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dort neue Pferde, welche zum größten Teil Armeepferde der Offizier- und Unteroffizier-Reitschule waren. Auf diesen ritten sie die Schleppjagd und legten, an der Spitze stets Generallieutenant v. Krosigk, der Meute folgend, nicht weniger als zwanzigtausend Meter über schwieriges Gelände in vierzig Minuten zurück, so daß jeder Kilometer in zwei Minuten geritten wurde! Fast sämtliche Teilnehmer dieses großen und überaus schneidigen Rittes waren beim Hallali, von dort wurde die Strecke nach Hannover, die wiederum etwa 25 Kilometer betrug, auf neuen Pferden zurückgelegt, so daß ein großer Teil der Herren schon gegen 10 Uhr vormittags in Hannover war. Vor etwa zehn Jahren wurde eine derartige Schleppjagd höchstens über 7500 Meter geritten, so daß diese Art der Pferdeausbildung, wie sie der jetzige Leiter, des Reitinstituts gepflegt hat, den Weg zeigt, um die Leistungsfähigkeit unserer Reiterei auf den Höhepunkt zu bringen.
Berlin, 28. Juli. Die Sozialdemokraten fahren fort, zu boykotten. Unter Umständen boykotten sie auch einmal einen der Ihrigen. Die radikalen Berliner Schuhmacher haben den Dr. Lüttgenau ge- boykottet, weil er ihnen einen Vortrag zugesagt, aber nicht gehalten hat. Ihr Beschluß geht dahin, daß der Genannte niemals mehr bei den Schuhmachern sprechen soll. Schrecklich!
Bern, 1. August. Auf allen zugänglichen Bergesspitzen der Schweiz flammen heute Nacht Freudenfeuer auf. Sämmtliche Ortschaften sind mit Fahnen und anderen Dekorationen reich geschmückt. An vielen Orten fand die Bundesfeier schon im Laufe der Woche mit Jugendfesten verbunden statt. Alle in der Schweiz weilenden Fremden betheiligten sich lebhaft an der Feier.
SanFranzisko,31. Juli. Nach Meldungen aus Aokohama rannte der Dampfer Tamämaru am 12. d. M. auf der Rückfahrt von Suto nach Hakodate mit 320 Arbeitern an Bord den Dampfer Migoshimara an und sank. Die Zahl der Ertrunkenen und Vermißten wird auf 260 angegeben.
Vermischtes.
Königsberg, 30. Juli. Ueber das Jagdschloß in Theerbudem Ostpreußen, das der Kaiser bekanntlich von norwegischen Stämmen im nordischen Stil unter Leitung des Baumeisters Olsen aus Christiania von norwegischen Zimmerern aufführen läßt, wird der „Täglichen Rundschau" gschrieben: Das Schloß steht im Rohbau vollendet da. Auf einer Anhöhe, die steil zum Waldbach Rominte abfällt, gelegen, schaut es mit seiner Vorderfront auf das schöne Wiesenthal des Flusses und das Dorf Theerbude herab. Von unten aus gesehen, macht es niit seinen breiten Fenstern, den kunstvoll geschnitzten Säulen und den rings um das Schloß gehenden Veranden einen überaus lieblichen und freundlichen Eindruck. Das Schloß besteht in einem Mittelbau und zwei Seitenflügeln; diese sind zweistöckig, jener ist zwar nur einstöckig; giebt aber den Seitenflügeln in der
Höhe nur wenig nach. Im Mittelbau liegt nach der Vorderfront zu der große Speisesaal, der sein Licht durch das mächtige Fenster erhellt, das fast die ganze Wand der Vorderfront einnimmt. Das Dach des Saales ist zugleich das des Mittelbaues, die Wände des Saales werden Vasen und Jagdgeräte schmücken. Hinter dem Saale befindet sich das geräumige Anrichtezimmer mit einem fast ebenso breiten Fenster, wie das der Vorderfront. Von den beiden Seitenflügeln ist der rechte, der sogenannte „Kavalierflügel", für die Adjutanten des Kaisers bestimmt. Er enthält in jedem Stock drei Zimmer und ein Badezimmer, doch sind die des oberen Stockes etwas größer, da der Bau in diesem nach nordischer Art eine Ausweitung aufweist. Der linke Flügel ist für den Kaiser persönlich bestimmt und enthält im unteren Stock ein Bade-, ein Empfangs-, ein Arbeitszimmer und einen Salon, dessen Fenster bereits nach der Vorderfront hinausgeht. Das Arbeitszimmer soll nötigenfalls auch als Schlafzimmer der Kaiserin dienen. Die Einrichtung im oberen Stock ist ähnlich. Jeder Flügel hat an der Hinterfront einen eigenen Eingang, der kaiserliche eine breite Freitreppe dazu. Das Untergeschoß ist ein schönes Mauerwerk aus Granit und Ziegeln. Es enthält die Küche und Wirtschaftsräume. Das bis auf das kleinste Stück aus dem norwegischen Hochlande stammende Fichtenholz ist von eiserner Festigkeit, denn es sind lauter Stämme, die ein Alter von 100 bis 150 Jahre hinter sich haben. An dem ganzen Bau befindet sich kein eiserner Nagel. Zwischen den Waldhölzern liegt an Stelle des bei uns üblichen Mooses Baumwolle, welche jetzt noch weit hervorragt, nach der Vollendung aber aufs Sorgfältigste wegge- schnittcn wird. Die Wände erhalten dann an der Innen- und Außenseite weiter keinen Belag, sondern werden nur mit einem Firniß überzogen, der die Naturfarbe durchschimmern läßt. Um das ganze Schloß führen an jedem Stock breite Veranden, die durch schön geschnitzte Säulchen verziert werden. An der Hinterfront wird, im Gebüsch versteckt, ein erhöhtes Wasserreservoir aufgestellt werden, durch welches bei etwaiger Feuersgefahr die Räume des Schlosses schnell unter Wasser gesetzt werden können. Der Bau soll bis zum 1. September vollendet sein. Die Gesammt- kosten desselben betragen 180000
(Die deutsche Kaiserin in England.) Die englischen Blätter sind voll von Lob und Ehrerbietung für unsere Kaiserin und widmen ihr täglich huldigende Artikel. So schreibt der radikale „Star": „Das anspruchslose Wesen der deutschen Kaiserin und der deutlich erkennbare Wunsch, von den Fesseln der HoftEtiquctte befreit zu sein, haben Ihrer Majestät die Liebe der Bewohner und Besucher des kleinen Felixstowe im Fluge erobert. Einzig von einer Hofdame begleitet unternimmt die Kaiserin lange Promenaden, zu welchen die liebliche Umgebung des Städtchens einladet. Am letzten Sonntag abend besuchte die hohe Frau unerkannt den Gottesdienst in Walton, einem mehrere Meilen entfernten Dorfe. Bald wurde die Nachricht von der Anwesenheit der Kaiserin bekannt und zahlreich fanden sich die Leute vor der Kirche ein, der Kaiserin ihre Verehrung zu bezeugen.
Ueberhaupt hat das bisherige würdige, taktvolle Verhalten des Publikums Ihrer Majestät sehr gefallen, wenngleich in den letzten Tagen einige gar zu enthusiastische Amateur-Photographen sich ein wenig aufdringlich gezeigt haben. Das größte Vergnügen der jungen Prinzen sind die Ritte auf Eseln und die ältesten drei Prinzen unternehmen abwechselnd auf den geduldigen Tieren weite Ausflüge in die Umhegend. Die beiden jüngeren Prinzen fahren häufig m einem kleinen, mit einem Paar kräftigen Ziegen bespannten Kinderwagen aus."
Wenn man Glück hat! Ein Gutsbesitzer in Gahlen zog mit seinem etwa 14 Wochen alten Fohlen, einem schönen Tierchen, nach Bottrop zu Markt: es wurde ihm jedoch kein Gebot gemacht. Was nun thun? Er besinnt sich nicht lange, zieht mit seinem Gäulchen nach Neumühl bei Hamborn, wo landwirtschaftliche Ausstellung verbunden mit Fohlen- verloosung stattfand. Hier in Reih und Glied bekam er erstens 9 ^ Prämie, zweitens wurde ihm sein Fohlen von der Verloosungskommission für 160 ^ abgekauft und drittens gewann er sein eigenes Fohlen wieder.
Eine unverhoffte Erbschaft ist einem armen Teufel von Zinngießer unter ungewöhnlichen Umständen zugefallen. Vor vielen Jahren nahm ein reicher Herr in Cascina bei Pisa ein armes Mädchen aus dem Waisenhause als Kind an und zog es auf, bis es zu einer Jungfrau von großer Schönheit herangewachsen war. Doch da wandelten sich leider seine Empfindungen für sie; statt ihr auch weiterhin ein sorgsamer Vater zu sein, stellte er ihrer Ehre nach und beging ein Verbrechen an ihr, welches er mit 30 Monaten Gefängnis büßen mußte. Das gefallene Mädchen gab einem Knaben das Leben, der im Findelhause zu Pisa unter dem Namen Pietro Bernardetti aufwuchs. Ein kinderloser Livornese nahm sich später des Jungen an, ließ ihn ein Handwerk lernen und ermöglichte es ihm, daß er nach Ableistung seiner Heerespflicht sich in Livorno niederließ, ein Weib nahm und Familie gründete. So lebte er in bescheidenen Verhältnissen, wenn auch zufrieden, dahin; auf einmal zu seiner größten Ueberraschung erschien am vergangenen Montag ein Beamter in seiner Werkstatt und eröffnete ihm, daß sein Vater in Pisa, von dem er bis dahin gar nichts gewußt, ihn als Sohn anerkannt und zum Erben von 200,000 Lire eingesetzt habe. Da dem Bernardetti das Glück so seltsam am 27. Juli 1891 ins Haus geregnet war, so sind in den Kreisen seiner Bekannten die Ziffern 27,7 und 81 als Lottoziffern in höchste Schätzung gekommen und wir wollen allen denen, die darauf gesetzt haben, von Herzen wünschen, daß sie nicht ebensosehr von Enttäuschungen betroffen werden, wie Bernardetti von Glück heimgesucht worden ist. Ai. N.
Amtliche KkkaliutlNlichllngerl.
Revier Hirsau.
Holzverkäufe.
1) Am Freitag, den August,
^im Rößle zu Hirsau, vom iScheidholz aus Ottenbronner- s berg und Lützenhardt :
vormittags 9 Uhr:
Rm. 3 buchene Scheiter, 40 tannene Nutzprügel (Papierholz), 10 sichtene Rugel, brausch, 40 tannene Prügel, 16 Laub-, 275 Nadelholz-Anbruch. Hievon sitzen 5 Rm. in Hirsau und Ernstmühl.
Vormittags 10 Uhr, aus Fuchsloch: 605 geb., 325 ungeb. sichtene Wellen; aus Lützenhardt vom Scheidholz: 1675 Nadelholzwellen in Flächenlosen, 56 Rm. tannenes Stockholz (Wulzen).
2) Am Montag, den 1«. August,
vormittags 9 Uhr,
im Hirsch zu Oberreichenbach, vom Scheidholz im Weckenhardt: 1 Rm. buchene Prügel, Nadelholz Rm. 1 Spälter, 2 Scheiter, 157 Prügel und Anbruch.
Revier Langenbrand.
Aadelhotzstammhoh-
Derkauf
am Montag, den 17. August, ivormittags 10 sUhr, auf dem alten Rathaus in Langenbrand aus den Staatswaldungen Hüttwald, Spiegelseichen, Hengsthalde und Ob. Tannberg des Distrikts Hengstberg, sowie Unt. Schliffstein und Unt. Eulenloch des Distrikts Eulenloch:
727 Stück Langholz mit 167 Fm. I., 141 Fm. II., 167 Fm. III., 149 Fm. IV., 42 Fm. V. Klasse, 108 Stück Sägholz mit 87 Fm. I., 24 Fm. II. und 20 Fm. III. Klaffe.
An die Kausöesther.
Aus Anlaß der im September bevorstehenden ötägigen Einquartierung ist es besonders notwendig/ daß die Hausnummern an jedem Haus deutlich sichtbar sind. Die Hausbesitzer werden auf- gefordert, sofort die notwendigen Ergänzungen oder Verbesserungen vornehmen zu lassen.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
MSN
Teinach.
Abbitte.
Der Unterzeichnete nimmt die am 23. Juli im Hirsch hier gemachten beleidigenden Aeußerungen gegen G- Roller, Schmied, hiemit zurück und bittet denselben um Verzeihung.
t. Karl Siegel, Schmied.
Gesehen:
Schultheiß Holzäpfel.
Urivat-Ameigen.
Calw, 3. Aug. 1891.
Todesanzeige.
Schmerzerfüllt teile ich Freunden und Bekannten mit, daß unsere liebe Gattin und Mutter heute morgen 9 Uhr sanft in dem Herrn entschlafen ist. Um stille Teilnahme bitten der trauernde Gatte
I. G. Fischer
mit seinen 2 Kindern.
Wechselformulare
sind vorrätig in der Druckerei d. Bl.
Zwei Mädchen
von 16—20 Jahren finden Beschäftigung in der
ZLech. Kratzenfabrik.
Tranble, Stachelbeeren und Heidelbeeren
kauft
I. Knecht,
Salzgasse.
2 Gaschherde
samt Steinplatten und 1 Waschkcssel verkauft
Emil Staudenmei) er.
Ein freundliches
Logis
mit 2 Zimmern samt den dazu erforderlichen Räumlichkeiten hat bis Martini zu vermieten
Karl Giebenrath, Küfer.
Nächsten Mittwoch, den 5. d. M., nachmittags, vcrk.'.ufl
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Milch schweine
Rau, Bierbrauer.