahin zu schweigen."
„Wenn Ihnen daran gelegen ist — ja. Morgen aber —"
„Morgen früh werde ich selbst das Erforderliche veranlassen", fiel Röhrsdorf hastig ein, „ich kann ja die Depesche hier behalten, um nach ihrem Wortlaut die Mitteilung an die Zeitungen abzufassen. Sie aber, lieber Sarnow, müssen sich schon im Interesse der bedrohten Gesellschaft zu einem kleinen Opfer entschließen."
„Zu einem Opfer? Was soll ich thun?"
.Sie müssen unverzüglich nach England abreisen, um die Bestellung auf den neuen Dampfer rückgängig zu machen, oder um uns doch wenigstens die Möglichkeit eines Rücktritts zu sichern, wenn die Verhältnisse hier in Folge des unglücklichen Vorfalls eine schlimme Gestalt annehmen sollten. Ich weiß zufällig, daß um sechs Uhr früh der Dampfer „Excelsior" in See geht. Da es sich nur um einen kurzen Aufenthalt handelt, werden Sie ja Ihre Reisevorbereitungen bis dahin in aller Bequemlichkeit treffen und auch noch ein paar Stunden schlafen können."
Sarnow wurde durch die unerwartete Zumutung in hohem Grade überrascht.
„Ist das so notwendig?" fragte er. „Wir würden mit einem einfachen Telegramm wahrscheinlich dasselbe Ergebnis erzielen."
„Sicherlich nicht! Die Schiffsbau-Gesellschaft hat gar keine Veranlassung, uns zu ihrem eigenen Schaden weitgehende Zugeständnisse zu machen, und nur durch persönliche Einwirkung ließe sich da allenfalls etwas erreichen. Aber die höchste
Eile ist dabei da» erste Erfordernis, daniit die Herren womöglich erst aus Ihrem Munde die traurige Neuigkeit erfahren und nicht viel Zeit haben, sich vorher zu beraten."
Sarnow erhob noch verschiedene Einwendungen gegen diese überstürzte Reiser aber das dringende Zureden des General-Konsuls, der sich mit einigem Recht auf seine älteren kaufmännischen Erfahrungen berufen durfte und der überdies erklärte, daß er als Vorsitzender des Verwaltungsrats die volle Verantwortung für den von ihm angeratenen Schritt übernehme, mußte doch endlich seine Bedenken zum Schweigen bringen. Er erklärte sich bereit, um sechs Uhr morgens mit dem Dampfer „Excelsior" nach England zu fahren, und Röhrsdorf drückte ihm mit großer Wärme die Hand.
„Ich wußte wohl, daß man allezeit auf Ihren Pflichteifer bauen darf", sagte er in einem beinahe heiteren Tone. „Seien Sie versichert, daß ich Ihrer Bereitwilligkeit in der Generalversammlung die gebührende Anerkennung verschaffen werde. WaS Sie drüben in England zu thun haben, wissen Sie ja ohne weitere Anweisung, auch werde ich Ihnen auf jede etwaige Anfrage natürlich sofort telegraphisch antworten. Nun aber dürfen Sie sich nicht länger aufhalten, damit Ihre Nachtruhe nicht ungebührlich verkürzt werde. Es ist wohl am besten, wenn Sie gleich hier heraus den Weg über die Hintertreppe wählen, — da sind Sie ganz sicher, jeder unliebsamen Begegnung mit einem meiner Gäste, der ja zufällig ein Bekannter sein könnte, aus dem Wege zu gehen. Kommen Sie lieber Freund! — Ich selber werde Sie bis an den Ausgang führen!"
In seinem Eifer war etwas, das Sarnow unangenehm berührte. DaS ganze Benehmen des General-Konsuls schien ihm wie von irgend einer versteckten Absicht geleitet; aber er war nicht im Stande, diese Absicht zu erraten.
(Fortsetzung folgt.)