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93. Jahrgang.

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V- 213

Al» ich wlederkam...

Die deutsch? Heimat ksistrt sich zum Empfang ihrer Söhne. Ne nun endlich nach langen Jahren sklavischer Knechtschaft iw fremden Joch? als freie Männer in» Vater­land zurückkehren dürfen. Wir grüßen sie alle eingedenk ihrer furchtbaren Opfer in Dankbarkeit mit einem Herz, lichrnr Willkommen daheim!

Seitdem die Wiederkehr« von der Heimat ausgezogen waren, um sie, um Heim und Herd vor den Einsätzen de» Feindes und den furchtbare», zerstörenden Wirkungen de« Kriege» zu schtztzen, um ihre Freiheit zu erhalten, hat sich im lieben deutschen Baterlande so manches zum anderen gewandelt. Die stolzen Hoffnungen, mit denen dir deutschen Männer dereinst von den Lieben daheim Abschied genom» men haben, find zerborsten. Trotz aller Tapferkeit, trotz aller Siege war es unserem Volke nicht vergönnt, den Eadtriumph über den Haß einer ganzen Welt sür sich zu erlangen. Wir find geschlagen. Die Opfer, die die deutsche NSr.nerkrast auf blutigem Felde in hartem, entsagung». vollem Strauße gebrach; hat. die grauenvollen Leiden und unmenschliche» Oralen, die jene, die nun »lederkehlen, in feindlicher Gewalt erdulden mußten, haben ihren Lohn in b-r Freiheit te:-eimal von äußeren Fesseln nicht gesunden. Schwer und drückend lastet die Faust eines lieblosen, harten Sieger« auf unserem Vaterlande, Änes Siegers, dessen oberster Leitsatz der seit Jahrzehnten mit allen Mitteln ge- nährte Gedanke ist, Deutschland auf die unterste Stufe der Völker hrrunterzudrücken. seinen blühenden Wohlstand zu vernichten und seine Kräfte zur Aufhaltung des eigenen Verfalles auszusauzen» Doch da« soll ihnen nicht gelingen! Das sei das Gelöbnis, da» die Heimat den Heimkrhrrnden entgegenbringt.

Auch iu der Heimat selbst haben sich Ding« von grund­legender Bedeutung vollzogen. Me Siaatssorm, an der dereinst da« deutsche Herz gehangen, und zu deren Zeit der verheerende Gewitiersturm über uns auszog, ist nicht «ehr. Mit dem Einsturz unserer Hoffnungen ist auch sie gefallen. Kein Kaiser und kein König steht heute an der Spitze de» Volkes. Sie find die elften Opfer de» Zusammenbruch« geworden. Wir bewahren ihnen unsere stille Dankbarkeit in dem Bewußtsein der Lauterkeit ihrer Absichten, nur das Beste für das Volk gewollt zu haben. Im übrigen aber ist es heute nicht angebracht, der Vergangenheit wehmuts­voll nachzutiauern. Ein neues Deutschland grüßt heute seine heimkehrenden Söhne, eine neue Zeit ist mit Wucht angebrochen.

Leider aber fleht dieses neue Deutschland schon in keinem jungen Werden aus einer Bahn, di« talwärts geht. Der alte Staat gedieh und entfaltete sich zum Besten de«

Original-Roman von Käte Lubowski.

2ss (Nachdruck verboten.)

Die alte Frau Pirl verbrachte zumeist in Schineigen und Stumpfheit ihre Tage. Nur zuweilen stieg sie ans dem Letznstuhl von ihrem Fensterbrett herab, drehte den blankenSpion" ins Zimmer, rollte hastig den geschweiften L)ecke! des Zplniderbureaus empor, kramte ein Weilchen rmt scyeuem RückwärtSbiicken zwischen Papieren und Geld und na gm wiederum an der alten Stelle Platz, um .Nch danach nur noch zu den verschiedenen Mahlzeiten in ' Bewegung zu setzen.

i ^ Irgendeine Zärtlichkeit hatte sie bisher nicht für Helea - Homiiaiii! gehabt Und darüber war jene eigentlich froh, i r .4^ ^ Lorsiellnng, die blassen Lippen könnten die ihren : suchen, bereitete ihr Unbehagen. Aber es war ouch noch i kerne Frage nach ihrem früheren Leben und der Tätigkeit, jwelche das setzrge ausmachte, gefallen. Sie fragte'auch i niemals nach etwaige!! Zukunstsplänen. Sie sagte höchstens swenn Anna Lenert mit ihr abrechnete, zu ihrem Sohn ge­iwandt, der mit geringschätzigein Lächeln den endlosen Ver- j Handlungen folgte:

lIhr werdet das auch schon noch kennenlernen, wenn l ibr mal erst verheiratet seid."

z Das gab Helea Holtmann jedesmal einen Stich ins »Herz.

Ähr graute täglich mehr vor jener stillen Mittagsstunde hinter den herabgelassenen Jalousien, in welcher Frau Pirl einen gesegneten Schlaf hielt, die blasse Nichte die Küche m Ordnung brachte und sie mit ihreni Verlobten allein fern muhte. . .

Mehrmals war sie einfach zu Anna Lenert geflohen und harte ihn allein gelassen. Ader noch immer war hwwrher eine heihe Sctiam und ein gramvolles Mitleid in rvr, daß sre so ungeduldig mit ihm gewesen.

Eines Tages muhte er ihr doch gestehen, daß auch er unter den Menschen, die bis jetzt seine Familie ans- ßemacht, litt. Dann würde sich ihr auch endlich seine

Montag, den 15. September

gesamten Bslkes im Zeichen der Ordnung, der Arbeit«, sreude, der Zucht und der Grsetzrsachrung, der neue schwankt i« Ungewitter der Unordnung und anderer unguter Dinge bedenklich hin und her. Tatkraft, ernstes Wollen, Fleiß. Ordnung und Selbstzucht find uni sehr vonnöten. Nur dann kann der Rutsch zu Tal noch ausgehalten, die Ent­wicklung wieder auswärts geführt werden. Und da blicken wir voller Vertrauen auch aus unsere Kkiegrgrsangenen. Wir brauchen ihre Hilfe, um wieder hochzuksmmen. und wir find der Zuoerfichl, daß sie. von Bedrückung und Knechischast befreit, energisch und entschlossen beim Neuaus- bau Hand «nlrgen werden, daß mit ihrer Hilfe wieder eine Festigung der inneren Lage etntreten wird.

Al» sie auszogrn, lag unser« Heimat noch im Sonnen­schein gesegneter Zustände, als sie wiederkamen, brauste der Wirbrlfturm entfesselter Bemichtungswut über sie dahin. Ihn zu bannen und alle» wieder zum Guten zu wenden, soll und muß auch die Aufgabe derer sein, um di« wir in schmerzlicher Sehnsucht gebangt, und die wir nun mit herz­licher Freude empfangen. -r.

Die Aninminoie.

Berlin, 12 Sepi. Nach einem Telegramm der deut­schen Vertretung ln Versailles oom 12. September mittags bat Ministerpräsident Tlemenceau folgende Note oom 11. September übermittelt:

Durch ihre Note oom 2. ds. Mt», haben die alliierten und assoeiirrten Mächte die deutsch» Regierung auf einen die Beziehungen Deutschlands zu der österreichischen Repu­blik betreffenden Artikel der neuen deutschen Verfassung hingewiese», der mit den Bestimmungen der Frieden»»«, trag» über dieselbe Frage nicht in Eiodlang steht. Die deutsche Regierung hat mit ihr« Note oom 5. September geantwortet, daß tatsächlich kein Artikel, wie auch sein klarer Warifinn immer sei, mit dem Frieder» »ertrag in Widerspruch stehen kann, weil in der Verfassung ein anderer Artikel steht, der besagt daß keine ihrer Bestimmung«» dem Vertrag Eintrag tu» dann. Dank diesem sinnreichen Kunst­griff KInnie die deutsche Verfassung so geändert werden, daß ihr Wortlaut jeder der Bestimmungen des Friedens- vertrag» widerspräche. Sie könnte z. V. Jcrschreiben. daß ein deutsche« Heer pou mehrtren Millionen Mann aus dem Wege der Aushebung g iaürn werden soll. Und wenn die alliierten, und associ erten Mächte daraus aufmerksam machten, daß U-ss Bestimmung gegen den Vertrag sei. der die Siärirs de« deutschen Heeres genau begrenzt und die Aurh.bung untelsagt, so könnte die deutsche Regierung antworten, daß. wenn die» so sei. die Verfassung selbst in ihrem Art. 172 eine genügende Sicherheit vorgesehen habe,

Seels enthüllen sie würde ans freien Stücken kühlen, lindern und verheißen können . . .

Die Tage hier wollten nicht zum Schluß kommen. Von jeder einzelnen Stunde war genau ooranSzusagen, was sie bringen würde. Um vier Uhr nachmittags kam -um Bei­spiel die Bürgermeisterin um fünf Uhr Frau Ludwika. Und noch stets hatte sich eine jede über ihren Mann zu beklagen gehabt.

Frau Julia schalt, daß der ihre heute wieder nicht über den Markt gegangen sei, obschon er ihr in die Hand versprochen, es mindestens dreimal täglich zu tun, damit sich die Stadtväter ärgerten, wie gesund und aufrecht er wieder schritte Wilhelms Frau wurde wieder von toller > Eifersucht gegen ihren Mann geplagt und die Mutter und I Schwiegermutter saß nickend dabei, als ob sie alles begriffe und doch jedem Recht geben müsse hörte aber gar nicht hin, sondern wartete nur auf den Augenblick, wo sie sagen konnte:

Macht mal erst durch, was ich durchgemacht habe... Die Operation damals in Stettin war wirklich keine Kleinig­keit. Sechsmal bin ich genäht worden. Zuletzt*, hier neigte sie sich und sagte im Flüstertonzuletzt... mit... Katzen­därmen . . .*

-Zuweilen dachte Helea Holtmann, daß sie

wohl bald in dieser Umgebung den Verstand verlieren würde und fand dann doch wieder, in Zeiten der ruhigen Überlegung, für alles, was sie an ihrem Verlobten er­schrecken ja abstoßen wollte, eine Erklärung und Entschuldigung. War so sicher, daß er sich nur unsagbar vor ihr schäme innerlich todunglücklich und dennoch so anhänglich sei, daß er die Seinen nicht noch mehr vor ihr entblößen wollte.

Zu solchen Zeiten war sie gut und weich zu ihm! Versuchte, ihn zu einem Spaziergang zu bewegen, stieß aber regelmäßig auf hartnäckigen Widerstand. Nur ein­mal - an einem Tage, der unter bleigrauen Himmels­augen erwachte und ohne einen frischen Atemzug zum Abend wuchs, überwand sie Abneigung und Widerspruch. Da wandelten sie, während sich die andern Neurenburger aus Furcht vor einem möglichen Gewitter in ihren Häusern

1919.

in dem sie «klärt, daß nicht» in dem Vertrag durch die Verfassung berührt werden kann. Man könnte sagen, dies sei eine reine Hypothese, aber sie rechtfertigt sich, wenn man tn Art. 112 der deutschen Verfassung in ihrer jetzigen Form liest, daß dein Deutscher zur Aburteilung durch ein fremdes Gericht ausgellefrrt werden bars, während der Vertrag aus- drücksich Vorsicht, daß gewisse Personen, die eine« Ver- floß«« gegen die Gesetze und Gebräuche de, Krieges ange­klagt find, auszuliesern und vor ein fremdes Gericht zu stellen find. Nach der deutschen Antwort soll Ar». 178 ausgenommen worden sein, um jeden möglichen Widerspruch zwischen den Vorschriften der Verfassung und den Bestim­mungen des Friedrnsoerlrags zu vermeiden. Die» ist «ine ausgezeichnete Absicht, wenn e, sich um Widersprüche an- sechlbar« und unvorhergesehener Art handelt, wie pe der Scharfsinn der Juristen in der Fassung zweier längerer und verwickelter Urkunden entdecken kann. Hier aber handelt es sich nicht um anfechtbare und nicht vorauszusrhendr Widersprüche. Die Widersprüche, gegen die fich der Pro­test lkr alliierten und assoeiirrten Regierungen richtet, find gewiß klar und offenbar und können nur gewollt sein. Niemand wird glauben, daß die Urheber der deutschen Verfassung bei d« Ausnahme des Art. 61 und bei der Feststellung des Wortlautes des Art. 112 nicht wußten, daß diese Bestimmungen in sich selbst mit den wenige Wochen vorher von Deutschland feierlich übernommenen Verpflichtungen unvereinbar waren. Dieser Zustand darf nichr länger dauern. Die deutsche Regierung erkennt an und erklär», daß, wenn die Verfassung und der Vertrag im Widerspruch stehen, die Verfassung nicht oorgehen kann. Im Hinblick aus diese Anerkennung erwarten die alliierten und assscsiertrn Mächte von der deutschen Regierung, daß fie ohne Verzug die Auslegung, die fie in ihrer Antwort vom 5. September 1919 den alliierten und assortierten Mächten mitgeteilt hat. in einer diplomatischen Urkunde, deren Wort- lau» hier besgefägt wird, niederlegt. sowie daß diese Ur­kunde unoerzlißltch von einem droollmächilgten Vertreter der deutschen Regierung kn Gegenwart von Vertreter» der alliierten und esscciierteo Hauptmächte in Versailles unter­zeichnet und innerhalb vierzehn Tagen nach dem Indrast- treten de» Friedenaoertragr von den zuständigen gesetzgeben­den Gewalten Deutschland« gebilligt werden muß.

Anlage der Note,

Der Unterzeichnete, gehörig Bevollmächtigte und im Namen der deutsche« Regierung Handelnde erkennt an und erklärt, daß alle Vor­schriften der deutsche» Verfassung vom 11. August 1919, die mit den Bestimmungen des in Versailles am 28. Juni 1919 Unterzeichneten Frtedensvertrages in Widerspruch stehen, ungiltig find. Die deutsche Regierung erklärt und erkennt an, daß demzufolge der Absatz 2 de» Act. 61 der erwähnten Verfassung ungiltig ist und daß namentlich dir Zulassung österreichischer Vertreter zum Reichsrat nur stattfiuden kau»

hielten, einsam an dem silbernen Band des Laritzsees dahin.

Ibr erschien sein Gesicht plötzlich verändert. Es lag deutlich ein gespannter, beinahe ängstlicher Zug darin . . .

Sie meinte nichts anderes, als daß er heiße Qualen litte um sein bisheriges Leben um sie, die mit leerem Herzen zurück müsse, und wollte ihn ablenken.

Welch ein feltlames Geschöpf ist doch diese Anna Lenert*. begann sie.Weiß deine Mutter eigentlich, daß sie nachts fast gar nicht schläft? Wir teilen doch ein Zimmer und ich sehe sie, so oft ich von den Bahn- hofsomnibusien, die in stiller Nacht auf dem holprigen Pflaster unerträglich lärmen, erwache, aufrecht im Bett hocken.* j

Ich glaube wohl, daß sie hysterisch ist*, sagte er«

kurz.

Solchen Eindruck macht sie aber gar nicht! Mehr, ,> wie ein Mensch, der einen furchtbaren Schmerz nicht ver-' gessen kann.*

Das mag auch sein. Vielleicht setzt ihr die alte Liebesgeschichte immer noch so zu.* ,

War sie verlobt?* -

Wenn du's so nennen willst ... ja! Nur, daß wirr die Partie niemals zugegeben hätten. Er war hier ^ nämlich Maurermeister. Sie hatten sich zufällig in-

Luisenhoff, wo er einen Kartoffelkeller baute, kennen-/

gelernt. Solche Kleinigkeiten macht er nämlich selbständig, s Was haben wir damals bloß sür Ärger mit der Ge-' schichte gehabt. Im guten waren sie nicht auseinander- ^ zubringen. Da kam uns die Einquartierung zu Hilfe. Cousine Anna mußte damals nach Luisenhoff raus, denn. Schwägerin Hanne lag und eine Aushilfe zum Kochen war nicht zu beschaffen. Alles war voller Soldaten. Na, du wirst ja inzwischen auch wohl gemerkt haben, wie die guten Leutchen hier sind. Kann ja auch sein, daß einer der Leutnants der Aiwa, die damals ein hübsches, frisches Mädchen war. wirklich ein bißchen der» Hof gemacht hat.*

(Fortsetzung folgt.)