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schen Göppingen und Heiningen von einer aus 3 Männern und 2 Dirnen bestehenden Bande zu Boden geworfen, mit Erschießen bedroht und ihr die wenigen Pfennige abgenommen, welche sie in der Tasche ihres Kleides hatte. Eine Summe vpn etwas über 50 welche die Frau in ihren Unterrock eingenäht hatte, fanden die Strolche glücklicherweise nicht.
Leutkirch, 6. Sept. Von einem weiten Umkreis des Algäus kommen Nachrichten über das schreckliche Gewitter, welches am Abend des 4. ds. Mts. hier getobt hatte und wie sich eines ähnlichen die ältesten Leute nicht zu erinnern vermögen. Abends gegen 7 Uhr ballten sich an mehreren Stellen des Horizonts die drohenden Wolken, und bei der vorausgegangenen tropischen Hitze mußte man den Ausbruch eines schweren Gewitters befürchten. Von 8—9'/« Uhr war der Himmel ein wahres Flammenmeer, und .der Donner grollte mit furchtbarer Gewalt unaufhörlich, dazwischen hinein leuchteten zur Erde fahrende Blitze grell auf. Dabei tobte ein solch heftiger Sturm, daß z. B. in dem Hofgute des Oekonomen Kipp in Unterburkhardshofen ein 7 Zentner schweres Feimendach, zum Schutze gegen im Freien gelagertes Stroh, 140 Meter weit geschleudert wurde, ohne den Boden zu berühren. Der Regen floß in Strömen. Der Blitz hat mehrfach eingeschlagen. In dem 3 Kilometer entfernten, zur Schultyeißerei Wuchzenhofen gehörigen Weiler Almißhofen brannte das stattliche Anwesen des Oekonomen Krug nieder, der erst abends noch den letzten Garbenwagen eingeführt hatte. Es konnte nur das Vieh gerettet werden. Ebenso brannte in Aichstetten ein Bauernhof nieder; auch gegen Memmingen und Wurzach zeigten sich Röten am Himmel. An einigen Orten schlug der Blitz ein ohne zu zünden. Die Temperatur ist infolge dieses Gewitters kühl geworden.
München, 5. Sept. Die Ansicht derjenigen Forstmänner, welche beim vorjährigen verheerenden Auftreten der Nonnenraupe erklärten, daß die Natur selbst schon bald ein Gegengewicht gegen die Seuche schaffen werde und daß man mit menschlichen Mitteln allein die Seuche nicht wirksam bekämpfen, wohl aber das Wirken der Natur erfolgreich unterstützen könne, ist durch die diesjährigen Erfahrungen glänzend bestätigt worden. In dem zuerst und am gründlichsten von der Nonnenraupe verwüsteten Ebersberger Park sind dieses Jahr die stehen gebliebenen Bäume, die übrigens sämtlich mit Leimringen versehen waren, gänzlich von der Plage verschont geblieben, was wie die großen Mengen toter und verendender Raupen beweist, einer Naupenkrankheit, sowie der starken Vermehrung der wichtigsten Raupenfeinde zugeschrieben werden muß. In den voriges Jahr verschont gebliebenen Waldungen, deren Baumbestand auch blos teilweise mit Leimringen versehen ist, setzt die Nonnenraupe ihren Verheerungszug fort, der aber doch etwas weniger schlimm zu sein scheint als der vorjährige. Von allen gegen die Nonnenraupe angewandten Mitteln haben blos die altbekannten, nämlich das Vernichten der Eier und der jungen Räup- chen, sowie das Leimen der Bäume, Erfolg gehabt. Die kostspieligen elektrischen und Aufsaugungsapparate sind dagegen schon bald wieder außer Thätigkeit gesetzt worden.
Worms, 3. Sept. Unsere Stadt ist wohl weit und breit bekannt als diejenige, wo das Sedanfest am großartigsten gefeiert wird. Hier schließt sich
kein Mensch von der patriotischen Feier aus, jeder will sich an diesem Tag freuen. Die Fabriken sind sämtlich von 12 Uhr mittags ab geschlossen, alle Arbeiter haben frei, denn die meisten gehören irgend einem Vereine an, und diese beteiligen sich insgesamt an dem Festzuge, der vom Paradeplatz aus nach der Kieselswiese (Barbarossaplatz) geht. Die Gesamtbeteiligung der Bevölkerung an der diesjährigen Feier war stärker als je zuvor.
Berlin, 6. Sept. Die „Post" ist autorisiert, mitzuteilen, die Königin Viktoria habe die Einladung des deutschen Kaisers zum Besuch Deutschlands für den nächsten Sommer angenommen.
Basel, 5. Sept. In Andrer bei Rongellen an der Via Mala stürzten 100 Kubikmeter Blöcke ab. Die Splügenstraße ist für Fuhrwerke gesperrt. Die Passanten müssen das Trümmerfeld übersteigen. Mannschaft ist mit Sprengen der Felsblöcke beschäftigt.
Kopenhagen, 7. Sept. An den Wagen des zur Kirche fahrenden Zaren drängte sich der etiva 40jährige russische Ingenieur Iwan Jlnitzky heran und überreichte eine Bittschrift in der er um eine Audienz flehte und Gerechtigkeit erbat. Der Zar versprach Beides. Jllnitzky ist nach eigenem Bericht ein Opfer der russischen Justiz, von der er ausge- geplündert und mehrere Jahre in verschiedenen Gefängnissen herumgeschleppt wurde.
Vermischtes.
Sittenstrenge in Schweizer Hotels. Dem Pariser „Figaro" wird aus Genf eine lustige Geschichte zum Kapitel der schweizerischen Sittenpolizei gemeldet. In einem der vornehmsten Hotels in Genf lebt Mine. Burke, eine junge Frau und Gattin eines englischen Diplomaten, der sich zur Zeit in Suez aufhält. Vor wenigen Tagen erhielt die Dame einen Brief ihres Gatten, in welchem er ihr mitteilt, daß ein gemeinschaftlicher Freund, Kapitän Bates, ein siebzigjähriger alter Herr, in die Schweiz gereist sei und augenblicklich in einem Hotel in Montreux wohne; sie möchte diesen doch besuchen, da er ihr Verschiedenes zu erzählen haben werde. Mme. Burke fährt mit dem nächsten Zug nach Montreux und hört im Hotel, daß der Kapitän ausgegangen sei. Als richtige, unbefangene Engländerin läßt sie sich das Zimmer des Kapitäns zeigen und setzt sich dort nieder, um eine englische Zeitung zu lesen. In dieser Lektüre wäre sie auch voraussichtlich ungestört geblieben, wenn Mme. Burke alt und häßlich und nicht jung und hübsch gewesen wäre. So aber erschien nach kurzer Zeit der Eigentümer des Hotels in dem Zimmer und forderte sie auf, schleunigst ihrer Wege zu gehen, da er Damenbesuche in seinem Hause nicht dulde. Mme. Burke erwiederte diese Beleidigung mit einigen scharfen Worten, worauf der Hotelier sie eigenhändig mit kräftiger Faust vor die Thür seines Hauses brachte. Infolge des Lärms, den Mme. Burke über diese Behandlung erhob, lief ein Kellner um Polizei und der herbeigeeilte Kommissär wußte nichts besseres zu thun, als die Dame in deir von Ratten wimmelnden Kotter zu einigen Vagabunden und Betrunkenen zu stecken. Auf dem Wege dahin wurde sie geschleppt, gestoßen und geschlagen. Durch 2 Stunden verweigerte man
ihr Schreibpapier, das sie verlangte, um an ihre Freundinnen nach Genf zu telegraphieren. Als man ihr das Papier brachte, war das Telegraphenamt bereits geschlossen. Erst um Mitternacht gelang es dem inzwischen heimgekehrten Kapitän Bates, die Gattin seines Freundes aus ihrer peinlichen Situation zu befreien. Die Beteiligten wären keine Engländer, wenn sie nicht sofort sehr energische Reklamationen bei der englischen Gesandtschaft in Bern erhoben hätten, und die englische Regierung fordert gegenwärtig eine Entschädigung von 100,000 Francs für das Abenteuer, welches Mme. Burke unfreiwillig erdulden mußte. Im klebrigen wird auch eine Boykottierung der Schweiz seitens der englischen Reisenden in Aussicht gestellt. — Dieses für fast unglaublich zu haltende Vorkommnis wird durch die Schweizer Presse selbst in allen Einzelnheiten bestätigt.
Landwirt!) schaftl. Kezirksverem.
Der Landwirthschaftl. Verein Leonberg ladet die Mitglieder des Calwer Vereins zu der am 16. d. M. in Leonberg stattfindenden Feier des , fünfzigjährigen Bestehens des landwirthsch.
Bezirksvereins Leonberg ein, wovon ich unsere Vereinsmitglieder unter Mittheilung des Programms ergebenst in Kenntniß setze.
Calw, den 8. Septbr. 1891.
Vereinsvorstand:
Supper.
H'vogvarnm
zu der
am 1«. September 1881 in Lconberg
stattfinden Feier des
ZOjiihrigen Bestehens
des
tandwirt. Bezirksvereins Leonberg.
Morgens 6 Uhr: Tagwache.
Morgens 8 Uhr: Aufstellung der Tiere, deren Besitzer sich um Preise bewerben, auf dem Festplatz („auf den Lamtern").
Von morgens 8—12 Uhr: Musterung der aufgestellten Tiere durch die Preisrichter.
Ankauf von Vieh und Gerätschaften durch die Lotterie-Kommission.
Mittags 12 Uhr: Zug vom Festplatz durch die Stadt auf den Marktplatz.
Verteilung der Preise auf dem Marktplatz, und zwar der vom Staate bei der Rindviehschau am 28. August, und der vom Bezirksverein am 16. September gewährten. Mittags 1 Uhr: Mittagessen im Holzäpfel'schen Saale. Nachmittags: Besichtigung der Gewerbe-, Maschinen-, Geräte- und Produkten-Ausstellung. Musik und gesellige Unterhaltung auf dem Festplatz. Abends: Bankette in verschiedenen Wirtschaften.
Die Gewerbe- und Produkten-Ausstellung im Rathausi ist von morgens 8 Uhr an bis abends 7 Uhr geöffnet.
Milche Kekalllltmachmlgrll.
Forstamt Neuenbürg.
Weißtannens amen Lieferung.
Die Lieferung von 4 Ztr. Tannensamen, von welchem 3 Zentner aus Station Neuenbürg und 1 Zentner auf Station Wildbad zu liefern sind, wird im Wege des schriftlichen Aufstreichs vergeben.
Schriftliche Angebote sind mit Angabe des Preises für den Zentner an den genannten Lieferungsorten und der verbürgten Keimkraft bis Donnerstag, den 24. September, nachmittags 3 Uhr, beim K. Forstamt emzureichen, zu welcher Zeit die Eröffnung der Angebote stattfindet, welcher die Bietenden anwohnen können.
Die Auswahl unter denselben, welche 8 Tage lang von obigem Zeitpunkt ab gerechnet an ihr Angebot gebunden bleiben, wird sich Vorbehalten.
Die Bedingungen, welchen sich die
Bietenden zu unterwerfen haben, werden auf Verlangen vom K. Forstamt mitgeteilt.
Liebcnzell,
Gerichtsbezirks Calw.
Wirtschafts- und Merörauereiverkauf.
In der Verlaffenschaftssache des verstorbenen August Büchsenstein, gew. Waldhornwirts und Bierbrauereibesitzers dahier, kommt am
Freitag, den 11. Sept. d. I., vormittags 8 Uhr, zum letztenmal auf hiesigem Rathaus >m öffentlichen Aufstreich zum Verkauf: Geb. Nr. 132. 1 a 39 gm ein zweistöckiges Wohnhaus, das Waldhornwirtschafts- füfH-W gebäude, mit dinglicher Wirtschaftsgerechtigkeit dahier,
— a 3 gm Steaenhaus, Abtritt und
Schweinstall,
Geb. Nr. 132 a.
— „ 44 „ eine Bierbrauerei mit Keller
hinter dem Wohnhaus,
— „26 „ Holzhütte,
— „ 8 „ Kellereingang,
Geb. Nr. 132 b.
— „63 „ Holzschopf mit gewölbtem
Keller darunter,
— „ 7 „ Schweinstall,
2 „ 53 „ Hofraum.
Geb. Nr. 132 o.
— „ 57 „ Kegelbahn nebst Gartenwirt
schaftsanlagen.
Geb. Nr. 125.
— „ 86 „ Bierkeller,
— „ 7 „ Kellerhals,
1 „ 53 „ Hofraum,
sodann 2 in Felsen gehauene Lagerbierkeller, 1884 neu erbaut, ganz in der Nähe der Stadt.
Gärten.
Parz. Nr. 111. 4 a 16 gm,
„ „ 270. 4 „8l „
„ „ 271. 7 „ 22 „
„ „ 272/2. 7 „ 69 „
„ „ 274. 14 „ 34 „
38 a 22 gm Gemüse-, Gras- und Baumgarten in den Badwiesen rings um das Haus.
Wiesen.
,Parz. Nr. 277. 14 a 63 gm Wiese in den Badwiesen hinter dem Haus.
Waisengerichtlicher Anschlag zusammen
24,000^. Angekauft zu 20,000
Die vorhandenen Bierbrauereigerätschaften im Anschlag von 2200 ^ können miterworben werden.
Das Anwesen liegt mitten in der Stadt an der frequenten Calw—Pforz- heimer Straße und sind sämtliche Gebäude in bestem baulichen Zustand. Ein umsichtiger Geschäftsmann dürfte auf dem Anwesen eine sichere Existenz finden. Zuschlag erfolgt unbedingt sofort. Zahlungsbedingungen günstig.
Liebhaber — nuswärtiße mit obrigkeitlichen Vermögenszeugnissen versehen — sind eingeladen.
Den 5. Sept. 1891.
Waifengericht. Vorstand:
Stadtschultheiß Schneider.