Kaffeegafse drang das Wasser in die Keller und die Wohnungen ein. Arg verwüstet wurden auch die Denkelsbachstraße, die Pfarrgasse und noch mehrere andere. Viele alte Häuser sind arg bedroht. Aus dem Bliesthal wird gemeldet, daß infolge des Unwetters der Eisenbahnverkehr zwischen Saargemünd und Zweibrücken eingestellt werden mußte. Bei R h e r n - heim wurde der Bahnkörper durch den ungeheuren Wasserdruck stark beschädigt. Wie schon berichtet worden ist, wurde in Nieder-Gailbach bei Saargemünd ein Haus durch den Wolkenbruch zerstört. Zwei Menschen (Mutter und Sohn) sind umgekommen.
Kiel, 26. Juni. Seit gestern weilt der Kaiser wieder in unseren Mauern. Derselbe kam gestern früh um 8 Uhr 10 Minuten hier an, am Bahnhofe vom Prinzen Heinrich und dem Admiral Mensing empfangen, fuhr dann zum Schlosse, um kurz darauf wieder in der Kleidung des kaiserl. Nachtklubs zu erscheinen und sich an Bord des Meteor zu begeben. Ebenso schiffte sich der Prinz auf seiner 'Jacht Irene ein, und nach wenigen Minuten schon sah man beide Fahrzeuge sich in Bewegung setzen und der Außen- föhrde zusteuern. Abenvs 7 Uhr waren die Jachten von ihrer Ausfahrt noch nicht wieder zurückgekehrt. Wie immer, so wurde auch dieses Mal beim Aufhissen der Kaiserflage auf dem Schloßturm der Kaiserssalut von den im Hafen liegenden Kriegsschiffen abgefeuert. Anwesend sind zur Zeit Bussard, Hohen- zollern, Greis, Luise, Musquito und Bayern. Gestern kam auch Bayern herein. Hohenzollern soll heute nach Wilhelmshafen abdampfen.
— Kriegsminister v. Kaltenborn in Berlin widmete dem verst. General v. Bronsart folgenden Nachruf: „Kriegsministerium. In der Nacht vom 22. auf den 23. d. M. verstarb, im noch nicht vollendeten 60. Lebensjahre, auf seinem Landgute Schettnienen in Ostpreußen nach kurzem Krankenlager der komm. General des 1. Armeekorps, General der Infanterie, Chef des Grenadierregiments König Friedrich I. (4. ostpreußischen) Nr. 5, Großkreuz und Ritter höchster Orden, Herr Paul Bronsart v. Schellendorff. Der nunmehr Verewigte — in Treue gegen den obersten Kriegsherrn, in Hingabe zu seinem Beruf und in Allem, was sonst den Offizier ziert, ein leuchtendes Vorbild — hat von 1883 bis 1889 an der Spitze des Kriegsministeriums gestanden und in dieser Stellung durch seine mit hoher Begabung und unermüdlicher Arbeitsfreudigkeit gepaarte Schaffenskraft dauernde Verdienste um Heer und Vaterland sich erworben. Das Kriegsministerium wird das Andenken feines früheren Chefs allzeit in hohen Ehren halten. Berlin, den 25. Juni 1891. Der Kriegsminister. Kaltenborn."
Zürich, 26. Juni. Nach langen, vergeblichen Bemühungen ist es endlich gelungen, die Leiche des im letzten Herbst am Säntis anläßlich eines gewaltigen Schneesturmes verunglücken jungen Paganini, unterhalb der Säntis-Spitze in einer tiefen Schneegvube zu «finden. Um den Leib war noch das Seil geschlungen. Es wird nun sofort eine neue Expedition, von Appenzell aus nach dem Säntis aufbrechen, um die Leiche zu Thal zu fördern um den mitverunglückten Leuch aufzusuchen und ihn ebenfalls aus seinem Schneegraben zu erlösen, in welchem die beiden den langen Winter über gelegen haben.
Permischtes.
— Aus dem Leben Bronsart von Schellendorff, des verstorbenen Kommandeurs des I. Armeekorps, verdient folgende kleine Geschichte, die für seine Herzensgüte zeugt, in Erinnerung gebracht zu. werden. Der General promenierte eines Tages, als er noch Kriegsminister war, in den Gängen des Tiergartens, als er einen Kadetten daherkommen sah, der den Blick bestürzt zu Boden senkte und etwas zu suchen schien. Als der General näher an den Kadetten herangekommen war und ihn fragte, was er suche, erwiederte derselbe, er hätte sein Medaillon von der Urkette verloren, und dies wäre ein Heiligtum, denn es enthalte eine Locke seines verstorbenen Vaters. Der General beruhigte den jungen Mann, half ihm beim Suchen und zwar mit Erfolg, denn er selbst fand das Medaillon. Der überglückliche Kadett bedankte sich auf das herzlichste bei Seiner Exzell., doch Bronsart von Schellendorf wollte nun auch von dem Kadetten wissen, wie viel die Uhr wäre. Tief errötend mußte der Kadett nun eingestehen, daß er keine habe. Darauf befahl der General dem jungen Mann mitzukommen, sie wandten ihre Schritte den Linden zu und in einem der ersten Uhrengeschäfte kaufte er eine prachtvolle Uhr für den erstaunten Kadetten, ihm dieselbe mit den Worten übergebend: „Wer seine Eltern ehrt, ist Goldes wert."
—n. Bei der Jahresversammlung des vaterländischen Vereins für Naturkunde in Calw am 24. Juni trug Herr Dr. Engel von Klein-Eislingen am Mittagstisch nachstehendes Gedicht vor, das allgemeinen Anklang fand:
St. Johann, der wohlbekannte.
Hat uns wiederum vereint.
Alle eines Geists Verwandte Seines Geists auch, wie mir scheint;
Streben wir doch all nach Wahrheit, Folgend des Propheten Spur Wenn wir suchen Licht und Klarheit Auch im Buche der Natur.
Um die Sommersonnenwende,
An des alten Baldurs Fest,
Heut des Nagoldthals Gelände Grüßt uns froh als seine Gäst';
Zwar ein magrer bunter Sandstein Legt hier fast die Forschung lahm.
Doch wer wollt nicht bei der Hand sein, Wo so liebe Ladung kam?
Ja sie kam, und so auch alle Kommen, wers nur machen kann. Kommen zur geschmückten Halle Sei's per psäes, sei's per Bahn;
Und es ist ein stattlich Häuflein Aus dem engern Vaterland,
Das gen Calw gethan sein Läuflein: Unvertreten schier kein Stand.
Einen zwar wir schwer vermissen An der Tafel buntem Strauß,
Der für immer uns entrissen:
Unser guter Papa Krauß!
Unentwegt seit vielen Jahren Saß er sonst mit uns vereint.
Nun, uä patres heimgefahren,
Schläft er gleich so manchem Freund.
Doch das Aug wird wieder Helle,
Denn im trüben Zeitenlauf Schauts an der geschiednen Stelle Neue Namen tauchen auf.
Männer, wohlgeübt im Streite,
Und von richtger Schul und Art Wie an Vater Fraas'ens Seite Nun sein Dr. Eberhard.
Mög denn mit des Geistes Waffen Dieses jüngere Geschlecht Allzeit kämpfen, wirken, schaffen Für der Forschung Licht und Recht.
Aber ihr, die uns versammelt Heut zu Weisheit, Speis' und Trank, Der Stadt Calw sei jetzt gestammelt Unser aller Preis und Dank!
Amtliche §kkanutnmchullgeu.
Revier Liebenzell.
Holz-Verkauf
am Samstag, den 4. Juli, vormittags 9 Uhr, sauf dem Nat- shaus in Lieben- ' zell aus Haug- stetterHang,Abt. Galgenberg, unterer Badwald und Scheidholz, aus, Bieselswald, Abt. unteres Löhneck und Scheidholz, aus Kohlberg, Abt. Steinachwald, Kohlbrunnen, Findhag und Scheidholz:
Rm.: 5 buchene Scheiter und Prügel, 1 erleue Prügel, 7 Laubholzanbruch; Nadelholz Rm.: 13 Scheiter, 70 Prügel, 393 Anbruch; ferner wiederholt aus Bieselswald, Abt. unt. Tannberg und Scheidholz und aus Hasenrain:
Nadelholz Rm. : 43 Scheiter, 37 Prügel, 122 Anbruch.
Verpachtung.
Nächsten Mittwoch, den 1. Juli, mittags 1 Uhr,
wir der Kirschenertrag von den städtischen Bäumen an der Hirsaucr Straße auf mehrere Jahre meistbietend verpachtet. Zusammenkunft unten am Brühl.
Stadtpflege.
Hayd.
Heöäude-etc.-Derkauf.
Kaufmann Hermann Schnaufer bringt seine Gebäulichkeiten und Hofraum
hinter dem Wochele — Pfromm ersehen Anwesen in der Ledergasse, angekauft zu 2000 am
Samstag, den 4. Juli 1891, vormitt. 11 Uhr,
zum letzten Mal zur Versteigerung.
Stadtschultheiß Haffner.
Hans-Verkauf.
Wilhelm Wagner,
, 2 , Oekonom, bringt sein drei- stockigtes Wohnhaus mit Stallung und Remise in der unteren Nonnengasse am Donnerstag, den 2. Juli 1891, vormittags 11 Uhr, zum erstenmal zur Versteigerung.
Stadtschuliheiß Haffner.
Neubulach.
Langyolz-Mrkauf
" am Sams
tag, den 4. ?Juli,nach- ^Minittags 4 ' Uhr, 450 Stück mit 270 Festm. auf hiesigem Rathaus.
Den 27. Juni 1891.
Stadtschultheißenamt.
Hermann.
Privat-Anzeigen.
Ein freundl. geleg.
Zimmer
mit Alkoven ist an Lustgäste zu vermieten. Wo? ist zu erfragen bei der Red. ds. Bl.
Hirsau, den 29. Juni 1891.
Danksagung.
Für die vielen liebevollen Beweise herzlicher Teilnahme, welche wir während der Krankheit und beim Hingang unseres lieben Vaters
§udnng Eiding. Schullehrer,
in so reichem Maße von allen Seiten erfahren durften, danken herzlich.
Die trauernden Kinterbkieöene«.
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und Gebisse in bester Ausführung. Mäßige Preise. Zahnopcrationen, Plombieren, Reinigen re. schoneudst
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llavre—Hev-?ork.
Der Stahldampfer Os Doursins, welcher am 29.
Juni von Havre abgegangen ist, kam am 27. Juni, morgens 6 Uhr, in New-Iork an.
Tauer der Fahrt 7 Tage.
Knut Heorgii.
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Wo? sagt die Red. d. Bl.
Den Grasertrag
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