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Haft, die Musikaufführung war durchaus gelungen. Der Kaiser und der König waren während des Zapfenstreichs auf dem Balkon, auch die Kaiserin erschien wiederholt.

L Ein wichtiger Fund in Hirsau.

Vermöge eines glücklichen Zufalls wurde an dem kleineren nach außen sichtbaren, nach innen durch eine Vermauerung, die sich neuerdings etwas loslöste, bisher verdeckten hölzernen Thor der nördlichen Kloster­umfassungsmauer (im jetzigen Pfarrgarten) die Ent­deckung gemacht, daß dasselbe aus ursprünglich einem ganz andern Zweck dienenden, auf der Innenseite schön verzierten Brettern zusammengesetzt sei. Es sind drei Stücke, die hier in Betracht kommen, in einer durch­schnittlichen Länge von 1,55 und einer durchschnitt­lichen Höhe von 35 cm. Ein Gesimsansatz und an­dere Zeichen weisen unverkennbar darauf hin, daß sämtliche Stücke einem Abschluß nach oben angehörten, der Umstand aber, daß die Rückseiten der Bretter sehr wenig gehobelt, ja fast roh gelaffen sind, spricht da­für, daß dieselben ursprünglich nicht frei standen, son­dern als Getäfer an einer Wand angebracht gewesen sind. Während nun zwei dieser Bretter ganz gleich­förmig mit ziemlich tief herausgeschafftem Schnitzwerk, in Rosetten und Spitzbogenornamenten bestehend, be­deckt sind, zeigt das dritte Stück, das seiner ganzen Höhe nach zweigeteilt ist, auf einer Seite einen stark edrückten, mit einer Kreuzblume gekrönten, mit Krak­en verzierten und von Fialen (Spitzsäulen) flankier­ten schönen Spitzbogen, auf der andern Seite aber einen reichgezierten Abtsstab, welcher senkrecht über einem Wappen steht, in dessen Schild eine schwer zu enträtselnde Figur angebracht ist. Links von diesem Abtsstab (vom Beschauer aus) ist ein zweites, mit dem gewöhnlichen heraldischen Schnörkelwerk umrahm­tes, mit einem großen Flügel gekröntes Wappenschild sichtbar, auf welchem ein sehr zierlich eingeschnittener Vogel sich zeigt. Seiner ganzen Beschaffenheit und künstlerischem Schmucke nach muß gerade dieses dritte Brett den Mittelpunkt eines an einer langen Wand hinlaufenden hölzernen Getäfers, bezieh­ungsweise den krönenden Abschluß dieses Mittelstückes gebildet haben. Es sind noch Spuren starker Pfosten oder Träger, die noch über den obersten Rand des Brettes liefen, vorhanden, welche einen Baldachin mögen getragen haben. Alles zusammengenommen, können diese 3 Bruchstücke zu nichts anderem ursprüng­lich gedient haben als zur Rückwand eines Chor- stuhles oder eines in der Abtei befindlichen Prunk- oder Empfangszimmers. Mit einem Abt hängt die Sache unter allen Umständen zusammen, darauf deutet ja der Abtsstab im mittleren Brett unverkenn­bar hin; wir sind aber vermöge des dort angebrachten doppelten Wappens zugleich in der glücklichen Lage zu wissen, was für ein Abt gemeint ist? Auf dem Königlichen Archiv sowie auf der Stuttgarter Kgl. Oeffentlichen Bibliothek angestellte Erkundigungen haben nämlich das feste Ergebnis geliefert, daß wir hier mit

dem Wappen des Abts Wolf (Wolfram) Wei­ser (auch Meyser) vom Berg (regierte in Hirsau 14281460s zu thun haben: Der Vogel ist eine Meise und das rätselhafte Bild des andern Wappens die Schafscheere, welche ein Zweig jenes alten Adelsgeschlechtes gleichfalls im Wappen führte. Abt Wolf gehörte zu den besseren, ja besten Vorstehern des Klosters: er sah bei seinen nur widerwillig seinem gewaltigen Scepter sich beugenden Mönchen strenge auf Zucht und Ordnung, weshalb er auch zuerst die Möller, später (1457) die Bursfelder Reform unter ihnen einführte. Die Abtei am Thor (wo jetzt das Jagdschloß mit der Ulme steht) erbaute Wolf; auch noch viele andere Gebäude im Kloster, freilich nicht ohne schließlich bei seinem Tod das Kloster mit großen Schulden beschwert hinter sich zu lassen. Das Aeußere des Mannes wird uns (von Trithemius) also be­schrieben :Er war von wohlproportionierter Statur, mehr fett als mager, rundköpfig, von schönem und anmutigem Gesicht, er schritt langsam einher". Was sein geistiges Wesen anlangt, so wird ihm von demselben Gewährsmann nachgerühmt: Er war von verehrungswürdiger Würde, besaß eine süße, über das Gewöhnliche hinausgehende Beredsamkeit, jedoch mehr in der Volkssprache als in der lateinischen. Er hatte einen feinen Geist und getreues Gedächtnis". Schließ­lich werden seine Klugheit und Geschäftsgewandtheit gerühmt, seine Sittenreinheit, sein christlicher Sinn, sein keine Mühe scheuender Eifer, seine Strenge gegen die Unbotmäßigen. Er starb 65 Jahre alt. Geschicht­lich und vollends kun st geschichtlich betrachtet, ist die Auffindung jener 3 Brettstücke von hoher Be­deutung, haben wir doch mit demselben eine Probe kirchlicher Holzschnitzerei aus der Mitte oder noch vor Mitte des 15. Jahrhunderts vor uns, ein hochent­wickeltes Kunstwerk, welches auf den damaligen hohen Stand kirchlicher Kunst überhaupt und insbesondere auf die in jener Zeit zu Hirsau in hohem Grad entwickelte Kunstblüte einen sichern Schluß zu machen gestattet.

Vom Lande. (Eingesendet).

Letzter Tage war uns auf einem Ausflüge Ge­legenheit gegeben, die Inspizierung einer ländl. Feuer­wehr mitanzusehen. Um ^/»1 Uhr ertönte das Signal zum Antreten und '/-2 Uhr wird es beinahe, bis das Corps beisammen ist, denn: der eine hat noch nicht Mittag gegessen, der andere noch nicht gefüttert, der dritte seinen Helm vom Grünspan nicht gereinigt und blank geputzt und der vierte endlich findet das Armband nicht und sucht das ganze Haus durch, bis daß er es gefunden hat". Kurz gesagt, es ging wie es dort im Krähwinkler Landsturm heißt:Immer langsam voran! Nachdem nun endlich stark die Hälfte der Feuerwehr versammelt war, konnte der Herr Inspektor, dem glücklicherweise der Geduldsfaden nicht gerissen ist, daran denken, mit der Probe zu beginnen, die im allgemeinen be­friedigend ausfiel, bloß dürfte noch mehr Ordnung und Ruhe, mehr Disciplin herrschen. Und wenn, wie bemerkt werden konnte, einige Zugführer einen

energischen Befehl oder Kommando erteilten und man dann zu hören Gelegenheit hatte:Von dem laß i mer nex befehle", oders'brennt jo net, do brauch i mr net so anstrenga!" so wäre für solche doch bemerkens­wert zu erfahren und zu wissen, daß gerade derartige Proben und Visitationen Zeugnis davon ablegen,. was der Einzelne wie überhaupt die ganze Feuer­wehr zu leisten im Stande ist. Denn die Ordnung, und Disciplin bei einem Brandfall hängt wesent­lich ab von der geübten Ordnung und Disciplin bei den Hauptproben. Auch den Hornisten, die nach vollendeter Probe zur Verherrlichung des Ganzen, einen Marsch geblasen, dürfte empfohlen werden, daß. sie ihre Weisen nicht wie sich einer ausdrückte nach eigener Melodie wählen, sondern vielmehr eine geordnete Melodie, wo möglich nach Noten, einüben. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß durch solche Proben, manches an den Tag kommt, was bei Brandfällen, großes Ungeschick hervorbrächte, z. B. wie es vorkam. das Brechen einer hölzernen Achse an einer Spritze, die jetzt wieder durch eine neue ersetzt wird.

Weinpreiszettel.

Feuerbach, 28. Okt. Die Lese wird heute beendigt. Noch kein fester Kauf. Mehreres ist verstellt.

Untertürkheim, 28. Okt. Lese geht morgen meistens zu Ende. Verkauft wurde heute zu 180, 185, 190 bis 200 ^ per 3 Hl. Noch ziemlich Vorrat.

Rothenberg, 28. Okt. MehrereKäufeMittel­gewächs zu 163 ^ per 3 Hl. Mehrere Käufe auf Mittelschlag. Qualität gut. Käufer eingeladen.

Horrheim, OA. Vaihingen. Einige Käufe zu 150 und 155 pr. 3 lll. Vorrat noch ca. 400 bl. Verkauf langsam. Käufer erwünscht.

Besigheim, 28. Okt. Vorrat noch 350 Hl. Käufer erwünscht.

Brackenheim, 28. Okt. Käufe zu 150-^ per 3 Hl. Lese geht zu Ende.

Standesamt Kalw.

Geborene:

19. Okt. Anna Luise, Tochter des Christian Bub eck Hilfswärters bei der Eisenbahn hier. Getraute:

24. Grämlich, Karl, Trambahnkondukteur mit

Pauline, geb. Heugle hier.

29. Laib, August, Eisenbahnpraktikant I. Klasse

hier mit Bertha Lochbihler.

G e st o r b e n e:

24. Johanna Rost, ledig, 76 Jahre alt.

Gottesdienst

am Sonntag, den 1. November. Reformationsfest.

Vom Turm : 212.

Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. Feier des heil. Abendmahls. (Vormittags 9>/4 Beichte in der Sakristei.) Das Kirchenopfer ist für die württembergische Bibelanstalt bestimmt. Nachm.-Predigt um 2 Uhr: Herr Stadtpfarrer Eytel.

Mittwoch 10 Uhr, Betstunde.

Amtliche §etrlll!ntnmchuiigeil.

KontrolverfammlmMN

im Bezirke der II. Kompagnie Calw finden statt: für die Dispositionsurlauber, die Reservisten, die zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Mannschaften und die Halbinvaliden, welche noch im reservepflichtigen Alter stehen;

1) in der Station (des Kontrolbezirks) Neu weiter am 4. November 1891, vormittags 9 Uhr, beim Nathause;

2) in der Station (des Kontrolbezirks) Gechingen am ». November 1891, vormittags 9'/- Uhr, bei der Kirche;

3) in der Station (des Kontrolbezirks) Liebenzell am 5. November 1891, nachmittags 3 Uhr, beim Rathause;

4) in der Station (des Kontrolbezirks) Calw am 7. November 1891, nachmittags 3 Uhr, beim Bezirkskommando.

Die Einteilung der Kontrolbezirks ist die gleiche wie bisher. Militärpaß und Führungszeugnis sind bei Strafvermeidung zur Stelle zu bringen; auch sind Orden und Ehrenzeichen anzulegen.

Calw, im Oktober 1891.

Bezirkstommando.

wird auf dem Rathaus hier die Beifuhr von 60 Roßlasten Sandsteinen auf die Röhrlesbrunnenallee und auf den Som- menhardter Weg im Abstreich vergeben.

Wegbauaccor).

Am Mittwoch, den 4. November, vorm. '/-10 Uhr,

wird im Stadtwald Spitalberg der Neu­bau eines 220 m langen Holzabfuhr­wegs an Ort und Stelle im Abstreich vergeben.

Gemeinderat.

Accord

über Schotterkieferung «. Reifuhr von Kementröhren

findet statt am Dienstag, den 3. d. Mts., nachm. 3 Uhr, bei Mohr in Hirsau.

Calw.

Steinbeifuhraccord.

Am Mittwoch, den 4. November, vorm. 8

Breitenberg.

Bierbrauerei- und Wirischasts-Ierkauf.

In dem durch Beschluß des Voll­streckungsgerichts vom 24. September 1891 angeordneten Zwangsvollstreckungs­verfahren in das unbewegliche Vermögen der Karl Frey, Kronenwirts Ehe­leute dahier, kommt am Donnerstag» den S. Nov. 1881, vormittags 18 Uhr, in dem Rathaus zu Breitenberg folgende Liegenschaft erstmals im öffentlichen Auf- streich zum Verkauf:

Nr. 39. 2a 10 gm ein zweistock- igtes Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit Scheuer, Back­ofen und Ziegeldach, sowie mit dinglicher Schildwirtschaftsgerechtigkeit,

2 a 55 gm Hofraum und Pump­brunnen,

Steueranschlag 5100 Brandvers.-Anschlag 4120

Gemeinderätlicher Anschlag 3400 Nr. 39 a. 55 gm ein einstock. Brauerei­gebäude mit Braulokal, gewölbtem Keller und Zubehörden.

Steueranschlag 1000

Brandvers.-Anschl. mit den Zubehörden 1680

Gemeinderätlicher Anschlag 1500

Nr. 39 b. 64 gm ein einstock. Schuppen mit gewölbtem Keller,

20 gm Hofraum.

Steueranschlag 400 Brandvers.-Anschlag 320 Gemeinderätlicher Anschlag 300 PN. 36. 22 a 97 gm Gras-, Baum- u. Gemüsegarten im Hinteren Weiler, Steueranschlag 27 ^ 38 A Gemeinderätlicher Anschlag 1400 PN. 63/1. 38 a 99 gm Baumacker in Scheurenäckern,

Steueranschlag 21 44 A

Gemeinderätlicher Anschlag 950 PN. 65/1. 11 s. 84 gm Baumacker in Haldenäckern,

Steueranschlag 6 ^ 51 Gemeinderätlicher Anschlag 400 PN. 106. 11m 38 a 66 gm Acker,

16 58 L aubgebüsch, 11m 55 g, 24 gm im Stutz, Steueranschlag 44 32 -A

Gemeinderätlicher Anschlag 1600 Die Gebäulichkeiten stehen im Hinteren Weiler, die Feldgüter befinden sich in deren Nähe.

Verwalter dieser Liegenschaft ist Ge­meinderat Rentschler.

Mitglieder der Verkaufskommission sind der Unterzeichnete und Schultheiß K ü b l e r.

Den 3. Oktober 1891.

Vollstreckungsbehörde.

Namens derselben der Hilfsbeamte

Amtsnotar Schmid in Teinach.