erledigte heute Regierungsgeschäfte. Sein Befinden ist durchaus befriedigend. DieHohenzollern fährt heute nachmittag nach Trondhjem. In der Dauer der Reise wird keine Aenderung beabsichtigt.

Paris, 27. Juli. Bei der Station Saint- Mande, fuhr gestern abend der von Joinville-le-Pont kommende Ergänzungszug in den voraufgegangenen Hauptzug hinein. Der Gepäckwagen und drei Per­sonenwagen des Hauptzuges, die mit Reisenden dicht besetzt waren, wurden umgestürzt. Mehrere Wagen türmten sich aufeinander auf; ein mit Gas beleuch­teter Wagen geriet in Brand. Aus den Trümmern erschollen durchdringende Hilferufe. Die Rettungs­arbeiten wurden sofort in Angriff genommen. Die herbeigeeilte Feuerwehr löschte den Brand und die Eisenbahnbediensteten gingen sofort daran, die Ver­wundeten unter den Trümmern hervorzuziehen. Sämt­liche Personen, die sich in den beiden letzten Wagen befanden, haben schwere Verletzungen erhalten und sind in einem überaus bedauernswerten Zustande unter den Trümmern hervorgezogen worden. Bis 5 Uhr 40 Min. früh wurden 49 Tote und gegen 100 Ver­wundete gemeldet. Von letzteren sind 6 ihren Ver­letzungen bereits erlegen. Ueber das Eisenbahn­unglück bei Saint-Mande wird weiter berichtet: Die Mehrzahl der Toten ging durch Feuer und Wasser zugrunde; es vergingen wohl 40 Min., bevor es ge­lang, Wasser zu beschaffen. Als man endlich die Hydranten in Thätigkeit setzte, wurden solche Un­massen Wasser auf die brennenden Wagen geworfen, daß manche der Opfer, welche vielleicht nur verwundet waren, den Tod durch die Wassermassen fanden. Der Maschinenführer und der Heizer sind wunderbarerweise gerettet. Als die Beiden erkannten, daß sie die Maschine nicht mehr anhalten konnten, warfen sie sich auf die Verbindungsbrücke zwischen Lokomotive und Tender. Die Eisenbahnleitung macht bekannt, die Zahl der Toten betrage 35, die der Verwundeten nur einige 30, fügt jedoch hinzu, es seien diese Zahlen nur als vorläufige, nicht als endgültige anzusehen.

Vermischtes.

Auf seiner norwegischen Reise wurde Kö­nig Oskar von Schweden m Arendal von der deutschen CorvetteBlücher", deren Raaen bemannt waren, begrüßt. Später wurden dann die Offiziere des deutschen Kriegsschiffes zur königlichen Tafel ge­laden. König Oskar trank, nachdem zunächst ein Hoch auf Arendal ausgebracht worden war, auf den deut­schen Kaiser, worauf die TafelmusikDie Wacht am Rhein" anstimmte. Vielleicht dürfte dieser Vorgang etwas abkühlend auf die französische und russische Presse wirken, welche in tendenziöser Entstellung als Folge der, unseres Erachtens nur einen gewöhnlichen Höflichkeitsakt bezeichnenden, Begrüßung des franzö­sischen Geschwaders durch den König von Schweden den Anschluß der skandinavischen Reiche an das an­gestrebte russisch-französische Bündnis in nächste Aus­sicht stellte.

Aus der Reichshauptstadt. Ueber den Entscheidungskarnpf zwischen dem Hamburger Karl Abs und dem Amerikaner Tom Cannon berichtet die Post: Die ganze Welt stellte ihre Zuschauer zu diesem aufregenden Kampfe. Unter den Zehntausend, die sich einen Platz zu erkämpfen gewußt hatten, waren sämtliche Nationen aller Erdteile vertreten, soweit sie Repräsentanten in der deutschen Reichs­hauptstadt aufzuweisen haben. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, benutzte man zur Jmprovisierung von erhöhten Sitz- und Stehplätzen: Fässer, Tische, Stühle, Tischplatten. Kühne Burschen waren sogar in die Streben der Bedachung hinaufgeklettert. Für das ganze Spezialitätenprogramm hatte man nicht die geringste Aufmerksamkeit. Kurz vor 9'/- Uhr wurde die Bühne für den Ringkampf hergerichtet; der all­gemeine Lärm, welcher der Gesamtstimmung des größten Teiles der Zuschauermassen entsprach und durch allerhand komische Zwischenfälle immer neue Nahrung fand, legte sich soweit, daß die Kampford­nung wenigstens für die ersten Reihen der Zuschauer verständlich verkündet werden konnte: Kampf bis zum Werfen, in Gängen von 20 Minuten, zwischen jedem Gange 5 Minuten Pause. Das Signal ertönte, die Kämpfer erschienen von rechts und links auf der Bühne. Die beiden Hünen, breitschultrig, mit hoher, gewölbter Brust, kurzem, festem Nacken, Arme und Beine muskulös und sehnig, reichten sich die Hand und musterten sich einander mit kurzem, kritischem Blicke. Seinem Naturell entsprechend und als Ringer von Beruf wohl mehr dazu geneigt, ging der Amerikaner sofort zum Angriff über. Der kaltblütige Hamburger empfing ihn mit eisiger Ruhe, scharfen Auges, den Kopf etwas gesenkt. Die Phasen des Kampfes wech­selten oft. Der allgemeine Eindruck ist der, daß Abs vielleicht an Körperkraft etwas überlegen sein mag; Cannon dagegen ist beweglicher. Der Amerikaner kämpft mehr für das Theater, der Hamburger um des Kampfes willen. Cannon sucht aus den Augen des Gegners dessen Absichten abzulesen, Abs ersieht sie schon aus dem geringsten Zucken eines Muskels des gegnerischen Armes oder Beines. Hieraus, unter Zurechnung des Theatralischen beim Amerikaner, er­gaben sich die Posen der beiden Ringer von selbst. Jeder hat auch seine eigene Positur zur Verteidigung im Augenblicke der höchsten Gefahr. Der Hamburger legt sich mit weit gespreizten Beinen der ganzen Läge nach auf den Boden, Brust, Ellenbogen und zuweilen auch den Kopf fest aufgesetzt; der Amerikaner sitzt oder nimmt eine halb sitzende, halb knieende Stellung an. In dieser Positur fühlen beide sich sicher. So sehr auch Cannon drei oder vier Mal sich abmühte, den Gegner auf den Rücken umzuwenden, er vermochte ihn um keines Zolles Breite von der Stelle zu rücken. Auch für Abs war es vergebliches Blühen, den Amerikaner rückwärts niederzudrücken. So ließ man ab von der erfolglosen Arbeit, sprang

auf und stand sich wieder gegenüber. Einige Male gelang es Abs, Cannon mit festem Griffe am Leibe zu umspannen und hochzuheben; jeder andere Gegner ist bis jetzt diesem Griffe des Hamburgers erlegen. Cannon wußte sich zu entwinden oder hielt aus, ein Beweis, daß auch der Amerikaner über eine gewaltige Körperkraft verfügt. Um so unschöner ist sein immer wieder angewandter Nackengriff, ein Tric, bei dem durch Schütteln des Kopfes unter gewaltigem Druck auf den Nackenwirbel jedem gewöhnlichen Sterblichen und auch manchem Ringer bald die Sinne schwinden. 20 Minuten hatte der Kampf hin- und hergewogt. Manche Phase wäre wert, vom Momentfotografen sestgehalten zu werden oder einem tüchtigen Bildhauer als Vorlage zu dienen. Die Entscheidung war noch nicht gefallen, die Spannung des Publikums, das stellenweise in wahrhaft tosenden Beifall ausbrach, auf das Höchste gestiegen. Der Vorhang fiel, um sich nach 5 Min. wieder zu heben. Von Neuem er­schienen die Niesen auf dem Kampfplatze. Der Kampf war von vornherein hiziger. Nach 2 Minuten lag Abs wieder in seiner Verteidigungsstellung. Wie eine Katze sprang Cannon hin und her über ihn hinweg, um ihn zu überraschen. Aber Abs war wachsam. Ohne daß er nur den Kopf verdrehte, verfolgte sein scharfes Auge jede Bewegung des Gegners. Die erste Blöße, die er sich gab, wurde Cannon zur Niederlage. Selbst etwas zur Seite geneigt, suchte er Abs mit aller Gewalt umzuwenden. Den Augenblick, wo er locker ließ, benutzte Abs. Mit unglaublicher Behendig­keit wandte er seinen Riesenkörper um, gegen die Brust Cannons und warf diesen auf den Rücken. Sofort faßte er ihn mit eisernem Griff und drückte beide Schultern an den Boden. Der Hamburger hatte den Amerikaner nach 3 Minuten besiegt, nicht durch die Kraft seines Körpers, sondern in erster Linie durch seine Kaltblütigkeit, seine Geistesgegenwart und die Entschlossenheit, im gegebenen Momente die ganze Kraft einzusetzen. Brausender Beifall erhob sich, daß das Theater erdröhnte. Mehrmals mußte der Sieger dem Hervorrufe Folge leisten, und noch eine Stunde lang wurde das Ereignis von einzelnen Gruppen lebhaft besprochen. Tausende gaben dem siegreichen Hamburger unter Hochrufen das Geleite zum Wagen.

Der Lebensversicherungs- und Erspar­nis-Bank in Stuttgart sind im Monat Juni 685 Versicherungs-Anträge über ^4,150,000. zugegangen. Der Versicherungsstand hat sich auf 334 Millionen Mark gehoben. Die Sterb­lichkeit ist mäßig. Durch die im Jahre 1891 zur Verteilung kommende Dividende werden die ge­wöhnlichen Prämien um 40"/», die alternaiivcn Zusatz­prämien um 20°/-> und beim Bezug der Dividende in steigender Form gegen voriges Jahr um weitere 3°/» vermindert.

Amtliche Skklluntlnachllugeu.

Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.

Im Register für Gefellschaftsfirmen und für Firmen juristischer Personen.

1 .

Gerichtsstelle,

welche die Bekannt­machung erläßt.

2.

Tag

der

Eintragung.

3.

Wortlaut der Firma.

Sitz der Gesellschaft oder der juristischen Person.

Ort ihrer Zweigniederlassungen.

4.

Rechtsverhältnisse

der Gesellschaft oder der juristischen Person.

5.

Prokuristen;

Liquidatoren;

Bemerkungen.

K. Amtsgericht

28. Juli

Ludmann u. Höfliger,

Offene Handelsgesellschaft.

Ueber das Vermögen der Gesell-

Calw.

1891.

Teigwarenfabrik,

Calw.

Teilhaber:

1) Emil Höfliger, Techniker in Calw,

2) Friedr. Leuschner, Kaufmann in Stuttgart.

schaft wurde am 23. Juli 1891 das Konkursverfahren eröffnet.

Z- B.:

Oberamtsrichter

D e ck i n g e r.

Revier Liebenzell.

Starnrnyollz- Werkauf

am S a m s t a g, den 1. August, vormittags 9 Uhr, auf dem Rathaus Lieden­zell, ferner aus Staatswald

obere Monbachhalde:

42 Fm. III. bis V. Kl. Langholz.

Gültlingen.

Lang- u. Klotzholz-, Imme Gichenlangholz-Verkauf.

Am Freitag, den 31. Juli d. I.,

werden aus dem hies. Gemeinde­wald Holenstein- cherg, Burguff und Hardt 400 St. Lang- und Klotz­holz mit 375 Festm.

teils einzeln, teils in Losen verkauft.

Zusammenkunft um 8 Uhr mor­gens auf dem Rathaus.

Am Samstag, den 1. August,

werden aus dein Gemeindewald Auchtert, Holensteinberg und Hardt

125 Stück Küfer-, Bau- und Waaner- eichen von 412 Meter lang, mit 47,21 Festm., sowie 77 Stück Wagnerstangen

verkauft. Zusammenkunft morgens 8 Uhr beim Rathaus.

Gemeindepflege.

Privat-Arteigen.

Nächste Woche backt

Laugenbretzeln

Heller.

Ostelsheim.

Bei Unterzeichnetem liegen

370 Mark Fffeggeld

zum Ausleihen parat.

Jakob Haug.