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Donnerstag, den 21. August
191S.
Der Hochverrat am Rhein.
Die S-Lupung Ehren-Dorten« durch die öffentliche Meinung der Rheinlands und die Niederlage der Landes, ornäier in der Pfalz durch die Arbeiterschaft und weile Kreise des Bürgertums in den besetzten Gebieten würde diese duckten Ehrenmänner für immer erledigt haben, wenn nicht französische Bajonette und die Unzuverlässigkeit rheinischer Zenirumskreisr diese Herren schützten. Nach allen Meldungen ist ihre Agitation in der letzten Zeit wieder außerordentlich stark; gewiss« Zentrumrkreise. vor allem in der Pfalz, haben jetzt dir Maske sallrn lassen und werben öffentlich für den Abfall von Preußen bezw. von Bayern. In der Pfalz haben sich die Irntrumsleule in dieser Frage mit drn Unabhängigen geeinigt. Irr Köln ist das Zentrum ebenfalls national unzuverlässig. Ihr Hauptdlati hat er dt» jetzt noch nicht zuwege gebracht, in einer unzweideuligen Erktikrmg von Dorten und Konsorten adzmückrn. Sie Franzosen unterdrücken jede völkerrechtlich gestaltete Maß- nahm« wider die Lande»Verräter, verfolgen haßerfüllt alles, was sich offen zum Deutschtum bekennt und leisten der Agitation der Losiösungssreunde stacken Borschub. Daß diese Agitation an Boden gewann, ist nicht zu leugnen. Ginn a! bedeutet in diesen Gebieten die Kirche eine parke Macht, und viele Befürworter der Loslösungsdsstrebungen sind führende Geistliche, deren Ideale noch immer die der Zeit find, in der das Rheinland ein Konglomerat geistlicher Zwergstaaten war. Dann ist das besitzende Bürgertum durch die Maßnahmen der deutschen Reichsrrgierung verärgert, und auch im deutschen Mittelstands ist der Unmut über die Reichsregierung sehr stark. Dis kleinindustriellm Kreise selbst aus dem rechtsrheinischen Ufer werden durch die Wirtschaftspolitik dieser Regierung ruiniert. Die Klein- werke in der Gegend von Solingen und Remscheid leiden unter Streiks und ArdLiterschwierigdekten, haben zudem noch di« immer schärfer werdende Konkurrenz und finden keine Hilf« bet der deutschen Regierung, durch Beschneldung wahnwitziger Lohnforderungen wieder 'konkurrenzfähig zu werden. Selbst im unbesetzten Gebiet wächst die Stimmung gegen dar Reich. In d-r Pfalz, die durchaus reichstreu war, ist dis Bevölkerung von der bayerischen Regierung säaziich oerrrachläsflgt worden. Der Feind liegt in allen Kammern, die Lasten sind ungeheuer gewachsen, aber die bayerische Regierung überläßt in diesem kritischen Stadium wirtschaftlich die Pfalz sich srlbst. Sie zahlt nicht einmal die Berkehrslasten und Vorschüsse. Und die Bevölkerung versteht nicht, weshalb sie dis Lasten der Requisitionen allein tragen soll. Man fühlt sich vom Reich verlassen. Die Ausschreitungen der Franzosen, ihre Morde und Schand- taten aus der anderen Seit«, bleiben ungesühni. So wird,
vernachlässigt vom Reich, bedrängt von den Franzosen, zwar die Pfalz wie auch da« rheinische Gebiet nicht französisch gesinnt, aber der Verzweiflung nahe gebracht. Und es ist psychologisch verständlich, wenn weite Kreise diesem endlosen Schrecken ein Ende bereiten wollen. Durch solche verkehrten Maßnahmen der Reichsregierung und Bayerns kann es dahin kommen, daß in Berzwriflung eine gegen dis Franzosen erbitterte und deutschsühlrnde Bevölkerung zu den Franzosen übergeht.
Ms Llldendorffs Erinnerungen.
Berlin, 20. Aug. Die „Kreuzzeitung' bringt writers Einzelheilen aus dem Buche Ludendorffr. Nachdem General Ludendorff sich eingehend über den Niedergang der Stimmung in der Heimat verbreitet hat, kommt er aus die Kanzlerkrise im Juli 1917 zu sprechen. Er sagt dort: Den äußeren Ausdruck fand die Minderung unserer grifft, ge» Kriegsfähigkeit in der Sitzung des Reichstagshaupt, ausjchllsse» vom 6. Juli. Nach einer uns vollständig überraschenden Rede de» Abg. Erzberger, in der er die völlige Aussichtslosigkeit des U-Bootskrirge« behauptete und die Möglichkeit bestritt, den Krieg überhaupt zu gewinnen, brach die Stimmung im Reichstag vollständig zusammen. Ging es in Deutschland so weiter, geschah nicht« für die Ermutigung und die seelische Stärkung de« Volkes, so war der kriegerische Niedergang in der Tai unausbleiblich. Der Kkiegsmintster teilte unsere Anschauungen über die schädliche Wirkung der Berliner Vorgänge aus unsere miltlärischr Lage und hielt einen diesbezüglichen Borira, de» General- seldmarschalls bei Sr. Majestät dem Kaiser für notwendig. Der Generaljeldmarschall und ich begaben uns daraufhin noch «m 6. Juli abends nach Berlin. Der Kaiser sah indessen die Vorgänge daselbst als eine ausschließlich innere Angelegenheit an. die die militärischen Stellen nicht berühre, die zudem durch den Kkiegsmintster orrsaffungsgemäß vertreten würden. Unsere AnwrseLhrLtcküMM LS 7. IM_ verlief daher nach jeder Richtung hin ergebnislos. Wir kehrten abends nach Kreuznach zurück. Dis Lage in Berlin verschärfte sich. Am 8. Iult stimmte der Reichskanzler, obschon er damals den Bermchlungswillen des Feindes richtig einschätzle. den Mehrheit! Parteien in der ooa ihnen beabsichtigten Friedensresolution zu und stellte ihnen gleichzeitig die Einführung de» Reichelaxrwahlrechts für di« Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhaus in bestimmte Aussicht. Beide» mußte diesen Willen des Feindes ins Unermeßliche steigern. Am 10. Juli, nachm, sah sich der Reichskanzler veranlaßt, sein Abschiedsgesuch einzurelchen, das aber am 11. Juli, vormittags, abgelehnt wurde. In Kreuznach hatten wir vorübergehend an di« Nachfolgerschaft de» Fürsten von Bülow geglaubt. Die
Verhältnisse wurden noch verworrener, als plötzlich die k. und k. Regierung augenfällig Partei für den Reichskanzler von Bethmann und gegen den Fürsten o. Bülow nahm. Der Kaiser Halle sich für da- Bleiben de« Reichskanzler» v. Bethmann erftschieden. Auch der Kronprinz, der in Berlin eingekoffen war. hatte sich damit abgrfunden. Ich konnte nach allem Borgesallenen den Kanzler nicht mehr für den geeigneten Mann halten, der die Riesenarbeit leisten würde, die dieser Krieg von ihm forderte und der da» deutsche Volk aus dem Tiefstand feiner geistigen Spannkrsst heraus zum Siege führen könnte. Di« Hoff- nung, die ich bei meinem Eintritt in die Oberste Heeresleitung gehabt hatte, in vollster Uebereinstimmung mit dem Reich,Kanzler für den Sieg zu arbeiten, war zusommenge- krochen. Ich schrieb deshalb mein Abschiedsgesuch. Der Generalsrldmarschall schloß sich mir an und reichte gleich, zeitig sein Abschied,grsuch ein. und dt« Gesuche gingen am 11. Iult abends nach Berlin, nachdem am Nachmittag eine vorläufige Benachrichtigung an General v. Lynkrr abze- sandt worden war. Gleichzeitig traf ein dringendes Tele« gramm de, Kriegsministers ein, der in Rücksicht auf unsere militärische Lage einen nochmaligen Bortrag de» General- seldmarschalls in Berlin für notwendig hiev. Auch der Kaiser wünschte uns zu sprechen. Inzwischen hatte der Kronprinz am 12. Juli vormittag» ein« Rücksprache mit den Parteiführern des Reichstag», die sich der Mehrzahl nach für einen sofortigen Kanzlerwechsel erklärten oder aussührien, daß ihnen an einem Verbleiben des Kanzler« nicht, liege. Für ihn trat niemand ein. Auf den Vortrag des Kronprinzen hin entschloß sich nunmehr der Kaiser, ein erneutes Abschiedsgesuch des Reichskanzler» o. Bethmann anzunehmen. Al« wir am 13. Juli, früh, in Berlin ein- trafen, war die Entscheidung de» Kaisers bereit» gesallm. Ich hoffte, daß ein Mann die Gewalt übernähme, der die Kraft de» deutschen Volkes zu einheitlichem Handeln zusammevsaffen würde.
TtrgerrrerrtGkette«
Einrichtung der süddeutschen Laudesfinavzämter.
In der Nationalversammlung hat Reich,finanzminister Erzberger miigeteiit, daß die süddeutschen Staaten, die infolge der Neugliederung ae« gesamten deutschen Steuer- Wesens aufzumachenden Landrsfinanzämter schon in den nächsten Tagen ein richten werden. Die Personen dafür seien schon bezeichnet.
Der Bolschewistrukrieg.
Hklfingsors, 20. Aug. (Reuter.) Britische Flugzeuge und Motorboote griffen am Montag Kronstadt an. Battetien erwiderten da» Feuer. Ein Flugzeug wurde beschädigt.
Original-Romau von Käte Lubowski. tl) (Nachdruck verboten.)
ick! Und er soll ja auck in d< Motz hier in diesem Betriet
„Jawohl — den büit Hauptsache alles kriegen, will ich ihn nickt haben." „Und warum nicht?
.... Sie sprachen doch stets vc
chm als von einem ordentlichen Geschäftsmann, der seit Sache verstehe."
„Seine Sache, ja! Wo eine Milliarde Stücke Fitze . band, wenn mich nur um ein Hundertstel Pfenn s billiger, als üblich, einzuhandelu — ein paar tausend Met t Vmenstost von ernenn der machulle gehen will, zu ersteh«
s er grvtzartig! überhaupt in Grätz!-
Kennen L-re das Kerne Nest zufällig? - Ich sage Ihne « Sie kamen lebend überhaupt nickt wieder raus. — Da i
- er al,o am Platz. Aber nicht hier in Berlin. — Nicht s unserem Werk.
j.. Sie atmete hock auf. Ein glücklicher Stolz stand s ihren tiefblauen, scnnrgen Augen.
^^er Wert - hatte Ferdinand Grotzer gesagt! i?mr^s'b„d^ann sah das Aufatmen und die Freu! t und zeigte sich doch blrnd dafür, weil er noch nicht j
- Ende gekommen war.
hier muß mal ein tüchtiger, proprer G sEsman i r«n, der die Hand fest auf dem Geldsack hä und tut, als ob er beständig den Dalles habe Aber au
erner, dem das streng Reelle tief im Blute sitzt-^
l°.n Zertungskönig nun beim Abschluß irgendeines lau E'gen Vertrages emem über die Schulter sieht und au patzt, daß kem falscher Auch aus dem Tintenwass iHwimme — — oder ob er einem das Vertrauen scheu! dag eme mündliche Abrede unter vier Augen bindend sei Wort mutz Wort sein. Eher krepieren, a!
mm bM bereichern-Na. und mein nevc
Ais Gratz hat mir mal. als ich noch nicht so viel für fest Belederung ausgeben konnte, ein paar Hosen verkauft d Regen und Schnee noch weniger vertragen konnten ' a!
ein dämpfiger Gaul.-Nun frag' ich Sie — wenn er
schon den leiblichen Bruder seiner Mutter so bedient — — wie wird er denn erst die fremden Leute machen — Also
— er ist erledigt. Er darf hier nicht rein."
Helea Holtmann merkte immer noch nicht, worauf Ferdinand Grotzer eigentlich hinauswollte. Diese Ungewißheit machte sie ein wenig unruhig.
Er sprang jetzt scheinbar von dem Thema ab.
„Ich bin ein alter Mann — könnte bequem Ihr Großvater sein — nehmen Sie mir darum eine Frage nicht übel. Ich habe da im Krankenhaus beim alten Wilke neulich einen Menschen kennengelernt — Pirl, glaube ich, heißt er . . . haben Sie was mit dem?"
Sie wurde blutrot. Trotz aller Verehrung für den Alten empörte sie jetzt diese Art des Verhörs.
Sie öffnete die Lippen zu einer kurzen, kühlen Zurückweisung. Da legte Ferdinand Großer seine hagere, behaarte Rechte auf die ihre. Es ging ein Strom von Halt und Kraft daraus auf sie über.
„Daß ich nicht aus weibischer Neugier frage, wissen Sie doch, Helea Holtmann."
Da senkte sie die Augen und sagte leise, etwa wie ein Kind, das seinem Vater in stiller Stunde über diesen Punkt Rechenschaft geben würde:
„Es ist nicht das Geringste zwischen uns, Herr Großer!
— Ich sah und sprach ihn bisher überhaupt nur zweimal. Allerdings jedesmal unter Umständen, die wohl näher bringen, als es sonst im Anfang der Bekanntschaft der Fall zu sein pflegt. Aber nahe stehen wir uns darum doch nicht. — Wir werden uns voraussichtlich überhaupt nicht mehr Wiedersehen."
„Das ist gut", sagte der Alte befriedigt.
„Was brachte Sie nur auf solchen Gedanken, Herr Grober?"
„Er selbst... er begleitete mich nämlich bis zu meiner Wohnung. Nun sagen Sie selbst . . . wenn mich schon einer begleitet, der mich nicht näher kennt . . . Schön bin ich niemals gewesen und sehr empfehlend seh' ich doch grade auch nicht aus. Na, und denn diese Gegend hier . . . Aber er wich mir nicht von der Seite. Fragte
mich aus, was so alles in meinem Geschäft yorkäme — was es abichinisse . . . kurz, als wenn Bernhardt Krätzer mit mir spazieren ginge. Was geht den wohl mein Geschäft an . . . Ich bitt' Sie . . . Einer der in Mathematik
macht.-Und auch nach Ihnen hat er gefragt. Sehr
vorsichtig . . . aber, ... ich sage noch einmal, wie kommt dieser junge Mann dazu?"
Eine erwartungsvolle Spannung durchzitterte sie. Ob die scharfen Augen des alten Mannes wohl eine Veränderung an ihr wahrnahmen?
Sie fühlte dumpf, daß sie da war — daß sie nicht dagegen ankönne.
„Und warum ist das ... gut ... Herr Großer" . . .
Er zuckte die Achseln, als wenn er einen faulen Kunden abtäte.
„Warum soll ich jetzt nicht reden, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Jetzt, wo ich weiß, daß er Sie nichts augeht. — Ich mag den Menschen nicht. — Ich mag überhaupt nicht junge Leute, die rumgehen, als schliefen sie. Die stechen gewöhnlich aus dem Hinterhalt, wenn man glaubt, daß sie am tiefsten schnarchen. — Nun sollen Sie aber auch wissen, wozu ich mich in Ihre Privatangelegenheiten drängelte. Hätte sich da nämlich etwas mit Ihnen angesponnen, wäre mein Vorschlag — in jeglicher Beziehung — ein Wahnwitz gewesen. Denn den Herrn Pirl möchte ich noch weniger hier aus- und ein- gehen sehen, wie meinen lieben Neffen aus Grätz."
,-Sie sollen mir nämlich mein Geschäft abkaufen.
Wie es da steht und liegt. Zu einem Preise, der ein Butterbrot ist. Sie sollen daraus machen, was Sie wollen. Auf die beiden Werkmeister in der Druckerei schwöre ich. Die sind noch aus meiner Schule und tragen das unsichtbare Meisterdiplom von meiner Hand auf den Backen. Sie werden bleiben, denn sie sind mit diesem Geschäft verwachsen und hängen auch an Ihnen. Das weiß ich längst. — Der Verkauf soll nicht etwa heute oder morgen zwischen uns perfekt werden. Nur wissen will ich schon heute, ob Sie Lust haben."
(Fortsetzung folgt.)