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dann folgte der Parademarsch. Der erste unter deut­scher Herrschaft geborene Knabe, der sogenannte erste Rekrut Helgolands, auf dem Arme seiner Mutter, überreichte dem Kaiser einen Blumenstrauß. Die Majestäten nahmen von zahlreichen Kindern Bouquets entgegen. Dann folgte eine Besichtigung des Ober­landes. Der Weg des Kaisers durch die Kaiserstraße (früher Königin von England-Straße) zum Oberland, die große Treppe, die Häuser am Falm (Oberland), sowie zahlreiche Fischerhäuser sind schlicht und freund­lich mit vom Festland gebrachtem Reisig und Grün geschmückt. Um 8 Uhr fand die Wiederemschiffung unter den Jubelrufen der Bevölkerung statt, um halb 9 Uhr war an Bord desFürst Bismarck" das Diner. Die Abfahrt von Wilhelmshaven erfolgt morgen früh.

Bern, 27. Juni. Ein besonderer Unglücks­stern scheint dermalen über den schweizerischen Bahnen zu walten. Noch ist die furchtbare Katastrophe bei Mönchenstein in Aller Mund und schon hat sich wie­der aus einer andern Linie ein Eisenbahnunfall ereignet, der glücklicherweise Weise noch gnädig verlaufen ist. Als nämlich am 25. abends der um 5 Uhr 43 Min. von Brugg nach Basel abgehende Personenzug sich bereits ungefähr 150 w im Bözbergtunnel befand, brach plötzlich eins Röhre an der Lokomotive, so daß der Dampf entwich und der Zug im Tunnel stecken blieb. Die Reisenden wurden ersucht, den Zug zu verlassen, da binnen kurzer Zeit ein Güterzug von Brugg aus Nachfolgen müßte. Letzterer verließ in der That um 6 Uhr die Station Brugg und fuhr langsam an der Station Bözenegg vorbei die ziemlich steile Rampe gegen den Tunnel hinauf. Weder der Stationsvorstand von Bözenegg noch das Personal des Güterzugs hatten eine Ahnung davon, daß der vorausgegangene Personenzug noch im Tunnel drinnen stecke, denn es war vom" Zugspersonal des letzteren auffallender Weise unterlassen worden, schnell jemanden nach Bözenegg hinunter zu senden, um den Vorfall zu melden. Während nun im Tunnel der Versuch

gemacht wurde, den Zug langsam rückwärts zu be­wegen, fuhr der Güterzug ruhig weiter und stieß mit größter Heftigkeit auf den Personenzug. Die Güter­zugmaschine entgleiste, der am Schluffe des Personen­zugs eingereihte Eilgutwagen und Postwagen schoben sich ineinander und aufeinander und gingen nahezu in Trümmer. Der Zugführer des Personenzugs, sowie der Postkondukteur erhielten ziemlich schwere Verletzungen; die Reisenden kamen mit dem Schrecken davon, welche unter dem Eindruck der ausgestandenen Angst allerlei Unrichtigkeiten und Uebertreibungen in die Welt hinaustelegraphierten. Die Räumungsarbeiten begannen sofort, so daß am folgenden Tage die Bahn wieder frei war.

Rom, 30. Juni. Der neue Dreibund- Vertrag wird heute in Gegenwart des Königs, des Ministerpräsidenten Rudini und der beiden Bot­schafter Deutschlands und Oesterreichs ratificiert. Er erlischt 1887. Wie der Vertreter des O.L.Uck. er­fährt, weicht der neue Vertrag in nichts vom alten ab.

Aus Rußland sind sehr günstige Nachrichten über die zu erwartende Ernte ein- getroffen. Die Gerüchte, welche am Samstag an der Berliner Börse zirkulierten und eine erneute Steigerung des Getreidepreises bewirkten, sind dadurch vollständig widerlegt und charakterisieren sich als Börsenmanöver der Haussiers. Roggen und Weizen verspricht nach den neuesten Nachrichten eine gute Mittelernte. Das Sommer-Korn steht überall gut und berechtigt zu den besten Erwartungen. Kartoffeln und andere Hackfrüchte versprechen ebenfalls einen guten Ertrag. Auch aus Deutschland treffen aus fast allen Gegen­den günstige Nachrichten über die Ernteaussichten ein.

Nermischtes.

DerDirektor derJura-Simplon- bahn, Jalissaint, ist nach der Meldung von Schweizer Blättern am Unglückstage von Mönchen- für seine Person von besonderem Glücke begünstigt gewesen. Er war am vorletzten Sonntag mit seiner

Tochter von Bern nach Basel gefahren und beide hatten eine halbe Stunde vor der Katastrophe, um

1 Uhr 55 Minuten Mittags, die Mönchensteiner Brücke passiert. Vater und Tochter nahmen auf dem Bahnhof in Basel das Mittagessen ein. Da dunkelte der Himmel und man entschloß sich, mit dem um

2 Uhr 15 Min. von Basel nach Bern abfahrenden Zuge dem Unglückszuge nach Bern zurückzu­reisen. Die Kellnerin aber meinte, so schlimm stehe es mit dem Wetter nicht, es werde sich bald wieder aufheitern. Man kam daher von dem gefaßten Be­schlüsse zurück und entschied sich, in Basel zu ver­weilen. Beizufügen ist noch, daß der Zug, welcher 1 Uhr 55 Min. über die Birsbrücke gefahren war, ebenfalls zwei Lokomotiven und noch mehr Wagen hatte, als der verunglückte Zug.

Ein großes Fest fand am 27. Juni in London in der deutschen Ausstellung zum Besten des deutschen Hospitals und der Wohlthätigkeitsgesell- schaft statt. Der gesamte Ertrag soll den beiden Instituten übergeben werden. Der VereinDeutscher Liederkranz" wirkte bei dem Feste mit, das Londoner Freiwilligen-Regiment stellte dabei die Ehrenwache.

England und die Vereinigten Staaten von Amerika haben nunmehr für die Seehunde im Beeringsmeer eine Schonzeit bis zum April des nächsten Jahres festgesetzt. Bis dahin aber kann auch alles Material für einen Schiedsspruch gesammelt sein. Für diese Saison dürften nun freilich die von seiten der Vereinigten Staaten monopolisierteNord­amerikanische Handelsgesellschaft" und die kanadischen Seehundsjäger unter den schon so sehr dezimierten Tieren das übliche Blutbad angerichtet haben, wenig­stens wird das Einlaufen eines kanadischen Dampfers mit 20,000 erbeuteten Seehunden in Viktoria (Vancouver Island) gemeldet. Der amerikanischen Gesellschaft war auch von England das Recht zu­gestanden worden, 7500 Robben in diesem Jahre zu schlagen. Es wird aber nach obigem schwerlich bei dieser beschränkten Zahl geblieben sein.

Amtliche SeklUllltmachllliM.

Die Entleerung

des Inhalts der Abtritttröge in Dung­stätten innerhalb der Stadt ist bei Strafe verboten.

Wo bei den Kontrolen überlaufende Abtritttröge oder schlecht gereinigte Winkel angetroffen werden, werden die zur Räumung Verpflichtete unnachsichtlich zur Strafe gezogen.

Stadtschultheißenamt.

Haffner.

Haus-Verkauf.

Luise Wilhelmine, geb. Gehrivg, Ehefrau des Heinrich Schardt in Amerika, bringt das ihr gehörige, seither von Taglöhner Hajo be- " wohnte 2stockige Wohnhaus Nr. 318, 44 qm an der Metz- ' ' qerqasse, nebst 76 qm Gemüse­

garten dabei, am

Montag, den 6. Juli d. I., vormittags 11 Uhr, auf dem hiesigen Rathaus zur ersten Versteigerung.

- Stadtschultheiß Haffner.

Neubulach.

Langholz-Oerkauf

amSams- Dtag, den 4. Julßnach- mittags 4 ^Uhr, 450 " Stück mit 270 Festm. auf hiesigem Rathaus.

Den 27. Juni 1891.

Stadtschultheißenamt.

. Hermann.

Privat-Anzeigen.

Danksagung.

Für die herzliche Teilnahme an dem Verlust unserer lieben Mutter

Barbara Vogel,

^sür die zahlreichen Blumen­spenden, den Gesang, die ehrenvolle Begleitung zu ihrer letzten Ruhestätte, sowie den Herren Trägern sagt den innigsten Dank.

Im Namen der trauernden Hinter­bliebenen :

Jakob Vogel.

Auktion.

Aus der Verlaffenschaftsmaffe von Friedr. Müller , gcw. Kaufmann, wird am

Montag, den Juli, von mittags 1 Uhr an

eine Auktion abgehalten, und kömmt vor:

Herrenkleider, Hemden, bes­seres Schreinwerk, wo­runter 1 Secretär, 1 Kleiderkasten u. s. w., so­wie mehrere bessere Betten. Auktioneur Linkenheil.

In der Auktion sind übrig geblieben und werden unter dem Anschlag abge­geben :

eine Anfsatzkommode,

eine Steh- nnd eine Hängelampe, Kartoffelsäcke.

Joh. Wirsum im Mühlweg.

Liu King

ist in Hirsau gefunden worden. Der rechtmäßige Eigentümer kann dens. gegen die übl. Kosten abholen im Compt. d. Bl.

Ein kleines

Zimmer

hat an eine ordentliche Person sofort zu vermieten

M. Rüd, Vorstadt.

Liebenzell.

Bäcker-Lehrling

gesucht.

Einen guterzogenen Jungen nimmt in die Lehre

Ulrich Ttoll, Bäcker.

Danksagung.

Für die liebevollen Beweise inniger Teilnahme, welche mir aus Anlaß des Hinscheidcns unseres lieben Kindes Hildegard in so reichem Maße erfahren durften, sagen herzlichen Dank

die trauernden Eltern: Schullehrer Winyo» und Krau.

Danksagung.

Das Evang. Vereinshaus dahier hat aus dem Nachlaß der ff Frau Seeger, geb. Schill, ein Legat von ^ 500. erhalten, für welche reiche Gabe wir hiemit öffentlich den verbindlichsten Dank aussprechen.

Für den Ausschuß des Evang. Vereins: Calw, 30. Juni 1891. Vorstand: Kassier:

Dekan Braun. Fr. Gundert.

Danksagung.

Aus dem Nachlaß des ff Herrn Privatier Traub und seiner Gattin, Frau Sofie geb. Pfromm er ist dem Unterzeichneten für das Evang. Vereinshaus dahier durch Herrn Bäckermeister G. P fromm er, die Summe von 100. übergeben worden. Wir füylen uns gedrungen, hiefür auch öffentlich den verbindlichsten Dank auszusprcchen.

Für den Ausschuß des Evang. Vereins: Calw, 30. Juni 1891. Vorstand: Kassier:

Dekan Braun. Fr. Gundert.

^ ll« aebr. Briefmarken kauft u. tauscht C. G. Vogel, Pößneck i. Th.

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Georg Breitling, Schreiner.

Gechingen.

Nächsten Samstag, den 4. Juli, mittags 1 Uhr,

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Schweine

Jakob Reichardt.