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gereizt und hierdurch auf der Stelle zur That hin­gerissen worden? 1,) sind andere mildernde Umstände vorhanden? Nach etwa '/-stündiger Beratung fällten die Geschworenen folgenden Spruch: die erste Frage ist bejaht, die zweite verneint, die dritte Frage da­gegen bejaht. Der Gerichtshof erkennt auf 4 Jahre Gefängnis und 4 Jahre Ehrverlust. Der Gerichts­hof, so bemerkte der Präsident, Landgerichtsdirektor Bartsch, hat bei der Strafabmessung erwogen, daß der Angeklagte, der den gebildeten Ständen angehört, sich einem so lüderlichen Lebenswandel ergeben hat.

Berlin, 14. Nov. DieStraßb. Post" be­richtet : Fürst Bismarck traf am Nachmittag 5 Uhr 43 Min. auf der Durchreise von Varzin nach Fried­richsruh hier auf dem Stettiner Bahnhof ein und war Gegenstand lebbafter Kundgebungen. Trotz des schlechten Wetters hatten sich Hunderte auf dem Bahn­hofe eingefunden, darunter eine große Anzahl Damen, zum Teil mit prachtvollen Blumensträußen. Der Bahnhof wurde abgesperrt, jedoch wurde später den mit Perronkarten Versehenen der Aufenthalt gestattet. Als der Zug eintraf und der Fürst in seinem Salon­wagen sichtbar wurde, durchbrach das Publikum die Schutzmannskette, stürmte auf den Fürsten zu und streckte ihm die Hände entgegen. Fortgesetzt wurden ihm Blumen gereicht, so daß der Fürst abwehrcnd sagte:Wo soll ich mit den vielen Blumen hin?" Jetzt stimmte die vielhunderköpfige MengeDeutsch­land, Deutschland über alles" an. Begeistert wurde das Lied gesungen. Da lehnte sich Fürst Bismarck weit aus dem Fenster und, nachdem Ruhe geboten war, sagte er ungefähr:Ich danke Ihnen für den herzlichen Empfang! Es beglückt mich, so viele Freunde in Berlin zu wissen." Die Fahrt ging dann zum Lehrter Bahnhof, wo gleichfalls ein Ansturm des Publikums stattfand. Hoch- und Hurrahrufe erschallten und man hörte begeisterte kurze Ansprachen großen­teils von älteren Herren mit bewegter und thränen- erstickter stimme. Fürst Bismarck war tief erschüttert; er sagte:Wie danke ich Ihnen allen, die Sie mich hier so freundlich begrüßen; ich freue mich um so mehr, als ich seit Marz Berlin nicht mehr gesehen habe." Dann setzte sich der Zug in Bewegung.

Berlin, 16. Nov. Die Blätter melden das Falliment des Bankiers Meier in Hildes heim; die Mitteldeutsche Kreditbank soll beteiligt sein. Die­selbe ließ in den jüngsten Tugen eine Kautionshypothek auf ein Gut des Cridarl, eintragen, die den geschul­deten Betrag übersteigt. Die Verhältnisse der Firma Meier sollen sehr verworren sein, da Bücher seit lange nicht geführt wurden. Ferner wird aus Unna in Westfalen der Zusammenbruch des Hauses Her­brecht gemeldet. Es liegen Wechselfälschungen in ungeahnter Höhe vor. Viele Leute verlieren ihre ganzen Ersparnisse. Dis Aufregung in der Stadt ist groß. Der Buchhalter Bertrich, welcher

durch Selbstmord endete, war zwanzig Jahre bei Herbrecht in Verwendung. Der Letztere war ver­schwunden, wurde aber bei der Rückkehr auf dem Bahnhofe verhaftet. Auch die Reichsbankstelle Hamm soll mit mehreren hunderttausend Mark beteiligt sein.

Brüssel, 17. Nov. Vergangene Nacht kam es zwischen etwa 30 Unteroffizieren und Soldaten der Garnison einerseits und Polizeibeamten andererseits zu einem Streit, wobei die Soldaten die Säbel zogen und die Polizeimannschaften bedrohten. Letztere verhafteten sechs Soldaten, worauf deren Kameraden die Verhafteten zu befreien suchten. Bei dem Hand­gemenge, das hiebei entstand, wurde ein Polizeibeamter verwundet. Der Vorfall wurde dem Militärge­richt angezeigt.

Vermischtes.

Die Influenza in Sicht. Die Influenza greift in Posen immer mehr um sich und endet mehrfach mit tötlichem Ausgang. In den Schulen muß eine große Anzahl der Kinder infolge Erkrankung der Influenza vom Schulbesuch fernbleiben. Auch in Berlin tritt die Influenza wieder epidemisch auf und insbesondere ist es der Norden und Osten der Stadt, in dem eine größere Anzahl von Erkrankungen dieser Art in den letzten Tagen zur ärztlichen Be­handlung gelangt sind. Einen bösartigen Charakter hat die Krankheit jedoch in Berlin bisher nicht an­genommen.

Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd Graf Bismarck ist am 13. nach einer überaus unglücklichen Reise von Santos (Brasilien) in Bremer­haven angekommen. Die Köln. Z. berichtet darüber: Vor der Abreise war alles wohl an Bord, obwohl in der Nähe des Dampfers, am Liegeplatz in Santos, Fieberfülle vorgekommen waren. Kurz nach der Ab­fahrt erkrankte zwischen Santos und Rio zunächst der Quartiermeister am Fieber und ein Heizer bekam den Hizschlag. In Rio kamen dann noch abends spät Reisende an Bord; diese haben wohl ohne Zweifel die Krankheit mit an Bord geschleppt, denn schon eine halbe Stunde später war eine schwarze Frau infolge des Fiebers tot. Am andern morgen wurden die Leiche derselben und die beiden Kranken an das Hospital von Rio abgegeben und die Reise von Bahia fort­gesetzt. Unterwegs wurden dann der erste Offizier des Schiffes Sander und der Obersteward Jördens vom gelben Fieber erfaßt und nach dreitägigem Kranken­lager dahingerafft; sie fanden ein kühles Seemanns­grab. Außerdem erkrankten auf dieser Reise der Obcrmaschinist, der vierte Offizier, ein Steward und ein Aufwärter, die sich aber jetzt auf dem Wege der Besserung befinden.

Das Ende eines Verbrechers. Im Männerzuchthause zu Bruchsal starb dieser Tage der

früher in hohem Ansehen gestandene Hauptkassier der Generaldirektion der großherzoglich badischen Staats­eisenbahnen, Weniger, welcher wegen großer Ver­untreuungen zu einer längeren Zuchthausstrafe ver­urteilt war. Es fand sich niemand, der die Leichen- kosten bezahlt hätte, und so wanderte sein Leichnam in die Anatomie nach Heidelberg.

Was anders. Mann (nachdem ihn ein mit­leidiger Wagenbesitzer ausgenommen hat, beim Aus­steigen):Herr Gott, bin ich froh, daß ich aus dem verdammten Schinderkarren 'raus komm!" Herr: Das ist aber unerhört eine solche Unverschämt­heit ist mir noch nie vorgekommen, nachdem ich Sie aus reiner Menschenliebe heimgefahren!" Mann:So aus reiner Menschenliebe! No, das is was Anders, nachher entschuldigens halt ich Hab' g'laubt, es kost' was!"

Karrbrmrthschaftticher Uerem.

Die Herren Ortsvorsteher ersuche ich, diejenigen Vereinsmitglieder, welche am 13. d. M. den Ausflug nach Rutesheim zur Besichtigung der dortigen Feld­bereinigung mitgemacht haben, mir zu benennen.

Calw, den 17. November 1891.

Vereinsvorstand:

Supper.

Scftöns kcksut, keiner Deink, dugenU- kriseliss Ausssften cvird unkeblbar srmslt äureb

OoSrinKS Seife

beste neutralst« Doiletteseike der Eegencvart. 6ut reinigend liebliestes Uarküm Lillix.

Verbrat 0il6»!l>6luliklt 2llk ställttill-Istisütlk.

voerinKS 8vite ist dis einrlZe, geloste ancb Uer- soneu mit änsserst empttudliollvr Haut ruträA- lieb ist. Tum IVascbeu der SäuZIinAe und Linder ssbr swpksblsuscvert. Lbeuüseb g'öprükt and bekunde» als die beste 8eike der äVelt. kreis nur 42 kkg. per LtüeL. Tu buben in 6ul'.v bei: Vislend L küsiäsrsr, älts ^potdebe: 7. 2. As^sr; 2. Länder. UuAros-Verbaut: kaul Vksiss ü Oie., LtuttZart.

Mit wenig Viel erreicht. Eßlingen. Ich Unterzeichneter fühle mich gedrungen, die mir zugeschickten Apotheker Richard Brandts Schweizerpillcu meinen Mit­menschen als Heil- und Linderungsmittel gegen die meisten Krankheiten dringend zu empfehlen. Ich habe nach Ver­brauch von 3 schachteln in meiner Familie mit Freuden wahrgenommen, daß sie bei Magenleiden und Verstopf­ung, auch gegen Kopfweh und überhaupt als Blut­reinigungsmittel gute Dienste gcthan haben, und ich kann die Schweizerpillen (a Schachtel 1 M. in den Apotheken) mit gutem Gewissen Jedermann nur empfehlen. Ich und meine Frau nahmen gewöhnlich morgens nüchtern 3 Stück, meinen Kindern gab ich morgens und abends 1 Stück und die Wirkung war ganz ohne Beschwerden, was ich jederzeit öffentlich bezeuge. Wilhelm Silberhorn, Parkstraße 21. (Unterschrift beglaubigt.) Die auf jeder Schachtel auch quantitativ angegebenen Bestandteile sind: Tilge, Moschusgarbe, Aloe, Absynth, Bitterklee. Gentiau.

Amtliche VeklMtikachullSku.

Zur alsbaldigen Bezahlung der auf 1. Juli d. I. verfallenen hälftigen

Kapital- Md Dierrst- EiukaMMLnsßeuer

pro 1891/92 wird dringend aufgefordert. Calw, den 16. November 1891.

Kgl. Ortssteueramt.

Unterhaugstett.

Bei der hiesigen Ortskirchenpflege liegen

3«0 Mark

zum Ausleihen parat.

Kirchenpfleger Dittrrs.

Vrivat-Attzergen.

Vereinshaus.

Donnerstag abend 8 Uhr

Bibelstunde.

Nächste Woche backt

Laugenbrrheln

Schaub z. Stern.

Danksagung.

Wir fühlen uns gedrungen, allen, welche uns bei dem herben Verluste unserer lieben Tochter und Schwester Emma in so reichem Maße ihre Teilnahme erwiesen haben, für die vielen Blumen­spenden und den tröstenden Gesang ihrer Mitschülerinnen vor dem Haus und am Grabe, namentlich aber auch den jugend­lichen Trägern und der zahlreichen Be­gleitung zu ihrer letzten Ruhestätte, unfern tiefgefühltesten Dank auszusprechen.

Im Namen der trauernden Hinter­bliebenen

der Vater:

Joh. Belz, Schreiner.

Die Wohnung

im Maler Weik'schen Hause (seither von Hrn. Pfleger bewohnt) ist sofort zu vermieten.

Eine Wohnung

von 6 Zimmern mit allen Erfordernissen ist sofort oder bis Lichtmeß zu vermieten.

Näheres ist zu erfragen im Compt. ds. Blattes.

Mite um milde Haöen für Wariaöerg.

Die Heil- und Pfleganstalt für Schwachsinnige in Mariaberg bittet auch in diesem Jahr herzlich und dringend um Spenden. Die Zahl der Zöglinge beträgt gegenwärtig 140, wovon 93 der Armenklasse augehören, für welche ein bei Weitem nicht ausreichendes Verpflegungsgeld entrichtet wird.

Das zur Erlangung weiterer Unterkunftsräume unternommene, in: heurigen Sommer vollendete Bauwesen hat samt der inneren Ausstattung einen Aufwand von 40,000 ^5 erreicht.

Mögen in wohlwollender Berücksichtigung dieser Umstände recht Viele ihre mildthätigen Hände Mariaberg zuwenden!

Zur Empfangnahme und Vermittlung von Gaben ist bereit

, IO cn c. Oberamtmann

Calw, 18. November 1891.

Supper.

Fettes

Hammelfleisch.

pr. Pfund 45 -A ist zu haben bei Georg Hammer.

Sauerkraut

verkauft

F. Weidlcr.

Calw.

Zwei fleißige

Mädchen

finden sofort dauernde Beschäftigung in der Zwirnerei.

C. H. Müller.

od. Pomade Retter's » mrübertroffenesHaarwasser, Marl, geprüft und begutachtet, um 40 -rZ und 1. 10 bei Apotheker Stein in

Ca lw._

Calw.

Gesäusen

wurde eine Boa (Halsbekleidung) und kann solche gegen Einrückungsgebühr ab­geholt werden bei

Carl Schmidt» Vorstadt.

Einige Wagen

Dung

hat zu verkaufen

Georg Schechinger, Vorstadt.