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deutsche, französische und italienische Staatsangehörige entführt und sind infolge des Eintretens der Ver­treter dieser Mächte für ihre Landsleute stets prompt zu dem geforderten Lösegeld gekommen.

New-Dork, 21.Aug. Aus Valparaiso wird gemeldet, daß 8000 Mann wohlbewaffneter und or­ganisierter Kongreßtruppen bei Caldera ausgeschifft und dem Anscheine nach zu einem entscheidenden An­griffe auf die Regierungstruppen vorbereitet sind. Man erwartet einen Angriff der Kongressisten auf Valparaiso gleichzeitig zu Wasser und zu Lande.

Die Westd. Ztg. meldet die Ermordung zweier rheinischer Missionare in Neuguinea. Sie schreibt: Eine tieferschütternde Trauernachricht ist dem Barmer Missionshaus vom Auswärtigen Amt Berlin zugegangen. Zwei rheinische Missionare in Kaiser Wilhelmsland auf Neuguinea, W. Scheidt und F. Bösch, sind, wie ein von Stefansort in Kaiser Wilhelmsland bei der Direktion der Neuguineakom­pagnie in Berlin eingetroffenes Telegramm meldet, ums Leben gekommen. Nähere Angaben über den Hergang fehlen noch; höchst wahrscheinlich sind die Missionare bei der ins Auge gefaßten Errichtung einer neuen Missionsstation von den Eingeborenen überfallen worden.

Tages-Ueuistkeiten.

Wildbad. Gegenwärtig befinden sich hier viele Badgäste von Distinktion, so der Erbprinz von Fürstenberg, der preuß. Justizminister v. Schelling, der russ. Botschafter in Rom Vlangali, Staatsrat Baron von der Pahlen-Petersburg, Baron Ad. Rot- schild-Paris u. s. w. Die Zahl der Kurgäste beträgt 5137.

Stuttgart, 21. Aug. Eine dankenswerte Neuerung wird gegenwärtig von unserer Eisenbahn­verwaltung vorbereitet, nämlich die Erbauung von Restaurationsw agen, welche vom nächsten Som­mer ab in die Mittagsschnellzüge eingestellt werden sollen. Schon längst hat man es als großen Miß­stand empfunden, daß die Pause für die Einnahme des Mittagsmahles zu kurz bemessen ist; die Folgen davon zeigten sich häufig in allerlei Magenbeschwerden. Diesem Uebelstande wird jetzt durch Einführung dieser Restaurationswagen abgeholfen werden.

Tübingen, 22. Aug. In vergangener Nacht starb hier nach der Tüb. Kr. Universitäts-Professor vr. Wilhelm Ludwig Holland im Alter von 69 Jahren.

Göppingen, 18. Aug. Schullehrer Reichert von Heiningen ist heute seinen schweren Verwundungen erlegen. An seinem Sarge trauern sieben Kinder. Der Verstorbene vermochte noch vor seinem überaus schmerzvollen Tode genau über alle Einzelheiten des Raubmordes zu berichten. Auf den ersten Schuß an die Stirne, der übrigens nur ein

Streifschuß war, erfolgte die Beraubung Reicherts. Nach derselben sagte der Räuber zu dem andern Mordgesellen:Wenn du noch eine Patrone hast, so gieb sie ihm!" Dies geschah. Das Scheusal jagte dem am Boden liegenden Schullehrer die tätliche Kugel in den Unterkiefer. Bei dem Versuche, dieselbe zu entfernen, gab der Unglückliche seinen Geist auf. Wie nachträglich gerichtweise verlautet, soll man es mit einer wohlorganisierten Räuberbande von et­lichen 10 Individuen zu thun haven!

Heilbronn, 20. Aug. Heute abend fand vor dem Schöffengericht die Verkündigung des Ur­teils in den am letzten Freitag verhandelten Privat­klagesachen statt: die Oberin des Olgahauses Karoline Otto wurde freigesprochen, Oberbürgermeister Hcgel- maier zu der Geldstrafe von 25 verurteilt. Die Kosten hat im ersten Fall der Privatkläger Dr. Mayer, im zweiten der Angeklagte Hegelmaier zu tragen. Die Freisprechung der Oberin erfolgte haupt­sächlich in Anwendung des Z 193 des Str.G.B., in­dem das Gericht annahm, daß die Oberin durch ihre Aeußerungen gegen die Schwester Anna nicht den Dr. Mayer beleidigen, sondern die erstere warnen und zurechtweisen wollte, was durch ihre Befugnis und Pflicht als Oberin gerechtfertigt war. Daß unsittliche Beziehungen zwischen Dr. Mayer und der Schwester Anna nicht stattgefunden haben, wurde als festgestellt erachtet. Oberbürgermeister Hegelmaier wurde wegen der beleidigenden Form seiner Aeußerung bestraft. Er habe sich nicht in den Grenzen des Z 193 des Str.G.B. gehalten, sondern zu starke und beleidigende Ausdrücke gebraucht. Dr. Mayer erklärte sofort, daß er Berufung einlege; der Angeklagte Hegelmaier war nicht anwesend.

Heilbronn, 21. Aug. Gestern abend zwi­schen 7 und 8 Uhr wurde am Galgenberg ein Raub­mord verübt, indem zwei mit Messern bewaffnete Strolche einem von Weinsberg kommenden jungen Mann 10 ^ abverlangten, die derselbe denn auch notgedrungen hergab. Hoffentlich gelingt es, die Thäter rasch zu ermitteln und für längere Zeit un­schädlich zu machen.

Schömberg, 20. Aug. Es ist geradezu schrecklich, wie leichtfertig es manche Leute mit ihrer Eidespflicht nehmen. So sind vor einiger Zeit aus dem benachbarten Dotternhausen nicht weniger als 4 Männer verhaftet worden, und sehen nun einem wahrscheinlich keineswegs beneidenswerten Schicksal ent­gegen. Dazu soll es sich nur um eine unbedeutende Rauferei gehandelt haben, deren Verhandlung vor dem Amtsgerichte in Rottweil den Betreffenden An­laß gab, sich so schwer gegen göttliches und mensch­liches Gebot zu versündigen.

Tuttlingen, 20. Aug. Gestern abend kam in der Bahnhofstraße, lautErb.", ein Knabe unter ein leeres Fuhrwerk des Güterbeförderers, an dem zwei Wagen zusammengekoppelt waren. Wie es heißt, hat der Knabe an einem Arm und Fuß Verletzungen

erlitten. Ein älterer Knecht des Güterbförderers wurde gestern abend von einem Pferd beim Zurtränke- sühren durch Hufschlag so an den Kopf getroffen, daß er bewußtlos liegen blieb und im Laden des Wundarzts Eyrich verbunden werden mußte. Heute befindet sich der Knecht ordentlich, klagt aber über: heftige Schmerzen am verwundeten Kopfe.

Frankfurt a. M., 19. Aug. Frau Schrö-- der-Hanfstängel, die gefeierte Primadonna der Frankfurter Oper, die neuerdings bekanntlich auch dem Felde derdramatischen Partien" Lorbeeren erntet, wirkte, wie berichtet wird, kürzlich in einer ebenfallsdramatischen Partie" mit, deren Hinter­grund jedoch nicht die bemalten Kulissenwände, son­dern die Ufer des Tegernsees bildeten und deren Ausgang leicht das in grausige Wirklichkeit übersetzen konnte, was uns die Künstlerin so oft im schönen Spiegelbilde ihrer Kunst gezeigt, das Sterben! Frau. Schröder-Hanfstängl hatte mit ihrem Gatten, ihrem Töchterchen und mehreren Damen eine Kahnfahrt. nach Wiessec unternommen, an die sich ein längerer Spaziergang schloß. Vor der Rückkehr meinte der Schiffer in seinem heimischen Dialekt:Recht guat schaut dös Wetter nöt aus. Z) mein, es kunnt sie? leicht zu 'nem G'witter einrichtn." Trotz dieser Warnung der heimtückische See, dessen Fluten erst vor wenigen Wochen drei blühende Menschen­leben begruben, lag glatt wie ein Spiegel da be­stieg die Gesellschaft das Boot und begab sich fröhlich auf die Heimfahrt. Auf der Mitte des Weges etwa begann sich das Wasser plötzlich leicht zu kräuseln, ein kräftiger Windstoß sauste daher, der das Fahrzeug breitseits traf und halb voll Wasser schlug, und mit rasender Geschwindigkeit stieg hinter den Bergen eine schwarze Wolkenwand empor, die in Kurzem den ganzen Himmel verfinsterte. Die Damen mit rühmlicher Ausnahme der Frau Schröder-Hanfstängl, die sich schweigend an ihren Bootsitz klammerte und mit der Linken ihr Töchterchen umschloß verloren wie üb­lich den Kopf und begannen zu beten, der Schiffer that den Hut vom Kopfe und sandte ebenfalls ein Stoßgebet zum Himmel, statt zu versuchen, das Boot kielwärts vor die sich immer höher türmenden Wellen zu bringen, der einzige, der seine Geistesgegenwart behielt, war Herr Professor Erwin Hanfstängl. Er schob den Schiffer bei Seite, ergriff die Ruder und seiner riesigen Körperkraft gelang es, das wasserge­füllte Boot mit der Breitseite von den Wellen abzu­bringen und vor dem Winde unter herniederprasseln­dem Regen und Donner und Blitz ans Ufer zu führen.. Dort hatte sich mittlerweile eine beträchtliche Menschen­menge angesammelt, man schrie und rang die Hände: Jessas, die san verlorn!", aber Niemand dachte daran, den Gefährdeten in einem zweiten Boote Hilfe zu bringen. Die so glücklich der Todesgefahr entronnenen Damen brauchten, wie uns ein Augenzeuge versichert,. geraume Zeit, ehe sie sich von dem Schrecken erholten und den Gebrauch der Sprache, die ihnen sonst ziem­lich geläufig ist, wiederfanden.

Versuch mehr ein Wort der Verzeihung von ihm zu erlangen. Als sie ging, beugte sie sich herab, um seine Hand zu küssen, aber er entzog ihr dieselbe mit einer beinahe heftigen Bewegung und sagte streng:

Ich habe Dir den Weg der Sühne gezeigt, den einzigen, auf welchem Du früher oder später meine Vergebung erlangen kannst, Du wirst die Sorge für das Glück Deiner Schwester als das heilige Vermächtniß jener armen Toten betrachten, und die Zukunft mag uns lehren, wie Du es erfüllst!"

Asta entfernte sich mit gesenktem Haupt. Die Begleitung Alicens lehnte sie mit einigen freundlichen Worten ab. Tief verschleiert und mit scheuen, hastigen Schritten ging sie zu ihrem Wagen hinab. Erst als die Thür desselben hinter ihr zu gefallen war und als sich das gebrechliche Gefährt klappernd wieder in Bewegung setzte, brach sie kraftlos zusammen und heiße Thränen rannen unaufhaltsam über ihre Wangen herab.

In fieberhafter Hast traf die Fürstin Baranow ihre Vorbereitungen zur Ab­reise nach dem Süden. Nordenfeld fand sie mitten in derselben, als er um die Mittagszeit erschien, sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Er gab sich keine Mühe, seine Ueberralchung zu verbergen, die nicht frei war von einer gewissen Ver­stimmung. Er selbst hatte erst vor wenig Wochen, durch Asta's nervöse Ueberreizt- heit beunruhigt, einen solchen Wechsel des Aufenthaltsortes vorgeschlagen, aber die Fürstin hatte damals den Gedanken lachend als eine Unmöglichkeit von sich abge­wiesen. Da es nicht Nizza war, das ihr der Professor empfohlen hatte, sondern einer der kleinsten stillsten Kurorte an der Riviera, so erklärte sie ihm damals rund heraus, daß sie sich dort unfehlbar in Sehnsucht nach den Zerstreuungen der Groß­stadt verzehren oder vor Langeweile umkommen würde. Raimund hatte seüher nicht versucht, das Thema wieder aufzunehmen, aber Tage lang war es seinem Benehmen gut genug anzumerken gewesen, wie peinlich ihn die leichtfertige Abweisung seiner Bitte berührt hatte, und wie wenig der heiße Lebensdurst der schönen jungen Witwe mit seinen eigenen Neigungen überrinstimmte. Wie aber hätte er ihrem bestrickenden,

verführerischen Liebreiz gegenüber lange eine grämliche Miene festhalten können! Der Zwischenfall war vergessen worden, wie manche andere kleine Verstimmung, welche aus Asta's Launenhaftigkeit und aus der verschiedenen Lebensauffassung der Verlobten entsprungen war, und erst der ganz unerwartete Reiseentschluß der Fürstin hatte die Erinnerung daran von Neuem wachgerufen.

Vergebens suchte Raimund den eigentlichen Grund ihrer Sinnesänderung zu erfahren. Ihr zerstreutes und erregtes Wesen verriet, daß sie nicht die Wahrheit sprach, als sie ihre gestrige Ohnmachtsanwandlung, ihre Abspannung und das kränk­liche Aussehen des kleinen Guido für die Veranlassung zu ihrer auffälligen Eilfertig­keit ausgeben wollte. Aber er war zu stolz, durch beharrliches Fragen ein Geständnitz zu erzwingen, dessen freiwillige Ablegung er als selbstverständlich erwartet hatte. Die unsichtbare Schranke, welche sich gestern Abend zwischen ihnen aufgerichtet hatte, und die er heute mit festem Entschluß hatte niederreißen wollen, sie war durch Asta's befremdende Verschlossenheit, durch ihre Zurückhaltung und Gereiztheit so hoch und stark geworden, daß er sich fast Gewalt anthun mußte, um den herben Empfindungen, die ihn erfüllten, nicht auch in Worten und Mienen einen merklichen Ausdruck zu geben.

Trotz der Selbstbeherrschung aber, deren er sich befleißigte, erkannte die Fürstin mit dem instinktiven Feingefühl des liebenden Weibes Alles, was in ihm vorging. Ihr Gemütszustand konnte sich dadurch nur noch mehr verdüstern; denn sie litt un­säglich unter dem Zwiespalt, den sie sich selbst geschaffen. Ein Gefühl unnennbarer Angst krampste ihr die Brust zusammen bei dem Gedanken, daß sie die Seele des Mannes verlieren könnte, zu dem sie emporgeschaut wie zu einem göttlichen Wesen, seitdem er zum ersten Mal an das Krankenlager ihres dem Tode bereits verfallenen Gemahls getreten war! Wie hochherzig und aufopfernd hatte er damals dem. Sterbenden alle seine Kräfte gewidmet!

(Forts, folgt.)