Haller hielt einen längeren Vortrag über Baumsatz, Pflege der Obstbäume, Obstgewinnung und Most­bereitung, welcher allgemein anerkannt wurde. Nach einer kleinen Pause sprach Haller nochmals über Beerenzucht und Beerenweinbereitung. Mehrere Sorten Beerenweine, welche verschiedene Mitglieder beibrachten, wurden hierauf gekostet und jedesmal die Herstellungs­kosten angegeben, wobei der billigste zu 13 Pfg. per Liter schon als gutes Hausgetränk anerkannt wurde. Noch wurde angeführt, daß sich der Beerenwein in unserem Bezirk immer mehr einbürgert, indem letztes Jahr gegen 7000 Pflanzen gesetzt wurden. Auch dieses Jahr seien größere Vorräte bei Gärtner Leuthe in Balingen und Gärtner Jedele in Ebingen vor­handen. Möge der lehrreiche Vortrag gute Früchte bringen.

Ehingen, 12. Okt. Seit 24. Sept. wird Lehrer L. in Dientenhofen, Familienvater von vier Kindern, vermißt. Demselben wurde kürzlich in einer. Klagsache 6 Wochen Arrest zuerkannt, und das mag jedenfalls die Ursache sein, daß er sich vom Haus entfernte. Man glaubt weniger an einen Un­glücksfall, als vielmehr, daß er nach Amerika entwichen sei; doch fehlen bis jetzt alle Anhaltspunkte.

Von der Donau, 9. Okt. Gestern abend 8 Uhr strebte eine mächtige Lohe zum Himmel empor. Es brannte das dem Schafhalter Walter in Rotten­acker gehörige große Bauernhaus mit angebauter Scheuer und Stallungen; das Feuer fand durch den großen Futtervorrat reichliche Nahrung, wodurch das ganze Anwesen in kurzem in Asche gelegt war. Das Vieh wurde gerettet. Der Abgebrannte ist ein ver- möglicher Mann, er erleidet aber wegen schwacher Mobiliarversicherung beträchtlichen Schaden. Das Feuer ist ohne Zweifel gelegt worden.

Berlin, 12. Okt. Der Kaiser und die Kaiserin empfingen gestern den Besuch des Erb­prinzen und der Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, die zur Abendtafel im Neuen Palais verblieben. Heute morgen hatte der Kaiser eine Conferenz mit dem Reichskanzler, General v. Caprivi; später arbeitete er mit dem Chef des Civilkabinets, Wirkl. Geh. Rat, Dr. v. Lucanus. Nach der Tafel erfolgte die Abreise nach Jagdschloß Hubertusstock. Auf der Fahrt von Station Wildpark nach Berlin nahm der Kaiser den Vortrag des Staatsministers v. Boetticher entgegen. Nach der Ankunft auf dem Stettiner Bahnhofe wurde der bisherige Militärbevollmächtigte bei der hiesigen großbritannischen Botschaft, Oberst v. Rüssel, von dem Kaiser in Audienz empfangen. Vom Stettiner Bahn­hofe erfolgte um 4 Uhr 18 Minuten die Weiterreise nach Eberswalde. Die Rückkehr des Kaisers und der Kaiserin nach dem Neuen Palais dürfte erst Ende dieser Woche erfolgen.

Berlin, 13. Okt. DieAllgemeine Reichs­korrespondenz" berichtet aus Petersburg, es verlautet dort, der Zar trete die Rückreise von Kopenhagen Ende Oktober über Berlin an.

Vermischtes.

Ein Familiendrama! Fabrikant Lehmann in Zweibrücken erschoß Sonntag abend nach 6 Uhr auf offener Straße seine vom Spaziergang zu­rückkehrende Frau und entleibtesich darauf s e lb st. Motiv: Konkursausbruch und drohende Ehescheidung. Die Ehe wurde erst im Januar geschlossen.

Dem Privatbrief eines Deutschen aus Ostafrika entnimmt die A. Z. Folgendes über die augenblickliche Lage in unserm ostasrikanischen Schutz­gebiet:Die Hiobspost vom Untergange des größten Teils der Expedition Zelewski wird allerdings, wie ich fürchte, zu den bösesten Kommentaren Anlaß geben. Auch legt ja der Erfolg der Wahehe die Befürchtung nahe, daß dieselben übermütig werden und einen neuen Einfall machen, und daß dann die Mafiti diesem Beispiel folgen, obgleich sie eben erst vom Chef Schmidt geklopft worden sind. Bis jetzt aber hat die Be­fürchtung sich nicht verwirklicht, und es ist ebenso gut möglich, daß die Wahehe mit ihrer Beute zufrieden sind. Unsere Lage hat sich selbstredend dadurch immer­hin verschlechtert, daß wir 250 Soldaten und 9 Weiße weniger haben, aber bei einer Truppe von 1500 Mann und 7080 Europäern muß auch dies zu verschmerzen sein, und wenn die Schutztruppe über­haupt einen Wert hat, kann durch einen derartigen Verlust die Kolonie als solche nicht gefährdet sein. Ich schreibe dies, weil es natürlich nicht an Stimmen fehlen wird, welche klagen, als ob nun Polen ganz verloren sei. Giebt es doch auch hier schon Leute, die glauben, daß die Wißmann'sche Dampferexpediton nicht ausgeführt werden könne. Davon kann gar keine Rede sein. Es liegt auch gar kein Grund vor, weshalb die Expedition nicht schon jetzt nach Tabora gehen könnte, wo sie mit den Wahehes nichts zu thun hat. Die dortige Station hat sich mit einer ganz geringen Mannschaft gehalten, und es ist zweifellos, daß Wißmann, wenn er auch nur die Hälfte der ursprünglich beabsichtigten Mannschaft mitnimmt, sich ebenfalls mit Sicherheit dort wird halten können. Auch ist der Zwischenfall mit den Wahehe kein Grund, weshalb nicht in Saadani mit dem Bau der Eisen­bahn begonnen werden sollte."

(Humoristisches.) Kompagnon.Soll­ten wir es bei unserem Geschäft nicht einmal mit

Ehrlichkeit versuchen!"Nein, ich lasse mich über­haupt auf keine Experimente mehr ein!"

Erklärung. Professor:Meine Herren, ich kann Ihnen den Ausdruckgemischte Gefühle" nicht besser erklären, als dadurch, daß ich Ihnen ein Beispiel vorführe: Denken Sie sich, daß an Ihrer Thür zu gleicher Zeit) der Geldbriefträger und der Schneider Einlaß begehren."

(Nachkur.) Gutsbesitzer:Aber Frau, was soll das heißen, mir wurde schon gesagt, daß Du Dir im Badeort von dem Lieutenant die Kur schneiden ließest und nun ladest Du ihn auch noch zu uns ein?" Frau:Der Arzt hat mir doch 'ne Nachkur ver­ordnet."

Literarisches.

Ein Werk deutschen Fleißes wird mit Recht das im Verlag des Bibliographischen In­stituts in Leipzig erschienene Mayer's Kon­versations-Lexikon benannt, wovon uns die neue, vollständig umgearbeitete vierte Auflage in einem Exemplar vorliegt. Die prachtvolle äußere Ausstatt­ung dieses 16 Bände umfassenden Werks, welche nocy von keinem seiner Vorgänger und Mitbewerber übertroffen worden ist, geht Hand in Hand mit dem nahezu zur Vollkommenheit gesteigerten Inhalt. An dieser geistigen Arbeit schufen seit einem Jahrzehnt mehr als zweihundert der besten Schriftsteller und Gelehrten. Kein Opfer wurde gescheut, um ein Sam­melwerk entstehen zu lassen, das nicht nur auf all­gemeine Orientierung berechnet ist, sondern in dem auch jede einzelne Wissenschaft, jedes einzelne Gewerbe, jede Kunst eine abgerundete Darstellung gefunden hat, die den höchsten Anforderungen genügt und das moderne Wissen bollständig wiedergibt. Die Summe dieses Schaffens ist in der staunenswerten Zahl von über 100,000 Artikeln ausgedrückt. Dreitausend sechshundert Abbildungen, 550 Jllustrationstafeln, Karten und Pläne, davon 80 Chromodrucke sind in den Text verteilt. Ein guter Gedanke der Verlags­handlung und Redaktion war es, gleich nach der Fertigstellung der 16 Bände einen siebzehnten, d. h. Nachtragsband herzustellen, welcher alles während der 5jährigen Dauer des Erscheinens Neue und Veränderte wiederum gesammelt enthält. Ebenso erscheinen im Interesse der Neuerhalrung des LexikonsJahres- Supplemente" durch einige Jahre, welche das Werk vor dem Veralten schützen werden. Gerade diese Neuerung ist geeignet, dem Werk einen noch bedeu­tenderen Absatz zu sichern, als alle früheren Ausgaben erzielt hatten.

Mliche KrküMtiWHNM.

Kontrolversammtuuge«

im Bezirke der II. Kompagnie Calw finden statt: für die Dispositionsurlauber, die Reservisten, die zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Mannschaften und die Halbinvaliden, welche noch im reservepflichtigen Alter stehen;

1) in der Station (des Kontrolbezirks) Neuweiler am 4. November 1891, vormittags 9 Uhr, beim Nathause;

2) in der Station (des Kontrolbezirks) Gechingen am 5. November 1891, vormittags 9'/- Uhr, bei der Kirche;

3) in der Station (des Kontrolbezirks) Liebenzell am 5. November 1891, nachmittags 3 Uhr, beim Rathause;

4) in der Station (des Kontrolbezirks) Calw am 7. November 1891, nachmittags 3 Uhr, beim Bezirkskommando.

Die Einteilung der Kontrolbezirks ist die gleiche wie bisher. Militärpaß und Führungszeugnis sind bei Strafvermeidung zur Stelle zu bringen; auch sind Orden und Ehrenzeichen anzulegen.

Calw, im Oktober 1891.

Bezirkskommando.

Revier Hirsau.

Das Doden der Manz- schnlfiachen

in Spindlershof und Blindbergebene mit je 0,1 lla wird im Submissionsweg ver­geben. Angebote sind schriftlich bis läng­stens den 22. ds Mts., vormittags 10 Uhr, einzureichen.

Herbst-Lonferenz.

Die im August ausgeschriebene Con­ferenz findet am

Mittwoch, den 21. Oktober, vormlttags '/,10 Uhr

in Calw, im Lehrzimmer des Herrn Ansel, Knabenschulgebäude, statt. Calw, 14. Oktober 1891.

Conferenzdirektor:

Eytel.

Ostelsheim.

Ein weißer

Rattenfänger

s ist am letzten Manöver hier zugelaufen. Der­selbe kann innerhalb 8 Tagen gegen Bezahlung der Einrückungs­gebühr abgeholt werden.

Schultheißenamt. Stahl.

Calw.

Felder-

Verpachtung.

Morgen Freitag, den 16. ds., abends 5 Uhr, werden auf dem Rathaus

19 Parzellen je Morgen und 30 '/«

beim Windhof, im öffentlichen Aufstreich auf 9 Jahre verpachtet.

Stadtpflege.

Hayd.

Danksagung.

Wir fühlen uns gedrungen, für die vielen Beweise liebevoller Teilnahme, welche wir während ^der langen Krankheit und dem ^Tode unserer lieben Gattin und Mutter erfahren durften, für die Blumen­spenden und die Begleitung zu ihrer letzten Ruhestätte den innigsten Dank zu sagen.

Karl Aberle mit seinen 2 Kindern.

RrrrmZ-Arrzeigen.

Vereinshaus.

Donnerstag abend 8 Uhr

Bibelstunde.

Mädchen gesucht.

Ein tüchtiges, geordnetes Mädchen findet gute Stelle bis Martini.

Zu erfragen bei der Red. d. Bl.

Wir suchen eine tüchtige

Stopperin,

die zugleich auch die Arbeiterinnen in der Nopperei zu beaufsichtigen hätte.

Svkill L iVsgnvn.

Ein schöner

Stehpult

und ein noch gut erhaltener Winter­überzieher ist zu verkaufen.

Wo? sagt die Red. d. Bl.

Mitteilung.

Wegen großen Andrangs auf den Bahnhöfen treffen die österr. Most­äpfel erst Samstag ein.

Kugel, Metzger.

Ein Logis

von 3 Zimmern mit Küche und allen! sonstigen Zubehör ist auf Lichtmeß zu vermieten. Zu erfr. bei der Red. d. Bl.