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zweiten „gieb uns Freiheit oder Tod", wird der Gesang mehr und mehr beflügelt, immer dringlicher wird die Bitte um Freiheit oder edeln Tod. In einer karakterischen glänzenden Arie feiert ein Sänger den Sieger: „Gewetzt zum Verderben, trifft zahllose Scharen". Mild und feierlich erheben zwei Frauenstimmen die Freudenhymne: „Zion hebt ihr Haupt empor, stimmt ihn an den Jubelchor", ein Chor, der in seinem Farbenreichtum, seiner Klangfülle und überaus schönen Melodie, wie ein Bild der Segnungen des lang ersehnten Friedens erscheint. Dieser Satz, der mit den denkbar einfachsten Mitteln den größten Eindruck erzielt, gehört zu dem Herrlichsten, das je geschaffen wurde. Händel hat diesen Chor erst viel später eingefügt, als er schon hoch in Jahren, völlig erblindet und seinem Ende nahe war, es macht denn auch diese Komposition den Eindruck eines versöhnungs- und weihevollen Friedensgesangs nach einem Leben schwerer Kämpfe. Der Hohepriester fordert nun das Volk auf, den falschen Göttern abzusagen; Duett und Chor antworten: „Niemals beugen wir das Knie vor stummem Holz". Eine hinreißende Gewalt liegt in diesem Stück; immer und immer wieder durchschlingen sich die einzelnen Stimmen, türmen sich dann wieder gegeneinander aus, um ihren Abscheu gegen den Götzendienst kundzuthun, bis alle Stimmen wie auf einmal in fester machtvoller Durharmonie in die Worte ausbrechen: „Wir opfern Gott und Gott allein". Nach der frischen zur Freude ermunternder Arie: „Dann tönt' der Laut' und Harfe Klang", verkündet ein Bote den glänzenden Sieg und nun wird jener im einfachen Liedstyl gehaltene unsterbliche Gesang: „Seht er kommt mit Preis gekrönt" angestimmt, der allüberall sich die Herzen erobert hat. Der „Marsch" der heimkehrenden Sieger schließt sich unmittelbar an. Judas erhebt seine Stimme zum Lobe der im Kampfe Gefallenen: „DemHelden weissagt Kranz und Lohn" und nachdem noch 2 Frauenstimmen die Segnungen des Friedens ge- prjeßen und eine weitere, auch die himmlischen Heerscharen zur Einstimmung in den Lobpreis des Höchsten aufgefordert, beschließt der Chor das Werk mit seinem „Hallelujah".
(Eingesendet.)
Allen Freunden schöner und erhabener Musik bietet sich am kommenden Sonntag (I. Advent) ein großer Genuß. Der hiesige Kirchengesangverein ^ wird an genanntem Tag zur Feier seines 25jährigen Bestehens das Oratorium „Judas Makkabäus" von Händel aufführen und dabei zum erstenmal ein größeres Orchester beiziehen. Seit einigen Jahren kennen wir die Streichinstrumente der vorzüglichen Prem'schen Kapelle. Diesmal aber sollen neben 10 Saiteninstrumenten auch 8 Bläser (2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte und 2 Hörner) Mitwirken, was im Verein mit ca. 60 Sängerinnen und Sängern
eine mächtige Klangwirkung Hervorrufen dürfte. Als Solisten sind zu nennen die hier bekannten und stets gerne gehörten Damen: Frl. Federhaff und Frau Stadtpfarrer Eytel. Als Tenorist wurde der in Stuttgart u. a. O. mit großem Beifall aufgenommene Herr Pfarrer Klett gewonnen und als Bassist Herr Vikar J l g, der schon in der Tübinger Liedertafel als Solist gerne gehört wurde. Die Kosten der Aufführung bestreitet der Verein neben den eingehenden Gaben aus den Jahresbeiträgen seiner Mitglieder. Diese allein ermöglichen eine größere Aufführung, und es wäre deshalb zu wünschen, daß noch Manche, die dem Verein fern stehen, ihm oeitreten würden. Wir hoffen, man werde sich noch dazu entschließen, die Aufführung nicht vom Chor, sondern von der Orgelempore aus zu geben, da es sehr bedauerlich wäre, wenn unsere schöne Orgel picht Mitwirken könnte. Allerdings wird jeder Dirigent darauf zu achten haben, daß sein Singchor eine möglichst günstige Aufstellung habe, welche unsere von Anfang an für größere Musikaufführungen zu klein errichtete Orgelempore leider nicht ermöglicht. Man mag die Sänger stellen, wie man will, die auf der Seite oder hinter einer Säule stehenden Kräfte sind nahezu verloren, was auch bei dem sonst gelungenen Kirchengesangfest in diesem Sommer störend bemerkt wurde. Der Eintrittspreis wurde so niedrig gestellt, um jedem Musikfreund den Besuch möglich zu machen.
Aufforderung zur Drlduug einer Männerlurnriege.
Gar mancher Mann im deutschen Vaterlande könnte es bezeugen, wie er sich durch fortgesetztes Turnen Jugendfrische und Jugendkraft bis ins höhere Alter hinauf bewahrt hat. Leben ist Bewegung, Stillstand ist Tod. Es fehlt demjenigen das rechte volle Leben, welcher sich scheut die leichten, einfachsten Freiübungen zu machen, die den Blutumlauf fördern, die Nerven kräftigen und das Gehirn vom Druck der Sorge und der geistigen Anstrengung befreien. Wer unter der Last reichlich angesammelten Fetts langsam dahinkeucht und alle planmäßigen, die Entfettung begünstigenden Leibesübungen meidet, der kann sich seines Lebens nicht voll und ganz freuen.
Auf den Turnplätzen sprudelt ein Jung- und Gesundbrunnen der Arm und Reich zugänglich ist. Er bewährt seine verjüngende Kraft nicht nur dann und wann wie das Wasser des Teiches Bethesda zu Jerusalem, sondern immer.
Niemand möge das Fernbleiben von den Turnübungen mit seinem Alter entschuldigen. Wann beginnt das Alter? Wann sich das Haar färbt oder mit 60 Jahren, wie's Sprichwort sagt? O nein, es kommt bei dem Einen früher, bei dem Andern später. Es giebt greise Jünglinge und jugendliche Greise. Unvermögen, Schwäche sind die alleinigen Kennzeichen des Alters.
Nicht mehr recht sehen, hören, gehen, springen, verdauen, schlafen können, das sind die Wahrzeichen des Alters. Der Fuchs der Fabel würde, angesichts solcher Menschen die Frage des Wolfes: „Sind denn das Menschen?" mit der Redensart beantworten: „Nein, das sind welche gewesen!"
Erst wenn die Sinne, Glieder und inneren Organe den Dienst versagen, dann ist das Alter gekommen. Der Termin seines Eintritts läßt sich hinausschieben. Der Wiener Volksbildungsverein hat eine Reihe von rüstigen Greisen, wie Moltke, Pleuer, Felder, Schmerling, Jules Simon u. a. gefragt, wie sie so alt geworden seien. 15 dieser Greise haben jene Frage ziemlich einstimmig dahin beantwortet, daß mäßige Lebensweise, rege Geistesthätigkeit, hinreichende Bewegung und regelmäßiger Schlaf dies bewirkt haben.
Also die Körperübung ist ebenfalls unentbehrlich, um alt zu werden. Mit einer solch planmäßigen Körperübung ist es aber nie zu spät so lange man nicht krank und siech geworden ist. Der Jüngling soll an den Mann, der Mann an den Greis denken und nichts unterlassen, was sie glücklich in ein höheres Alter hinüberführt.
In Altersriegen, Männerriegen, ist den Aelteren Gelegenheit gegeben, an besonderen Turnabenden sich von der Wohlthätigkeit eines einfachen, planmäßigen Turnbetriebs zu überzeugen.
„Das Turnen hat vor den meisten anderen Leibesübungen den großen Vorzug, durchaus nicht „einseitig zu sein und sich jedem Lebensalter „und jedem Maße körperlicher Kräfte „vollständig anpassen zu lassen. Es „kann in seinen Wirkungen genau abgewogen „und kontrolliert werden. Das Turnen in Gemeinschaft mit anderen Personen erzeugt außerdem „durch die Anregung aller Einzelnen eine heitere „Geselligkeit und fröhliche Stimmung. Wer die „Brust frei aufatmen lassen, den Blutumlauf „seines Körpers anregen, seine Muskeln stärken „möchte, der beteilige sich an den Turnabenden „einer Männerriege.
(Nach der „Turnzeitung".) Siehe auch die Aufforderung im Anzeigenteil.
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sind zum ausleihen parat.
Stiftungspflege.
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Breitenberg.
Bei der hiesigen Gemeindepflege liegen
800 oder SO« Mark
gegen doppelte Sicherheit zum ausleihen parat.
Gemeindepfleger Hennefarth.
Knppiuyen.
Ich Unterzeichneter habe am 28. Oktober d. I. in der Wirtschaft zum Lamm in Deckenpfronn beleidigende Ausdrücke über die dort anwesenden Gäste gebraucht, ich bedaure dieselben gemacht zu haben und bitte die damals Anwesenden um Verzeihung.
d Gottlieb Roller.
Zur Beurkdg.:
Schultheißenamt.
Weik.
Vereinshaus.
Donnerstag abend 8 Uhr
Bibelstunde.
M
Todesanzeige.
Verwandten, Freunden > und Bekannten widmen wir die schmerzliche Nachricht, (daß unsere liebe Gattin, _l Mutter, Schwester und
Tante
Rosine Hajo, geb. Gehring, von ihrem langen, schweren Leiden am Montag abend 7 Uhr durch einen sanften Tod erlöst wurde.
Um stille Teilnahme bittet
der trauernde Gatte Martin Hajo mit seinen 8 Kindern. Beerdigung Donnerstag nachmittag 1 Uhr.
1800—220« Mark
sind gegen mäßigen Zinsfuß auszuleihen. Zu erfragen bei der Red. d. Bl.
Gabe«
für den Weihnachtsbaum des ev. Sonntagsblattes befördert
Lotte Grüner.
Für Ziinrnerbeleuchtrmg!
rauch- und geruchlos, weiß brennend, sparsam imVerbrauche,
bei 1 Liter ä 32 Pfg.,
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bei 1 Liter ä 24 Pfg.,
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