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M 106. Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 66. Iahrgsv^
Erscheint Dienstag, Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Aeile, sonst 12 Pfg.
Deutsches Reich.
Berlin, 4. Sept. Die Kaiserin unternahm gestern mit den ältesten kaiserlichen Prinzen eine Ausfahrt und demnächst von der Matrosenstation aus eine Dampferpartie auf der Havel nach der Pfaueninsel, von wo sie am Abend nach dem Neuen Palais zurückkehrte. Der Kronprinz, sowie sein zweiter Bruder Prinz Adalbert erhalten seit Kurzem allwöchentlich bei Professor de Ahna Violinstunde.
Berlin, 5. Sept. Nach einer Meldung der „Kreuz-Ztg." aus München nahm der Kaiser für Dienstag morgen 11 Uhr eine Einladung der Stadt zum Gabelfrühstück im Rathause an. Der Prinzregent, die königlichen Prinzen, der Reichskanzler, sowie die Minister und Generäle werden daran teilnehmen.
— Prinz Heinrich reist am 10. d. M. von Kiel nach Kassel ab. Nach den Manövern wird er sich noch einige Zeit zur Jagd nach Darmstadt begeben.
Ausland.
Horn, 3. Sept. Der Kaiser von Oesterreich, der König von Sachsen, Prinz Georg von Sachsen, die Erzherzoge Karl Ludwig und Franz Ferdinand von Este, Graf Kalnoky, der Kriegsminister und der Landesverteidigungsminister trafen um 7 Vs Uhr heute Morgen zum Empfange des Kaisers Wilhelm hier ein. Der Kaiser war in Generalscampagneuniform, der König von Sachsen und Prinz Georg in der Uniform ihrer österreichisch-ungarischen Regimenter. Der Sonderzug Kaiser Wilhelms lief um 7 Uhr 47 Minuten ein. Der Kaiser, der die Paradeuniform seines österreichisch-ungarischen Husaren-Regiments trug, entstieg rasch dem Hofsalon
Dienstag, den 8. September 1891.
wagen, während Kaiser Franz Josef ihm entgegeneilte. Die verbündeten Monarchen umarmten und küßten sich dreimal. Hierauf begrüßte Kaiser Wilhelm in wärmster Weise den König von Sachsen, den Prinzen Georg von Sachsen und die Erzherzoge. Nach Vorstellung des beiderseitigen Gefolges richteten die beiden Kaiser auszeichnende Ansprachen an Caprivi, Kalnoky und andere Persönlichkeiten des beiderseitigen Gefolges. Ungeachtet ihrer militärischen Kürze trug die Begrüßung den Karakter der allergrößten Herzlichkeit, wie sie nur da möglich ist, wo zur politischen Verbündung die wärmste persönliche Freundschaft hinzutritt. Nach der Bewillkommnung stiegen beide Majestäten zu Pferde und ritten, der deutsche Kaiser zu Rechten des Kaisers Franz Josef, unter dem Jubel der Bevölkerung in die Stadt, wo die Begeisterung beim Anlangen an der Triumphpforte ihren Höhepunkt erreichte.
— Die Wiener Blätter begrüßen aufs wärmste die Ankunft des deutschen Kaisers und feiern gleichzeitig den Friedensbund. Das „Fremdenblatt" schreibt: Welche Wandlung seit einem Vierteljahrhundert! Zum engsten Bunde sehen wir die Herrscher Oesterreichs und Deutschlands geeint, die Armee unsres Vaterlandes mit den Heeren Deutschlands und Italiens als Waffenbrüder verbunden. Ein herzlich begrüßter und willkommener Gast ist dem österreichischen Soldaten und Bürger das ritterliche Oberhaupt des neuen Deutschlands mit dem uns nicht nur Staatskunst und Vertragstreue, sondern das Bewußtsein kostbarer Interessengemeinschaft und festwurzelnder Völkerfreundschaft verbinden. Wilhelm II. hat sich in den kurzen Jahren seiner Regierung als edler, hochherziger und thatkräftiger Monarch, als energischer Soldat, als sorgender Hüter der Volks
NbonnementSpreis vierteljährlich in der Stadt BO Pfg. und SO Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1. 35.
interessen bewährt. Die Anwesenheit dieses Monarchen bei den großartigsten Heeresübungen, welche seit Jahren auf österreichischem Boden stattgefunden, sind kein politisches Ereignis. Es bedarf ja keines neuen Beweises der Innigkeit und Festigkeit der deutschösterreichischen Beziehungen. Sie ist nur ein neuerliches Symptom des Bundesverhältnisses und wird in Europa die Ueberzeugung verstärken, daß der Friedensbund der Centralmächte unantastbar und imponierend aufragt, gesichert durch gewaltige, kriegstüchtige Heere. Die „Presse", welche die Schwarzen- auer Entrevue den lärmenden Festen in Kronstadt, Petersburg und Moskau, sowie deren lautem Echo in Frankreich gegenüberstellt, führt aus: „Die Politik der Friedensliga bedroht Niemanden, darf aber mit Recht jede Bedrohung abweisen, und in dem Händedruck, welcher morgen die erlauchten Monarchen verbinden wird, begrüßen einander die Völker Oesterreichs und Deutschlands in unerschütterlicher Treue für die angestammten Herrscher, fest entschlossen, die Güter des Friedens, der Freiheit, der Ehre, der Heimat zu wahren und mit dem letzten Blutstropfen zu verteidigen. Das ist das segenverheißende Ergebniß der morgigen Monarchenbegegnung." Auch die ungarischen Blätter ohne Parteiunterschied begrüßen die Kaiserbegegnung aufs herzlichste und betonen, der deutsche Kaiser sei nicht nur der Gast des Monarchen, sondern der gesamten österreichisch-ungarischen Völker. Das vom deutschen Kaiser bekundete Herrschertalent, seine staatsmännische Weisheit und glänzenden persönlichen Eigenschaften müßten selbst dann verehrt und hochgeschätzt werden, wenn derselbe nicht der Verbündete der österreichisch-ungarischen Monarchie wäre.
6 ^ 1 6 1 . Nachdruck verboten .
Jürstin Wclvcrnow.
Novelle von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
Wenige Sekunden nachher schlug die Fürstin Baranow die Augen auf.
„Raimund," flüsterte sie, „wo bist Du?" — Und dann, als sie in das ernste Gesicht des vor ihr Sitzenden blickte, richtete sie sich rasch empor und ergriff mit leidenschaftlicher angstvoller Zärtlichkeit seine Hand.
„Nun hast Du alles erfahren, nicht wahr? Und Du vergiebst mir? O gewiß. Du mußt mir vergeben!"
Zum erstenmale in ihrem Verkehr hatte sie das vertrauliche Du angewendet, And auch der Professor eignete es sich an wie etwas Selbstverständliches.
„Du hast mir eine der schwersten Enttäuschungen meines Lebens bereitet, Asta," sagte er traurig, doch ohne Härte. „Noch stehe ich vor all' diesen überraschenden Dingen wie vor einem ungelösten Rätsel, aber ich meine, es ist jetzt nicht der rechte Augenblick, eine Erklärung zu fordern oder zu geben."
„Und warum nicht?" fuhr die Fürstin in jäh erwachter Heftigkeit mit funkelnden Augen empor. „Glaubst Du, daß ich diese Qualen einer ungewissen Furcht vor der Zukunft noch länger mit mir Herumschleppen will, jetzt, nachdem ein Zufall die Enthüllung herbeigeführt hat, die früher oder später ja doch erfolgen mußte! Nun kennst Du mein Unrecht und magst mich verurteilen oder freisprechen, wie Du es vor Deinem Herzen verantworten kannst! Aber fordere nicht, daß ich tagelang als eine reuige Sünderin um Dein Erbarmen flehen soll, bis es Deiner Gnade endlich gefällt, mich wieder zu der unnahbaren Höhe Deiner strengen Tugend emporzuheben! Und damit dieser unerträgliche Zustand ein Ende habe, damit es ganz klar werde zwischen uns, laß mich Dir auch das noch gestehen, was Du von meiner Schwester nicht erfahren konntest, weil e« ihr selbst unbekannt geblieben ist! — Erinnerst Du Dich noch jene« alten Mannes, der sich uns in den Weg stellte, als ich in Deiner
Begleitung zu dem Grafen Warrendorf fuhr? Er war kein Bettler, wie Du damals glauben mochtest, und ich wußte gut genug, daß er auch kein Wahnsinniger sei, denn er war — mein eigener Vater, und was er mir Mitteilen wollte, war, daß es mit meiner Mutter am Sterben sei! Nun gieb mir Antwort, ob Du ein Weib noch länger lieben kannst, das sich als eine so herzlose Tochter erwiesen hat?"
Ihre Haltung und der Ton, in welchem sie zu ihm sprach, waren beinahe trotzig, aber auf dem Grunde ihrer Augen flackerte es doch wie tötliche Angst vor einer vernichtenden Antwort aus seinem Munde. Nordenfeld war bei ihrem Geständnis zusammengezuckt, als hätte man ihm einen körperlichen Schmerz zugefügt. Ein rasches, zorniges, niederschmetterndes Wort schien sich ihm auf die Lippen zu drängen und er erhob die Hand wie zu einer abwehrenden Bewegung. Aber gleich darauf ließ er den Arm wieder sinken und sagte mit müder Stimme:
„Laß uns wenigstens in dieser Nacht nicht wieder davon reden, Asta!"
„Gerade in dieser Nacht! Ich will Deinen Zorn auf mich nehmen und Deine Verachtung, aber dieses mitleidige Hinausschieben des Urteils vermag ich nicht zu ertragen! Sprich eS doch offen aus, daß Du nicht im stände bist, mir mein Verbrechen zu vergeben! Du siehst ja, daß ich mir gar keine Mühe gebe, es zu beschönigen! Einem Anderen gegenüber würde ich mich vielleicht verteidigen; Du aber sollst mir verzeihen, weil Du mich liebst, oder Du sollst mich verdammen, weil Du zu der Erkenntnis gekommen bist, daß Deine Liebe nur eine Täuschung war!"
„Und wenn ich sie nun doch von Dir forderte, diese Verteidigung, die Du verschmähst? — Was könntest Du da zu Deiner Rechtfertigung sagen?"
Die Fürstin kreuzte die Arme über der Brust und hob den schönen, blonden Kopf stolz empor.
„Ich könnte sagen, daß jede Andere an meiner Stelle gehandelt haben würde wie ich! Ich könnte sagen, daß Eure heuchlerische, lügenhafte Gesellschaft mit ihrer Engherzigkeit und ihrer Anbetung des falschen Scheins cs gewesen ist, die mich gezwungen hat, meinen besten und heiligsten Empfindungen entgegen zu handeln! Was wäre denn aus mir geworden, wenn man in dm Kreisen Eurer vornehmen