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scheint, daß ein deutscher General der eine Inspektion von Regimentern bei Metz vornahm mit 4 Offizieren an die Grenze ritt, daselbst stiegen sie ab, und über­schritten die Grenze indem sie mit Feldstechern nach allen Richtungen schauten. Ihre Pferde ließen sie auf deutschem Boden; dies geschah bei Wttonville, 7 lcm von Ppnt-L-Mouffon.

Paris, 29. Apnl. Die Regierung trifft an-

des 1. Mai umfassende Maßnahmen. Dem Pernehmen nach sind bereits für heute zahlreiche Haussuchungen, nötigenfalls Verhaftungen von Anarchisten angeordnet, welche zu revolutionären Kund­gebungen am 1. Mai auffordern. Infolge der jüngst verbreiteten Maueranschläge, in denen das Militär zur Meuterei aufgefordert wurde, sollten die Soldaten von heute bis nach dem 1. Mai in den Kasernen zurückbehalten werden.

Tllyes-Neuiykeiten.

* Calw, 1. Mai. Heute nachmittag kurz nach 1 Uhr wurde hier die Feuerwehr alarmiert. Es war ein riesiger Waldbrand ausgebrochen zwischen Wärterhaus 42 und Station Teinach am Dickemer Berg. Ergriffen sind ca. 200 Morgen jüngerer und mittlerer Bestand und ist der Hochwald in höchster Gefahr. Ein Extrazug brachte um 2 Uhr die Calwer Feuerwehr an den Brandplatz. Anwesend sind die forstlichen und staatlichen Behörden. Gräben werden gezogen und Lichtungen gehauen von den Feuerwehren Calw, Stammheim, Holzbronn, Alt- und Neubulach, Teinach; allarmiert sind die Feuerwehren Wildbsrg und Nagold, deren Eintreffen soeben gemeldet wird. Der Schaden ist überaus groß. Starker Wind ent­facht immer wieder das Feuer und ist gegenwärtig, um '/-4 Uhr, noch kein Ende des Brandes abzusehen.

Am Donnerstag nachmittag 3'/- Uhr brach in der Scheuer des Carl Dongus in Decken- pfronn Feuer aus, und brannte diese Scheuer, wie auch die angebaute Scheuer des Christian Hengel bis auf den Grund nieder. Dem raschen Emgreifen der Feuerwehr war es zu verdanken, daß nicht eine Weiterverbreitung des Feuers stattgefunden hat. Die Nachbarwohnhäuser wurden gerettet. Zur Bewachung des Brandplatzes in der darauffolgenden Nacht waren nach Anordnung des K. Oberamts 20 Mann komman­diert. Kurz nach 3 Uhr morgens bemerkte die soeben abgelöste Wachmannschaft, daß in dem etwa 15 Meter seitwärts vom Brandplatz gelegenen zweistöckigen Wohn­haus, welches von Christian Paulus und andern bewohnt wird, das Feuer zum Dachstock emporschlug. Die sofort eingreifende Feuerwehr wurde des Feuers in kurzer Zeit Meister und beschränkte dasselbe auf den Dachstock dieses Wohnhauses. Daß der zweite Brandfall mit demjenigen Tags zuvor in keinem Zu­sammenhang steht, ist festgestellt. Im übrigen ver­lautet über die Entstehungsursachen noch nichts: Die Untersuchung wurde schon am gleichen Tage vom K. Oberamt ausgenommen.

Stuttgart, 17. April. Nachdem das neue städtische Volksschulgebäude Hauptstätterstraße Nr. 139 in allen seinen Teilen vollendet ist, werden dessen Lokale mit dem Beginn des neuen Schuljahrs be­zogen werden. Die Einweihung des Gebäudes findet am 1. Mai vormittags 11 Uhr statt.

Stuttgart, 30. April. In der vergangenen Nacht ist in einem Geschäftshause in der Kron­prinzstraße eingebrochen worden. Die Diebe stiegen vom Hofe aus ein, nachdem sie vorher die Gitter an den Fenstern ausgebrochen hatten. An den Kassen­schränken hatten die Einbrecher keinen Erfolg, sie brachen durch die Komptoirtüre in den Laden ein; dort fanden sie in der Ladenkasse einige Mark. Im allgemeinen ist weniger gestohlen als demoliert worden; sämtliche Pulte wurden erbrochen und einzelne Papiere durchsucht. Die Diebe hatten zur Beleuchtung ihres sauberen Geschäfts wohl mehrere Stearinkerzen benützt und müssen sich reichlich Zeit gelaffen haben; auch scheint der eine der Strolche sich verwundet zu haben. Die heute früh °/>5 Uhr in das betr. Haus eintreten­den Waschfrauen fanden noch ganz frische Blutspuren. Die in letzter Zeit sich häufenden Einbrüche lassen wünschen, daß den sauberen Gesellen bald das Hand­werk gelegt werde.

Cannstatt, 29. April. Der verheiratete Metzgermeister Kinzler von hier verunglückte ver­gangene Nacht in Neckarrems dadurch, daß er mit seinem Fuhrwerk an einem Abweichstein hängen blieb und umwarf. Kinzler siel hiebei so unglücklich auf den Hinterkopf, daß an seinem Aufkommen gezwrifelt wird.

Tübingen, 28. April. Viehmarkt. Zu­fuhr 700 Ochsen und Stiere, 150 Kühe und Kalb- innen, 250 St. Jungvieh. Handel bei Anwesenheit vieler Händler sehr belebt. Es galten fette Ochsen 800950 Stiere und Einstellochsen 650800

Kühe 250350 jährige Rinder 160 halb­

jährige 120 °^. Der Schweinemarkt war über­führt und erlitten Milchschweine einen Abschlag. Schöne Ware war von 2528 geringere darunter

zu haben.

Sulz a. N., 27. April. Oberlehrer Fritz­gärtner von Reutlingen hielt gestern nachmittag vor einer zahlreich besuchren Versammlung im Rößle in Mühlheim einen Vortrag über den Baumsatz und die Baumpflege, der sehr zahlreich besucht war und allgemeines Interesse erregte. Redner hob insbesondere hervor, wie so viele Fehler gemacht werden durch Auswahl ungeeigneter, für das Klima nicht passender Sorten, durch Einkauf der Bäume bei Hausierern, durch zu tiefes Setzen, durch das Setzen in zu enge Gruben, durch Unterlassung der so notwendigen Düng­ung u. s. w. und gab in all diesen Beziehungen, sowie auch über die Behandlung der Bäume nach erfolgtem Hagelschlag und über die Vertilgung der vielen Feinde, namentlich der sich ungemein schnell vermehrenden Blutlaus geeignete Belehrung. Das viele Geld, welches jedes Jahr für Obstmost ins Ausland geht, meinte Redner, könne durch eine rich­tige Baumpflege im eigenen Lande zurückbehalten, somit erspart werden. Zum Schluffe wurde dem Redner allgemeine Anerkennung zu Teil.

Heilbronn, 29. April. Oberbürgermeister Hegelmaier hat den 50. Strafantrag gegen Dr. Lipp gestellt, weil derselbe seinenUntergebenen", Stift­ungspfleger Schittenhelm, beleidigt habe. Die Staats­anwaltschaft hat aber die Verfolgung abgelehnt, wo­rauf der Anzeigende mit einer Beschwerde an die Oberstaatsanwaltschaft nach Stuttgart pilgerte. Dr. Paul Mayer hat gegen die Oberin des Olga­hauses eine Beleidigungsklage angestrengt, in welche Oberbürgermeister Hegelmaier ebenfalls mit ver­wickelt ist. Ob. Anz.

Waldenburg, 27. April. Wie s. Z. in diesem Blatte bekannt gegeben worden war, wurden im Februar durch ein Brandunglück, dessen Entstehung bis jetzt noch im Dunkeln liegt, mehrere Familien schwer heimgesucht. Der Hausvater einer der Hartge­schädigten Familien war nun so glücklich, in den letzten Tagen bei der Stuttgarter Pferdemarkt-Lotterie ein Pferd im Wert von 1000 ^ zu gewinnen, wo­durch es ihm möglich geworden, den Wiederaufbau 'seines Hauses bewerkstelligen zu können, ohne daß ihm dadurch eine allzugroße Schuldenlast erwachsen würde. Allgemein freut man sich über das glückliche Geschick der jüngst so hart betroffenen Familie.

Tuttlingen, 27. April. Am letzten Mitt­woch nachmittag brachen auf unserer Markung zwei Waldbrände aus, und zwar in den Parzellen im Fuchslos und bei der Bleiche. Sofort geleistete aus­reichende Hilfe verhinderte größeren Schaden. Die Urheber des Brandes sind bereits entdeckt. In beiden Fällen soll der Brand durch Anzünden einer Zigarre entstanden sein. Bei der stets wachsenden Be­völkerungszahl unserer Stadt (10 000 Einwohner) hat sich das hiesige Postlokal längst als zu klein erwiesen.

Ulm, 29. April. Dem U. Tagbl. wird ge­schrieben: Durch die Haussuchung bei dem Verlags­buchhändler Robert Lutz nach dem Manuskript des Verfassers der Schrift:Der Fall Miller, von einem aktiven Offizier beleuchtet" ist die Polizei dem­selben thatsächlich auf die Spur gekommen. In der Nacht vom Sonnt, auf den Mont, wurden nach der U. Schn. P. auf der Bahnstrecke Ulm-Friedrichs- hafen zwischen Posten 117 und 118 beim Einfluß der Iller in die Donau eine größere Zahl von Kalk­steinen auf den Oberbau gelegt, vermutlich in der Absicht, einen Zug zur Entgleisung zu bringen. Nach längerer Streife gelang es dem Landjäger Huber hier, als mutmaßlichen Thäter einen Taglöhner von Hinterdenkenthal festzunehmen und hier einzuliefern. Gestern begab sich eine Untersuchungskommission an Ort und Stelle des geplanten Verbrechens.

Heidelberg, 29. April. Nachdem schon längere Zeit eine Anzahl Personen in der Stille auf die Errichtung einer Verbrennungshalle hinge- wirkt hatte, wurde in einer gestern gehaltenen Ver­sammlung solche förmlich beschlossen. Ein Bauplan ist entworfen und da das dazu nötige Kapital etwa zu '/« beisammen ist und auch der Stadtrat sich zur Hergabe des Bodens auf dem Friedhofe bereit er­klärt hat, wird die Ausführung wohl nicht lange auf sich warten lassen.

Essen, 29. April. DieRheinisch-Westfälische Zeitung" beziffert die heute noch ausständigen Berg­arbeiter auf 9500.

Friedrichs ruh. Auf die diesjährige Sen­dung derGetreuen in Jever" ist folgender Dank des Fürsten Bismarck eingelaufen:Friedrichsruh, 22. April. DenGetreuen in Jever" sage ich meinen aufrichtigsten Dank für Ihre freundlichen, mir in zwei­facher Form übermittetten Geburtstagswünsche und für die Kibitzeier, welche Sie mir auch in diesem so bösen Frühjahr übersandten. Ihr poetischer Geburts­tagsgruß ist ein neues Denkmal dafür, in wie vollen­deter Form sich in der plättdeutschen Dichtkunst Wärme und Empfindung mit Kürze des Ausdrucks verbinden läßt. v. Bismarck."

Bekanntlich muffen Arbeiter, die am 1. Januar noch nicht 70 Jahre alt waren, erst ein Beitragsjahr abwarten, ehe sie Anspruch auf Alters­rente haben. Im Reichstag wird nun ein Antrag, vorbereitet, der ihnen diesen Anspruch sichern soll von dem Tage an, wo sie das siebzigste Jahr zurücklegen..

Vermischtes.

Knöpfe aus Kartoffeln. Große Quan­titäten von Knöpfen werden neuerdings aus Kar­toffeln erzeugt. Es ist nicht allgemein bekannt, daß, wenn die Substanz der Kartoffel mit gewissen Säuren behandelt und dann gepreßt wird, sie fast so hart wie Stein und dann in vielen Fällen an Stelle von Horn, Elfenbein und Bein verwendet werden kann. Diese Eigenschaften der Kartoffel macht sie besonders zur Knopffabrikation geeignet. Der Kartoffelknopf kann von anderen Knöpfen nur durch sorgfältige Untersuchung unterschieden werden und zwar nur durch einen Sachverständigen, da diese Knöpfe je nach Ver­wendung entsprechend gefärbt werden und in ihrem Aeußern den Bein- oder Elfenbeinknöpfen vollkommen ähnlich sind. Die Billigkeit dieser Art Knöpfe dürfte denselben in Zukunft eine bedeutende Verbreitung sichern.

In einem Weiler bei Fronhosen OA. Ravensburg entlang dem Feuertobelbach wetteten vier Gutsbesitzer, daß sie zusammen kaum 5 Ztr. wiegen. Sie haben diese Wette auch glänzend ge­wonnen. Sobald diese vier Herren im Sonntags­staat auf die Wage traten, stellte es sich heraus, daß sie insgesamt nur 478 Pfd. wogen. Gewiß etwas Seltenes für Männer in den besten Jahren.

Standesamt Kalw.

Gestorbene:

25. April. Marie Helene Nonnenmacher, 1 Jahr 4 Monate alt, Tochter des Friedrich Nonnenmacher, Mühlebesitzers.

27. Wilhelm Schumacher, Maurer, 4M/i I. a. 27. , Bonifazius Hambuch, Maurer, M/« I. a.

von:

Gottesdienst

am Sonntag, den 3. Mai.

Vom Turm: 265.

Vorm.-Predigt: Herr Helfer Eytel. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Nachmittags- Pre digt: Hr. Helfer Eytel. Mittwoch keine Bek siunde.

Apotheker Richard Brandt s Schweizerpillen

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hojtial-Sssohvsräsn, ti-L- gsm Stuhlgang, rur Üs- nobnhsit gsworösnsr Stuklvsrhaitung und daraus entstehende« Beschwerden, wie: Kopfsokmsrrsn, Sobivin- üsl. ätkemnotb, Ssklsm- mung, Appst t'os'oleoit rc. Apolheker^iodsrel Brandt'- SckwcizerpiUen sind wegen ihrer m2dc Wirkung auch von Kranen gern genommen und den scharf wirken­de n Salzen, Bitterwässern^ Tropfen. Minurcn rc. Vor­zeichen.

Man schäm sich beim

Anläufe

vor nachgeahmten Prä­paraten, indem man in den Apotheken stet- run hobt» äpotbsksr lliobarä Brandl'sche Lchwcizerpillen <Prel» pro Schachtel mit Gebrauchs-Anweisung Mt. r.-> verlangt und dabei genau auf die oben äbgcdrucklc. auf jeder Schachtel befindliche gesetzlich geschlitzte Marke <(5-litette> mit üsm «virssn Krourv in roldsm fsläs unä äom Hamsnsrug fiioii Sranät ackiet. Die mit einer täuschend ähnlichen Verpackung im Verkehr befindlichen «ackaecchmten Gchwelzcrpillen haben mit dem ächten Präparat weiter Nicht- als die Bezeichnung:Schwelzervillcn" gemein und e» würde daher jeder Käufer, wenn er nicht vorsichtig ist und ein nickt mid der neben abgeblldeten Marke versehene- Präparat erhält, icin^Geld- umsonst auSgcben. Die Bestandthcile der ächten Tchwenervlllen A«d: Hilg«. Moschu-garbe. Aloe, Ab'vnlh. Binerklce. "lcrrtw^