Wescheim räglich i»ik AvSüahmr der Horm- und Festtag».

Ärrt- vierteljährlich tzirr mit Trägerloh» HR. 2.10, im Bezirks- <nd Iv-Lm-Berkehr Mk. 2.10, im übriges Württemberg Mk. 2.2k- MonatS-Abonnemer! :r «ach BerhPtniS.

93. Jahrgang.

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Samstag, den S. März

«nzrigen-Vebühr

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Wochenrundschau.

.Wahnsinnige" od.r .Verbrecht»" ein Drittes gibt es richi, we;in ma da« wüste Treiben der Spartak­isten charokie t,-eren will. Die Verbindung Berlin- Weimar haben sie unterbrochen. Weimar selbst soll oon aiisr Lebrnkmiltelzufuhr ringsum abg schnitten werde». 3« Leipzig ist Genelaistlekir, in Berlin ebenfalls. Dabei k««en wüste Ausschreitungen und Plünderungen vor. D,ch scheinen die Arbeiter der ki i irren Betriebe nicht mit- tun zu wollen. Auch der gedrohte .Bürge«streik" ist noch nicht zum Ausbruch gekommen. Ii Düsseldorf wurden dis Spartakisten berausgejagt. Aber draußen auf dem Lande wurde geMindrri. genau wie es die Kurden in Kleinasien machen? Auch in anderrn Städten und Gegen­den brodelt es w e ^in einem Hexenkessel.

Besonders in München. In Bayerns Hauptstadt haben wir eine echte und gerechte Anarch e. Niemand weiß mehr, w r der Koch oder Killner ist. D:e neue prs» sorische Regierung ist selbstverständlich völlig sozialist­isch. Auch 3 Unabhängige gehören dem Ministerium an. Kein Wunder, daß derartige Tollhriien nicht allen Bayern Zusagen. Selbst den Nürnberger» sind dir Münchner Karnevaleszenen zu dun!. Und die bayrischen Schwaben denken ernstlich daran, oon ihrem .Vaterland" abzufallen und sich an Würitkmhzrg aunzuschikßen.

Württemberg ist also bis jetzt eine Oase in der ptltlrschen Wüste Deutschlands Das will aber nicht heißen, als ob bet. uns alles in bester Ordnung wäre. O nein, auch in Stuttgart kann es jeden Tag Wieder .losgehen". Iedensalls möchten die Spartakisten lieber heute als morgen einen Generalstreik veranstalt«». An Arbeitslosen und ArdeitsunmMgm, die m'^achrn würden, fehlt es ittcht. Es gibt aber auch andere Arbeiter, die mit Recht nicht etnsrhen, warum man um jeden Preis seine ohnehin trau­rige Lage noch verschlimmern soll. Und so konnten bis jetzt di« Regierung ukb die Ausschüsse der Landesoer­sammlung ungestört arbeiten. Der Entwurf über das Gemeindewahlgesetz har die Kommission glücklich zu Ende beraten, ebenso den größten Teil des Ber fass- ungsgesetzes. Wenn es im Plenum nach den Be- schlössen der Kommission geht, dann werden in Zukunst alle Württemberg» und Nichiwürttemberger. Männlein und Wkioiein. die das 20. Lebensjahr geistig normal zurück- gelegt haben, dm Gemrinderar wählen dürfen, und selbst eia SOjäh-iger Jüngling oder ene 20jährige Jungfrau kann die Ehre haben, Mitglied dieses Kollegiums zu rvkrden.

Diese Bestimmung zählt zu den .Errungenschaften der Revolution". Weh; dem der sie artasten sollte! auch der »ird oermaiedM, der di; Beseitigung der Soldaten- räie wünsch!. Izr Gegenteil, diese wie anders überaus lvehitätige Einrichtungen der Revolution, also die Arbeiter- und Bauernräle, sollen orrsassungsgesktzlich. zum mindesten gesetzlich .anerkannt" d. h verewigt w-rden. Sie sollen auch in Zudunst bei allen hohrn und höchsten Verwaltung». drhSrden beratende Stimm; und das Recht der Kontrolle hake». Andernfalls wäre zu befürchten, daß die Sisals- Maschine eines schönen Tages stille stände.

Gewi, wir haben es herrlich writ gebracht. Zwei d»«bunie.end» Staat,grwalirn neben einander. Dir osfiz- teile Staatsregierung und die ebenso gewaltige .Räe- regieruvg". Letz,«re stuft sich auswä-ts in Arbeiter- ritten, Bezi.k«-, Landes- und Rricksarbriterräten. Es Schicht also in Zukunft nichts in der Druischm R-publik, ohne daß die Arbeite schast ihre Zustimmung dazu e«teilt. Also eine neue Klassenherrschaft.

Und das alles zu einer Zelt, wo es mft uns unaus- hslisam abwärts geht. Jeder Tag bringt neue Enthüll- «»gen über die letzien .Friedensabstchten" unserer Feinde. HIenach würden wir kein B et» mehr von unserer Kitegrflotte sehen, unsere gesamte Haridel.fi^ie ausltefern ISiS Milliarden jährliche Kriegsentschädigung auf 30 dts 40 Jahre zahlen, dt« Befestigungen von Helgoland Weisen, den Kaiser Wilhelms-Kanal neutralisieren wüsten u. a. m. Auch will der Senat in Washington nicht, vom Völkerbund misten. Also auch der letzte Rettungsgürtel. den «ns der »gütige Wilson" zuwrrsrn wollte, ist weg.

Und wir können nicht« dagegen machen, rein nicht». Wohl hat die Nationalversammlung e n .Wehrgesetz" de- schlaffen. Bi« jetzt aber machen die Soldaten keine Mienen .zu Muttern" zu gehen. Sie schieben also söge- nannte .Sicherheitskompagnie" Wachen, ohne daß die östrniliche Sicherheit viel gewonnen hätte. Drnn gestohlen wird immer noch haarsträubend olll Daneben verkommt und oerrostei das Hrereegyt im Mikionenwrrt. Und doch

ssllrn wir jeden G ofchen zusammerchalten für die schweren Zeiten, die unser warten.

Und an all dem soll da, .arteSystem" und vor allem der .Hazardem" Ludendorst schuldig sein. Er, meint« des Reiches erster Minister, habe in leichtfertiger Weis« das Schicksal. Deutschland« aus eine letzte Karte gesetzt. Er selbst habe die» am 1. Oktober zugegeben. Gewiß, writ min damals von ihm veilangte, Bulgarien zu Hiise zu Kon men. wozu ihm aber dt« erforderlichen Divisionen fehlten. Mag sein, daß Ludendorst in seiner glühenden Vaterlandsliebe gegen die furchtbare Gefahr der erdrücken- den Uebermacht blind geworden wa<. Aber wer bürgt da­für, daß die Schöpfer der Revolution noch leichtfertiger mit dem Geschick des unglücklichen Deutschen Volkes Hazard- spiel getrieben h-ben? Die Geschichte wird dereinst dar- über das letzte Urteil sprechen. Bis sitzt aber scheint, Lloyd George, der gewiß niemals unser guter Freund war, recht zu haben mit seiner letzten Aeußerung: »Ruß­land ist in Trümmer gefallen, und es lt gen Anzeichen dafür vor, daß es mit Deurschland ebenso gehen wird." Gott aber behüte uns davor!

Württ. Landesversammlung.

p Stuttgart, 6 März. Die verfastungzebende Landes- versammtung erledigte heute die 2 Beratung de« Gemeinde- Wahlgesetzes. Bezüglich der Zahl der Gemeinderatsmitglie­der verlangte eln Antrag Löchn«r (DP). Wulle (DP). Kittle» (S). di« Erhöhung der vom Ausschuß vor­gesehenen Zahl der Mitglieder in großen Städten oon mehr als 100 OOO Einwohnern auf 4072 (Ausschußfaffung 3460), in Städten von mehr als 50000 100000 Einwohnern auf 2444 (statt 2440), in mittleren Städten aus 1838 (statt 1830), m den übrigen Gemeinden 1. Klasse aus 1424 (statt 1420). Den Antrag be­gründeten die Anträgest'ller Abg. Wulle und Löchner, während Minister Dr. Lindemann und Abg. Sperka (S.) für die Ausschußanträg« eintraten. Abg. Norhhelfer (Z.) konnte das Einverständnis seiner Partei nur mit der Zahl 4072 am sprechen. Der Antrag Löchner-Wulle wurde bezüglich der großen Städte gegen die Stimmen der beiden soz. -dem. Parteien angenommen, bezüglich der mittleren Siädte und übrigen Gemeinden 1. Klasse gegen das Zent­rum und die beiden soz. dem Parteien abgelehnt. Im übrigen wurde d-m Ausschußantrag , gestimmt. Beim Wahloersahren war der Antrag, die Anwrndung der Ver­hältniswahl aus alle Gemeinden am zudehnen, im Ausschuß abgelehnt und ein Antrag angenommen worden, wonach die Verhältniswahl in Srmeindrn mit mehr als 500 Einwohmrn etngesühkt werden soll. Das Panachteren (Mischen) war in erster Lesung im Ausschuß adgelehnt, in zweiter wieder zugekasten worden. Abg Hans« (Z) nahm seinen in erster Lesung ttn Ausschuß angenommenen Antrag als Grenze die Gemeinden m l mehr als 1000 Einwohnern sistzusktz'n. wieder aus unter Hinweis darauf, daß die Vorzüge de« Proporze« bei kleinen Gemeinden überhaupt nicht zum Ausdruck kämen. Sr erklärte die Zustimmung seiner Fralriion zu dem Antrag Bor Hölzer (S). der ein Verbot des Panachierens verlangte. Abg. Borhölzer (S). und Abg. Linken He l (DP), erklärten sich mit dem Aus- schußantrag über die Verhältniswahl einverstanden. Abg. Sperka (S). belürwottele allgemeine Durchführung der Verhältniswahl Abg. Mülberger (DP), könnte sich mit der Ausdehnung der Verhältniswahl aus kleinere Grmein. d,n einverstanden erklären, wenn dt« Panachierungsmög- lichkrit erhalten bleibe. Bei der Abstimmung wmde der Antrau aus Adschassung des Panachierens angenommen, ebenso der Amschußantrag auf Anwendung der Berhältnis- wähl in Gemeinden mit mehr al« 500 Einwohnern. An­nahme fand auch ein Antrag Hof (S). bei der Reichs», gierung sür di« Beurlaubung d-r in dert Gemeinderat ge­wählten Nilttärpersoren einzutteiee. Präsident Keil schlägt eine 3. Lesung des Entwurf« vor und teilt mst. daß die Fraktionen sich geeinigt Härten, die Grschästrordnung da­hin zu ändern, daß allgemein die Gesetzentwürfe einer drei- rr altgen Beratung unterzogen werden. Eta Bedürfnis da- für sei mit drm Inkrafttreten de» Einkammersystem» ent­standen. E,n Antrag aus entsprechende Abänderung der Geschäftsordnung wird dem Geschästsordriungsausfchuß über­wiesen. Schließlich wurde noch der Gesetzentwurf über die vorläufige Ausübung d«rS1a1«grwalt in Württemberg in erster u. zwetter Lesung vom Hause angenommen gegen die Unabhängige Sozialdemokratie, deren Sprecher yoschka sich gegen dteMinisterernennung durch den Slaaisprästdlntev und gegen die Uebergehung der Rät« gewandt hatte. Abg. Bozll« (SP), hie't die Zahl oon ^ Su hoch. Nächste Sitzung Freilag IO Uhr, Gemeindest, ««fgesetz.

Die Lage in Berlin.

Berlin, 6. März Die Belagerung und Beschießung des Polizeipräsidiums ist auch heute oo.mittag fortgesetzt worden. Nach einer G fechte paus« oon //12 Uhr ab, wurde wieder mlt kurzer Unteb-echung geschossen und zwar meist mit Maschinengewehren. Das Siadloog-gtbäude. Las sich unmittelbar an das Polizeipräsidium onschlußi, wurde mit schweren Minen bombardiert. E, gelang de» Angreifern, ein« Anzahl Gefangene zu befreien, doch kann- ten sie wieder ergriffen und festgesetzt werden. Die Brriuste der beiden Parteien, die dis zum gestrigen späten Abend etwa 20 Tote, ungerechnet die Verwundeten, betrag,» haben dürsten, sind weiter gestiegen. Die Situation ist äußerst unklar. Die Mannschaften, die sich von der Re­publikanischen Soldotenwehr abgezweigt haben, erklärten Pressevertreter gegenüb r. daß sie keine Spartakisten seien, sondern nach wie vor auf dem Boden der Regierung ständen. Ihr Grimm gelte nur brn Rklnhardttkuppen. Die Regierung hofft, noch im Lause des heutigen Nachmittage, die Ruh« wieder Herstellen zu können.

Berlin 6. März. Seit Mitternacht spielten fich schwere Kämpfe um das Polizeipräsidium ab. Die Spartakisten feuerten mit Maschinengewehren und Artillerie, sodaß da« Gebäude stark brschävigt worden ist. Eine Verbindung mit dem Polizeipräsidium ist unmöglich, da alle Zugangs- straßen von den Spartakisten besetzt und die Telephonleit­ungen zerschnitten sind. Außer der Polksmarinediolfion und einem Teil der republikanischen Soldaienwrhr find auch ein Teil der Maikäfer und de» 2. Garderegrmentes zu den Ausrührern übergegangen. Dle nächtlichen Kämpfe sollen bisher 8 Tote und eine ganz erhebliche Anzahl oon Berwuideltn gekostet haben.

Berlin 6. März. Der Aufruhr in Berlin, dem nach Versicherung unterrichteter Kreise trotz alles äußeren An­sehens. dm die Spariakmleute ihm zu geben bemüht find, nur ein« episodische Bedeutung zukommt, konzentriert sich vielmehr ans das Gebiet um den Alexanderpla und um da« Potizriprästdium herum. Die Angreifer auf da« Poli­zeipräsidium bestanden zum Teil aus bewaffneten Arbeitern der Ber irrer Großbeirieb«, aus bewaffneten Arbeitslosen und Mitgliedern des Roten Soldatenbundes; das sind Deserteure oder sreigrkommerre milttärischr Strafgefangene, sowie au» Teilen der Volks marinedlvifion. Hruie iw Lause der erste» Morgenstunden zw schm 2 und 8 Uhr vormittags ist der Angriff auf da» Polizeipräsidium gescheitert. Lediglich einer kleinen Abieilung oon etwa 50 Mann ist es gelungen, in den Südflüge! des Polizeipräsidiums vorübergehend einzudringen. Dies? Abteilung wurde rach kurzer Zeit von der Besatzung de» Poltzripküjiüium» hinausgeworsen Da« Polizeipräsidium wurde im Lause des Vormittags writerhi» beschossen und nach allen Seiten abgeschloffen. Daraufhin ist der Gardrkavalleritschlitzrndloision die Säuberung de» Alexanderplatzrs und die Entsetzung de« Polizeipräsidiums übertragen worden. Der Angriff der Kaoallerteschützendioisioa begann etwa um 2 Uhr nachmittag» und kann bei Einbruch drr Dunkelhkll al» gelungen bezeichnet werdrn. E» sind noch Ginzelkämpfe im Gange, jedoch kann die Sesamllage dahin gekennzeichnet werden, daß die Regierungstruppen Herrn der Lage sind. Die Bolksmarinedioision hat auf dem Marinrhaus d e wrißr Flagge gehißt und hat da« Marinehaus geräumt. Zur Zrtt ist da« Marinehaus von plündernden Zivilisten angesüllt. Eine Wache der republi­kanischen Soldatenwrh: im Mmfiall hat gegen die Regie- rungsiruppen gesturri. Der Marflall wurde daraufhin im Sturm genommen uud die Wache der republikanischen Sol- datenwehr aufaeboben

TageSuerrigkeiter».

Ne«er Streik i» Oberfchlefie«

Bruihrn, 6 März. WTB. Tin neuer Bergarbeiter- streik droht in Oderschiesten amzubrechen. Die Bergleute sordrrn die Entfernung de« deutschen Grenzschutz;». Auf­hebung des Belagerungszustandes und Entfernung der Ojfiziere und Studentenschaft, sow'e Erhaltung einer pol­nischen Schutzwehr. Bei der heutigen Frühschicht fehlte di« Bel'gschast oon 10 Gruben.

Englische Etvwände.

London S. März. WTB. Reuter. In einer in der Gesellschaft der Bankiers gehaltenen Rede führt« der Di­rektor der Bank oon England zur Frage der Kriegsentschädigung au», daß eine Siraientschädigung ein schlechtes Geschäft sei. E« sei ganz klar, daß ein wirtschaftlich zum Krüppel g,machte» Deutschland keine Entschädigung zahlen könne. Die gegenseitig« Abhängig-