Correspcmdent" meldet aus Helgoland: Seit 2'/- Uhr wütet im Kurhaus ein gefährlicher Kellerbrand. Die Löscharbeiten fanden unter Leitung des Gouverneurs mit Hilfe der Bewohner, der Marine und der Badgäste statt. Die Gefahr war um 6 Uhr beseitigt.
Paris, 10. Sept. Aus Mont-sous-Vaudrey wird gemeldet, daßGrevysPapiere gestern unter Siegel gelegt worden sind. Ueber die letzten Stunden des Verstorbenen vernimmt man noch, daß er zwar seit Mitte Juni leidend war, aber erst am Samstag ernstlich erkrankte. Der Zustand verschlimmerte sich trotz der energischen Bemühungen der Aerzte, Grevy behielt sein ungetrübtes Bewußtsein bis zuletzt und verschied ohne Todeskampf. Der Munizipalarzt von Mont-sous-Vaudrey votierte 6000 Fr. für die Beteiligung an der Leichenfeier.
Vermischtes.
Röhrmoos. Bei der Parade am vergangenen Mittwoch hat der Kaiser verschiedene der dekorierten Veteranen angesprochen. Einen Veteranen fragte der Kaiser u. a. nach dessen Familienstand und wie viel er Kinder habe. Auf die Antwort: „Fünf, Eure Majestät", erwiederte der Kaiser: „Sehen Sie zu, daß der Storch das halbe Dutzend bald voll macht", worauf ein militärisches „Zu Befehl Majestät" folgte, worüber der Kaiser herzlich lachen mußte.
— Im vorigen Herbst brachte der britische Lieutenant Bower, von Kagar zurückkehrend, ein auf Birkenrinde geschriebenes, uraltes buddhistisches Werk mit, welches er in den Ruinen einer verschütteten Burg bei Kuchar entdeckt hatte. Das Manuskript wurde der asiatischen Gesellschaft von Bengalen im letzten November vorgelegt, welche es von vr. Rudolf Hörnle untersuchen ließ. Dieser hat den größten Teil des Werkes übersetzt. Es ist, wie englische Blätter berichten, ein Kompendium der Medizin, in Sanskritvsrsen verfaßt und enthält 16 Kapitel. Eines handelt von der Bereitung von Pulvern, das andere von gereinigter Butter, ein drittes von Oelen, ein viertes von Klystieren, ein fünftes von Elixiren. Andere Kapitel beschäftigen sich mit Liebestränken, Augenwasser, Pech und Äajtoröl. Einige Kapitel sind den Kinderkrankheiten und den kinderlosen Frauen gewidmet. I)r. Hörnle glaubt, daß das Werk 450 bis 550 v. Ehr. verfaßt ist. Die Handschrift ist das älteste bestehende indische Buch.
Das Ende einer Nihilistin. Wie in dem neuesten Septemberhefte von „Free Russin" mit
geteilt wird, hat sich nun auch Sophie Günsburg, welche in dem letzten Nihilistenprozcß eine große Rolle spielte, durch Selbstmord ihren Leiden entzogen. Sophie Günsburg, das 21jährige Mädchen, war zum Tode durch den Strang verurteilt worden, allein angesichts der Agitation in England und Amerika beschloß die russische Regierung, dem Zaren die Umwandlung des Todesurteils in lebenslängliches Gefängnis anzuempfehlen. In dem entsetzlichen Gefängnis von Schlüsselburg, von wo nur selten und langsam Nachrichten kommen, hat sich Sophie Günsburg vor sechs Monatin mit einer alten stumpfen Scheere, welche sie sich zu verschaffen wußte, getötet, obgleich beständig eine Wache vor ihrer Thür hin- und herging und oft hineinsah. Wie nachträglich bekannt geworden ist, hatte Sophie Günsburg ein Verhältnis mit einem Manne von guter socialer Stellung, einem früheren Revolutionär. Er hat die revolutionäre Proklamation geschrieben, welche das einzige Anklagematerial gegen sie bildete. Sophie weigerte sich, den Mann anzugeben, und aus Furcht, daß die beständigen Quälereien sie in einen nervösen Zustand und zur Angabe des Namens verleiten könnten, gab sie sich den Tod.
Kandwirthschaftl. Bezirks verein.
Der landw. Verein Neuenbürg ladet die Mitglieder des Calwer Vereins zu der am Samstag, den IS. September 18S1 , in Neuenbürg stattfindenden Feier des
fünfzigjährigen Bestehens des landw. Bezirksvereins Neuenbürg
ein, wovon ich unsere Vereinsmitglieder unter Mittheilung des Programms ergebenst in Kenntniß setze. Calw, den 13. September 1891.
Vereinsvorstand: Supper.
'Mvogrcrmrn
für die
Feier des SSjähr. Jubiläums des landw. Bezirksvereins
am Samstag den 19. September 1891 in Neuenbürg.
Morgens 6 Uhr: Böllerschüsse.
„ 7 Uhr: Aufstellung der zur Prämiirung
angemeldeten Tiere.
Vormittags 7 V- Uhr: Beginn der Thätigkeit der Preisgerichte.
Vormittags 10'/-Uhr: Sammlung beim Postgebäude an der Wildbader Straße.
Vormittags 11 Uhr: Zug auf den Festplatz (große Wiese links der Bahnhofstraße) in folgender Ordnung:
3 Vorreiter in ländlicher Tracht, — Militä - kapelle, — Turn-Verein mit Fahne, — Schützen- Verein mit Fahne, — Gemeinderat und Bürgerausschuß von Neuenbürg, — eine Abteilung Feuerwehr, — Kriegerverein mit Fahne, — Liederkranz mit Fahne, — Militärverein mit Fahne, — Blumenwagen mit Blumenkönigin und Begleitung, — Bauernbursche und Bauernmädchen, — Vereinsfahne, — Vereins-Vorstand und Ausschuß, Ehrengäste und Veteranen, Mitglieder des Amtsversammlungs-AusschusseL, Preisrichter, — Produktenwagen' Viergespann) mit Begleitung — Vereinsmitglieder, — prämierte Dienstboten, — eine Abteilung Feuerwehr, — 3 Reiter mit Schärpe in den Landesfarben.
Vormittags 11'/- Uhr: Begrüßungsrede des Vereins- vorstands. — Preisverteilung.
Mittags 1 Uhr: Festessen im Gasthof zum „Bären". Mittags 2 Uhr: Bekanntgabe der Gewinnziehung auf dem Festplatz.
Mittags 3 Uhr: Gesellige Vereinigung mit Musik auf dem Festplatz.
Abends 7 Uhr: Fcstball im Gasthof zum „Bären". Bei Eintritt der Dunkelheit: Bengalische Beleuchtung des Marktplatzes.
Der Zutritt zum Festplatz ist von vormittags 11'/- Uhr ab geöffnet.
Kindern ist der Eintritt erst von mittags 2 Uhr ab gestattet.
Die Obstausstellung befinde! fich im Zeichensaale des neues Schuihauses.
Dieselbe ist am 19. September von vormittags 11 Uhr ab geöffnet und wird am 21. September abends 6 Uhr geschlossen. Zu der Obstausstellung haben nur die mit Festzeichen versehenen Personen freien Zutritt, von den übrigen Besuchern wird ein Eintrittsgeld von ÄS Pfg. erhoben.
Den 7. September 1891.
Vereins-Vorstand:
Oberamtmann Hoffmann.
Müdigkeit der Hkieder, Unlust, mangelnder Appetit, verbunden mit Blutandrang nach Kopf und Brust, lassen stets ans eine gestörte Verdauung schließen, die sich am besten, billigsten und zuträglichsten durch den Gebrauch der ächten in den Apotheken ä Schachtel 1 erhältlichen Apotheker Mchard Brandt's Schweizenpillen beseitigen läßt. „Tie auf jeder Schachtel auch quantitativ angegebenen Bestandteile sind: Tilge, Moschusgarbe, Aloe, Absynth, Bitterklee, Gentian."
AmtliHk Kkkaliütirmchllllgkil.
Gerichtstag
wird vom K. Amtsgericht Calw am Montag, den 21. Sept. 18S1, vormittags 10 — 12 Uhr auf dem Rathaus in Neuweiler abgehalten werden. Calw, den 14. September 1891.
Amtsgerichtss chreiber Keller.
Wildberg.
Marktanzeige
mit Schiiferlavf und MarklstiLrrde-Nerpachtung.
Am Montag, den 21. ds. Mts., wird der WieH- unö Krärnermavkt dahier abgehalten und damit der
Schäferlauf
mit den weiteren Volksbelustigungen in Verbindung gebracht, wozu Freunde von Volksbelustigungen zu zahlreichem Besuch freundlichst eingeladen sind.
Diejenigen, welche den Schäferlauf mitmachen wollen, haben sich zuvor persönlich oder schriftlich bei dem Stadtschultheißenamt anzumelden.
Die Verpachtung der Krämerstände
wird am Samstag, den IS. ds. Mts., nachmittags 5 Uhr, sowie alle übrigen Standplätze am Montag, den 21. ds. Mts., als am Markttage, morgens 7 Uhr auf hiesigem Rathause vorgenommen, wozu Liebhaber eingeladen werden. Den 9. September 1891.
Stadtpflege: Geiger.
Aufforderung.
Am heutigen Wochenmarkt sind 3 Personen Geldbeutel abhanden gekommen oder verloren gegangen, auch an früheren Wochenmarkten ist dies in letzter Zeit auffallend häufig vorgekommen, so daß
Verdacht vorliegt, daß sich Taschendiebe Herumtreiben. Gleichzeitig werden diejenigen Personen, welche einen Gegenstand finden, auch wenn er einen geringen Wert hat, aufgefordert, denselben ungesäumt bei der Polizeibehörde abzugeben, um sich nicht dem Verdacht der
Verübung eines Funddiebstahls auszusetzen.
Stadtschultheißenamt.
H a f f n e r.
Einquartierung.
Die am 18. Sept. hier einquartiert werdende Mannschaft ist um 12 Prozent und am 19. und 20. Sept. um 20 Prozent größer als die am 8. und 9. dies stattgefundene Einquartierung, es werden deshalb manche Einwohner, welche das letztem«! frei ausgiengen, mit Quartier belegt werden, andere eine erhöhte (die anfänglich mitgeteilte) Mannschaftszahl erhalten. Anfragen werden am Dienstag und Mittwoch vormittags 11 Uhr, jedoch nur mündlich beantwortet.
Veränderungen in den Mietquartieren sind alsbald mitzuteilen.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Liegeufchafts-
Verkauf.
Auf Antrag der Erben des Gottlob Plocher, gewcs. Schmieds, kommt nachstehende Liegenschaft am Donnerstag, de« 17. ds. Mts., vormittags S Uhr, im öffentlichen Aufstreich auf hiesigem Rathaus zum Verkauf:
Gebäude:
PN. 20. 1 g, 6 gm ein zweistockigtes Wohnhaus . U-MÄi auf der Pletschenau, mit —^— / gewölbtem Keller und
eingerichteter Schmiedwerkstatt,
PN. 20 a. 25 qm eine einstöckige Holzhütte, an das Haus angebaut,
5 hm ein Backofen, südlich am Wohnhaus,
PN. 20 b. Eine einstöckige Kohlenhütte mit Schweinstall,
8 a 18 hm Hofraum in ungeteilter Gemeinschaft mit Müller A d- rion und Leonhard Kärcher.
PN. 425. 3 a 42 hm Gras- und Baumgarten, südlich am Wohnhaus. Hirsau, den 13. September 1891.
Namens der Erben:
Waisengericht.
Simmozheim.
Gefunden
wurde am 7. ds. Mts. im Biwak beim hiesigen Ort ein schwerer goldener Ring, der von dem rechtmäßigen Eigentümer innerhalb 8 Tagen hier in Empfang genommen werden kann, andernfalls zu Gunsten des Finders darüber verfügt würde.
Schultheißenamt.
Privat-Arrzeigen.
Lstriebsiuspektions-^88!stoiir
Ottilie Lelvmitt
Verlobte
Osl'v Leptember 1891.
Taglohnlistrn
für Steinhauer, Steinbrecher, Waldarbeiter sind vorrätig in der Druckerei d. Bl.