M 129 . Amis- und Anzeigeblati für den Bezirk (Lalw. 66. Jahrgang.

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Erscheint Dien s la g, Donnerstag »nd Samstag. Di- ElnrkckungSg--r beträgt im Bezirk »nd nächster Um­gebung s Psg. die Zeile, sonst iS Psg.

Samstag» den 31. Oktober 1891.

LbvnnemrntLpret» vierteljährlich in der Stadt *0 Pfg. und SV Pfg. Trägerlohn» durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst i» ganz Württemberg ML. 1. 85.

alten Eugen Aldinger, dem 6jährigen Schilling einen brennenden Frosch in die Tasche zu stecken. Der Frosch explodierte und setzte die Kleider des Schilling in Brand, woraus die Knaben davonliefen. Eine des Weges kommende Frau fand den Schilling mit brennenden Kleidern derart rauchend vor, daß sie bei der Annäherung zuerst glaubte, der Wald brenne. Sie riß ihm die Kleider herunter und trug ihn nach Hause, wo er am 21. Oktober abends seinen Brand­verletzungen erlag. Die beiden Thäter sind ver­haftet. Wegen des Verkaufs des Feuerwerks an die Knaben wird sich der betreffende Händler zu verant­worten haben.

Laupheim, 28. Okt. Einige Knaben, welche in der Nähe des Badplatzes ein Spiel machten, fanden '.n der Badehütte einen männlichen Leichnam. Der Der Mann scheint sich an der dortstehenden Pappel durch Erhängen den Tod gegeben zu haben. Kopf und Rumpf waren getrennt und so in Verwesung übergegangen, daß kein Erkennen des Unglücklichen möglich ist.

Würzburg. Das Militärgericht verurteilte den Sergeanten der 6. Eskadron des 1. bayer. Chevauxleger-Regiments Peter Gutgesell wegen Mißhandlung des Soldaten Helbig zu 6 Monaten Gefängnis und Degradation. Gutgesell hatte am 28. Januar d. I. den Helbig, der am Hals und an den Ohrendreckig" gewesen sein soll, im Stall bei nur 910 Grad Wärme durch zwei Rekruteu am ganzen Leis mit Strohwischen und kaltem Brunnen­wasser 56 Minuten lang waschen und ihm zuletzt noch einen Kübel eiskalten Wassers über den Rücken gießen lassen. Helbig verlor infolge dieser Behand­lung die Sprache und ist heute noch stumm. Am 3. Februar erfolgte seine Aufnahme ins Lazaret, da er außerdem über heftige Brustschmerzen klagte. Ob­wohl er nach 23 Tagen wieder aus demselben ent­lassen werden konnte, ist er heute noch nicht gesund. Es gilt zwar als ängstlicher, stotternder Soldat, doch lautet sein Nationalewillig, fleißig." Bei seinem Eintritt war er nach Aussage des Wachtmeisters voll­kommen gesund. Der Sachverständige, Generalarzt Dr. Port, gab eidlich an, Helbig leide an hysterischer Stummheit; die Mißhandlung sei die alleinige Ursache des Leidens.

Berlin, 28. Oktbr. Bei dem Diner des 1. Garde-Feldartillerieregiments sagte der Kaiser, er freue sich sehr, daß der König von Rumänien die Gnade gehabt habe, die Uniform des Regiments, welchem er früher angehörte, anzunehmen und damit zu dem Regiments zurückzukehren; er erhebe das Glas auf das Wohl des wieder eingetretenen Kameraden: der König von Rumänien lebe hoch! Der König dankte und sagte, er freue sich, daß er die Prinzipien der preußischen Armee auf die rumänische habe über­tragen können; er habe sie seiner jungen Armee ein­gepflanzt, die darauf stolz sei; er fordere die Anwesenden auf, das Glas zu leeren auf das Wohl des deutschen Kaisers: er lebe hoch!

Potsdam, 28. Okt. Der zu Ehren des Königs von Rumänien veranstaltete Zapfenstreich ver­lief glänzend; die bengalische Beleuchtung war feen-

Tages-Ueuigkeiteil.

Calw, 29. Okt. In vergangener Nacht ist unsere Stadt wieder von einem großen Brand heim­gesucht worden. Um 9'/» Uhr ertönten die Sturm­glocken und die Signale der Feuerwehr, es brannte in dem Stallgebäude des Gasthauses z. Löwen in der Vorstadt. Mit größter Schnelligkeit erfaßten die Flammen die Scheuer und das Wohnhaus, aus welchen sie lichterloh emporschlugen. Fast ebenso rasch ergriffen dieselben das gegenüberliegende Wohn­haus des Pflasterers Held maier, dessen Bewohner sich ohne Bergung des Mobiliars flüchten mußten. Die hies. Feuerwehr, welche von jungen und älteren, namentlich auch von der weiblichen Einwohnerschaft, thatkräftig unterstützt wurde, schaffte bald genügende Wafsermengen zur Rettung der weiter bedrohten Gebäude, denn an eine Erhaltung der bereits er­griffenen war von vomherein gar nicht zu denken. Leider war balo aus den Hydranten kein Wasser mehr zu erhalten und mußte dasselbe vom oberen Marktbrunnen heraufgepumpt werden, welche Arbeit die um 10'/« Uhr eingetroffene Stammheimer Feuer­wehr übernommen hatte. Ferner schafften die Feuer­wehren von Hirsau und Alzenberg Wasser von der Nagold den Mühlweg herauf. Um 2 Uhr morgens waren 4 Gebäude in sich zusammengestürzt, während das Heldmaier'sche Haus noch in vollen Flammen stand. Alle Mannschaften mußten ununterbrochen bis heute morgen fortarbeiten und haben ihre Aufgabe glücklich gelöst, was umsomehr anzuerkennen ist, als die Nacht empfindlich kalt war. Abgebrannt sind nun vollständig Wohnhaus, Scheuer und Stall von Löwenwirt Hammer, sowie das Haus von Pflästerer Heldmaier und Fr. Wagner, worin noch Maschinenstricker Lörcher und Ehr. Wiedmaier, im Ganzen 4 Familien wohnten. Wie man hört soll der eine der Abgebrannten nicht versichert sein. Ueber die Entstehung läßt sich nur vermuten; wahrscheinlich ist Unvorsichtigkeit die Ursache.

* Calw. Der Viehmarkt am Mittwoch war mit etwa 479 Stück Rindvieh befahren. Pferde waren etwa 10 zum Verkauf aufgestellt. Der Handel in Fettvieh zeigte sich wieder ziemlich belebt und wurde als höchster Preis für 1 Paar fette Ochsen von 30 Ztr. Gewicht 1160 für etwa 27 Ztr. schwere Paare 9601000 ^ bezahlt. Auch Kühe und Rinder fanden Absatz bei steigendem Preise. Auf dem Schweine­markt zeigte sich wenig Kauflust. Preise gering.

Wie derStaatsanz." berichtet, wird mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät des Königs zum Abschluß der kirchlichen Trauerfeier für des in Gott ruhenden Königs Karl Majestät am nächsten Sonntag, den 1. November, in allen Kirchen des Landes während des Hauptgottesdienstes unmittelbar vor dem an dem genannten Tage zum letzten Mal zu verrichtenden besonderen Trauergebet ein für diesen Zweck verfaßter kurzer Lebensabriß des hohen Verewigten verlesen werden.

Stuttgart, 28. Okt. Der Württ. Garten­bauverein hielt gestern seine erste Monatsversamm­lung dieses Halbjahrs im Bürgermuseum ab. Der große Saal war vorn in einen Blumengarten ver­

wandelt von einer Farbenpracht, wie man sie sich nicht schöner denken kann. Der Vorstand Professor Dr. v. Ahles eröffnete die Versammlung mit Worten der Erinnerung an Se. Maj. den König Karl, der dem Verein der gnädigste Protektor und ein huldvoller Förderer gewesen; die Versammlung erhob sich zum ehrenden Gedächtnis Seiner Majestät. Es folgte ein Vortrag von Prof. v. Ahles über den die Obstbäume verheerenden Gitterrost. Die Zahl der Blumen-, Pflanzen- und Früchteaussteller war sehr groß. Obenan die Gärtnereien der Kgl. Wilhelma zu Cannstatt, der K. Villa Berg und der Schloß- und Blumengärtnerei Stuttgart. Die Villagärtnerei hatte u. a. ein Sortiment Zier- und Speisekürbisse verschiedenster Formen und Arten gesandt, sowie eine Gruppe persischer Cyclamen. Von den Gärtnereien in der Stadt wetteiferten W. Pfitzer, I. Fischer, I. G. Ulrich, PH. G. Gumpper, A. Enoch und Fr. Albrecht We. an Größe, Reichhaltigkeit und Schön­heit ihrer Ausstellungen. Mit kleineren Sortimenten waren F. Haug, Fr. Kurtz, H. Schneider, sowie Fr. Schmautz in Ludwigsburg vertreten. Zum Schluß wurden 50 Fruchtkörbe mit edlen Obstsorten unter die anwesenden Mitglieder verlost.

Stuttgart, 29. Oktbr. Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz: 100 Ztr. württ. Mostobst zu 4 80 ^ bis 5 80 iZ pr. Ztr. (Luiken 6 -H.

28. Okt. Güterbahnhof. Zufuhr: 65 Waggon

13,000 Ztr. Mostobst (45 östreich., 7 bayr.,

13 schweizer.), Preis pr. Ztr. 4 ^ 40 bis 4 ^ 70 (schweiz. 4 20 iZ bis 4 ^ 50 -A.

Plieningen, 28. Okt. Der Filderb. meldet: Am Sonntag abend 6 Uhr trafen ein Forstwächter, sowie zwei Landjäger im Aichthal auf 4 W ilderer. Beim Verfolgen machte einer der Wilderer kehrt und feuerte aus seinem Gewehr auf einen der Landjäger auf kurze Entfernung zwei Schüsse ab, ohne zu treffen. Hierauf gaben auch die Beamten mehrere Schüsse ab. Den Wilderern ist man auf der Spur.

Oberndorf, 28. Okt. Heute nachm, sind hier 2 Kinder im Alter von 3 und '/- Jahren ums Leben gekommen. Die Frau des Fabrikarbeiters Sch. hatte ihre beiden Mädchen in der Wohnung eingeschloffen und ging auf den Friedhof, um dort Gräber herzurichten. Das ältere der Kinder muß dt<- Streichhölzer erwischt und die auf dem Tisch stehende Erdöllampe angezündet haben. Sei es, daß es sonst mit den Streichhölzern zündelte oder die brennende Lampe umwarf, die Betten gerieten in Brand und die Kinder fanden den Erstickungstod. Alle ärztliche Hilfe war umsonst. Eine weitere Aus­dehnung nahm der Brand zum Glücke nicht an, der bei dem herrschenden Sturm unheilvoll hätte werden können.

Ochsenburg, OA. Brackenheim, Am 20. ds. Mts. trug der 6 Jahre alte August Schilling, Sohn des Steinbruchtaglöhners Johann Schilling, diesem das Esten in den Sulzfelder Steinbruch. Auf dem Rückwege traf er mit einer Anzahl anderer Knaben zusammen, welche Feuerwerk abbrannten. Einer dieser Knaben, der 14 Jahre alte Gottlob Frick veranlaßt« einen seiner Kameraden, den 13 Jahre