246

für einen Monat .... 10 ^

für ein Vierteljahr ... 24

für jeden weiteren Monat . 8 mehr.

Für jedes weitere Wort, welches die einzelnen Wiiterungstelegramme icher 8 haben sollten, ist die gewöhnliche tarifmäßige Gebühr von 5 nachzube­zahlen. Nach den bei der meteorologischen Zentral­station getroffenen Anordnungen wird übrigens dieser Fall nur selten eintreten.

Gesuche um telegraphische Beförderung der täglichen Witterungsvorhersagen gegen ermäßigte Abonnementsgebühr silld durch Vermittlung des nächst­gelegenen Telegraphenamts bei der K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen anzubringen.

Außerdem wird von der meteorologischen Zentral­station zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags unter Benützung ver bis dahin weiter eingegangenen Nach­richten eine zweite Witterungsübersicht mit Wetterkarte und Wetterprognose veröffentlicht und in Stuttgart wie bisher an verschiedenen Stellen angeschlagen.

Diese Wetlernarte kann im Postabonnement bezogen, sowie bei der meteorologischen Zentralstation (Büchsenstraße Nr. 51) täglich von 5 Uhr abends ab in Empfang genommen werden.

Der Äbonnementspreis beträgt beim Bezug durch die Post (ohne Bestellgeld)

vierteljährlich 3 35 -Z,

monatlich 1 -/N 15 ^ .

wenn die Wetterkarte bei der meteorologischen Zen­tralstation abgeholt wird:

vierteljährlich 3 monatlich I

In letzteren: Fall ist die Bestellung an das Sekretariat des K. Statistischen Landesamts zu richten.

Stuttgart, den 11. Mai 1891.

K. Zentralstelle K. Ltatistisches für die Landwirtschaft Landesamt , v. Sw. ' v. Knapp.

Bekanntmachung der .tz. Zentralstelle für dir Landwirtschaft, betreffend Sie Aufnahme von Zöglingen in die Ackrrbaufchulen.

Mit dem Ablauf des Schuljahres 1890/91 wird eine Anzahl von Zöglingen in die Ackerbauschulen zu Hohenheim, Ellwangen, Ochsenhausen und Kirchberg ausgenommen. Es werden daher diejenigen Jünglinge, welche in die eine oder in die andere Ackerbauschule einzutreten wünschen, aufgefordert, sich innerhalb 4 Wochen, von heute an gerechnet, je bei dem Vorsteheramt der betreffenden Anstalt zu melden. Die Aufzunelnnendcn müssen das 17. Lebensjahr zurückgelegt haben, vollkommen gesund, für anhaltende Feldarbeiten körperlich erstarkt und mit den gewöhnlichen landwirtschafrlichen Arbeiten bekannt sein, die Kenntnisse eines guten Volksschülers und die Fähigkeit besitze», einen einfachen Vortrag über Landwirtschaft und deren Hilssfächer aufzusasscn. Kost, Wohnung und Unterricht erhalten die Zöglinge für die von ihnen zu leistenden Arbeiten, woneben sie nach Maßgabe ihrer Leistungen und ihres Vsrhal- halrens je am Schluß des Schuljahres noch mit be­sonderen Prämien bedacht werden können. Etwaigen Bedürftigen kann außerdem eine Unterstützung in Aussicht gestellt werden.

Nick dem Eintritt in die Schule ist die Ver­pflichtung zu übernehmen, den vorgeschriebenen Lehr­

kurs, welcher in Hohenheim, Ellwangen und Ochsen­hausen 3 Jahre dauert, in Kirchberg zunächst auf 2 Jahre bestimmt worden ist, vollständig durchzumachen, und zu diesem Zweck im Fall der Aushebung zum Militärdienst von der Vergünstigung, sich zurückstellen zu lassen, Gebrauch zu machen.

Den Eingaben, in welchen die bisherige Lauf­bahn des Bewerbers darzulegen ist, müssen ein Geburts­schein, Impfschein, ein Zeugnis des Gemeinderats über das Heimatrecht und das Prädikat des Bewerbers, über den Stand und den etwaigen Grundbesitz des Vaters und das dem Bewerber etwa von seinen i Eltern anfallende Vermögen, sowie eine schriftliche ! Einwilligung des Vaters, beziehungsweise Vormunds, s ; zum Besuchs der Ackerbauschulen beiliegen. l

i Die Bewerber, welche nicht durch besonderen j

! Erlaß zurückzewiesen werden, haben sich am j

! Montag den 13. Juli d. I., s

morgens 8 Uhr, !

zur Erstehung einer Vorprüfung in Hohenheim ! einzufinden. !

Ltuttgart, den 11. Mai 1891. >

v. O w. !

j sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.s i

i Infolge der an den Seminarien zu Nagold, Eßlingen ! - und Nürtigen vorgenommensn ersten Dienstprüfung ! ? sind nachstehende Kandidaten zur Versetzung von un- s ! ständigen Lehrstellen an Volksschulen für befähigt ! . erklärt worden: Eisen Hardt, Johann, von Dachtel, ; § Lutz, Gustav, von Deckenpsronn, Rohr, Christian, ! ! von Möttlingen, OA. Calw, Rüffle, Ludwig, von ! s Gechingen, OA. Calw, Schneider, Georg) von ; ' Calw, Wolf, Eugen, von Althengstett. s

! Stuttgart, 19. Mai. DerTtaatSanzeiger" s

^ meldet: Der König beaiebt sich am 15. Juni nach ^ ; Bebenhausen, am N. Juli nach Friedrichshasen zum : ^ Sommerausenchalt, dorthin kommt am 1. Juli auch i die Königin; vorher inspiziert der König die j Garnisonen von Stuttgart, Ludwigsburg und Ulm.

! Ulm, 18. Mai. Am letzten Donnerstag vor- ! mittag nahm der Kanonier Eisele aus Ertingen,

! O.-A. Riedlmgen, bei der 3. Batterie des Feldartillerie- i Regiments König Karl (1. Württ.) Nr. 13, Bursche eines Hauptmanns, den Revolver seines Herrn, den er Tags zuvor geputzt hatte, von der Wand, wie er angiebr, um zu sehen, ob er keinen Rost gezogen habe. Der Revolver war aber inzwischen geladen worden, was Eisele nicht bemerkt hatte. Als dieser sich mit der Waffe zu schaffen machte, ging ein Schuß los, zerschmetterte die Fensterscheibe und traf vie unten in der Elöcknerstraße gehende Appollonia Baur, die sofort zu Boden sank. Die Kugel hatte den Arm durchschlagen, war an der rechten Hüfte in den Unter­leib gedrungen und auf der linken Seite wieder aus dem Körper getreten. Die Kugel wurde auf der Stelle, aus welcher das Mädchen zusammengesunken ! war, ausgefunden. Apollonia Baur ist an ihrer Ver­wundung" Samstag nacht gestorben. Der Kanonier s ist in Untersuchungshaft.

> Laupheim, 15. Mai. Heute früh trafen

> 20,000 embryonierte Zandereier aus der Kaiser- ! lichen Fischzuchtanstalt gratis und franko hier ein I und wurden sofort in hiezu geeigneten Brutkästen an

ruhig fließenden Stellen der Rottum uns Riß zum Ausbrüten durch die Sonne auszesetzt. Das Wasser zeigte bereits 15° Wärme und in 45 Tagen werden die jungen Fischlein lebensfähig sein zum Einsatz in das offene Wasser und die Fischteiche. Wie winzig klein die Eier sind, davon kann man sich einen Begriff machen, wenn man hört, daß sämtliche 20,000 Stück in einem gewöhnlichen Fingerhut Platz hatten. Da die Fischten: fast völlig wasserhcll sind, so sind sie mit bloßem Auge kaum wahrnehmbar. Das Fleisch des Zanders ist sehr wohlschmeckend und kommt an Güte dem der Hechte und Barsche gleich, wie auch seine äußere Gestalt diesen beiden Fischarten ähnlich ist und infolge davon der Zcmver auch den Namen Hechtbarsch" erhalten hat. Da er schon im zweiten Jahre laichfähig und im dritten Jahre über '/s Pfd. schwer wird, so ist er ganz besonders geeignet, fisch­arme Gewässer in kürzester Zeit zu bevölkern. Inner­halb zwei Jahre sind nun rn Riß, Rottum und Roth. 60,000 junge Fische eingesetzt worden.

Saulgau, 19. Mai. Von einem grauener­regenden Unglücksfall wurde heute früh ein Brauer der Blauwschen Brauerei, Sohn des Rentkammer- dirsktors Beck in Obermarchthal, betroffen. Der junge Mann war damit beschäftigt, das zur Aufbe­wahrung hsrgerichtets große Fuyrfaß im Innern mit einem spiritushaltigen Lack anzustreichen. Hiervei ent­zündete sich der Lack, ohne daß der Unglückliche sein grauenhaftes Gefängnis verlassen konnte. Der in ziemlicher Entfernung beschäftigte Maschinenheizer hörte die Hilferufe, und es gelang ihm, den Verunglückten durch die enge Oesfnung des Fasses herauszuziehen,, allerdings in einem Zustande, der ;eder Beschreibung spottet. Tie Kleider sielen dem Unglücklichen in. brennenden Fetzen vom Leibe. Im Gesichte lösten, sich Haut- und Fleischteile ab. Ob es der ärztlichen Kunst gelingen wird, dieses junge Leben dennoch zu retten, dürfte sehr fraglich sein.

Standesamt Galw.

Geborene:

14. Mai. Karl Heinrich Wilhelm, John des Michael

B u l in e r, Maschinenftrickers.

15. . Johanna Lilly, Tochter des Eduard Vogel,.

WcbmeisterS.

Getraute:

16. Mai. Christian Georg Schechrnger, Fabrik­

arbeiter hier mit Sofie Friedrike Weiß hier.

18. ., Heinrich Georg Bozenhardt, Maschinen-

üricker hier mit Anna Katharine Spri ngcr hier.

Gestorbene:

19. Mai. Wilhelm Christian Weber, 18 Jahre alt,.

Sohn des Kart Christian Weber, Brief­trägers.

20. Otto Schütz. 2 Monare alt, Sohn des Georg.

Schütz, Stadtschntthcißenancks-Assistenten.

Gottesdienst

am Sonntag, den 24. Mai.

Trirrrtatissest.

Vom Turin: 40.

Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Bibelstunde imi Vereinshaus: Herr Helfer Eyte!.

Mittwoch früh 7 Uhr Betstunde im Vereinshaus..

In dem behaglichen Genüsse seines Frühstücks, dm em lebmserfahrener Epiku'.äer als die angenehmste Stunde des Tages bezeichnet hat, wurde er gestört durch seinen Diener, der einen Besuch anmeldete. Gleich darauf trat ein junger Mann ein, rnr sich in der tadellosesten Gesellschaftstoilctte präsentierte.

Was seh ich? rief der Fürst aus, indem er sich von dem Divan erhob. Sie wieder hier, Wassili Andrejitsch? Schon aus dem Auslands zurück?"

Schon? Was denken Tie, Alexander Nikolajüsch? Ein halbes Jahr war ich draußen. Aber daß Sie mir nur ruhig so bleiben wie Sie sind. Ich will bei Gott nicht, daß ich Sie .derangiere." Und indem er den Fürsten auf den Divan nieder­drückte, fuhr er sott:Ich setze mich hierher neben Sie, zünde mir eine Ihrer deli- ciösen Cigarren an und plaudere Ihnen etwas vor, wenn es Ihnen recht ist, ja?"

Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie sehr mich Ihr Besuch erfreut," be­merkte der Fürst mit einer Miene, die das Gegenteil von dem zu sagen schien, was sein Mund eben gesprochen hatte.

Der junge Mann, der Sohn eines geadelten Kaufmannes erster Gilde, der seinen Stolz darein setzte, die Söhne altadeliger Familien zu seinen Freunden zu zählen, mochte un Alter von vier- ober fünfundzwanzig Jahren, also ungesabr in demselben Alter wie der Fürst stehen. Alles an ihm war strotzende Gesundheit und feinste Eleganz. Ein sorgfältig frisiertes Haar, in hundert Löckchen gekräuselt, ein kleines Bärtchen, dessen zarre Spitzen nach aufwärts gedreht waren, ein rundes Ge­sicht, rote Wangen, die Gestalt schlank und voll, blendende Wäsche, neue Glacehand­schuhe, an der Uly kette eine Menge zierlicher Berloquctz, auf der Nadel der Kravatte ein kostbarer Brillant, das war die äußere Erscheinung des jungen Mannes. Dazu ein gutmütig-heüeier Ausdruck auf den Züge«, der zu sagen schien: Ich bin kein Philosoph, der verpflichtet ist. über den Wert des Lebens nachzudenken, sondern ein Lebemann, der das Recht hat, den Reiz desselben zu genießen. Und da ich mich einer glücklichen Jugend, einer vollen Börse und einer geregelten Verdauung er­freue, so sehe ich nicht "ein, weßhalb ich nicht imnier hetter und guter Dinge sein sollte.

Mein erster Besuch!" sagte der junge Mann, während er sich eine Cigarre anzündete.Gestern Abend erst angekommen. Deliciöse Reise gehabt, mit einer Pariser Modistin, denken Sie nur! Köstliches Geschöpf, sag' ich Ihnen. In Wir- ballen Bekanntschaft gemacht, wo sie von den Zollbeamten chikaniert wurde. Günstige Gelegenheit, galant zu sein und Ritterdienste zu leisten. Hundertfünfzig Rubel Zoll für sie ousgelegt, die ich natürlich nicht wieder gesehen habe. Ein Ritterdienst, den eine Pariserin zu belohnen weiß. Ha! Ha! Ha! Aber wie gehts, mein Fürst. Sie sind gesund, ja? Ich sehe Sie und frage Sie noch."

Ich danke Ihnen, man lebt so. Aber Sie, Wassili Andrejitsch? Sie waren im Auslands. Wie hat es Ihnen gefallen?"

Deliciös, Alexander Nikolajitsch! Deliciös! Vier Wochen Schweiz, August nämlich vier Wochen Italien September vierzehn Tage Monaco ach!' Monaco! Kennen Sie Monaco, Alexander Nikolajitsch?"

Nein."

Großartig, großartig! Die Natur, wunderbar, sag' ich Ihnen. Nichts als Meer, Felsen, Palmen, Orangen, Hotels, Spielsäle, Koketten und Kroupiers, ach,, es giebt nur ein Monaco! Habe vierzehntausend Franks an der Roulette verloren und mich für hunderttausend Rubel amüsiert. Bei Gott, königlich amüsiert. Dann, sechs Wochen in Paris. Warum habe ich meine Zeit in der Schweiz verloren!"

Dort hat es Ihnen also nicht gefallen. Wo waren Si»?"

In der Schweiz? Ja, überall. Am Vierwaldstätter See. in Jnterlaken, am. Genfer See, im Rhonethal und Gott weiß, wo sonst noch. Immer dasselbe, lieber Freund, immer dasselbe. Die Berge fast alle gleich hoch, nur mit dem Unterschiede^ daß die einen mit Schnee bedeckt sind und die anderen nicht. Bin ich ins Ausland« gereist, um Schnee zu sehen? Was sagen Sie, Alexander Nikolajitsch?"

Sie haben ganz Recht. Das hat man hier billiger."

Fortsetzung folgt.