Punkte, über die unter Sozialisten 'eine Streitigkeiten bestehen, und unter Zurückstellung aller Meinungsverschiedenheiten persönlicher Art mit der Parteileitung der Unabhängigen zu Unterhandlungen zusammen zu treten, die zur Bildung einer alle Sozialisten umfassenden Arbeits- und Kampfgemeinschaft gegen die Reaktion führen könnten.
Ein erfolgreicher Schulstreik.
Im Freistaat Gotha hatte das Kultusministerium Schulgeber, Choralgesang und häusliche Aufgaben für den Religionsunterricht in allen öffentlichen und privaten Schulen verboten. Dieser Erlaß schuf eine gewaltige Erregung vor allem in der ländlichen Bevölkerung, bei Schülern, Eltern und Lehrern. Man forderte seine Zurücknahme — umsonst. Da griff man zu dem Mittel des Schulstreiks, der eine große Ausdehnung im Lande gewann. Es kam vor, daß Schülerinnen einer Neudietendorfer Anstalt geschlossen vor das Kultministerium in Gotha zogen und eine Abordnung zum Minister schickten, die nicht ruhte, bis sie die schriftliche Zusage in der Hand hatte, daß der Erlaß aufgehoben werde. Das ist dann auch nach langen Verhandlungen unter dem Druck der Volksstimmung in allen wesentlichen Punkten geschehen : Schulgebet und Choralgesang ist wieder zugelassen und häusliche Aufgaben im Religionsunterricht können gegeben werden, wenn die Eltern nichts dagegen haben. Die streikenden Schüler und Eltern, sowie die Lehrer, die dem Erlaß zuwider gehandelt haben, dürfen nicht bestraft werden. Der Schulstreik hatte also seinen Zweck vollkommen erfüllt und konnte nach einer Dauer von mehreren Wochen abgebrochen werden.
Nebernahme der Eisenbahnen durch das Reich.
Der Betrieb sämtlicher deutscher Staatseisenbahnen wird, der Dem. Pressekorr. zufolge, entsprechend dem Antrag der württ. Regierung mit sofortiger Wirkung von der in Berlin bestehenden obersten Betriebsleitung einheitlich geleitet. Die genannte Stelle ist zu diesem Zwecke mit sehr erweiterten Befugnissen ausgestattet worden. Sie untersteht dem Reichsverkehrsminister, der den Unterstaatssekretär v. Stieler init der Leitung beauftragt hat. Auch die frühere Schiffahrtsabteilung beim Chef des Feldeisenbahnwesens untersteht jetzt der obersten Betriebsleitung, so daß ein zweckentsprechendes Zusammenwirken zwischen Bahn und Fluß- und Kanalschifffahrt endlich gesichert ist.
Churchill mahnt,
Deutschland nicht zur Verzweiflung zu treiben.
Rotterdam, 25. Nov. Laut „Nieuwe Rotterdamschen Courant" schreibt Churchill im „Sunday Herald", es müsse die Politik Englands sein, das deutsche Volk nicht zur Verzweiflung zu treiben und zu verhindern, daß ihm nur die Hoffnung bleibe, einst wieder an das Schwert zu appellieren. Es sei keine gute Politik, Deutschland von allem und vom Westen abzuschneiden und ihm nur noch eine Entwicklungsund Wiederherstellungsmöglichkeit nach dem Osten hin übrig lassen. Deutschland könne in Rußland alles finden, was es nötig habe, und zwar nicht nur zur Wiederherstellung seiner Wirtschaftskraft, sondern auch seiner Weltmacht. Wenn Deutschland mit Rußland gemeinsame Sache mache, würde die Gefahr von 1914 wieder aufleben und man würde zwei Völkerbünde bekommen, einen Bund der siegreichen u. einen Bund der unterlegenen Nationen.
Die Spaltung bei den Kommunisten.
Die „Vossische Zeitung" kommt auf die Spaltung der Kommunisten zurück und sagt, daß links von den Unabhängigen mindestens drei verschiedene Strömungen und Parteirichtungen bestehen, die einander leidenschaftlich bekämpften. Diese Spaltungserscheinungen seien eine Illustration der Aussichten der jetzt wieder mit Eifer betriebenen Einigungsbestrebungen.
Amerikas Finanzhilfe für Europa.
Haag, 25. Nov. Der „Nieuwe Courant" meldet aus New-Dork, daß auf der internattonalen Handelskonferenz von dem Ausschuß der amerikanischen Bankvereinigung der englischen, französischen und italienischen Delegation der Plan erörtert wurde, eine große öffentliche Anleihe für das Ausland in Höhe von zwei bis vier Milliarden Dollar auszuschreiben, um den europäischen Wechselkurs zu regeln und den Ankauf von Waren in Amerika zu erleichtern.
Zur Note der Unversöhnlichkeit.
Die neue Note Clemenceaus — schreibt der Vorwärts — atmet den gleichen Geist der Unversöhnlichkeit, wie wir ihn aus dem bisherigen Notenwechsel nicht anders kennen. Sie wird im deutschen Volke tiefe Bestürzung Hervorrufen. — Die „Voss. Zeitg." bedauert den Ton der Note, der aus dem Gedankenaustausch zwischen Deutschland und Frankreich seit einiger Zeit ausgeschaltet zu sein schien. Man werde in Paris nun erwarten dürfen, daß die Wirkungen dieser Note in der Richtung, der für beide Teile unbedingt notwendigen Verständigung zu suchen sein wird. — „Germania" schreibt: Diese Note Clemenceaus ist eine schwere Sünde wider den christlichen Geist. Das unbarmherzige Schriftstück bedeutet neue Tränen für Hunderttausende deutscher Frauen und Kinder und an Stelle des Festes des Friedens zu Weihnachten Tage tiefster Trauer. — „Berliner Lokalanzeiger" stellt fest, daß Deutschland die Folgen seiner Niederlage tragen müsse. Es müsse heute im November 1919 noch immer den Kriegszustand über sich ergehen lassen, nachdem es im Nov. 1918 die Waffen niedergelegt habe. — Der „Börsenkurier" weist auf den Beweis von Menschlichkeit hin, den Frankreichs Verbündete gaben; aber die Regierung des Landes, das so gerne seinen Großniut habe loben hören, zeige nicht den Ehrgeiz, den anderen Alliierten in diesem Punkte Konkurrenz zu machen. — Die „Freiheit" findet in der Note durchaus den Geist, der die ganze Politik Clenienceaus gegen Deutschland bestimmt. Er verschanzte sich hinter die nationalistische Bestimmung der französ. Bevölkerung, die ein Entgegenkommen an Deutschland nicht verstehen würde. — Die „Kreuzzeitung" unterstreicht die fadenscheinigen, an den Haaren herbeigezogenen Gründe für die Ablehnung unserer Bitte. Sie schreibt, daß Frankreich stets genügend Entgegnungen für eine Ablehnung an der Hand haben werde, wenn es sich darum handle, Gefühle der Menschlichkeit spreche» zu lassen. — Dü- „D. Allg. Zeitg." faßt die Besprechung
der Niittvvcttrvte Clemenceaus dahin zusammen, daß die Note nach Geist und Inhalt in höchstem Grade ungeeignet sei, bei den Bevölkerungen beider Länder diejenige Stimmung zu erwecken, die notwendig sei, um zu einem ÄusgleÄH in den vielen Fragen zu kommen, in denen Deutschland u. Frankreich aufeinander angewiesen sind.
Heber die Lage im Baltikum
wird berichtet; Die Bahnlinie Schaulen—Tauroggen wurde von den Litauern freigegeben. Es ist gestern gelungen, einen Kohlenzug nach Schaulen durchzubringen. Mit den Letten ist ein 24stündiger Waffenstillstand abgeschlossen worden. Man hofft, diesen Waffenstillstand zu einem dauernden zu machen. Die Ententekommisston hat sich mit der deutschen Forderung, daß die Litauer die neutrale Zone längs der Bahnlinie Radziwilischki einzuhalten haben, einverstanden erklärt. Den Litauern ist das Heereseigentum, das sich noch in den Depots befindet und beim Rückzug nicht niitgeführt werden konnte, sowie Eisenbahnmaterial zugestanden worden. Die litauische Regierung wird von der Annahme dieser Regelung der deutschen Regierung noch unmittelbar Mitteilung machen. Sollten trotz dieser Abmachungen litauische Truppen fernerhin den Durchmarsch der Deutschen zu stören versuchen, so wird die Ententekommission zum Schutze des Durchzugs deutsche Truppen anfordern. Bisher sind nur etwa 80 bis 100 Mann von den baltischen Truppen auf deutschem Boden angekommen. Sie befinden sich in einem ganz trostlosen Zustand, denn sie haben sich größtenteils ohne Geld und ohne genügende Kleidung bei strenger Kälte zu Fuß durchschlagen müssen. Erschütternd sind die Nachrichten, die aus dem Baltikum selbst kommen. 7 Züge, von denen die Hälfte mit Soldaten und Material beladen waren, mußten wegen der Zerstörung der Bahnlinie auf freier Strecke liegen bleiben und waren dauernd dem feindlichen Feuer ausgesetzt, n den Lazaretten herrscht bittere Not, da es sowohl an ohlen wie an Sanitätsmaterial fehlt. Ein Lazarettzug mit dem Notwendigsten wird morgen in der Richtung Schaulen abgehen.
Das Betriebsrätegesetz und seine Schwierigkeiten.
Berlin, 25. Nov. Hinsichtlich des Betriebsrätegesetzes ist gestern eine Einigung unter den Mehrheitsparteien noch nicht erzielt worden. Es handelt sich bekanntlich um die Einsichtnahme von Betriebsratmitgliedern in die Bilanz und um die Zuteilung zweier Betriebsrcmnitglieder in den Aufsichtsrat, welche Forderung das Zentrum als zu weitgehend bezeichnte, während die Sozialdemokraten auf diese Forderung nicht verzichten zu können vorgaben. Die entscheidende Abstimmung soll heute erfolgen. Sollte eine Einigung inzwischen nicht erfolgt sein, so muß man mir Sicherheit auf eine Regierungskrise rechnen.
Die demokratische Fraktion trat, wie der B.L.A. ineldet, gestern erneut zu einer Beratung über das Betriebsrätegesetz zusammen. Herr v. Payer, als erster Referent, sprach sich zunächst in nachgiebigem Sinne aus, keinesfalls aber teile er die extremen Ansichten der Sozialdemokraten, die bekanntlich den Betriebsratmitgliedern einen entscheidenden Einfluß aus die Bilanz einräumen wollen. Voraussichtlich werden die Demokraten versuchet!, die für heute vormittag angesetzte entscheidende Abstimmung noch einmal hinauszuschieben, um auf ein Kompromiß hinzuarbeiten. — Nach der „Vossischen Zeitung" ist die Sitzung des Betriebsräteausschusses der Nationalversammlung, in der die Abstimmung über die Vertretung der Betriebsratmitglieder iin Aufsichtsrat vorgenommen werden soll, aus Mittwoch vertagt worden.
Berlin, 25. Nov. Das Kabinett hat sich in seMer heutigen Sitzung mit der Frage des Betriebsrätegesetzes beschäftigt. dessen wichtigster Paragraph morgen in der Kommission in erster Linie zur Abstimmung steht. Es gab einstimmig seine Ansicht dahin kund, daß das Gesetz vor Beginn der Weihnachtsferien in allen drei Lesungen verabschiedet und von der Zustimmung der die Regierung bildenden Parteien getragen werden muß.
Zum Betriebsrätegesetz haben, wie der „Berliner Lokalanzeiger" erfährt, die Demokraten fest formulierte Kompromißanträge ausgearbeitet, die dem Ausschuß heute unterbreitet werden sollen. Vor der Ausschußsitzung wird der interfraktionelle Ausschuß zusammentreten, um zu versuchen, ein Kompromiß zustande zu bringen.
Wie die „Vossische Zeitung" hört, einigte man sich in der demokratischen Fraktion auf einen neuen Vermittlungsvorschlag. Die Fraktion erstrebe eine Fassung, die eine Einigung der drei Regierungsparteien ermöglichen solle. Es stehe dahin, ob dieses Ziel erreicht werde.
Kundgebungen gegen Dorten in Köln.
Als Dienstag abend in Köln bekannt wurde, daß der aus den Sonderbundsbestrebungen bekannte Dr. Dorten sich in der Stadt aufhalte, sammelte sich laut Vossischer Zeitung eine große Menge vor seinem Quartier. Die Arbeiter der Zentraleisenbahnwerkstätte legten die Arbeit nieder und zogen geschlossen vorhin. Unter Hochrufen auf die deutsche Republik wurde die Auslieferung Dortens gefordert. Erst in später Nachtstunde konnte die Menge durch deutsche und britische Polizei, die zum Schutze Dortens aufgeboten war, zerstreut werden.
Der Oberste Rat
beschloß in der Sitzung von Dienstag Morgen eine Erklärung abzufassen, die Serbien den Beitritt zum Friedensoertrag von Saint Germain erlauben wird, sowie auch zu dem nachgetragenen Finanzabkommen und den Vorschriften bezüglich her Minderheiten. Er beschloß ferner, ab Donnerstag ein Protokoll aufzulegen, damit die rumänischen Delegierten während der Frist von acht Tagen den Friedensvertrag mit Bulgarien unterzeichnen können. In der gleichen Frist müssen die rumänischen Delegierten den Friedensvertrag von Saint Germain und die beigefügten üebereinkommen unterzeichnet haben. Der Oberste Rat hat den Entwurf der Note, die bezüglich der in Schleswig demobilisierten deutschen Soldaten der deutschen Delegation überreicht werden soll, festgelegt. Die Alliierten machen darin darauf aufmerksam, daß nur diejenigen Soldaten dort entlassen werden dürfen, die aus dieser Gegend gebürtig sind. Endlich beschloß der Oberste Rat, jetzt vorbereitende Verhandlungen technischen Charakters in Danzig in die Wege zu leiten. Sie sollen nicht länger als zwei Monate dauern. Die darauf folgenden diplomatischen Besprechungen werden in Paris stattfinden.
' Kleine Nachrichten.
^ Berlin, 25. Nov. Wie wir hören, ist Oberst Reinhardt beurlaubt (!) worden.
Berlin, 26. Nov. Eine päpstliche Enzyklika ordnet, wie der Vossischen Zeitung aus Rom gemeldet wird, für das Fest der Unschuldigen Kind lein am 28. 12. eine Sammlung von Geld-, Nahrungsmitteln, Kleidern und Arzneimitteln für i die Kinder Mittel-Europas an. Der Papst hat selbst hrer- - für 100 000 Lire gestiftet.
! Berlin, 24. Nov. Der Reichsminister für den Wiederaufbau, Dr. Geßler, hat sich nach Süddeutschland begeben, um in München, Stuttgart, Karlsruhe und Darmstadt gemeinsam mit den dortigen Regierungen und mit den Vertretern der Interessentenkreise dieser Wirtschaftsgebiete Fühlung zu nehmen. Es handelt sich hierbei um die verschiedensten, den Geschäftsbereich des Wiederaufbauministerums, insbesondere den Wiederaufbau in Nordfrankreich, betreffenden Fragen. Anschließend sind Aussprachen der gleichen Art in Frankfurt Main, Dresden, Hamburg und im rheinisch-westfälischen Industriegebiet in Aussicht genommen.
München, 25. Nov' Die „Korr. Hoffmann" meldet amtlich : Nach einer Mitteilung des Kardinalstaatssekretärs an die hiesige päpstliche Nuntiatur hat sich der Heilige Stuhl in nachdrücklicher Weise dafür verwandt, von Frankreich die Heimbeförderung der deutschen Gefangenen bis zum kommenden Weihnachtsfest zu erwirken.
Alzey, 25. Nov. Der Kommandierende General der Rheinarmec gibt bekannt, daß Gemeinden, Kreise und Bezirke nur Anleihen aufnehmen dürfen, wenn sie vorher die Genehmigung von dem Kommandierenden General nachgesucht und erhalten haben.
Amsterdam, 25. Nov. „Telegraaf" zufolge teilt Kommunique des englischen Kriegsamtes init, daß die Bolschewisten, die im Gebiete zwischen Don und Wolga auf heftigen Widerstand gestoßen sind, gegenüber den Truppen Denikms noch immer Fortschritte machen. Im Westen sind ostgalizische Truppen, die unter Petljura kärnpfen, in Stärke von lSOOO Mann zu Denikin nbergelcmfen.
Amsterdam, 25. Noo. Dem „Telegraaf" wird aus London gemeldet, daß die Regierung Maßregeln ergreife, um riesige Vorräte an Wolle in den Kolonien und in England selbst zu sann nein. Der Generaldirektor für Rohstoffe Arthur Goldfinch teilte mit, daß man im nächsten Jahre über einen Vorrat von etwa 4 Millionen Ballen verfügen werde, wo von 840 000 Ballen nach Belgien, Frankreich, den Bereinigten Staaten, Italien und Japan geschickt werden sollen.
London, 25. Nov. Havas. Geddes teilte mit, daß der Preis für Hausbrandkohle ab 1. 12. 19 um Itk Schilling pro Tonne herabgesetzt werden soll.
London, 25. Nov. Es wird mitgeteilt, daß die alliierten und assoziierten Mächte nunmehr genügend ausreichende Unterlagen für die Strafverfolgung des ehemaligen deutschen Kaisers zur Hand haben.
Vermischtes.
— Nur noch sechs Schlafwagen im Dienst. In Deutschland bestehen nur noch sechs Schlafwagendienste; sie nehmen sämtliche ihren Ausgang von Berlin und verbinden die Reichshanptstadt mit Stuttgart, Mannheim, München, Katto- witz, Insterburg, Danzig Köln und Frankfurt a M.
— Teuerung in Amerika. Obwohl auch in Amerika von fabelhaft hohen Preisen geredet wird, so sind tatsächlich die Löhne in keinem Verhältnis zur Preissteigerung erhöht worden. Die Jndustriekommission des Staates New-Uork hat festgestellt, daß der Durchschnittslohn des Fabrikarbeiters im Monat August 25,85 Dollar betragen hat. Das ist im Vergleich zu den Löhnen vor vier Jahren eine Steigerung von 22°/». Aus einer statistischen Aufstellung des Ärbeits- sekretärs geht jedoch hervor, daß seit 1913 die Kosten für 20 Nahrungsmittel in New-Dork von 355 auf 650 Dollar gestiegen sind, also uni '83°/». Die Teuerung ist in anderen Städten noch größer; Philadelphia 84, Detroit 92, Washington 95 und Baltimore 98. Familien, die bis zu 1200 Dollar jährlich verdienen, können nicht auskommen. Für Frauenarbeit ist in Kalifornien ein Mindestlohn von 13,50 Dollar angesetzt, obgleich eine Untersuchung ergeben hat, daß 15,50 Dollar nötig sind. Mieten sind durchschnittlich um 40°/o erhöht worden. Ganz New-Pork leidet unter einer Wohnungsnot, und die luftigen Holzhütten in den sog. Bungalow- Kolonien der Strandplätze werden für den Winter hergerichtet, obgleich sie nur für Sommerwohnungen geeignet sind.
— Der Tiefstand der englischen Siegesanleihe. Die im Juli zu 85°/» ausgegebene 4"/» „Siegesanleihe" ist jetzt auf 80V« znrückgegangen, die gleichzeitig zu 80°/» ausgegebene „Funding Locm" steht 74*/r°/o, die zu 95°/» herausgekommene 9l°/o, die zu 100°/° aufgelegte 4V-°/» sind 8S°/°. Auch der Sieger hat seine Sorgen.
— Die Musik der Reichswehr, lieber die Musikkorps der Reichswehr hat der Reichswehrminister jetzt nähere Bestimmungen getroffen. Für die vorläufige Reichswehr, die 200000 Mann umfaßt, sind 103 Musikkorps vorgesehen. Sie sind auch für die Regimenter bestimmt, die bis 3 Monate nach Inkrafttreten des Friedensvertrags besonders aufgestellt sind. Für die Kapellen sind ebensoviel Musikmeister bestimmt, 43 für je ein Infanterieregiment, 15 für jedes Pionierbataillon, 17 für Kavallerieregimenter, 14 für die leichten Artillerieregimenter und 14 für die Brigade-Nachrichten- Abteilungen. Die Ausstattung mit Dienstinstrumenten, Noten usw. veranlassen die Abwicklüngsämter der früheren Armeekorps aus den Beständen der aufgelösten Regimenter und Bataillone. Alle nicht planmäßigen Musikabteilungen > sind aufzulösen. Die Besetzung der Musikmeisterstellen bei den bayrischen, sächsischen und württembergischen Reichswehrformationen veranlassen die Abwicklungsämter der früheren Kriegsministerien.
— Prügelstrafe für Schieber und Wucherer. Unter dem Eindruck der öffentlichen Meinung beginnen die Gerichte nunmehr die schärfsten Strafen gegen Schieber zu verhängen. So wurde in München-Gladbach ein Zuckerschieber zu vier Jahren Zuchthaus und Einziehung seines gesamten Vermögens verurteilt. In Bochum wurden ungetreue Eisen- bahnangestellte in drei großen Prozessen abgeurteilt. Welchen Umfang der Schleichhandel angenommen hat, zeigt die Tatsache, daß z. B. das Wucheramt in Barmen innerhalb