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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw

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Erscheint Di-n» tag, Dann er »tag und Samstag. Die Einrückungsgebühr betrSgt im Bezirk und nächster Um­gebung » Psg. die Zeile, sonst IS Psg.

Tages'Neuigkeiten.

(Eingesandt.) Da der Evangelische Kirchengesangverein für Württemberg am nächsten Montag, den 24. August sein Jahresfest in Calw zu feiern gedenkt, so sei ihm aus unserer Stadt, welche einst mit Nagold und Sulz a. N. zu­sammen den ersten Schritt zur Gründung dieses schönen Vereins gethan hat, ein freundliches, fröhliches Will­kommen zugerufen. Möge der liebe Gast, welcher seit 14 Jahren zum ersten Mal wieder bei uns einkehrt, sich in unsren Mauern recht wohl fühlen! Der Ver­ein hat die Genugthuung, daß sein Zweck, die edle Tonkunst noch viel mehr, als bisher geschehen, in den Dienst der religiösen Erbauung zu ziehen, in den letz­ten Jahren sich weit und breit in deutschen Landen immer mehr Bahn gebrochen hat. Möge auch sein heuriges Gesangfest ihm neue Freunde zuführen und ihn den hohen Zielen, welche er sich gesteckt hat, wieder näher bringen. Der Festgottesdienst wird dieses Mal das Gebet des Herrn zum Gegenstand haben. Wir heben den nach dem Eingangsgebet zu singenden Chor von I. Haydn (Du bist's, dem Ruhm und Ehre gebührt) zum voraus hervor. Bei den ein­zelnen Abschnitten wird jedesmal das Wort des im Altar stehenden Liturgen erläutert und bestätigt durch die darauf folgenden Gesänge des Gesamtchors und der Gemeinde. Mögen aus nah und fern recht viele kommen, um das schöne Fest mit uns zu feiern!

* Calw, 21. Aug. Gestern abend hielt Dr. Eckhardt, Missionsarzt aus Christiansborg in West­afrika, im Georgenäum einen Vortrag über Land und Leute in Westafrika. Der Redner, wel­cher 3 Jahre als Arzt im Dienst der Basler Mission stand, schilderte in anschaulicher Weise die Lage und das Klima an der Goldküste, die Vegetation an der Meeresküste und im Gebirge und die Verkehrsmittel

Samstag, den 22. August 1891.

des Landes, sowie den Anblick der Missionsstation Aburi und die Thätigkeit der dortigen Einwohner. Während die Weiber emsig arbeiten, geben sich die Männer dagegen fast ohne Ausnahme dem Müssig- gang hin, sie rauchen, schwatzen, sind aber liebens­würdig, gastfreundlich und teilweise sehr freigebig. Die Basler Mission hat in den zwanziger Jahren hier ihr Werk begonnen, viele der Missionare sind aber sehr früh gestorben, da sie das Klima nicht ver­tragen konnten. Inspektor Hoffmann kam auf den Gedanken, Brüder von Westindien das Werk der Be­kehrung fortsetzen zu lassen und war dieser Plan auch von Erfolg begleitet. Heute zählt man 9000 Bekehrte, 16 eingeborene Pastoren und sehr viele Katechisten und Lehrer. Im allgemeinen glaubt man, die Ein­geborenen seien alle starke, naturkräftige Leute, aber dem ist nicht so. Die Neger werden von vielen Krankheiten heimgesucht, namentlich von den Pocken, von sehr lästigen Parasiten, vom Sandfloh und anderen Erkrankungen. Besonders schädlich wirke aber bei ihnen die Schnapsflasche; unzählige Personen werden hiedurch ruiniert und das durch die Missionare ge­schaffene Gute werden von den Europäern größten­teils verdorben. Großen Einfluß übt auf den Ein­geborenen der Fetischpriester, der nicht nur in reli­giöser, sondern auch in medizinischer Hinsicht fast alles in seiner Hand habe. Um diesen Einfluß zu brechen, haben daher die Engländer schon lange das medizinische Missionswerk an den Eingeborenen begonnen und im Jahr 1878 hat auch die Basler Mission dieses In­stitut eingeführt, und hiedurch schon vieles erreicht; 3 Aerzte wirken auf den Missionsstationen. Redner wird im Oktober an die Goldküste zurückkehren und seinen ihm sehr lieb gewordenen Beruf bei den Ein­geborenen wieder ausüben. Der Vortrag war leider schwach besucht.

* Calw, 21. Aug. Der städtische Obstertrag, geschätzt zu 65 Simri, wurde heute im öffentlichen

Lbonnementrpreir vierteljährlich in der Stadt ro Pf-, und 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen ML 1. IS, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1..

Aufstreich um 91.60 verkauft; das Simri steht demnach auf ^ 1.41.

Calw. Wie wir bestimmt erfahren, hat die hiesige katholische Kirchengemeinde das Wohn­haus und das neben anliegende Areal mit Aus­nahme des Gemüsegartens des H. Stadtbaumeisters Kümmerte um die Summe von 23,000 ^ gekauft. Auf dem Platz soll später ein katholisches Schulge­bäude errichtet werden. Der Kauf unterliegt noch der behördlichen Genehmigung.

Stuttgart, 20. Aug. Gestern mittag kamen die 16 Ferienkolonien hiesiger Schulkinder vom Lande zurück. Jede Kolonie wurde von einem oder mehreren Komitemitgliedern empfangen und von vielen Angehörigen der Kinder freudig begrüßt. Die Zurück­gekehrten hatten fast ausnahmslos das beste Aussehen.

Göppingen, 18. Aug. Die Verhaftung der beiden Straßenräuber, die den Schullehrer Reichert von Heiningen überfielen, erfolgte auf dem bei Deggingen gelegenen, dem Lammwirt von Ditzen- bach gehörigen Bierkeller und ist namentlich der Energie des Kronenwirts Häfele von Heiningen zu verdanken. Dieser fuhr sogleich zur Verfolgung der Verbrecher nach Gruibingen, wo er den dort zufällig anwesenden Landjäger Aichinger von Wiesensteig traf und diesem Mitteilung machte. Auf dem Bierkeller trafen dann beide zwei Personen an, auf welche das von Reichert gegebene Signalement paßte. Auf die Frage des Landjägers, wer sie seien, ergriff einer von diesen so­gleich die Flucht. Während der Zurückgebliebene von den anwesenden Gästen festgehalten wurde, verfolgte Aichinger den Ausreißer, welcher auf der Flucht zwei Revolverschüffe auf den Landjäger abfeuerte, ohne zu treffen. Einige Augenblicke darauf wurde er einge­holt und dingfest gemacht. Landjäger Aichinger hatte Mühe, die Räuber vor der Wut der inzwischen von dem Verbrechen in Kenntnis gesetzten Menge zu schützen.

Aeuillelon. Nachdruck uerbalm.

Ikürstin HZcrrnnow.

Novelle von Reinhold Ortmann.

(Fortsetzung.)

Eben wollte sie sich der Thür zuwenden, hinter welcher Alice vorhin ver­schwunden war, da trat mit schwerem, müden Schritt ihr Vater in das Sterbe­zimmer. Seine gebieterische Handbewegung zwang sie zu bleiben.

«Warum bist Du gekommen?" sagte er.Warum störst Du den Frieden dieser Toten, die Du doch in ihrer letzten Stunde schnöde verlassen konntest? Ant­worte mir nicht; erspare Dir die neue Lüge, für die Du doch keinen Glauben finden würdest! Ich selber will es Dir sagen ! Weil Du gefürchtet hast, daß ich mich rächen könnte für den Schimpf, den Du mir gestern angethan, daß ich Dir mitten in Deinem prächtigen Hause die Maske vom Gesicht reißen und Dich Deinen vornehmen Freunden zeigen könnte als das, was Du bist als die entlaufene, herzlose, un­dankbare Tochter eines armen Mannes darum versuchtest Du, Dir in dieser Ver­kleidung einer reuigen Sünderin meine Verzeihung zu erschleichen! Aber diesmal wenigstens solltest Du Dich in Deiner Rechnung betrogen haben! Ehe Du mir nicht diese Tote da wieder zum Leben erwecken kannst, soll bei Gott dem Allmächtigen kein Wort der Verzeihung über meine Lippen kommen! Wie sie in der Stunde ihres Todes vergebens Deinen Namen gerufen und umsonst ihre Arme nach Dir ausgestreckt hat, so sollst Du dereinst verlassen und verabscheut sein von Deinem Kinde! Der Fluch Deines Vaters folge Dir nach, und hundertfach möge Dir's heimgezahlt werden, was Jene dort um Dich gelüten!"

Seine schwache Stimme Halle sich in der furchtbaren Erregung,zü" einem dumpfen Grollen gesteigert, welches das Zimmer unheimlich durchhallte. Stumm und ohne Bewegung stand Asta vor ihm. Das Bewußtsein ihrer Schuld und dir schrecklich mahnende Nähe der Toten lähmten ihr die Zunge wie die Gedanken.

Nichts fiel ihr ein, das sie zu ihrer Rechtfertigung hätte Vorbringen können. Und wieder war es die junge Schwester, welche ihr im rechten Augenblick zu Hilfe kam. Das bloße Erscheinen Alice's mußte einen wundersam beruhigenden Einfluß auf den unglücklichen Allen auSüben, denn er hielt sogleich inne, als sie zwischen ihn und die Fürstin trat, und mehr wehmütig als zornig schüttelte er den Kopf, daß sie in ihrer sanften und doch eindringlich bestimmten Weise sagte:

«Nun laß es genug sein, Vater! Wenn Asta ein Unrecht begangen hat, so mag es ihr eigenes Gewissen sein, das sie dafür bestraft! Du darfst ihr nicht fluchen, nachdem das letzte Wort der armen Mutter ein Wort der Vergebung für sie gewesen!"

«Soll ich ebenso schwach sein, wie sie?" murrte er finster, aber ohne die frühere Leidenschaftlichkeit.Soll ich vergessen, was uns unser Lieblingskind angethan, wie es unser Leben vergiftet hat? Soll ich vergessen, wie sie gestern am Arme ihres Geliebten in Sammet und Seide an mir vorüber rauschte, ohne mir auch nur mit einem Blick zu antworten, als ich ihr sagte, daß es mit ihrer Mutter am Sterben sei? Soll ich barmherzig sein gegen sie, die ihr Leben lang grausam und un­barmherzig war gegen uns?"

«Nein, nein. Du hast Recht!" brach es jetzt endlich ungestüm aus der Brust der Fürstin hervor. «Schill mich, verdamme mich, tritt mich in den Staub! Alles, Alles habe ich verdient, wenngleich ich's im Angesicht dieser Toten mit reinem Herzen schwören kann, daß ich nie aufgehört habe Euch zu lieben!"

Es war etwas in dem Klang ihrer Stimme, das selbst auf das verdüsterte Gemüt des Alten nicht ohne Wirkung blieb. Er antwortete ihr nicht sogleich, aber dann kam es doch wieder mit schwerem, ernstem Vorwurf aus seinem Munde:

«Denkst Du noch an das Anerbieten, welches Du uns machtest, damals, als sich der Fürst Baranow bereit erklärt hatte. Dich zu seiner Gemahlin zu erheben? Bis zu diesem Tage hat es außer uns Beiden' er deutete mit einer gram­vollen Geberde auf die Tote «Niemand erfahren, heute aber zwingst Du mich, vor Deiner Schwester davon zu reden! Nicht um unfern Segen batest Du, dessen Du für Deine Eheschließung nicht bedurftest, sondern um unser Schweigen, und mit