Lettland «vd Deutschland im Kriegszustand.

Berlin, 28. Nov. »(Drahtber.) Wie bereits gemeldet, ist die deutsche Gesandtschaft in Mi tau mit Rücksicht auf die militärischen und politischen Vorgänge aus Mitau zurückgezogen worden. Die lettische Regierung bat nunmehr ihre hiesige Vertretung gleichfalls zurück- verufen und betrachtet sich unter Hinweis auf die Angriffe der ehemals reichsdeutschen Truppen unter Bermondt- Awaloff als

mit Deutschland im Kriegszustand befindlich. Die noch in Riga und Libau befindlichen Ver­treter werden daraufhin gleichfalls zurückberufen werde».

(28. Nov., 2 Uhr nachm.)

*

Noch ist der Friede formell in Europa nicht wieder ein- gekehrt, da flackert an einer windigen Ecke des balkanisierten Erdteils ein neuer Kriegsbrand auf. Lettland hat sich als mitDeu tschland imKriegszustand befindlich erklärt,das ist mehr als eine unangenehme Geschichte. Besondersdeshalbweildielet- tischeRegierung sicherlich durch den Hauch einer entenistischenSeite mutig belebt worden ist, und bestimmte Absichten verfolgt. Zu anderen Zeiten hätte man die Kriegserklärung Lettlands als größenwahnsinnig belächeln können, aber heute ist es leider so gekommen, daß infolge Wegschleuderung aller unserer Macht jeder neupolitische Säuglingsstaat sich an Deutschland reiben darf, ohne durch ein paar kräftige Ohrfeigen zurück- qewiesen werden zu können.

Praktisch wird wohl die Fehdeansage der Letten kaum auf einen neuen Krieg hinauslaufen, denn wir glauben nicht daß unsere Regierung irgend welche Machtmittel, selbst wenn sie diese hätte, einsetzen würde, um ein Spiel aufzunehmen, das immerhin gewagt bleiben müßte, weil die Entente auf der Seite Lettlands sieht, und sich schleunigst anschicken würde, insbesondere soweit es die Franzosen angeht, uns bei dieser Gelegenheit erneut am Felle zu zausen. Man weiß ja schließlich auch noch gar nicht, ob nicht die Franzosen, die sich ja in der letzten Zeit alle Mühe gaben, eine neue Handhabe gegen Deutschland zu finden, nicht auch dieses neueste Ereignis der Weltgeschichte mit Hilfe der Eng­länder angezettelt haben. Auf unserer Seite wird es wohl die Folge haben, daß wir nun noch schneller versuchen wer­den, die Truppen im Baltikum hinter die reichsdeutsche Grenze zurückzuziehen, damit der baltische Knoten vollkommen auf­gelöst wird, der nun den Letten den willkommenen Borwand gegeben hat, gegen die deutjche Republik als Drohung auf­zutreten. So hat sich das baltische Ereignis, wie wir schon nn LeitaufsatzGefahrenquelle" in Nr. 208 v. 9. Sept. des Gesellschafters" befürchteten, tatsächlich zu einer ernsten Ge­fahr ausgewachsen. Wir überschätzen sie durchaus nicht, er­kennen sie aber doch als der ernstesten Beobachtung wert an.

Es ist eine Ironie der Weltgeschichte, daß dieselben Let­ten, die vor Monaten unsere Truppen zum Schutze gegen die .rote Garde Trotzkis anriefen, heute mit Bomben und Granaten nach Deutschland schmeißen wollen. Aber die Regiekunst sowie die diplomatische Verschlagenheit der En- tenie bringt alles zuwege. Hätten wir doch auch einmal solche Diplomaten! -r.

Furchtbare Viehseuche in der Schweiz.

In einzelnen Teilen der inneren Schweiz wütet seit einigen Wochen unter den Rindviehbeständen eine Maul­und Klauenseuche. Ganze Ortschaften sind vom Verkehr ab­gesperrt. Viele Hunderte von Milchkühen mußten zwangs­weise geschlachtet werden. Im Kanton Bern wurde zu diesem Zweck ein militärisches Metzgerdetachement aufgeboten. Der Schaden ist enorm. Die Milchrationen für den Konsum er­fuhren weitere Einschränkungen unter gleichzeitiger Erhöhung der Preise.

Das Wahlergebnis in Frankreich.

Paris, 27. Nov. Es sind bis heute 6l0 Resultate der Kammerwahlen bekannt. Nur noch zehn Sitze der Kolonien und weitere sechs Sitze stehen aus, wegen welcher ein weiterer Wahlgang stattfinden muß, worauf die Kammer vollzählig sein wird. Es sind gewählt: 133 Linksrepublikaner, 60 Radikale, 83 Radikalsozialisten, 27 Republikanische Sozialisten, 68 Unifizierte Sozialisten, 6 Dissidente Sozialisten, 133 Pro- gressisten, 69 Vertreter der Aktion Liberale und 31 Konser­vative.

Englische Besetzung der masurischen Abstimmungsgebiete.

Wie demBerliner Lokalanzeiger" aus Thorn berichtet wird, erhielt die englische Kommission in Posen, demNowiny Codzienne" zufolge, von der englischen Regierung die Nach­richt, daß 16000 Mann englischer Truppen zur Besetzung der masurischen Abstimmungsgebiete bereitgestellt sind. Der Transport werde über Danzig erfolgen.

Kleine Nachrichten.

Berlin, 27. Nov. Wie derNeue Tag" von einer ge­nau unterrichteten Persönlichkeit erfährt, hat die russische Regierung gleichzeitig eine Drahtung an die Wiener und an die Budapester Regierung gerichtet, wonach die Sovjetrepublik sämtliche dem Landadel und dem Gutsbesitzerstande entstam­menden Kriegsgefangenen ungarischer Nationalität als Gei­seln für die aus politischen Gründen verfolgten ungarischen Kommunisten betrachtet.

Hamburg, 27. Nov. Die Ablieferung der deutschen Pe- kroleumschiffe an England hat begonnen. Von der Deutsch­amerikanischen Petroleumgesellschaft ist das TankschiffLoki" nach dem Firth of Forth ausgefahren.

Stettin, 28. Nov. DieOstseezeitung" meldet aus Greifswald: Im Kreise Greifswald ist ein Streik der Land­arbeiter ausgebrochen, der bereits 17 Güter umfaßt.

Wien. 28. Nov. Nach hier vorliegenden Meldungen aus polnischer Quelle haben sämtliche Minister des Kabinetts Padereivski ihre Demission eingereicht.

Amsterdam, 27. Nov. LautTelegraas" melden die Central Neivs aus Kairo, daß am Samstag neue Unruhen ausbrachen. Ein englischer Offizier wurde auf der Straße ermordet.

Brüssel, 28. Nov. (Havas.)Etoil le Belge" meldet, daß ein belgischer Soldat, der zu Beginn des Krieges gefangen genommen wurde, in einem Lager im Harz interniert war und dessen Familie seit 14 Tagen vor Abschluß des Waf­fenstillstandes ohne Nachricht von ihm geblieben war, dieser

Tage in erbarmungswürdigem Zustand in Mo ns angekommen fei. Er habe erklärt, am 4. Nov. mit drei Mitgefangenen aus dem Lager geflohen zu sein, wo sich noch zahlreiche alli­ierte Gefangene befänden, die vom Ende des Krieges ohne Kenntnis seien, da ihnen Zeitungen und Korrespondenz un­terschlagen würden. (Das ist sicherlich ein Märchen.)

Namur, 28. Nov. (Havas.) Das Kriegsgericht verurteilte den Major Damaeaux, der 1914 das Fort Malonne kom­mandierte, zu 5 Jahre» Haft und Degradation, da er nicht die notwendigen Maßnahmen ergriffen habe, um seine Leute in den Tagen des 23. und 24. August 1914 vor Demorali­sation zu bewahren, weil er nicht alle verfügbaren Vertei­digungsmittel zur Anwendung gebracht und weil er das Fort übergeben habe, statt es zu sprengen.

Aus Stadl und Bezirk.

Nagold, den 29. November 1919.

* Sportliches. Für den morgigen Sonntag hat der F. C. Nagold eine Fußballmannschaft der Spielvereinigung Reutlingen zu einem Wettspiel nach hier verpflichtet. Bei dem ersten Spiel in Reutlingen gegen diesen Verein mußte unser F. C. mit einer Niederlage von 9 zu 0 Toren heim­fahren, (dies war kurz nach der Neubegründung des F. C. N.). Da der hiesige F. C. durch Zugang einiger Spieler der auf­gelösten Seminar-Fußball-Abtlg. verstärkt ist, und die Reut- linger durch langjährige Wettspielpraxis über ein gutes Zu- sammenspiel verfügen, ist ein spannender Kampf zu erwarten. (Siehe Inserat.)

* Die Schülerinnen der hiesigen Mittelschule haben in den letzten Tagen auch der armen deutschen Kinder des Erz­gebirges gedacht und für sie eine Weihnachtsgabe von Mk. 170.. zusammengebracht. Möge die Gabe, so schreibt man uns, auch denen zum Segen gereichen, für die sie bestimmt ist. Wir haben unfern Segen, wie er in freudigem Geben liegt, schon empfangen.

* Keine Pferdeversteigerungen mehr. Die von der

Heeresverwaltung zum Verkauf bestimmten Pferde werden nicht mehr versteigert, sondern zu Abschätzungspreisen abge­geben und den Landwirtschaftskammern oder anderen land- wirtschaftl. Organisationen zur Verteilung an Landwirte über­geben. Es sollen dabei Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene von Gefallenen berücksichtigt werden. In dringenden Fällen geben die landwirtschaftl.. Organisatonen Pferde auch an an­dere Gewerbetreibende ab; doch sind Pferdehändler nach wie vor ausgeschlossen. Die Abschätzung geschieht durch Kom­missionen unter Zugrundelegung eines Mindestpreises von 1000 Mk. Pferde, die nicht mehr arbeitsfähig sind, werden an die Lnndesfleischstelle abgegeben. Anträge sind nn die Oberäniter zu richten.

* Die Sparprämienanleihe. Die bereits vorliegenden Zeichnungsergebnisse der Deutschen Sparprämieuanleihe 1919 erbringen den Beweis, daß von den kleineren Kapitalbesitzern ansehnliche Summen unverziust im Hause zurückgehälten waren, ohne daß diese Beträge nutzbringend angelegt wurden. Es ist deshalb erfreulich, daß die kleinen Geldhamsterer nun­mehr einen Teil ihrer Ersparnisse in Sparprämienanleihe anlegen. Sie tun gut daran, denn neben der vom Reiche garantierten Sicherheit ist ihnen die Möglichkeit geboten, auch bedeutende Gewinnchancen auszuuutzen. Es dürfte interessieren, wie die Sparprämienanleihestücke aussehen. Der künstlerische Entwurf der 28 zu 36 cm großen, mit einer Umrahmung in dunklerem Braun versehenen Stücke ist von dem Berliner Kunstmaler L. Oppenheim gefertigt. Auf braunem guillochierten Grunde steht im oberen Teil des Scheines in kräftigen reliefartig gezeichneten schwarzen deut­schen ZierbuchstabenDeutsche Spar-Prämien-Anleihe" und der erklärende deutsche Tert. Darunter, in die Untergrund­platte graviert, befindet sich der neue deutsche Reichsadler. Die untere Hälfte des Scheines ist in drei gleiche Rechtecke geteilt, in die der Text in französischer, englischer und spanischer Sprache eingedruckt wird.

* Wildberg, 29. Nov. Eine öffentliche Versammlung zur Aufklärung über die Sparprämieuanleihe findet heute abend */s8 Uhr in derTraube" statt. Der Besuch wird allen Bolkskreisen empfohlen.

* Wildberg» 27. Nov. Am Mittwoch abend hatte die

Ortsgruppe des Eva ng Volksbundes zu einer Besprechung über die Kirchengemeinderats wähl ein­geladen. Eine ansehnliche Zahl von Männern und Frauen fanden sich ein und zeigten ihr Interesse für die kommende Wahl. Von den 6 austretenden Herren verzichteten 2, Prof. Elwert und Christian Gerlach, (auch Stadtpfleger Frauer äußerte diese Absicht), auf eine Wiederwahl, die anderen 4 wurden wieder vorgeschlagen und ebenso eine Reihe anderer Gemeindeglieder. Bei der schriftlichen Abstimmung fielen auf die 4 bisherigen Kirchengemeinderäte: Stadtpfleger Frauer 34, P. Ehr. Rau 34, Schreiner Steimle (alt) 26, E. Thomaß 34, auf weitere 8: Oberlehrer Rentschler 39, Geometer Eble 34, Jakob Mayer 33, Jmman. Baumaärtner 32, Fr. Aug. Weik 31, Frau Apotheker Schörner 29, Ludwig Gärtner 28, Frau Gottlob Rau 24 Stimmen. Diese Namen will der Evang. Volksbund zur Wahl vorschlagen, damit die Stimmen sich nicht zu sehr zersplittern. Weitere Stimmen erhielten Fritz Roller 21, Fr. Hammann 19, Mich. Hauser 18, Otto Schneider . 17, Herrn. Seeger 11, Gottl. Rau 6,. Andr. Hermann 5 und Oberförster Haug 1. Wir bitten die oorgeschlagene Lifte für die Wahl aufheben und womöglich von ihr Gebrauch machen zu wollen, damit ein einheitliches Resultat herauskommt. Mögen sich recht viele Kirchengemeindeglieder am 7. Dezember an der Wahl beteiligen. I. V.

r Haiterbach, 28. Nov. Im nahen Schietingen ist es zu einem ernstlichen Zusammenstoß zwischen dem Land­jäger und Bauern gekommen. Der Landjäger wollte in der Schietinger Mühle einen Tatbestand aufnehmen und geriet dabei mit dem Müller in Meinungsverschiedenheiten, die zu Tätlichkeiten ausarteten. Landleute, die in der Miihle an­wesend waren, ergriffen die Partei des Müllers; der Land­jäger machte von seiner Stichwaffe Gebrauch und der Müller würde verwundet in das Nagolder Krankenhaus eingeliefert. Die Geschichte wird für den Müller und seine Helfer ein übles Nachspiel haben.

g- Ebhausen» 27. Nov. In voriger Woche sind Jakob Den gier, Zimmermann, und Flaschnermeister Holz von der englischen Gefangenschaft zurückaekommen zur Freude ihrer Angehörigen und der ganzen Gemeinde. Da jetzt alle wiedergekehrt sind, versammelte sich letzten Sonntag der Mi

litärvereiu in der Küche, wo eine Begrüßungsfeier statlsand und auch der Vermißten und Gefallenen gedacht wurde. Die hiesige Musikkapelle brachte jedem Heimkehrer ein Ständchen.

Aus dem übrigen Württemberg.

r Unterjesingen OA. Herrenberg, 27. Nov. Hier wur­den zwei Schwarzschlächter verhaftet, die auf der Eisenbahn große Körbe mit Fleisch nach Stuttgart transportieren woll­ten. Sie hatten auf dem Tübinger Jahrmarkt einen Farcen mn 900 Mk. gekauft und dann heimlich geschlachtet.

r Enzklösterle, 27. November. Der siebzehn Jahre alte Sohn des Straßenwarts Neuweiler wollte beim Stock­holzsprengen eine angezündete Sprengladung Nachsehen. In demselben Augeblick ging der Schuß los und verletzte ihn schwer am Kopf und an einem Arm. Er wurde ins Kran­kenhaus nach Neuenbürg übergeführt.

p Stuttgart, 27. Nov. Eine Gesetzesvorlage zur Reform der Fürsorgeerziehung soll dem Landtag in der nächsten Zeit zügehen.

p Stuttgart, 27. Nov. Amtlich wird mitgeteilt: Bor einigen Tagen ist es im Hoftheater zu einem Auftritt dadurch gekommen, daß ein Stuttgarter Herr einem französischen Offizier der militärischen Ueberwachungskommission, den er wegen seiner Zivilkleidung als solchen nicht erkannte, darüber Vorhaltungen machte, daß dieser französisch sprach. Den französischen Offizier traf nach den angestellten Erhebungen keine Schuld an dem Zusammenstoß. Aus diesem Anlaß wird der Einwohnerschaft dringend nahegelegt, gegenüber den nach Stuttgart kommandierten Angehörige» der franzö­sischen Ueberwachungskommission sich aller feindseligen Kund­gebungen zu enthalten und sich eine Zurückhaltung auf­zuerlegen, die derartige Konflikte nusschließt.

r Stuttgart, 27. Nov. Auch die Unabhängigen hielren eine Versammlung ab, die sich gegen die Reaktion wandte. Sie lehnen aber im Gegensatz zu den Mehrheitssozialisten die Einigung des Proletariats auf demokratischer Grundlage ab und fordern Preisgabe jeder Komprvmißpoiitik. Das Heilmittel sehen sie wie immer im Rätesystem und im An­schluß an Sovjet-Rußland und in der Bildung einer Roten Armee. In einer Entschließung werden diese Programm­punkte festgehalten und die Auflösung der Reichswehr verlangt.

r Hoheneck OA. Ludwigsburg, 27. Nov. In unglaub­licher Weise haben hier einige Fortbildungsschüler einen An­schlag gegen deu Ortsgeistlichen ausgeführt. Nachdem sie die Beleuchtung in der Nähe des Pfarrhauses entfernt hatten, schleuderten sie gegen den vom Unterricht heimkehrenden Geist­lichen eine Handgranate, die ihn am Kopfe schwer, doch zum Glück nicht lebensgefährlich verwundete.

r Bakhingen a. E., 26. Nov. Am letzten Sonntag ivar der Heizer Keller von hier mit Stumpenschießen beschäftigt. Eine Sprengladung ging vorzeitig los, wobei Keller im Ge­sicht derart schwer verletzt wurde, daß er nach Stuttgart ver­bracht werden mußte.

Weingarten, 28, Nov. Heute vormirteg wurde auf dem hiesigen Friedhof die sterbliche Hülle Gräbers zur letzte» Ruhe gebettet. In der sehr stattlichen Truuerversammlung befand sich Weihbischof Dr. Sproll, Ministerialdirektor Frei­herr v. Stockhammern, mehrere württ. Minister, Vertreter der Nationalversammlung, des württ. Landtages u. a.: Stadt­pfarrer Pfaff nahm die Einsegnung vor und hielt die Grab­rede, wobei er betonte, Gröber habe bis zu seinem Tode für das Volk gearbeitet. Im Gottesdienst habe Gröber, dieser Athlet des Glaubens, die Kraft zu seinem politischen Tun geholt. Die Verdienste Gräbers um die württ. Gesetzgebung würdigte namens des Landtagspräsidiums Vizepräsident Mi­nisterialdirektor Keck. Für die Reichstagsfraktion des Zen­trums sprach Domkapitular Leicht-Bamberg. Für den durch dringende Amtsgeschäfte am Erscheinen verhinderten Reichs­finanzminister Erzberger widmete Ministerialdirektor Baron v. Stockhammern dem Verewigten einen Kranz. Der her­vorstechendste Zug im Charakterbilde des wahrhaft großen und guten Menschen Gröber sei seine Mißachtung dessen ge­wesen, was man materiellen Vorteil heiße. Hierin möge er Weg und Ziel weisen der schaffenden Generation, wenn es gelte, dem niedergebrochenen Volke wieder aufzuhelfen. Für die Landtagsfraktion des Zentrums sprach dann noch Justiz­minister Bolz, worauf zahlreiche weitere Kranzwidmungen folgten. An die Beisetzung schloß sich ein Totenamt in der altehrwürdigen Stiftskirche.

Letzte Nachrichten.

Verbot privater Telefongespräche in Dresden.

Berlin, 29. Nov. Der Militärbefehlshaber für Sachsen bestimmte, daß von heute ab von morgens 9 Uhr bis nach­mittags 2 Uhr alle privaten Telefongespräche in Dresden verboten sind. Der Grund zu dieser Maßnahme liegt in der Ueberlastung des telefonischen Verkehrs.

Heimkehr.

Berlin, 29. Nov. Die auf Malta befindlichen 1200 Deutschen sollen laut B. T. nunmehr auf einem italienischen Schiff nach Venedig gebracht und über den Brenner nach Deutschland befördert werden.

20 30000 Ausgewiesene Familien.

Berlin, 29. Nov. Die Zahl der aus Elsaß-Lothringen ausgewiesen deutschen Familien, deren Mobiliar der Ab­beförderung harrt, wird jetzt schon auf 20 30000 geschätzt.

Folgen des aohstoffmangels.

Berlin, 29. Nov. Wie der Lok.-Anz. aus Dresden mel­det, muß von heute ab die ZigarettenfabrikDenidze" den Betrieb wegen Rohstoffmangels stillegen. Den Arbeitern ist bereits gekündigt worden. Die kaufmännischen Angestellten sollen im Dienste bleiben, damit der Betrieb nach Eingang von Rohstoffen sofort wieder ausgenommen werden kann. (Denidze ist eine der größten Zigarettenfabriken Deutschlands. D. Schriftltg.)

Schwere Explostonskatastrophe.

Wien, 29. Nov. Der Korrespondenz Wilhelm zufolge ereignete sich in dem Dorfe Markgraf-Neusiedeln bei Wien gestern nachmittag eine schwere Brand- und Explostonskata­strophe in den Wohnbaracken einer Samenanstalt. Ueber die Ursache der Katastrophe ist noch nichts bekannt. Bisher wurden 45 Tote und eine Anzahl Schwerverletzter gemeldet.