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Nacht starb das unglückliche Kind an den erhaltenen Brandwunden zum großen Jammer der trostlosen Mutter.

In Gmünd kam neulich ein Pärchen in das Gasthaus z. Adler, trank und und ließ sich dann unter der Angabe, ein Brautpaar zu sein, eine Wohnung geben. Am andern Morgen verließ das Paar den Gasthof, ohne aber die Zeche im Be­trag von ca. 10 ^ bezahlt zu haben. Zur Haft gebracht, entpuppte sich derBräutigam" als ein Sohn des früheren Grünbaumwirts dort, die angeb­liche Braut ist aus Ravensburg.

Reutlingen, 28. Sept. Am Samstag abend hätte einem Radfahrer leicht ein Mweres Unglück wiederfahren können. Auf der Strecke zwischen dem Pfullinger Rank und der Stadt begegnete ihm ein Fuhrwerk, das sträflicherweise keine Laterne entzündet hatte; zufällig stand an einer Straßenseite noch ein anderer unbespannter Wagen, so daß der Weg über­haupt sehr beengt war. Der Radfahrer wich ordnungs­gemäß nach rechts aus, aber auch das unbeleuchtete Fuhrwerk wendete sich nach dieser Richtung und so fuhr derselbe in die Pferde hinein, wurde zur Seite geschleudert und eine Strecke weit geschleift. Der Radfahrer kann von Glück "sagen, daß er nur mit einigen weniger bedeutenden Verletzungen im Gesicht davonkam. Der Fuhrmann wurde zur An­zeige gebracht.

Friedrichshafen, 27. Sept. Am Freitag mittag wurden hier der 17jährige Sattler Wilhelm Weidler und der 16jährige Kaufmannslehrling Wil­helm Hägele von Lorch festgenommen, welche unter Mitnahme von etwa 1000 ^ sich von Hause fortge­schlichen hatten. 800 ^ hatten die Ausreißer noch bei sich.

Friedrichshafen, 29. Sept. Gestern abend verunglückte in dem zur elektrifchen Beleuchtungs- Anlage gehörigen Akkumulatoren-Keller der mit der Einrichtung beschäftigte Monteur dadurch, daß die beim Löten sich entwickelnden Gase explodierten und dem Monteur das rechte Auge verbrannten. Der Verunglückte wurde zuerst von Dr. Leibold in Behandlung genommen und kommt morgen in die Augenklinik nach Konstanz. Das rechte Auge des Monteurs ist zweifellos verloren.

Aus Baden, 27. Sept. Eine merk­würdige Laune scheint die Glücksgöttin bei der kürzlich in Engen stattgefundenen Fohlenverloosung gehabt zu haben. Ein zufällig im Besitz des Brief­trägers F. von Meßkirch befindliches Loos, der sich am Sonntag vor acht Tagen entleibte, gewann Tags darauf ein Fohlen. Einen Tag früher eingetroffen, hätte dieser Gewinn und damit die Wahrnehmung, daß ihn das Glück noch nicht ganz verlassen habe, vielleicht genügt, dem Unglücklichen den Mut zum Leben wieder zu geben.

Vor dem Seemannsamt in Hamburg fand die Untersuchung gegen Maschinisten und Assistenten des Wörmann-DampfersAlme Wörmann" statt, wegen grauenvoller Mißhandlung eines als Heizer dienenden Negers, der in Folge dieser Behandlung gestorben ist.

Amtliche KekanutMlichllngeu.

Calw.

Iahrnisversteigerung.

Aus dem Nachlaß der ch Anna Marie Graze, ledig hier, kommt am Dienstag, den 6. Oktober 1891, von vormittags '/-9 Uhr an in deren Wohnung in der Vereins- buchhandlung die vorhandene Fahr­nis zur Versteigerung, nemlich:

etwas Silber, Bücher, Frauenkleider, Betten, Leinwand, Küchenge­schirr, Schreinwerk und allerlei Hausrat.

K. Gerichtsnotariat.

Steuerzahlung.

Von der Steuer pro 1891/92 sind 7 Monate zur Zahlung verfallen und werden die Steuerpflichtigen aufgefordert, in Zeitkürze mindestens die Hälfte der vorjährigen Steuerschuld abzutragen. Der Umstand, daß es der Ortsbehörde bis jetzt noch nicht möglich gemacht ist, Steuer­zettel auszugeben, rechtfertigt nach den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen einen Aufschub in der Steuerzahlung nicht.

Stadtschultheißenamt.

Haffner.

Aus Trier, 27. Sept. wird der Frkf. Z. vom heiligen Rock geschrieben: Heute ist die letzte Woche der Ausstellung des heil. Rockes angebrochen. Noch wenige Tage und das seltsame Bild, welches unsere gute Stadt die vergangenen Monate hindurch darbot, wird wieder der gemütlichen Trierischen All­tagsphysiognomie Platz machen. So ziemlich alle Welt in Trier sehnt das Ende der Ausstellung her­bei, nicht am wenigsten die Domgeistlichkeit, für welche mit der Ausstellung des heiligen Rockes eine erdrückende körperliche und geistige Arbeit verbunden war. Die Trierische Bürgerschaft, welche sich in ihrer Hoffnung auf einen glänzenden Verdienst während der Aus­stellungszeit so arg getäuscht sah, hat auch kein Ver­langen danach, die Wallfahrtszeit über den 3. Okt. ausgedehnt zu sehen, obgleich das päpstliche Breve eine solche Ausdehnung bis zum 20. Okt. gestatten würde. Die Pilger würden ja doch nicht von ihrer Gewohnheit lassen. Alles aus ihrer Heimat mit her­beizuschleppen, was für des Leibes Nahrung und Notdurft von Nöten ist. Diese Angst vor der an­geblichen Teurung in Trier streift an das Komische. Nicht einmal den Kaffee kaufen die Wallfahrer bei uns, sondern bringen ihn gemahlen mit und erbitten sich von den Trierern nur das heiße Wasser. An Schinken, Speck, Butter und Käse tragen die Pilger solche Quantitäten bei sich, daß sie die Bewohner Triers mit ernähren könnten. Auf die Gefahr hin, hie und da Anstoß zu erregen, müsfen wir auch noch der Flohplage gedenken, welche die Wallfahrt über unsere gute Stadt gebracht hat. So etwas ist über­haupt noch nie dagewesen! In den Droschken, den Pferdebahnwagen, vor Allem aber in den Massen­quartieren wimmelt es von Flöhen (wie groß ?), worunter nach und nach ganz Trier zu leiden hat. Der Einzelne steht dieser Plage vollständig machtlos gegenüber. Er mag sich jeden Tag 12 Mal umkleiden, so wird er diese abscheuliche Plagegeister doch nicht los. Die Trierische Damenwelt ist in Verzweiflung. Viele haben es trotz des ungünstigen Wetters vorgezogen, nochmals auf die Sommerfrische zu gehen, statt sich in Trier den letzten Blutstropfen absaugen zu lassen. Wenn etwa ein moderner Dichter dem alten Johann Fischart die Krone streitig machen und eine neue Flöhhatz" schreiben wollte, so könnte er dazu nirgend­wo besser Studien machen, als gegenwärtig in Trier.

Brüssel, 30. Sept. Heute mittag erschoß sich General Boulanger auf dem Friedhofe von Jxelles am Grabe seiner Geliebten, Madame de Bonnemain, seit deren Tode er täglich das Grab be­suchte. Er erschoß sich mit einem sranzösifchen Kavallerie­revolver; die Kugel schlug von der linken durch die rechte Schläfe, so daß der Tod augenblicklich einge­treten sein muß. Arbeiter fanden die Leiche. Auf dem Herzen trug Boulanger die Photographie der Frau Bonnemain. Die Leiche wurde nach der Wohnung Boulangers übergeführt. Boulanger lebte in den letzten Monaten von einer Rente, welche ihm Frau Boulanger anwies.

Aus Paris, 30. Sept., wird gemeldet: Boulanger's Selbstmord macht ungeheures Aufsehen. Alle Blätter bringen ausführliche Berichte

darüber. Die Boulangisten sind niedergeschmettert.. Ihr Leibblatt, die Cocarde, ist untröstlich: sie be­weintden Helden, dem man einst, wenn der poli­tische Haß gelöscht, Gerechtigkeit werde wiederfahren lassen." Man glaubt, Rochefort und Dillon würden demnächst begnadigt werden.

Nachdem die erste Ueberraschung vorbei und das Publikum alle Zeitungen abgewartet, ist der Selbstmord Boulangers eine erledigte Sache. Viele Blätter besprechen den Selbstmord ohne ein Wort des Mitgefühls, manche sogar mit Hohn und> Spott.

lieber unterseeische Erdbeben,, welche die Kapitäne Roberts vom britischen Schiffe Ben Cruachan" und Hughson vom britischen Schrauben­dampferRobert Harrowing" beobachteten, sind in­teressante Berichte beim Hydrographie Office in Washing­ton eingegangen. Das erste Schiff befand sich am 25. April d. I. im indischen Ozean auf 6" 40 nördl. Breite und 80° 56" östl. Länge, als nachmittags 5 Uhr 41 Minuten ein heftiger Erdbebenstoß, welcher ungefähr 75 Sekunden dauerte, wahrgenommen ward. Das Schiff zitterte, als wenn es den Grund berührte. Gleichzeitig herrschte eine schwere Dünnung aus Süd­ost und eine ungewöhnliche Bewegung im Wasser; das Wasser zeigte jedoch keine Verfärbung. Am 23. Aug., morgens 10'/- Uhr, etwa 200 Seemeilen nordwärts von Bermuda, in 36° 44" nördl. Breite und 59° 47" westl. Länge beobachtete ferner der DampferRobert Harrowing" einen merkwürdigen und ungewöhnlichen Aufruhr im Meer. Derselbe nahm in einer Weise zu, daß das Verdeck schließlich vom Wasser überschwemmt wurde, worauf die See um 1 Uhr nachm, plötzlich ganz ruhig wurde.

Gottesdienst

am Sonntag, den 4. Oktober.

Vom Turm: 309.

Vorm.-Predigt: Herr Dekan B r a u n. Feier des heiligen Abendmahls.

2 Uhr Predigt: Herr Stadtpfarrer Eytel. Mittwoch und Freitag kein Gottesdienst.

Allen Kandwerkern empföhle,!. Stuttgart. Es freut mich, Ihnen über die Wirkung der mir ge­sandten Apotheker Richard Brandt'schen Schweizerpillen günstiges Mitteilen zu können. Ich litt seit 6 Jahren an Verstopfung, schlechter Verdauung, wodurch mein Blut unrein wurde und ich einen Ausschlag im Gesicht bekam. Trotz aller Mittel, welche ich dagegen anwandte, wollte das Uebel nicht weichen, bis ich auf Ihre Schweizer­pillen aufmerksam wurde, durch deren Anwendung der Gesichtsausschlag abnahm, und ich mikh-ietzt wieder ganz gesund und munter befinde. Ich kann Ihnen für Ihre Schweizerpillen nicht genug dankbar sein ünd empfehle jedem, der an Appetitlosigkeit, schlechter Verdauung, un­reinem Blut leidet, auf's Wärmste die Richard Brandt'­schen Schweizerpillen (ü Schachtel 1 ^ in den Apotheken), die sicher und prompt wirken, ohne Berufsstörungen her­vorzurufen. Georg Fischer, Untere Bachstraße 33. Man sei stets vorsichtig, auch die ächten A.otheker Ztichard Brandt's Schweizerpillen mit dem weißen Kreuz in rotem Felde und keine Nachahmung zu empfangen. Die auf jeder Schachtel auch quantitativ angegebenen Bestandteile sind: Silge, Moschusgarbe, Aloe, Absynth, Bitterklee, Gentian.

MlWMkUf.

Aus der Konkursmasse der offenen Handelsgesellschaft Ludmann L Höf- liger, Teigwarenfabrik in Calw, wer­den am

Montag, den 5. Oktober 1891, von vormittags 9 Uhr an

in dem Fabriklokal zu Calw im öffentlichen Aufstreich verkauft:

eine größere Anzahl Kisten und Schachteln, eine vollständige Comptoir - Einrichtung mit eisernem Kassenschrank, meh­rere größere Rollen Packpapier, ein Schreinerhandwerkzeug mit Hobelbank, einige Tische, 2 Brückenwagen, 1 Sackkarren, 1 Pritschenwägele mit Decke, 1 Hofthor, die Gaseinrichtung in dem Fabriklokal, 1 Aufzug mit Zugehör, verschiedene Oefen, ein kleinerer Holzvorrat, Ma­schinenöl und Maschinenfett, 4 Büchsen Nudelgelb, ca. 120V St-TrockenrahmeumitTrocken- gestellen rc.

Teinach, den 23. Sept. 1891.

Der Konkursverwalter:

Amtsnotar Schmid.

Ordentliche Heneral-Mersammtung

der

Bezirkskranke«kasse

findet am

Sonntag, den 4. Oktober d. I, nachmittags 4 Uhr,

im Gasthaus zur Kanne in Calw.

Tagesordnung:

1) Abnahme der Rechnung des Vorjahrs.

2) Mitteilung über den Stand der beantragten Auflösung der Kasse. Stimmberechtigt sind die gewählten Vertreter der Arbeitgeber und Arbeiter.

Der Vorsitzende:

Louis Korndörftr.

Calw.

Wirtschafts-

Verkauf.

Aus dem Nachlaß der Kronenwirt Rauser's Witwe in Calw, kommt Montag, den 5. Oktober 1891, vormittags 11 Uhr,

das3stockigteWohn- und Wirtschaftsge­bäude mit angebau­ter Metzgerei auf

_ dem Marktplatz, an-

gekaust zu 17000 ^ zum dritten und letzten Mal zur Versteigerung.

Stadtschultheiß

Haffner.

iesen-Verkauf.

Die früher dem Oekonomen Rühle gehörige Wiese, 55a 94 qw in Hühner­äckern, kommt am

Montag, den 5. Oktober, vormittags 11 Uhr, auf dem Rathaus letztmals zur Ver­steigerung.

Stadtschultheiß Haffner.

Nrivat-Arrreige«.

Jeden Montag mittag 1 Uhr wird-

der Pförch

verkauft bei Ziegler, alte Post.

Friedr. Haydt, Metzger.