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^2 110. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 66. Ichrgavs.
Erscheint Di«»« ta g , Donnerstag und Eamitag. Die Einrückungigebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung » Pfg- die Zeile, sonst 12 Psg.
Amtliche Wekarmtmachuilgerr.
onnerstaq, den 17. September 1891.
SbonnementSpreir vierteljährlich in der Stadt »0 Psg. und so Psg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. I. 1I>, sonst t» ganz Württemberg Mk. 1. SL.
Bekanntmachung
der Zusammensetzung des Schiedsgerichts für die Bauunfallversicherung der Amtskörperschaft Calw und der Arbeitervertreter.
I. Schiedsgericht.
Vorsitzender: Regierungspräsident von Luz in Reutlingen.
Stellvertreter: Der jeweilige stellvertretende Vorstand der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis.
L. Beisitzer und deren Stellvertreter:
1) vom Amtsversammlungsausschuß in Calw am -31. Juli 1891 ernannt:
u. Schultheiß Siegel in Simmozheim.
Als erster Stellvertreter: Stadtschultheiß Schneider in Liebenzell.
Als zweiter Stellvertreter:
Schultheiß Ayasse in Neuhengstett. b. Oberamtswegmeister Kl« inbub in Calw.
Als erster Stellvertreter: Stadtschultheiß Hermann in Neubulach.
Als zweiter Stellvertreter:
Schultheiß Flik in Althengstett.
2) Von den Arbeitervertretern am 10. September 1891 gewählte Arbeiterbeisitzer und deren Stellvertreter :
a. Christian Stanzer, Straßenwärter in Mött- lingen.
Erster Stellvertreter:
Jakob Mann, Straßenwärter in Stammheim. Zweiter Stellvertreter:
Gottlieb Wöhr, Straßenwärter in Möttlingen.
b. Johannes Ohngemach, Straßenwärter in Kohlersthal.
Erster Stellvertreter:
Georg Schüttle, Straßenwärter in Oberhaugstett. Zweiter Stellvertreter:
Georg Geh ring, Straßenwärter in Althengstett. II. Arbeitervertreter:
1) Jakob Mann, Straßenwärter in Stammheim,
erster Arbeitervertreter.
kl. Gottlieb Pfrommer, Straßenwärter in Röthenbach, erster Ersatzmann; b. Gottlieb Wöhr, Straßenwärter in Möttlingen, zweiter Ersatzmann.
2) Christian Stanzer, Straßenwärter in Mött
lingen, zweiter Arbeitervertreter.
a. Christian Mohr, Straßenwärter in Calw, erster Ersatzmann.
b. Michael Keppler, Straßenwärter in Würzbach, zweiter Ersatzmann.
3) Johannes Ohngemach, Straßenwärter in Koh
lersthal, dritter Arbeitervertreter.
L. Friedrich Bla ich, Straßenwärter in Zwerenberg, erster Ersatzmann.
b. Johannes Marquart, Straßenwärter in Unterreichenbach, zweiter Ersatzmann.
Calw, den 15. Sept. 1891.
K. Oberamt. Supper.
Deutsches Reich.
Erfurt, 13. Sept. Das Kaiserpaar ist heute abend um 9 Uhr hier eingetroffen und hielt unter jubelnden Kungebungen der alle Straßen süllen- I den Bevölkerung seinen festlichen Einzug in die pracht
voll geschmückte und glänzend illuminierte Stadt. Der Bürgermeister begrüßte die Majestäten mit einer Ansprache, worauf der Kaiser dankend erwiederte.
Erfurt, 14. Sept. Der Kaiser, die Kaiserin und der König von Sachsen ritten die Front der in 3 Treffen aufgestellten Parade ab. Der Vorbeimarsch wurde wegen der Hitze nur einmal ausgeführt. Der Kaiser führte das Königs-Ulanenregiment Nr. 13 vor; Graf Waldersee kotoyirte. Die Fürstlichkeiten führten ihre Regimenter vor. Bei der Kritik sprach der Kaiser sein vollstes Lob aus. Sodann erfolgte die Rückfahrt nach Erfurt. — Das Paradeessen begann um 6'/« Uhr. Der Kaiser trank auf das Wohl des 4. Armeekorps und hob die Tüchtigkeit desselben, sowie seiner Führung hervor. Der kommand. General v. Hänisch dankte für des Kaisers Wohlwollen, indem er ihn der Treue und der Hingebung des Korps versicherte.
Erfurt, 15. Sept. Das Kaiserpaar unternahm Abends eine Rundfahrt durch die Stadt zur Besichtigung der prächtigen Illumination und begab sich um 9 Uhr auf den Friedrich Wilhelmsplatz, um dem Zapfenstreich beizuwohnen. Der Kaiser, der mit der Kaiserin in dem auf dem Friedrich Wilhelmsplatz errichteten Kaiserzelte Platz nahm, spendete den musikalischen Aufführungen besonderes Lob.
Berlin, 15. Sept. Der kaiserliche Stadthalter von Elsaß-Lothringen Fürst von Hohenlohe ist gestern hier angekommen, um mit dem Reichskanzler wegen der dem Bundesrat vorliegenden Kreis - und Gemeindeordnung zu konferiren. Auch der Unterstaatssekretär v. Köller wird hier erwartet, um in der gleichen Angelegenheit Auskunft zu geben. Das Gerücht, es handle sich bei den Beratungen um
Nachdruck verbot«».
Jürstin HZcrvclnow.
Novelle von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
Als die beiden Frauen den wohlbekannten, raschen Schritt des Professors Hinter sich auf dem Kiessande vernahmen, wendeten sie sich gleichzeitig nach ihm um, rrnd seltsamer Weise war es Alice, die zuerst die Unglücksbotschast aus seinen Mienen las.
„Das Kind!" schrie sie auf, indem sie beide Hände erhob, wie um etwas .Furchtbares von sich abzuwehren, und in höchster Herzensangst hing ihr Blick an Nordenfelds Lippen.
„Bleibt gefaßt — ich beschwöre Euch!" sagte dieser sich gewaltsam zu äußerer Ruhe zwingend. „Es ist freilich eine plötzliche Verschlechterung in Guido's Befinden eingetreten, — es steht nicht mit ihm, wie wir es wünschen müßten; aber vielleicht — vielleicht wird das Aeuherste auch diesmal von uns abgewendet.*
Sein zögernder Versuch, sie mit den letzten Worten noch einmal für eine kurze Spanne Zeit über die schreckliche Gewißheit des Schlimmsten hinwegzutäuschen, war schlecht gelungen; die Frauen erkannten sofort, daß er selbst die schwache Hoffnung nicht teilte, welche er ihnen einzuflößen suchte; aber die Wirkung der niederschmetternden Mitteilung auf jede von ihnen war eine sehr verschiedene. Während Alice ohne ein Wort der Erwiederung in fliegender Hast an ihm vorbei in das Haus eilte, stand die Fürstin erst wie gelähmt von starrem Entsetzen; dann aber ergriff sie mit beiden Händen seinm Arm, und mit einer fremd klingenden, heiseren Stimme rang eS aus ihrer Brust:
„Mein Kind stirbt, und Du — Du kannst es geschehen lasten? — Du bist nicht im Stande eS zu retten?"
„Faste Dich, Asta," bat er noch einmal. „Wir alle haben gethan, was wir vermochten; aber es trug den Keim seines frühen Todes wohl schon fest der Stunde der Geburt im Blute! Niemals hätte es zu einem vollkräftigen, lebensfrohen Menschen aufblühen können!"
„Und das ist der Trost, den Du für mich hast?" schrie sie wild, indem sie mit beiden Händen ihr üppiges, goldschimmerndes Haar auseinander riß. „Das ist Deine mächtige, vielgepriesene Kunst ? Das ist Deine Liebe? — Mein Kind stirbt, mein Kind stirbt — und Du kannst es nicht retten!"
Und mit wimmernden Lauten wiederholte sie, auf die Knie niedersinkend, einmal über das andere die letzten Worte. Dann raffte sie sich empor und wollte fortstürzen, dem Hause zu. Aber jetzt war es Nordenfeld, der sie mit einem festen Griff seiner Hand zurück hielt.
„Ich werde es nicht dulden, daß Du in diesem Zustande an sein Lager trittst!" sagte er mit einer Entschiedenheit, welche mild und ohne Härte war. „Willst Du durch die Aeußerungen Deines selbstsüchtigen Schmerzes seine letzten Qualen vermehren ?"
„Meines — selbstsüchtigen — Schmerzes?* wiederholte sie, ihn starr ansehend und mit schwerer Betonung jeder Silbe. „Ja, Du hast Recht — ich muß stark sein, — stark wie ihr Anderen, — die ihr nichts empfindet von der wahnsinnigen Verzweiflung eine« Mutterherzens!"
Und sie preßte die Zähne auf die Unterlippe, daß sich rote Blutstropfen auf derselben zeigten, und ging steif aufgerichtet schweigend neben ihm her, während namenloser Schmerz in ihren Gesichtszügen zuckte und wühlte und all' die virtuosen Toilettenkünste dieses Morgens schmählich zu Schanden werden ließ.
Als sie da« Gemach bettat, lag Guido mit wett geöffneten glänzenden Augen da. Alice, die eines seiner kleinen Händchen in der ihrigen hielt, war eben im Begriff, das Gefäß mit dem kühlenden Trunk, nach dem er verlangt hatte, an seine Lippen zu setzen. Da fiel der Blick des Kindes auf die Gestalt der Mutter, die seinem kranken, gemarterten Gehirn in diesem Moment freilich wohl noch fürchter-