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Württembergs befindlichen britischen Unterthanen zu erheben.

Die Ortspolizeibehörden haben die hienach er­forderlichen Erhebungen auf 5. April d. I. anzu­stellen und das Ergebnis alsbald an das Oberamt zu berichten. ,

Fehlanzeigen sind nicht zu erstatten.

C-lw, den 31. März 1891.

K. Oberamt.

Amtm. Be risch.

Pie Ortsvorstehtt

werdest angewiesen, die Sportelverzeichnisse auf 31. d. M. abzuschließen und im Auszug eventuell unter Anschluß der Sportelgelder alsbald einzusenden. Calw, den 31. März 1891.

K. Oberamt. Amtmann Bertsch.

betreffend das Erlöschen der Maul- «nd Klauenseuche.

Die Maul- und Klauenseuche unter dem Rind­vieh in Agenbach und Stammheim ist als er­loschen zu betrachten.

Calw, den 31. März 1891.

K. Oberamt. Amtmann Bertsch.

Tages Neuigkeit.

* Calw, 28. März. Wie alljährlich brachte der Kirchengesangverein auch am gestrigen Karfreitag dieMatthäuspassion" von I. Seb. Bach in der ev. Stadtkirche zur Aufführung. Einzig in ihrer Art, ist diese herrliche und wundervolle Kom­position in der Tiefe musikalischer Gedanken und in der farbenreichen Gestalt der angewendeten Mittel unübertroffen. Aeußerst geschickt hat Bach jedes ein­zelne Ereignis und jede einzelne Person in der Leidens­geschichte musikalisch gestaltet und der Zuhörer glaubt sich in die Wirklichkeit versetzt, wenn er das mit be­wunderungswürdiger Kunst aufgebaute Kunstwerk vor seinen Augen sich abrollen sieht. Das ganze Er­lösungswerk tritt so lebhaft vor unser geistiges Auge, daß man den Eindruck des innersten Ergriffenwerdens unwillkürlich in sich aufnehmen muß. Eine Weltge­schichte im kleinen spiegelt sich wieder in der Leidens­geschichte unseres Heilandes. Wir sehen hier die wankelmütige, unruhig hin- und herwogende, fanatische Volksmasse, den falschen Verräter Judas, die haß­erfüllten und verblendeten Hohepriester, den kalten und berechnenden Staatsmann Pilatus, den bußfertigen Schächer, die rohen Kriegsknechte, vor allem aber Christus, wie er unbekümmert um die teuflische Bos­heit menschlicher Gegner in göttlicher Ruhe und himm­lischer Majestät vor seinen Richtern steht und seine ihm bestimmte göttliche Aufgabe erfüllt. Unvergleich­lich schöne Stellen finden wir in diesem großartigen Tongemälde, so schön, daß sie von selbst dem Zu­hörer unvergeßlich bleiben. Es gehört ein großer Mut dazu, ein solch umfangreiches Werk durch einen kleinen Verein aufführen zu lassen und daß hiebei nicht alles tadellos vorgetragen werden kann, versteht sich von selbst; wir können übrigens von der gestrigen Aufführung berichten, daß dieselbe die Freunde kirch­licher Musik sehr befriedigte. Unter den Chören war neu' der EingangKommt, ihr Töchter, helft mir klagen", ein verschlungenes Stimmengewebe zweier Chöre und des doppelten Orchesters, beherrscht durch den eingefügten ChoralO Lamm Gottes unschuldig." Der Chor machte einen überwältigenden Eindruck. Auch die übrigen Chöre, besonders der Schlußsatz Wir setzen uns mit Thränen nieder" und die einge­legten Choräle waren von sehr guter Wirkung. Die schwere und anstrengende Partie des Evangelisten hatte Konzertsänger I. G. Weiß aus Stuttgart über­nommen. Der Sänger verfügt über eine starke, an­sprechende und klangvolle Stimme, der Vortrag war natürlich und abgerundet, die Auffassung dem Text entsprechend, die ganze Leistung der wärmsten Aner­kennung wert. Ebenso befriedigte uns Hr. C. Isen­ke rg, welcher die Worte des Herrn sang und seiner nicht geringen Aufgabe aufs beste gerecht wurde. Frau Helfer Eytel trug mit angenehmer, empfindungs­voller Altstimme einige Recitative vor, von denen wir hauptsächlich die flehentliche StimmeErbarm' es Gott!" als sehr ansprechend hervorheben möchten. Die Violinenbegleitung hatte Hr. Musikdirektor Speidel mit Schülern und Hr. G. Baumann übernommen und die heikle und schwierige Aufgabe mit richtigem Verständnis und großer Fettigkeit wiedergegeben. Die Orgelbegleitung lag in den bewährten Händen des Hrn. Organisten Vinqon, der sich wiederum als einen vorzüglichen Meister im Orgelspiel bekundete und

zum Gelingen des Ganzen wesentlichst beigetragen hat. Besonderen Dank aber hat sich der verdienst­volle Leiter des Kirchengesangvereins erworben, indem er mit größtem Fleiß und Umsicht die Einübung der Passionsmusik auf sich genommen und die Aufführung tzeizkelben möglich gemacht hat.

Z Agenbach. Am letzten Samstag, den 28. ds. Mts. wurde dahier durch das K. Oberamt unter Anwesenheit der bürgerl. Collegien die Amts- einsetzung und Verpflichtung des neuernannten Schultheiß ChristophWursterin feierlicher Weise vorgenommen. Gleichzeitig fand von seiten der Vor­gesetzten Behörde, wie durch die Gemeindevertretung die Verabschiedung des bisherigen, wegen vorge­rückten Alters in den Ruhestand zurücktretenden Orts­vorstehers der Gemeinde, Schultheiß Fr. Frey, in ansprechender und würdiger Form statt: Herr Ober­amtmann Supper sprach dem aus dem Amte Scheidenden seine volle Anerkennung aus für die Treue und Gewissenhaftigkeit, womit derselbe bis ins hohe Alter seines Amtes gewartet habe. Im Namen der Bürgerschaft bezeugte sodann der neuernannte Schultheiß dem Abgehenden den herzlichsten Dank für alles, was derselbe im Laufe seinerbeinahe 40jährigen Amtsthätigkeit zur Wohlfahrt der Gemeinde gewirkt habe, und überreichte diesem hierauf gemeinschaftl. mit dem ältesten Gemeinderatsmitgliede als Ehren­gabe der dankbaren Gemeinde ein ansehnliches Geldgeschenk unter dem aufrichtigen Wunsche, es möchte dem nunmehr in den wohlverdienten Ruhestand Uebergehenden durch Gottes Gnade noch ein schöner, freundlicher Lebensabend beschieden sein!

Am letzten Montag gelang es Jagdpächter Volz von Breitenberg bei der Weikenmühle im Teinachthal ein Prachtexemplar von einem Fischotter zu erlegen.

Stuttgart, 28. März. Gestern abend 5 Uhr wurde auf dem Pragfriedhof der so plötzlich dahingeschiedene Baurat Aug. Rheinhard unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung zur letzten Ruhe bestattet. Palmblätter, Kränze und Blumen schmückten den Sarg, welcher in der Friedhofkapelle aufgebahrt war. Der Trauerfeier wohnte der Herr Staats­minister der Finanzen Dr. v. Renner mit den höchsten Beamten des Departements, namentlich der Forst- und Domänendirektion, denen der Verstorbene als Kollegialmitglied angehött hatte, die obersten Techniker des Eisenbahnbauamts und der Eisenbahnbetriebs­inspektion, Präsident v. Bätzner und andere Beamte des Min steriums des Innern, die Mitglieder der Hof- und städt. Bauämter, des Vereins für Baukunde u. s. w. an. Hofprediger Dr. Braun sprach ein Ge­bet, worauf Direktor v. Dorrer mit ehrenden Worten der Erinnerung einen Lorbeerkranz auf den Sarg niederlegte. Oberbaurat v. Hänel legte namens des Vereins für Baukunde einen Kranz auf den Sarg, indem er insbesondere rühmte, wie dem Verstorbenen die Hebung des technischen Standes am Herzen ge­legen und die höchsten Ideale ihn bewegt hätten. Oberstlieut. Frhr. v. Moltke widmete namens des Schwarzwaldvereins, dessen eifrigstes Mitglied Rhein­hard gewesen einen Kranz.

Stuttgart, 27. März. (Manöver-Be­stimmungen.) Das Generalkommando hat die Befehle für die Manöverbestimmungen des XIII. (Kgl. württ.) Armeekorps erlassen. Es werden dieses Jahr keine Corpsmanöver, sondern nur Manöver innerhalb der Divisionen stattsinden und zwar ist das Manöverterrain für die 26. Division in der Richtung Rottenburg-Freuden st adt-Nagold-Calw- Weil d. Stadt bestimmt worden. Die 27. Divi­sion manövrirt der bayrischen Grenze entlang zwischen Ulm und dem Bodensee. Die näheren Bestimmungen über Cantonnements und Manöverbilder haben die Divisionen zu treffen, welche auch den Tag des Manöverbeamns festsetzen. Voraussichtlich rücken die Truppenteile dieses Jahr aber nicht vor dem 2. Sep­tember in das Manövergelände ab. Die Brigade- und Regiments-Exerzitien werden überall in den Garnisonen abgehalten.

Stuttgart, 30. März. Bezüglich des Kaiser Wilhelm-Denkmals für Stuttgart ist ein wichtiger Schritt geschehen. Die Zeit für die Preis-Concurrenz ist abgelaufen und die Entwürfe müssen bis Mittwoch eingeliefert sein. Sie werden in den vorderen Sälen des Königsbaus aufgestellt werden. Das Preisgericht tritt nächste Woche zusammen.

Balingen, 26. März. (Hundesteuer.) Die hiesigen Hundebesitzer sind gewiß erfreut über den dieser Tage gefaßten Beschluß beider Gemeinde­kollegien, die voriges Jahr auf 13 ^ erhöhte Hunde­steuer wieder auf 8 ^ festzusetzen.

Pforzheim, 31. März. Gestern, Oster­montag, kurz nach 1 Uhr, brach im hiesigen Rat­haus ein Schadenfeuer aus, welches trotz der raschen

Hilfe durch unsere Feuerwehr, begünstigt durch den heftigen Westwind, das Innere des Gebäudes bis zum ersten Stockwerk zerstörte. Bücher, Inventar- und Aktenstücke wurden gerettet.

Am Osterfest brach in Karlsruhe ein Brand aus, wobei 2 Dienstmädchen in ihren Dach­kammern erstickten und verbrannten, 3 Feuerwehrleute find durch den Bruch einer Leiter nicht unerheblich, verletzt worden.

München, 28. März. Die Schauspielerin- am hiesigen Königl. Hoftheater, Anna Hageinan, geschiedene Frau Trapp), Braut des Hofschauspielers- Bonn, schoß sich gestern nachmittag in der Königin­straße mittelst eines Revolvers ins Herz, laut Ab­schiedsbriefwegen Lebensüberdrusses".

Friedrichsruh, 31.März. AndemFackel- zug des Hamburger Reichstagswahlverein zu Ehreir des Fürsten Bismarck werden über 3000 Per­sonen teilnehmen. Adolf Woermann wird namens des Vorstandes dem Fürsten die Glückwünsche aus­sprechen. Die Grafen Herbert und Wilhelm Bismarck weilen bereits hier. Soeben traf auch die Schwester Bismarcks, die Gräfin Arnim ein.

Ueber das Programm für den Besuch des Kaisers in England wird aus London geschrieben: Der Kaiser wird seinen diesjährigen Besuch in Eng­land nicht auf die Insel Cowes und die dortige Sommerresidenz der Königin, Osborne-House be­schränken, sondern sich auch in der Hauptstadt zu- einem achttägigen Aufenthalt einfinden. Den bis­herigen Arrangements zufolge ist die Ankunft auf den 29. Juni festgesetzt; der Kaiser wird im Bucking­ham-Palast absteigen, wo die Räumlichkeiten in vollein. Maße ausreichen, während in Osborne das kaiserliche Gefolge teils in die umliegenden Privathäuser ein­quartiert, teils auf derHohenzollern" untergebracht werden muß. Von offiziellen Festen sind bis jetzt ein Hofball und ein Hofconcert, sowie ein Ball, den Lady Salisbury in den stattlichen Empfangsräumen des Foreige Office geben wird, festgesetzt.

Die Kaiserin Friedrich wird am 15.. April im Schlosse von Homburg v. d. H. eintreffen und dort ihren Sommeraufenthalt nehmen.

Sofia, 28. März. Gestern abend 7°/< Uhr feuerte ein Individuum drei Revolverschüsse auf die Minister Stambulo ff und Beltschoff ab.. Letzterer wurde sofort getötet.

Das Dunkel, das über der Mordthat schwebt, konnte noch nicht gelichtet werden. Man hat an 250 Verhaftungen vorgenommen, unter den Verhafteten, befinden sich mehrere Offiziere und verschiedene An­hänger der Russenpartei; die Mörder sind aber, wie ausdrücklich aus Sofia berichtet wird, noch nicht ent­deckt. Daraus, daß sie entkommen sind, wird ge­schlossen, daß sie wohl im Offiziersstand zu suchen sind. Darüber ist Alles einig, daß das Attentat dem Ministerpräsidenten Stambuloff gegolten hat, er selbst hat sich dahin ausgesprochen.

New york, 26. März. Nach einer Meldung, desHerald" aus Chicago greift die Influenza in größerem Umfange um sich; die Todesfälle hätten sich bis 160 täglich gemehrt, zahlreiche Aerzte seien, erkrankt. Aus Pittsburg werden 10 000 Erkrankungs­fälle und aus Cleveland in Ohio 2000 gemeldet.. 160 Newyorker Polizeiagenten sind erkrankt.

Lebensversicherungs- und Ersparnis- Bank in Stuttgart. Seit Bestehen der Bank wurden bis Ende 1890: 52 Millionen Mark an Versicherungssumme und 27'/« Millionen Mark an Dividenden an die Versicherten aus­bezahlt. Im Jahre 1891 kommen 2,544,274.29. als Dividende zur Rückvergütung. Nach Plan ^11, der erst im Jahre 1887 eingefühtt. wurde, konnten im Jahre 1888: 37°/», 1889: 38°/«, 1890: 39°/« und 1891: 40°/« der einfachen Todes­fallprämie als Dividende verteilt werden. Nach Plan L ist seit dem Einführungsjahr 1882 eine jährlich um 3°/« steigende Dividende verteilt worden. Der Versicherungsstand ist derzeit, rund 330 Millionen Mar^k. Die Sterblich­keit läßt sich im laufenden Jahre sehr günstig an, bis Ende Februar waren 238,100 Sterbefälle weniger angemeldet, als in derselben Zeit des Vor­jahres.

Zeder empfiehlt. Stammheim OA. Calw. Ich bestätige gerne der Wahrheit gemäß, daß ich die Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillen (ä Schachtel. 1 in den Apotheken) gegen Verstopfung, Magenbe­schwerden, Gicht und Kopfschwindel mit dem allerbesten Erfolge gebrauchte, weßhalb ich allen Leidenden diese Pillen zum Gebrauch empfehle. Johannes Strienz, Schreiner. (Unterschrift beglaubigt). Man sei stet» vorsichtig, auch die ächten Apotheker Aichard Brandt's Schweizerpillen mit dem weiße« Kreuz in rotem Felde und keine Nachahmung zu empfangen. .Die auf jeder Schachtel auch quantitativ angegebenen Bestandteile find:: Silge, Moschusgarbe, Aloe, Absynth. Bitterklee, Gentian."'

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