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93. Jahrgang.

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Montag, den 27. Januar

ISIS.

Schon vor dem Kriege hat Deutschland s ine 65 Millionen Tesölkerung nicht aus eigenen Emlen ernäh­ren- nen; den damalchen Wohlstand, der Verhältnis- mäßig alle Schichtkn befruchtete, verdankte es zum guten Teil der Leistung süh'gdei! seiner Indvstc e und seinem Ausiuhrhondcl. Dom Wtltmaikl sind wir heute vertrieben.^ England darf sich rühmru, das geftkckie Ziel erre cht und den deutschen Wettbewerber aus der Bahn geschleudert zu haben. Wollen, wir w eder aufbauen, was der britische Meister im Zerstören nteöergestampft hck>. dann heißt es für uns, alle Kraft zusammenzureiß?». Wir müssen lausend zerrissene Fäden wieder ankr üpsen, mästen di allgemeine Übneioung gegen uns überwinden, durch gute und wohl­feile Waren den ausländischen Kaufmann trotz aller riati- oaler Bedenken, oller handclepotitischen und sonstigen- Hemmungen zwingen, seinen Bedarf bei uns zu decken. Le cht uns einfach lst e« nicht, die Maschinen von neuem in Gang zu bringen. In den 52 Monaten, rdährend denen wir nur für den Krieg arbeitet n, haben die feind­lichen u, d die neutralen Staaken ihre Industrie entwickelt und modsrnisinl. «brnso ihre Berrisdeetnrichtungen dem deutschen Muster angepaßt. Nord-Lmcrika und Japan stehen in übermächtiger Rüstung. Doch auch England hat viel zugelernt. Dabei fehlen uns vielfach die Rohstoffe, die den anderen zur Zeit ungehemmt zusließen und die Srespecre von uns sernhält. Unsere Industrie bedürfte der größten Unterstützung und Schar ung, wenn sie unse­ren Aursuhchandel in Stand setzen sollte, die alten Stel. lungen zurückerodern und uns neue Guthaben im Auslande, da» heißt also gegenwärtig Lebensmittel zu sichern.

Statt dessen wird die Industrie durch wirre Berge- sellschastungspläne gestört und lahmgelegt. Jeder Tag bring; neue Projekte und damit neue Unruhe. Während die Untrmehmungslust ongeseuert werden müßte, scheucht man sie zurück; angesichts der ungestümen Lohnforderun­gen der Arbeiter und der Unsicherheit über das Schicksal auch der wichtigsten industriellen Werde ist jeder Wagemut erstorben und nirgend» Neigung für das Geschäft oorhan- den Die Sozialisierungsbestrebungen, über die sich zu anderen günstigeren Zeiten in gewifftm Umfange reden ließe, mrnichlen heute wie Schwefelregen die grüne Saat unserer wirtschaftlichen Hoffnungen. Sie vollenden Eng­lands Zrrstörungswerk, Men endgültig den deutschen Ausfuhrhandel. Auch was nach vier Kriegsjahren davon noch übrig geblieben ist, geht unweigerlich zu Grunde, wenn die Sozialisierung eingesetzt- oder die jetzige industrie- feindliche Haltung der Arbeite,schaft ondauert.

.Zur Sozialisierung reis" nennt man den deutschen Bergbau und die Hochofenwerke. Der erzwungene Ar- beitermindefilohn von 20 Mk. täglich bei einer Arbeitszeit von weniger als 8 Stunden und anderen Forderungen stad offenbar als die ersten Schritte zur Bergescllschastung anzusrhrn. Wird sie dann ganz vollzogen, so bringt sie außerdem die Verdrängung der augenblicklichen Besitzer, ihrer Initiative, Tatkraft und Sachdurde dürr- einen schwerfälligen Beamten Körper. Dis Bktriebrleiter werden in Zukunst ja wohl durch Wahlen bestimmt, und nicht fachmännisches Wissen, sondern politische Gesinnungslüch- tigkett entscheidet Es wird, bei wesentlich gestiegenen Br. triebskosten weniger produzier»; hinzu kommt, daß der Staat zukünftig weit höhere Summen aus den Werken ziehen will, als ihm je die Steuern eintragen. Damit er­lischt die Konkurrenzfähigkeit sowohl '.er Bergwerke wie der Hochöfen. Deutsche Kohlen und deutsches Esten wer­den so teuer, daß ff« nicht mehr im Stande sind, den Kamps mit den Auslandserzeugnissen auf den von ihm bis j tzt gehaltenen Märkten auszurehmen.

Mi« Ester weisen holländische Zeitungen aus die ge­waltigen Möglichkeiten hin. die sich durch unsere eigen« Torheit unseren wirtschaftlichen yauptwidersachern. den Engländern, eröffnen. Halle» wir noch im Jahre 1913 nach Holland 7.2 Millionen Tonnen Kohlen ausgeführr. gegen 2.0S Millionen der' Engländer. so wird sich die» Berhältnts nunmehr grundlegend ändern. Die Nieder- länder bevorzugten unsere Kohle, weil sie, dank der klugen Geschäflsstihrung des rheinisch wefijSltschen Kohlensyndi- ^t», die englische hinsichtlich der Preisgestaltung aus dem Felde schlug. Uns um unserer schönen Augen willen oder der deutschen sozialistischen Republik zu Liebe weit höhere Preise zu bewilligen, als die Engländer sie fordern, fällt Holland natürlich nicht ein. Und Großbritannien, dem ohnehin alles daran liegt, die Niederlande vom Reiche auch Wirtschaftlich abzuirennen, wird sich mit schmunzelndem Be­hagen ta da, ihm von unserer Torheit bereitete Beil legen.

Er wird im Stande lein, sogar Süddruischlond mit wohl­feilerer Kohle zu oeisorgeu, als die sozialisierten deutschen Betriebe zu liefern vermögen; es wird aus Rheinschiffen sitrien Kok« den Lothringer Hochofen-Werken bringen. Daß auch Holland den günstigen Anlaß benutzen wirb, s ine eigene Kohlensörderung, (die deniis im Kriege von 1.875000 Tonnen aus 3 Millionen Tonnen gestiegen ist) weiter zu erhöhen, und daß es sich cor allem Hochofen- betriebe zulegen wird, darf als selbstverständlich gelten. Bkher verhinderten die billigen deutschen Preise solche Gründungen und Erweiterungen; nach der Sozialisierung unserer Werke, das heißt der Berntchtiing unseres lieber- aewichts auf dem Markte bedeuten sie kein Risiko weh'. Unsere Kohlen- und Esten-Au? fuhr hat den Todesstoß empfangen.

Soweit di« deutsche Großindustrie aus den Erschüt­terungen des Krieges lebensfähig hkrvorgegangrn ist, soll sie durch wirischostspolttische Erschütterungen, zu denen blinde Gewalten jetzt ansetzen, völlig ruiniert werden. In London rcidt man sich vergnügt die Hände. Der schlimmste und dabei gedankenloseste Feind des Deutschen ist immer der Deutsche gewesen.

BerMoMbkiide Mit. LandeMrsminlW.

9 Stuttgart. 24. Jan. In ihrer heutigen Nachmittags- fitzung genehmigte die oetsaffunggebende württ. Landes- versammlung entsprechend dem Antrag des Bericht- erstaiter» des Legitimattoni-aueschuffes. Abg. Groß (D) die Legitimation der Wahl von 145 Mitgliedern der Landes- oersamlung. Eine längere Erörterung entspann sich über eine Wahlansechtungsbeschwerds der Unab- HSngrgenSozialdemokratischen P a rtet Würt­temberg!-, die den drei sozialdemokratischen Ministern Vlos, Heymann und Lmdemann oorwmf, sie hättest kurz vor dcr Wahl eine Anzahl Syartakussührer festnehmen und ahne rechtliches Verhör nach der Festung Ulm bringen lassen, wodurch der Unabhängigen Sozialdemokratie die Agitation für die Wahl zur Landeroersamuilung erschwert, ja unmöglich gemacht wo den sek. Es sei ein rechtswid tger Eingriff in das reich«- und landesrechtlich gewährleistete Rccht der Freiheit der Parlamentswahlen. Di? Mehrheits­sozialdemokratie, an deren Spitze die drei Minister stünden, hätte infolgedessen einen größeren Wahlersolg erzielen können. Der Antrag des Legttimationsaüsschuffes. die Beschwerde als unbegründet abzuweisen, da keine wesentlichen Punkte der Wahl verletzt worden seien und die Unterzeichner der Eingabe nicht einmal den Brrsuch gemacht hätten, nachzuwetsen, daß ihre Bischwerde aus die Zusammensetzung der Landeeoersammlung von Einfluß hätte sein können, wurde vom Hause gegen die St mmen der drei Unabhängigen angenommen. Ein Antrag des Abg. Crispten (US), der den Legitimalionsausschuß als unzuständig bezeichnte und die Eingabe einem besonderen Ausschuß zur Prüfung übergeben wissen wollte, wurde abgelrhnt. Der Antragsteller hatte in dcr Begründung er­klärt, daß nicht einmal Bismarck bei den Septennat» wählen einen solchen Fehler gemacht habe, wie die drei sozialdemo­kratischen Minister mit der Berhastu g der Spartakussührer, di« doch zu den Vorkämpfern der Revolution gehörten und denen allein die Landesversammlung ihr Dasein verdanke (Heiterkeit). Abg. Konrad Hautzmann(D) wies nach, daß die Schuld an dem Fehlrn einer Bestimmung kn der neuen Wahlordnung über die Nachprüfung bei Bcanstan- düng einer Legitimation ausschließlich an dem Abgeordneten Trt spien liege, der als ehrmaliger Minister de» Innern diese Wahlordnung selbst unterzeichnet habe. Die Ver­haftung der Spartakistensührer sei übrigens im höchsten Maße zum Schutz der allgemeinen Wahlsceiheit notwendig gewesen und es sei hier mtl einer Langmut verfahren wor­den. die vom Volk nicht verstanden worden sei. Gegen- über der Aeußernng Haußmanns. die Unabhängigen wollten mit ihrem Antrag nur ihre Wahlniederlage ver- decken, erklärte Lrispien unter der Heiterkeit des Hauses, seine Partei sei mit dieser Niederlage sehr zufrieden. Auch vom Abg. Reichel (S) wurde nachgrwirsen, daß der Protest der Unabhängigen unbegründet sei. da die Be» Haftungen am 10. Januar erfolgt seien und es sich also nu um einen Zeitunterschied von einem Tag bis zum Wahltag gehandelt habe Abg. Zerntcke (S) trat eben­falls den Ausführungen Lrtspiens über da» Borgehen der Spartakisten gegen da» Neue Logblatt entgegen. Schließ­lich wurde noch ein Antrag des Geschästsordnungsausschuffes. den der Abg. Hartenstein (D) begründete, gegen die Unabhängigen angenommen, die Geschäftsordnung der Zweiten Kammer sinngemäß aus die Landesoersamm­

lung zu üdermhinen und die Mindestmitgltederzahl für eine Fraktion aus 7 flstzusetzen. Die 4 Unabhängigen waren ebenfalls dagegen und bezeichnet«» ote letztere Bestimmung als eine geizen sie qer'chiele Vergewaltigung der Minderheit. Nächste Sitzung: Samstag 10 Uhr Drälenfraae. Botschaft undRrchenschastsbertcht derproo.Regierung. Schluß Vi6Uhr.

TageSueuigkeiteu.

Ei« Erlaß des prenß. KriegSrniuisters.

Berlin, 24. Jan. Einen Schritt zur Wiederherstellung militärischer Zucht und Sitte bedeutet der Erlaß des neuen Krtegsministers. Oberst Reinhardt, der zu- rächst mit den allerärgsten Auewüchsrn der militärischen Anarchie aufzuräumen sucht. Wenn hier als .Nächstnotwen- diges" das Tra en einheitlicher Uniform, die Veredelung der Haltung aus der Straße. dieUebung de, gegenseitigen Grußes, dre Wiederaufnahme de» Ausbildungsdienstes, die Hebung der Pflege der Pferde, der Waffen und des Hee- resgeräies und die Ausschaltung der Politik au« dem milttä Ischen Dlerrstbrtrteb ausgesührt werden, jo gibt diese Zusammenstellung von einfachsten Selbstverständlichkeiten wohl ein Bild der Zustände, die die R oolution im deut­schen Heere, dem vor kurzem noch bewunderten Vorbild der Welt, heraufgrführt Hai. Die praktischen Verfügungen die im Geiste dieses Erlöstes getroffen werden, bedeuten gewiß einen Fortschritt gegenüber dem Jammer der augen­blicklichen Verhältnisse: die Ausübung der Kommandoge­walt wird dem preuß. Kriegsmtntster übcrtragen, bei allen höheren Verbänden Über die militärischen Führer über die Besehlsgewalt au« und die Soldatenräte find nicht befugt, Führer selbst abzusetzen oder auszuschalten oder sonstwie bei «in militärischen Befehlen mitzuwirken. Grundsätzlich aber wird an dem System d.r Soldatenräte seftgeyalten, sie erhalten iu oller Form das Recht, ja die Pflicht, Ver­trauens- oder Mißtrauenskundgebungen über ihre Führer an die nächsthöhere Dienststelle zu richten, sie können bei ihr die Absetzung ihrer Führer brantra"en und bei Nicht- befoloung des Antrags Berufung etnlegen; Achselstücke und Treffen sollen Wegfällen, außer Dienst darf auch non Offizieren keine Waffe getragen werden, an Stelle des .einseitigen Grußzwmgs" tritt die gegenseitig- Grußpflicht. .Niemand darf ln Hader und Haß verfallen, unsere Wehr­haftigkeit kann nur gesunden, wenn wir auf dem Wege der Arbeit und der Pflichtersüllunz uns die Bruderhände rei­chen". schließt der Erlaß de« Krtegsministers. Uns will scheinen, daß die praktischen Dorschliften, die er hierfür gibt, dem rühmend anerkannten .bewährten Pflichtgefühl der Ojfiziere" abermal» außerordentliche weitgehende Selbstver­leugnung zumvtet. Wenn sein Appell dennoch den von ihm erhofften Erfolg haben wird, so kann das wohl nur in der Erwartung und Zuversicht geschehen, daß die hiermit erlassenen Brrsügungen lediglich die allererst«n Schritte auf dem Wege zu einer neuen Reorganisation d«, deutschen Heereswesens bedeuten.

Abflauen des oberfchlefifche» Streiks.

Beulhen, 24. Jan. Nach achttägiger Arbeitsuche ist heute ein Abflauen des Streike» festzustellen. Während sich gestern von 64 Gruben noch 37 im Ausstand besandeu, ist heute die Zahl der Am ständigen merklich zurückgegan- gen. Bei einzelnen Gruben beträgt di« Zahl der Ar betten­den 3050°/o und die Zahl der Ausständigen heute 15 000 gegen 30 000 gestern.

Pole» «nd Tscheche».

Breslau, 24 Jan. Dle Pressestelle des Bolksrats zu Breslau (Zentralrot für die Provinz Schlesier) teilt lt. ,D. Allg. Ztg." mit. Oderberg sei nach h sichern Kampfe mit den Polen von den tschechischen Truppen genom­men worden.

Berlin, 24. Jan. Der Grenzschutz für die Ottmark wird in Frankfurt a. d. Oder zusamm ngestellt. Testkw und heute sind Trupps für die Freiwilltgenregimenter dort­hin abgegangen. Die Stimmung der Soldaten wird als gut bezeichnet. _

Rücktritt des Generals vo» Winterfeld?

Berlin, 24. Jan. In der heutigen Vollsitzung der Waffenstillstandskommisston in Spaa kündigte General von Winterseld an, daß er von seinem Posten als Vorsitzender der deutschen Waffenstillstandükommisfion zulücklrete. Den Anlaß gab eine Mitteilung des Marjchalls Fach, welche vom General Nudant verlesen w irde. Fach erklär e darin, daß der Abschnitt östlich von Straßburg aus