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Nr. 265

Freitag den 14. November 1919

93. Jahrgang

helfferich M dm UulersnchWSWschub.

Berlin, 12. Nov. Zu Beginn der heutigen Sitzung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses richtete der Vor­sitzende Warmuth an Bethmann Hollweg die Frage, von wem und in welcher Richtung er über die Rückgängigmachung des unbeschränkten U-Bootkrieges orientiert worden sei. Von Bethmann Hollweg' Schon vor dem 29. l. hat Holtzendorff mir und den Staatssekretären Helfferich und Zimmermann wiederholt und bestimmt erklärt, daß der U-Boorkrieg jetzt nicht mehr rückgängig gemacht werden könne, da die U-Boote draußen wären und ein guter Teil von ihnen nicht inehr zurückgerufen werden könne. Diese Erklärung hat Holtzen­dorff und Zimmermann ain 29. l. kategorisch wiederholt, als ivir mit Rücksicht auf das Telegramm Bernstorffs den Auf­schub des U-Bootkrieges forderten. Graf Bernstorff erklärte in dieffem Zusammenhang, daß die amerikanische Regierung nichts von dem beabsichtigten U-Bootkrieg wußte. Wenn wir nntgeteilt Hütten, daß wir beabsichtigten, die Friedensvermitt­lung Wilsons anzunehmen und den U-Bootkrieg, den wir zwar beabsichtigen, auszuschieben, dann wäre nach meiner Ueberzeugung die Friedensvermittlung weitergegangen. Die Frage des Vorsitzenden, ob man bei Erlaß der polnischen Proklamation den ungünstigen Eindruck in Rechnung gestellt habe, den diese Proklamation auf Rußland haben mußte, erklärt sich Bethmann Hollweg außer Stande zu beantworten, bevor er nicht mit dem früheren Staatssekretär v. Jagow gesprochen habe. .

Darauf wird in die Vernehmung des Vizekanzlers Helfferich eingetreten.

Dr. Helfferich: Hinter dem Untersuchungsausschuß steht der Staatsgerichishof. Es ist damit zu rechnen, daß über Persönlichkeiten, auf Grund der hier unter Eid gemachten Aussagen später ein Verfahren anhängig wird. Diese sind also in der Lage, später als Beschuldigte erscheinen zu müssen. Trotzdem habe ich den Eid geleistet und werde auf Grund dieses Eides die reine Wahrheit sagen. Die Frage des un­beschränkten U-Bootkrieges dürfte keine Prinzipienfrage sein, sondern sie ivar eine Frage der militärischen und politischen Kriegführung. Diese ungeheure Verantwortung, gleich schwer für die Unterlassung wie für das Tun, war kein Vabanque- Spiel. Wir haben alles getan, was in unfern Kräften lag, mn für die deutsche Sache in Amerika zu werben, aber die Haltung Amerikas blieb gleich unfreundlich. Auch die Be­mühungen waren vergeblich, die amerikanische Geschäftswelt für uns zu interessieren. Die Zwangslage für Wilson war selbst verschuldet. Die Munitionslieferungen waren völker­rechtlich vielleicht zweifelhaft. Nicht zweifelhaft waren sie für Wilson, der während des mexikanischen Bürgerkrieges die Munitionsaussuhr verboten hatte, weil sie praktisch einer Partei zugute gekommen wäre. Im Weltkrieg aber entschied er sich für die papierene Neutralität, weil sie einseitig der Entente zugute kam. Wilson wollte das Geschäft nicht stören, das darin bestand, aus den Tränen Europas amerikanisches Gold zu münzen. Wir sind stets jeder Schönfärberei ent­gegengetreten. Wir haben auch gesagt, daß, wenn der rück­sichtslose U-Bootskrieg ausgespielt ist und er nicht gelingen sollte, wir auf Jahrhunderte verloren wären. .Der Reichs­tag nahm solche Erklärungen mit Ungeduld auf. Am 7. Okt. 1916 erklärte Dr. Spahn (Zentrum):'Im Reichstagsausschuß nahmen sämtliche Mitglieder der Zentrumsfraktion an, daß für politische Entscheidungen der Reichskanzler dem Reichstag allein verantwortlich wäre, daß aber der Reichskanzler sich bei seinen Entscheidungen über die Kriegführung wesentlich auf die Entschließungen der Obersten Heeresleitung zu stützen habe. Falle diese Entscheidung zugunsten des rücksichtslosen U-Bootkrieges aus, so dürfe der Reichskanzler des Einver­ständnisses des Reichstages sicher sein. Damit hatte die stärkste Reichstagsfraktion, die in der U-Boolsrage das Zünglein an der Wage bildete, die Entscheidung über den U-Bootkrieg in die Hände der Obersten Heeresleitung gelegt und den Reichs­kanzler von der politischen Verantwortung für diese Ent­scheidung entlastet.Wenn sich heute unter den Anklägern in Sachen de? U-Bootkrieges Leute befinden, die diese Zentrums­erklärung damals mitabgegeben haben, so würde ich, führte der Vizekanzler a. D. Helfferich weiter fort, im Privatleben diese Haltung als den Gipfel der Heuchelei bezeichnen. Jeden­falls spreche' ich diesen Leuten das Recht zu einer Anklage gegen die damalige Regierung in jeder Hinsicht ab". Auf den Bericht des Kanzlers an den Kaiser vom 31. Oktober antwortete der Kaiser mit folgendem Brief, der auch heran­gezogen werden muß:Der Vorschlag, Frieden zu machen, ist eine sittliche Tat, die notwendig ist, um die Welt, auch die Neutralen, von dem auf ihnen lastenden Druck zu be­freien. Ich habe den Mut dazu. Ich will es im Vertrauen auf Gott wagen".

Ich frage, gibt es jemand, der an der Ehrlichkeit der Absichten des Kaisers, Frieden zu schlie­ßen, zweifelt, der es wagen würde, diese Zweifel in die uns noch immer feindlich gesinnte Welt hinauszutragen? Man mag die Frage aufwerfen ob es nicht richtiger gewesen wäre, Herrn Wilson den Vortritt zu lassen, selbst auf die Gefahr hin, daß in langen Monaten Ströme von Blut ge­flossen wären. Aber schließlich handelt es sich hier nicht um taktische Finessen. Wer will bestreiten, daß wir den

Willen zum Frieden hatten? Am 12. Dezember ging unser Friedensangebot heraus. Es wurde.mit schnei­dender Schärfe von der Entente' abgelehnt. Die Kriegsziele derselben bedeuteten nicht weniger als die Niederwerfung Deutschlands, die Auflösung der österreich-ungarischen Monar­chie und die Zertrümmerung der Türkei; ein Programm, das den Friedensbedingungen von Versailles gleicht wie ein Ei dem andern.

Ihre Antwort an Wilson bedeutete eine glatte Zurück­weisung seiner guten Dienste zur Herbeiführung einer Ver­ständigung unter den Kriegführenden. Wir hatten erklärt, daß wir Belgien nicht annektieren wollten, und diese Erklärung wurde dem Grafen Bernstorff vom Obersten House als h ö cy st wertvoll bezeichnet. Die Kollektivnote der Entente vom 17. Januar zeigte, wohin die Friedensbestrebungen Wilsons eigentlich zielten. Seine Botschaft vom 22. Januar an den Kongreß enthielt nach Ansicht des Grafen Bernstoff eine Zensurierüng der Friedens­ziele der Mittelmächte zu Gunsten der Entente, was gegen­über dem einleitenden Referat des Abgeordneten Sinzheimer ausdrücklich gesagt werden muß. Damit waren die unerhör­ten Kriegsziele der Entente und Wilsons bezeichnet, die für uns unannehmbar waren. Aus allen diesen Vorgängen heraus erklärt sich, daß schließlich bei uns das Gefühl sich durchsetzte: Dank dem Gott, der uns vor diesem Friedens­vermittler bewahrt hat. Hinter der Botschaft des Präsidenten vom 22. Januar zeigte sich bereits das Gesicht des Wilsons von Versailles.

- Hierauf wird die Beratung auf Freitag vormittag 10 Uhr vertagt.

Herrn« mit »ex KrieWksMMvi!

Die Schwäbische Frauenliga zur Heimholung der Kriegs­gefangenen verbreitet folgenden Aufruf:

Die Not unserer Männer, Söhne und Brüder in fran­zösischer Gefangenschaft ist himmelschreiend. In Lumpen gehüllt, ohne Hemd, ohne Stiefel, oft nur in Unterhosen, werden sie auf die nassen Arbeitsplätze Hinausgetrieben. Bei ihrer Rückkehr erwarten sie ungenügende Unterkunstsräume, kein wärmendes Feuer, da das Heizmaterial fehlt und die Baracken keinen Schutz gegen Wind und Kälte bieten. Die Nahrung ist für arbeitende Menschen nicht ausreichend, Brot fehlt oft ganz. Die Zahl der Fieberkranken mehrt sich von Tag zu Tag in erschreckender Weise. Es fehlt an Heilmitteln jeglicher Art. Beim Lesen der Briefe unserer Lieben will uns fast das Herz brechen.

Wir gehen von Stelle zu Stelle, Hilfe suchend, doch überall wird uns die trostlose Antwort:

Alles nützt nichts, die Franzosen geben auf unsere Proteste nicht einmal eine Antwort. Alle unsere Sen­dungen verschwinden jenseits der Grenze, es kommt nichts mehr an seinen Bestimmungsort."

Bei uns in Deutschland wird oft unter unsinniger Selbst­anklage nach dem Schuldigen gesucht, und dort drüben über dem Rhein iverden indessen unsere Brüder von Sadisten langsam zu Tode gemartert, aber hier spricht keine Stimme in der ganzen Welt von Schuld.

Wir kleines Häuflein schwäbischer Frauen, wir bitten und flehen: möchte doch unser Volk noch einmal einig sein und seine Stimme erheben und es denen da drüben in die Ohren schreien: Gebt uns unsere gequälten Brüder heraus, ehe es zu spät ist, sonst komme unser Fluch, der Fluch eines ganzen Volkes über euch und eure Kinder!

Dir kitschellMe llrsiche der Berich», m» Kohle»»»!.

Fragen wir nach der entscheidenden Ursache der Kohlen- und Verkehrsnot, so bitte ich den Stimmen nicht zu glauben, die diese Not als eineFolge der Revolution" hinstellen wol­len. Mit Leichtigkeit läßt sich schon jetzt aus den Kommissions­verhandlungen des Preußischen Landtages in den Jahren 1916, 1917 und 1918 Nachweisen, daß wir schon damals mitten in einer starken Kohlen- und Verkehrsnot steckten. Der Eisen­bahnminister von Breitenbach mußte damals schon erklären, unser Wagen- und Lokomotivpark käme aus Rand und Band. Das Betriebsmaterial wäre schon schlecht und würde immer schlechter. Ende August 1917 befanden sich bereits 2kll/r Pro­zent der Lokomotiven in Reparatur, über deren große Aus­dehnung und Unzulänglichkeit schwer geklagt wurde. Während Ende Juli 1914 sich 17506 Lokomotiven in Betrieb befanden, waren es 1917 nur noch 15 595, und der Status verschlechterte sich immer mehr. Die Fehlwagen nahmen zu, bedeutende Verstopfungen des Verkehrs traten ein, die Betriebsunfälle nahmen daher auch erschreckend zu. Auch wenn der politische Umschwung nicht gekommen, und wenn der Krieg gar noch weitergeführt worden wäre, dann hätten wir heute noch eine viel schlimmere Verkehrsnot, als es jetzt der Fall ist. Der Krieg ist die entscheidende Ursache unserer schlimmen Eisen­bahnzustände.

Was die Kohlennot anlangt, so kann ich mich darauf beschränken, das Urteil eines hervorragenden Bergbaufach­mannes hier zu zitteren. Auf Veranlassung eines Antrags

der Mag. Friedberg und Gen. hatte sich die Staatshaushalts­kommission des badischen Landtages am 23., 24. und 25. Oktober 1917 mit der wachsenden Kohlennot zu beschäftigen. Dort erklärte der Berichterstatter, her nattonalliberale Abge­ordnete und Bergwerksdirektor Althoff: Der Brennstoff­mangelreicht weit in das Jahr 1916 zurück". Um möglichst viel zu fördern, hätten die Gruben die Gesteinsarbeitenso­viel wie möglich eingestellt", es würden nun schon nur die ergiebigen Flöze abgebaut.Der Betrieb der Gruben, wie er jetzt vor sich geht, ist ein ausgesprochener Raubbau, der sich um so schlimmer in seinen Folgen äußern wird, je län­ger er betrieben wird!"

So urteilte ein Bergwerksdirektor bereits vor zwei Jah­ren über den Grubenbetrieb. Es war ein Raubbau, der sich jahrelang hinzoq ! Unter seinen Folgen haben wir jetzt zu leiden. Daher unsere Kohlennot.

Otto Huch Mitglied der Nationalversammlung.

Tages-Neuigkeitei».

Beherzigenswerte Worte.

Als auf dem Bundestage des Bayrischen Kriegerbundes über die Erhöhung des Mitgliederbeitrags abgestimmt wer­den sollte, richtete Divisionspfarrer P. Rupert Mayer so tief ergreifende Worte an die Versammlung, daß alle ihm begei­stert zustimmten. Er führte ungefähr aus:Kameraden! Es ist Ihnen gesagt worden, daß es schwer sein dürfte, bei den Vereinen die Erhöhung des Mitgliederbeittages zu ver­treten, den mancher hätte einen harten Kopf. Wohl, aber vergeht nicht, er hat auch ein Herz, das für seine leidenden Kriegsgefährten und für die Hinterbliebenen der Gefallenen warm schlägt. Eben hat uns eine Frau gesagt, wir sollten uns von armen Witwen und Waisen nicht beschämen lassen, die opferfreudig ihr Scherflein bringen. Wenn jeder nur eine Zigarre im Jahre weniger raucht, hat er mit diesem ge­ringen Verzicht seinen Beittag beglichen. Und eine Zigarre werden uns doch wohl unsere Kriegsbeschädigten und unsere Kriegerhinterbliebenen wert sein! Kameraden! Wenn ich draußen im Felde einen Kameraden trösten mußte, dem Arme oder Füße zerschossen waren und der nun bitter klagte, nicht' aus Schmerz über die Wunden, sondern aus banger Sorge um seine ZukUnft, daß er nie mehr so arbeiten könne, wie früher, dann habe ich ihm gesagt:Lieber Freund, glaubst Du nicht, daß die Heimat es Dir vergelten wird, daß Du für sie gekämpft, für sie gelitten und für sie die Gesundheit Deiner Glieder eingebüßt hast?" Und dann wurde sein Ge sicht wieder froher und tapfer trug er das Schicksal, das über ihm verhängt war. Und wenn ich einem zu Tode Getroffe­nen die letzte Hilfe bot, und der Sterbende mich angstvoll ansah und sagte:Mir wäre es schon recht, ich ergebe mich darein. Mer was soll aus meiner Frau und meinen Kin­dern werden, die ich nun schutzlos zurücklaffen muß?" Dann habe ich ihm geantwortet:Lieber Freund, hoffst Du nicht, daß Deine Kameraden, die gesund aus diesem Krieg zurück­kehren, Dir die Treue halten und sich der Deinen annehmen werden?" Und leichter und friedlicher ist der Mann gestor­ben, mit diesem letzten Trost im Herzen. Kameraden! Wir alle haben diese Treue gelobt. Nun müssen wir sie durch die Tat beweisen. Und jetzt ist die Stunde gekommen, wv wir das Gelöbnis erfüllen sollen, das wir alle einander im Angesicht des Todes gegeben haben."

Gegen die Knebelung der Presse.

Im Verein Berliner Presse wurde folgende Entschließung angenommen: Die Pressefreiheit ist in den letzten Tagen und Wochen wiederholt durch Verbote Berliner Zeitungen ver­letzt worden. Der Verein Berliner Presse legt gegen diese Vergewaltigung der freien Meinungsäußerung die schärfste Verwahrung ein und erklärt, daß solange auf dieses Kampf mittel nicht verzichtet wird, von einem vertrauensvollen Zu­sammenarbeiten zwischen Regierung und Presse nicht die Rede sein kann.

Baumwolle ans Amerika für Polen.

LautBerliner Lokalanzeiger" ist Warschauer Blätter Meldungen zufolge in Danzig der erste Baumwollttansport aus Nordamerika angelangt. Es handelt sich um eine Sen­dung von 140000 Kilogramm Baumwolle, die für Polen bestimmt ist. Weitere Transporte schwimmen auf See.

Die innere Lage Italiens.

Nittt erklärte zu einem Vertreter derPresse de Paris" in Rom gelegentlich eines Interviews, daß die innere Lage Italiens noch nie so ruhig gewesen sei, wie gegenwärtig. Die augenblicklich wichtigste Frage sei die Finanzstage, die er bald zu lösen hoffe. Wenn man die notigen Maßnahmen zur rechten Zeit ergreife, so sei es Italien, dessen wirtschaftliche Wiederaufrichtung am ehesten wieder vollzogen werden solle. Deswegen, sagte Nittt, müsse jeder italienischen Aengstlichkeit ein Ende gesetzt werden. Nittt sagte weiter, daß Italien sehr auf die Mithilfe der alliierten Machte zähle.

Heimkehr der amerikanischen Friedensdelegatton.

Die amerikanische Friedensdeiegatton hat dem Obersten Rate mitgeteilt, daß sie beabsichtige, Paris in den ersten Dezembertagen zu verlassen. Die englische Delegatton hm