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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw
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Erscheint Di en S ta g , DsnnerStag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst ir Pfg.
Dienstag, den 25. August 1891.
LbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stadt »0 Psg. und Ly Psg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1b, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1. Sb.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung, betreffend die Aufnahme in die Gartenbauschule Hohenheim.
Nach dem Ergebnis der am 13. v. M. hier .abgehaltenen Aufnahmeprüfung können auf 1. Oktober d. I. noch eine außerordentliche Zöglinge in die Gartenbauschule dahier ausgenommen werden. Etwaige Bewerber haben ihre Aufnahmegesuche, welche den in der diesseitigen Bekanntmachung von 21. Mai d. I. (Staatsanz. Nr. 123) näher bezeichneten Voraussetzungen entsprechen müssen,
binnen 3 Wochen
Lei Unterzeichneter Stelle einzureichen.
Hohenheim, den 19. August 1891.
K. Jnftitutsdirektion.
Boßler.
Deutsches Reich.
Berlin, 21. Aug. Der Kaiser und die Kaiserin haben die Nacht auf der „Hohenzollern" zugebracht und gestern wie heute den Seemanövern Leigewohnt. Die Manöverflotte lief heute morgen wieder aus. Vor der Föhrde fanden Gefechtsübungen statt, welchen nachmittags ein Scharfschießen der Flotte folgte. Der Kaiser kam um 6'/- Uhr mit der Kaiserin auf dem „Meteor" zurück. Um 8 Uhr fand ein großes Diner auf der „Hohenzollern" statt. Es nahmen daran Teil General v. Hahnke und die Admirale. Um 11 Uhr fuhr das Kaiserpaar nach Berlin ab. Ueber Spandau und Charlottenburg trifft es Samstag früh um 8 Uhr 40 Minuten mit Sonderzug in Schöneberg bei Bude ein und verläßt daselbst dis Bahn um sich von dort aus direkt nach dem Paradefelde zu begeben, wo die Gardetruppen bereits in
Parade aufgestellt sein werden. Die Parade beginnt um 9 Uhr und an derselben nehmen auch sämtliche königlichen Prinzen, die zur Zeit hier anwesend sind, teil. Der Kaiser und die Kaiserin werden den Samstag in Berlin verbleiben, am Nachmittage an dem Parade-Essen im Schlosse teilnehmen, am Abend der Galavorstellung im Opernhause beiwohnen und dann von hier sich nach dem Neuen Palais begeben, wo sie den Sonntag zu verleben gedenken.
Berlin, 22. Aug. Das Kaiserpaar ist heute früh um 8"/» Uhr von Kiel hier eingetroffen und verließ die Eisenbahn an der Haltestelle bei Schöneberg, von einer großen Volksmenge enthusiastisch begrüßt. Der Kaiser und die Kaiserin stiegen alsbald zu Pferde und begaben sich nach dem Tempelhofer Felde zur Abhaltung der Parade des Gardecorps.
Berlin, 21. Aug. Moltke's Aufzeichnungen. Das heute erschienene Werk Moltke's über den Feldzug 1870/71 erscheint gegenüber dem fachmännisch geschriebenen Generalstabswerk als eigenste Beurteilung des Feldzugs durch Moltke selbst. Der anschaulichen, manche Jrrtümer und Legenden berichtigenden Schilderung der Kriegsereignisse und der Zustände in Frankreich und in Paris geht eine kurze, aber das ganze Werk charakterisierende Betrachtung voraus, worin es heißt: Nicht mehr der Ehrgeiz der Fürsten, sondern die Stimmungen der Völker, das Unbehagen über die inneren Zustände und das Parteitreiben gefährden den Frieden. Die großen Kämpfe der Neuzeit seien gegen den Wunsch und den Willen der Regierenden entbrannt.
Ausland.
Portsmouth, 22. Aug. Die Königin begab sich gestern um 3 Uhr 20 Min. in Begleitung der Prinzessinnen Louise und Beatrice, des Herzogs
von Connaught und des Prinzen Georg von Wales an Bord der königlichen Pacht, um über die vereinigten Geschwader Revue abzuhalten. Die Pacht wurde bei der Durchfahrt zwischen den Geschwaderschiffen von jedem derselben mit Salutschüssen, Hurrahrufen und Musik begrüßt. Die Revue, welche bis 6 Uhr 35 Min. dauerte, wurde vom schönsten Wetter begünstigt. Abends gab Admiral Clanwilliam im Admiralitätsgebäude den höheren Offizieren der französischen Flotte ein Festessen, für die übrigen französischen Offiziere wurde ein Festessen im Seekolleg von englischen Offizieren veranstaltet. Abends 11 Uhr war Ball. Die Stadt hat geflaggt und teilweise illuminiert.
— Aus der Umgebung der gegenwärtig in Kreuznach weilenden Fürstin von Monaco erfährt die Köln. Z. aufs bestimmteste, daß die Nachricht von dem bevorstehenden Ablaufe des Pachtvertrages der Spielbank von Montecarlo auf reiner Erfindung beruht. Der Vertrag läuft noch bis ins nächste Jahrhundert und eine Auflösung desselben könnte nur durch eine Entschädigung von mindestens 30 bis 40 Mill. Fr. an die Aktionäre geschehen.
Petersburg, 21. Aug. Der verabschiedete Marineoffizier Schmid wurde wegen geheimer Korrespondenz mit dem Auslande und anderer Vergehen zur Verschickung nach Sibirien verurteilt.
Konstantinopel, 20. Aug. Nach einer Meldung der Direktion der Orientbahn verlangen die Räuber, welche den Bahnmeister Solini entführt haben, daß ihnen innerhalb 11 Tagen 2000 türkische Pfd. Lösegeld gezahlt werden und daß keine Verfolgung stattfinde. Der italienische Botschafter hat Schritte bei der Pforte gethan, um die Auszahlung der geforderten Summe zu bewirken. (Die Räuber haben nun nacheinander österreichische.
^. Nachdruck «erboten.
Aürstin dcl^crnow.
Novelle von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
„Nun wohl, ich nehme es an! — Nicht für mich, den ich bin ein alter Mann, der mit seinem Leben fertig ist, seitdem diese da die Augen geschlossen! Mich verlangt nicht nach Deinem hohlen Prunk, sondern nach Ruhe. An Deiner Schwester aber" — und sein Auge ruhte dabei voll inniger Zärtlichkeit auf der liebreizenden Gestalt Alicens — „magst Du Dein Unrecht gut zu machen suchen. Sie ist besser als Du, und wenn in Deinem glänzenden Hause wirklich das Glück wohnt, so hat sie hundertmal verdient, es zu finden!"
Erstaunen und Bestürzung prägten sich auf dem Antlitz des jungen Mädchens aus. Noch ehe Reimann geendet, warf sie sich an seine Brust und küßte ihn liebevoll auf die Wange.
„Wie magst Du glauben, daß ich Dich verlassen könnte!" sagte sie mit zärtlichem Vorwurf. „Mein Platz ist bei Dir, nicht in Asta's vornehmer Welt, in der ich mich vielleicht niemals zurecht finden würde."
Der kleine Beamte streichelte mit seiner hageren, zitternden Hand ihr weiches Haar. Es wurde ihm sichtlich schwer, seine Rührung zu bemeistern.
„Du bist mein gehorsames Töchterchen und Du wich auch dies Mal thun, waS ich für das Rechte halte. Ich nehme meinen Abschied und Pastor Herbold, mein alter Jugendfreund, hat in seinem Hauenthaler Pfarrhaus« wohl ein Plätzchen -für mich übrig, wie es für meine letzten Tage paßt. Da finde ich Alles, was ich brauche, Feld und Garten, Ruhe und Frieden, und liebe, treue Menschengesichter. Da magst Du mich denn besuchen, so oft eS Dir gefällt! — Aber freilich. Deine Schwester ist uns die Antwort auf meinen Vorschlag noch immer schuldig geblieben."
Und es war in der That etwas Befremdliches in dem Verhalten der Fürstin. Als sei ihr erst jetzt die folgenschwere Tragweite ihres Entschlusses zu vollem Bewußtsein gekommen, war sie plötzlich verstummt und es lag etwas wie angstvolle Spannung in dem Ausdruck ihres schönen blaffen Gesichts. Bei den letzten Worten des Vaters aber fuhr sie zusammen und zog dann die Schwester mit stürmischer Zärtlichkeit in ihre Arme.
Mit heißen, hastigen Worten redete sie ihr zu, dem Willen des Vaters Folge zu leisten. Es hatte fast den Anschein, als suche sie nicht nur Alice's Einwendungen, sondern auch eine warnende Stimme ihres eigenen Verstandes in der Flut ihres rasch hervorsprudelnden Redestromes zu ersticken. Ehe noch die Zeiger der alten hölzernen Uhr über der Thür um eine weitere Viertelstunde vorgerückt waren, hatte man den Plan festgestellt, nach dem die nächste Zukunft eingerichtet werden sollte.
Asta erklärte, daß sie eben im Begriff gewesen sei, mit ihrem kleinen Söhn- chen nach dem Süden abzureisen, und daß sich der Termin dieser Abreise aus zwingenden Gründen auch nicht um einen einzigen Tag verschieben lasse. Das war eine Unwahrheit; aber sie glaubte, daß es ihr ein guter Genius gewesen sei, welcher ihr dieselbe eingegeben. Alice sollte noch so lange bei dem Vater bleiben, dis dessen Uebersiedelung nach Hauenthal erfolgen könnte; dann sollte sie der Fürstin Nachreifen und die Schwestern sollten den Rest des Winters und den Frühling in tiefer Trauer um die Dahingeschiedene unter dem sonnigen Himmel des Südens verleben.
Alledem stimmte das junge Mädchen fast willenlos zu, sobald es erkannt hatte, daß es unmöglich sein würde, den Entschluß des alten Mannes zu ändern. Ihr sanftes Gesicht aber blieb unverändert füll und traurig. Sie empfand offenbar eher Betrübniß als Freude über ihre mit einem Schlage so ganz veränderten Zukunftsaussichten, und als sie endlich ihre Schwester die Hand zum Abschied reichte, zitterte eine Thräne an ihren Augenwimpern.
Reimann selbst veränderte sein Benehmen gegen die ruhige Tochter kaum. Er behandelte sie kalt und zurückhaltend wie vorher und die Fürstin wagte keinen