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Nr. 266

Dienstag den 4. November 1916

93. Jahrgang

Unliebsame Gäste.

Herr Erzberger hat in der Nationalversammlung auch die wahrscheinlich sehr bald brennende Frage der Au sw am derung gestreift. In der Tat werden wir, wenn die trau­rigen Wiistschaftsverhältnisse sich so weiter entwickeln, auf die Dauer nicht 60 Millionen Menschen ernähren können. Jämmerlich wie in vergangenen Jahrzehnten, werden wir dann wieder Kulturdünger an die gesamte übrige Menschheit abgeben müssen. Die einzige Möglichkeit, deutsches Bolk im deutschen Lande zu behalten und jedem Braven sein täglich Brot zu sichern, ist, daß wir unverzüglich mit ernster, ehrlicher Arbeit beginnen, ja doppelt so viel wie früher arbeiten und doppelt so genügsam wie früher sind. Daneben wäre freilich unbedingt und in erster Linie das alte Bibelmort zu beher­zigen iEs ist nicht gut, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde," Deutschland, das eine Niesenauswanderung, eine Vergeudung seiner Vvlkskraft möglichst vermeiden will, muß sich ebensv nachdrückli ch gegen eine Einwanderung schützen, die uns sicher­lich keinen Nutzen bringt, die sogar in hohem Maße uner­wünscht und schädlich ist.

Diese Einwanderung vollzieht sich leider bereits mit Hochdruck, Man werfe einen Blick in die Berichte über die Sitzungen der Strafkammern, und man wird immer wieder den Namen frisch Zugewanderter begegnen, die, auf dem großstädtischen Asphalt sofort zu Verbrechern geworden sind, wenn sie nicht schon als Verbrecher hierherkamcn. Das Ost- jndentum drückt mit Gewalt nach Deutschland hinein, weil cs ihm in Polen und den anderen russischen Randstaaten nicyt mehr gefällt, oder weil es sich der dort noch bestehenden Wehrpflicht zu entziehen sucht,. Das beste Menschenmaterial sind diese Herrschaften, wie jeder Verständige weiß, nicht. Je weniger davon zu uns kommt, desto besser für unser wahr­haftig auch so schon reichlich geplagtes Land, Schon vorm Kriege, als die Ostgreuze nicht all und jedem Gesindel geöff­net ivar, seufzten mir unter dem Zuzug aus Halbasten, Heute strömen täglich Hunderte und Tausende galizischer und polnischer Juden über die Grenze, Und das zu einer Zeit, wo unsere alteingesessene deutsche Bevölkerung aus den an Polen verlorenen Ostprovinzen in die deutsche Heimat zurü-ck- kehren will und zurückkehren muß, Deutschland ist über­völkert und seine Nahrungsmittel sind knapp. Wir können uns eben nur selber ernähren, und zur Not beköstigen, nicht aber unwillkommene freinde Gäste,

Diese unerwünschten Ausländer werden eine immer drohendere Gefahr für uns. Gegen die Ueberschwemmnng aus Polen und Galizien müssen wir uns daher mit aller Tatkraft zur Wehr setzen. Hier zu schweigen und der Regie­rung zu überlassen, wie üblich nichts zu tun, wäre Feigheit und Sünde an unseren Kindern, am Geist, an der Zukunft des ganzen deutschen Volkes, Deshalb dürfen unsere Ver­treter in der Nationalversammlung nicht wieder locker lassen, Deutschland für die Deutschen! Bürger fremder Staaten, die wertvolle produktive Arbeit leisten, werden uns auch in aller Zukunft willkommen sein, wie die Hugenotten, die Salzburger und andere unseren Vorfahren willkommen gewesen sind. Aber den ohnehin überlasteten Hexenkessel Berlin noch mit Zehntausenden von geborenen Verbrechern vollzustopfen, das bedeutet den absichtlichen Ruin, das muß Gefahren heraufführen, über die sich offenbar z, Zt. die maß­gebenden Herreu noch nicht den kleinsten Gedanken gemacht haben.

werde. Senator Hitcheock beantragte, den 10. November als Abstimmungstag, Senator Bora'h hat zwei neue Vorbe­halte eingebracht.

Das Loch am Rhein.

In einer Sitzung des parlamentarischen Beirats beim Reichskommissar wurde hervorgehoben, daß durch die schnellere Reparatur von Lokomotiven der Kohlennot die schlimmste Seite genommen sein würde. Im Eisenbahndirektionsbezirk Köln allein belaufe sich der Prozentsatz der reparaturbedürf­tigen Maschinen auf stOPu, Die deutsche Zvllinie längs der ganzen Grenze des besetzten Gebiets sei ab 1, November fertig gestellt und man erhoffe in den nächsten Tagen das Einverständnis der interalliierten Kommission zur Eröffnung des Zoüdienstes, Bon den französischen Zollposten wurden bisher für deutsche Rechnung vorn I. Februar bis 1, August 1919 37 Millionen Mark Zollberrägo eingenommen. Hin­sichtlich der Requisitionen tat die Reichsregierung alles, um die Konnnnnalbehörden in den Stand zu setzen, den.An­sprüchen auf Auszahlungen gerecht zu werden. Es wurde beschlossen, die interalliierte Kommission zu bitten, beschlag­nahmte Schulgebäude ihrer Bestimmung zurückzugegebön, und auf die gleich schwierige Lage der Krankenhäuser hinzuweisen.

Englische Proteste gegen die Biehablieferung.

Berlin, 3, Nov, DasBert, Tagebl." enthält Mittei­lungen von einer Protestaktion hervorragender englischer Persönlichkeiten gegen die von der Entente geforderte Ab­lieferung von 140 000 Milchkühen aus Deutschland. Der Einspruch wird im Interesse des Lebens und der Gesundheit deutscher Kinder erhoben. Es wird Ablösung der Entente- fordernng durch eine Geldfocderung vorgesckstagen.

Faule Kunden.

Bern, 3. Nov, In schweizerischen Handelskreisen wird darauf Hingeiviesen, daß viele schweizerische Exporteure, die Waren nach Rumänien, Serbien, der Tschechvslvvakei, Jugo- slavien und Polen gesandt haben, für ihre" Lieferungen weder Geld noch Waren an Zahlungsstatt erhielten. Die schweizerischen Verluste und Ausstande werden bisher auf 30 Millionen Franks geschätzt. Es besteht die Absicht, in einer Konferenz von Handels- und Jndustriekreisen zu er­wägen, "ob unter den gegenwärtigen unsicheren Verhältnissen der Warenverkehr nach diesen Ländern nicht erheblich einge­schränkt wenn nicht ganz eingestellt werden soll,, oder ob Waren nur bei Vorausbezahlung in Geld oder durch Kompenfationswaren geliefert werden sollen.

Neue Unterhandlungen in Paris.

In Anwesenheit des Marschalls Foch beschloß der Fünferrat, durch eine Note die deutsche Regierung aufzu­fordern, in kürzester Frist Delegierte nach Paris zu entsenden, die gemeinsam mit den Vertretern der alliierten Mächte und des interalliierten Generalstabs die einzelnen Maßnahmen beraten sollen, die sofort nach Inkrafttreten des Friedensver­trags von Versailles getroffen werden müssen; laut Temps hauptsächlich wegen Räumung und Besetzung der abzutreten­den Gebiete und der Tätigkeit der interalliierten Kommis­sionen. Auch müsse die deutsche Regierung vor Inkrafttreten des Friedensvertrags ein Protokoll unterzeichnen mit der Erklärung, daß die noch nicht völlig erfüllten Waffenstill­standsbedingungen erfüllt werden müssen. Nach dem Temps ist es unmöglich, die Ratifikationsurkunden am l l. November auszutauschen.

ist, in zivei Teile auseinanderzubrechen. Alle diese drei (oder vier) Staaten haben einen Zugang zum Meere, Das ver­kleinerte Deutschland sieht zwar immer noch staatlicher aus als alle seine Nachbarn; die längste Grenze hat es mit Groß- Polen, das neben Deutschland jetzt, wenigstens auf dem Pa­pier, der stattlichste Staat Mitteleuropas ist. Aber: Ostpreu­ßen ist losgeriffen und schwimmt wie eine Insel im polni­schen Meere! Und eine deutsche Jrredenta, die es vorher kaum gab, ist künstlich geschaffen worden. Deutsche sind jetzt in Europa französische, italienische, serbische, tschechische und polnische Untertanen geworden; von den baltischen, russischen, rumänischen ganz zu schweigen. Und das deutsche Oesterreich darf sich nicht ans Mutterland anschließen, trotzdem sein Volk und Parlament es gewollt haben! Nein, dieses Eu­ropa wird nicht bleiben können, (N.-Z.)

Kleine Nachrichten.

Paris, 2, Nov, Die Pariser Morgenblätter geben ein Telegramm aus Sofia wieder, nachdem die Strafverfolgung gegen den früheren König Ferdinand und den General Tawvw eingeleitet werden soll.

Vermischtes.

Schwere Erkrankung des Kardinals Hartmann.

Wie demBerliner Tageblatt" aus Köln berichtet wird, ist Kardinal Hartmann seit einigen Tagen an Gesichtsneuralgie erkrankt. Da eine Herzkomplikation 'hinzugetreten ist, ist eine Verschlimmerung im Befinden zu verzeichnen. Der Kranke ist am Allerheiligen-Tag mit den SterbsakrämeMen versehen worden,

- Bon der gegenwärtigen Fixigkeit der Post. Um

dieSchnelligkeit" der Postbeförderung zu prüfen, ließ sich die Vossische Zeitung ans 31 deutschen Städten von ihren dortigen Mitarbeitern zur gleichen Stunde eines bestimmten Tages je einen einfachen Brief, einen Eilbrief und ein Tele­gramm senden. Von den Telegrammen traf das erste aus Stettin nach vier Stunden, das letzte nach 40 Stunden aus Nürnberg ein, Bon den Eilbriefen kam der erste aus Bres­lau nach 16 Stunden, der letzte aus Stuttgart »ach 31 Stun­den an. Ein gewöhnlicher Brief aus Kiel traf schon nach 17 Stunden ein, während der Eilbrief 18, das Telegramm sogar 19 Stunden brauchte. In den meisten Fällen kamen Eilbriefe nicht viel schneller an als gewöhnliche Briefe, teil­weise sogar erheblich später. Erwähnt sei noch, daß das Telegramm aus Bochum ebenso lange brauchte wie der Eil­brief, nämlich 20 Stunden,

Das Eisenbahnunglück in Dänemark. Kopenhagen, 2, Nov, lieber die Ursache des Eisenbahnunglücks bei Vigers- lev wird noch folgendes mitgeteilt; Aus dem Zuge von Callundsborg, der gegen 9 Uhr abends in Kopenhagen ein- treffen sollte, fiel bei Vigerslev ein Kind ans einem Abteil. Der Zug wurde zum Stehen gebracht und fuhr langsain zur Unfallstelle zurück. Als man das Kind wieder ausgenommen hatte und der Zug sich langsam in Bewegung setzte, brauste der D-Zug von Korsö heran und fuhr in die letzten Wagen des vorhergehenden Zuges hinein, 5 Wagen des Callunds- borger Zuges wurden zertrümmert. Die Lokomotive, der Tender, ein Packwagen und ein Personenwagen des Callunds- borger Zuges stürzten den hohen Bahndamm hinab. Die ganze Nacht hindurch wurde an der Rettung der Verun­glückten gearbeitet.

Tages-Neuigkeiten.

Die Balntafrage.

Von sachverständiger Seite wird geäußert: Es steht zu erwarten, daß die deutsche Valuta bei Inkrafttreten des Frie-, densvertragcs steigen wird. Man rechnet mit einein großen Wiederaufleben der deutschen Ausfuhr und beabsichtigt, in England und Frankreich hauptsächlich mit deutschen Werten zu bezahlen.

Die demokratischen Aufgaben der Regierung.

In Magdeburg sprach der Stellvertreter des Reichskanz­lers, Reichsjustizminister Schiffer, vor seinen Wählern über die demokratischen Aufgaben der Regierung und ging davon aus, daß die Demokraten keinen Anlaß hätten, den 9. November festlich zu begehen. Die Sozialdemokraten hätten die Leitung nicht übernehmen können, wenn sich ihnen nicht Offiziere und Beamte zur Verfügung gestellt hgtten. Der Wiedereintritt der Demokraten in die Koalitionsregierung erfolgte zum Schutz der Reichsverfassung gegen rechts und links. Es bestehe Aussicht, auch über das Bctriebsrätegesetz zu einer Einigung zu gelangen. Der Grundsatz der Erhal­tung des Unternehmungsgeistes werde auch von den Sozial­demokraten immer mehr verstanden.

Der Kampf der amerik. Senatoren um den Frieden.

Amsterdam, 3, Nov. Laut Pressebureau Radio brachte Senator Lodge im Senat den schriftlichen Antrag ein, daß der 12, 'November als Zeitpunkt für die endgültige Adstim mung über den . Friedensvertrag von Versailles festgesetzt

Die Karte von Europa.

Bei G. Freytag in Wien ist jetzt eine Karte erschienen, die Europas neue staatliche Grenzen darstellt; ebenso eine zweite sehr instruktive Karte der neuen Staaten aus dem Bo­den des ehemaligen Oesterreich-Ungarn, Wenn man sich das neue Europa, wie es sich jetzt mit Hilfe der Farbenschachtel präsentiert, namentlich das so gründlich veränderte Mittel­europa ansicht, dann kann man eigentlich bloß den Kopf schütteln und ausrufen: unmöglich! Unmöglich, daß das bleiben wird. Denn es sieht ja schlimmer, viel schlimmer aus als vorher! Auf den alten Karren fiel sofort der Bal­kan,der Wetterwinkel", mit der Buntheit seiner Menge von kleinen Staaten auf. Jetzt ist der Balkum nicht etwa verschwun­den, sondern er reicht über ganz Mittel und halb Osteuropa. Europa ist durch den Frieden von Versailles balkanisiert worden. Die neuen Balkanstaaten heißen: Estland, Lettland, Litauen, Polen, Ukraine, Rumänien, Tschecho-Slowakien, Un­garn, Oesterreich, Südslavien; dazu die eigentlichen: Alba­nien, Bulgarien, Griechenland, Rumänien und Südslawien fallen sofort auf alsKriegsgewinner", sie sind jetzt der Größe nach je etwa zwei Drittel bis drei Viertel von Deutsch­land. Rumänien hat Bessarabien und halb Ungarn geschluckt; Südslawien, das ehemalige Serbien, hat sich Montenegro, Bosnien und die Herzegowina, Slawonien, Kroatien, Tal- matien, fast ganz Krain und noch ein Stück Steiermark ein­verleibt. Serbien geht jetzt bis Marburg an der Drau, Ru­mänien bis Großwardein deutsche Namen! Aus dem Rest von Oesterreich-Ungarn sind drei Metzelsuppenwürste gemacht worden: Ungarn, io groß wie ehemals Serbien; Oesterreich, etwa so groß wie Bulgarien: und das langge­streckte Tschecho-Slowakien, das jetzt schon wieder im Begriff

Wochenhilfe und Wochenfürsorge.

Wie die Erfahrung lehn, sind die neuen sehr wesentlichen Bestimmungen über Wochenhilfe und Wochenfürsorge, die nichtversicherre Frauen angeht, im Publikum noch wenig be­kannt. Seit I. Oktober gilt das Nachstehende: Wöchnerinnen, die im letzten Jahre vor der Niederkunst mindestens sechs Monate hindurch gegen Krankheit versichert gewesen sind, erhalten als Wochenhilfe 1, einmalig zu den Entbindungs­kosten 50 Mk., 2. ein Wochengeld in Höhe des Krankengeldes, jedoch mindestens 1.50 Mk. täglich, einschließlich der Sonn- und Feiertage für 10 Wochen, von denen mindestens sechs in die Zeit nach der Niederkunft fallen müssen; 3. eine Bei­hilfe bis 25 Mk, für Hebammendienste und ärztliche Behand­lung, falls solche bei Schwangerschaftsbeschwerden erforderlich werden; 4. solange sie ihre Neugeborenen stillen ein Stillgeld in Höhe des halben Krankengeldes, jedoch mindestens 75 Pfg. täglich bis zum Ablauf der 12. Woche nach der Niederkunft. Neben Wochengeld wird Krankengeld nicht gewährt: die Wochen nach der Niederkunft müssen Zusammenhängen. Die Satzungen können die Dauer des Wochengeldbczugs bis aus 13, des Stillgeldbezugs bis auf 26 Wochen erweitern. Neugeregelt ist die Familienhilfe. Versicherungsfreie Ehe­frauen, -Töchter, Stief- und Pflegetöchter der Versicherten, die mit diesen in häuslicher Gemeinschaft leben, erhalten die gleichen Leistungen wie oben bei der Wochenhilfe erwähnt. Dabei beträgt das Wochengeld 1.50 Mk. täglich, das Still­geld 75 Pfg. täglich. Die Satzung kann den Betrag des Wochengeldes und des Stillgeldes bis auf die Hälfte des Krankengeldes des Versicherten erhöhen. Die Satzung kann außerdem zubilligen: Krankengeld an versicherungsfreie Fa­milienmitglieder der Versicherten, Slerbegeld beim Tode des