tzu verhandeln. Daß' erster« konnte ihm nicht verwehrt werden. das Verhandeln mit den .Schülerinnen" ließ der Di- rektor nicht zu.
S. Urahne. Großmutter. Mutter und Kind! Der Vorsitzende de« Arbeiter- und Soldatenrates des 3. Armeekorps berichtet: Tin" 'gewisser Herr Gebhard in Berlin hat es zuwege gebracht, sHxganze Berwsndtschast in Stel- len um sich herum utNrrznbringen. Es finden sich unter den Angestellten jetzt sein Schwager, sein Onkel, seine Tante, eine Cousine und sein Vetter. In anderen Restarts der Regierung arbeiten, Vater, Mutter und Sohn Kautsdy, Der Zehngebote Hoffmann hat in seiner Eigenschalt als preußischer Kultminister den Russen Futran über Nacht naturalisiert und ihn zum Ministerialdirektor im preußifchen Kultministerium gemacht! Ja, ja, im Osten glänzt das Morgenrot der neuen Zeit. Zum Pressechef im Ministerium sür Volksbildung ist ein Herr Surndt ernannt worden. Dieser hat von der Presse und ihrem Wesen keinen blauen Dunst, aber er ist freireligiös, bezw. konfessionslos, und das genügt dem Herrn .Minister" Hossmann.
In seinen weiteren Ausführungen verweist Andre aus die massenhafte Verschleuderung von Heeresgut. die Ber- Wüstung des Geld- und Kapitalmarkts und bemerkt zum Schluß:
Während aus der einen Sette die Vernichtung aller Werte im Schnellzugstempo vor sich geht, hat die Revolu- tion aus der andern Sette bewirkt, daß Millionen Menschen meinen, im neuen Deutschland brauche man weniger zu arbeiten, wie im alten. Auch in Stuttgart und Württemberg gibt es Kreise, die dieser Auffassung sind. Selbst die Frauen, die im .Nationalen Frauendienst' in Stut- gart, mit Notstandsarbeiten beschäftigt werden, verlangen, daß sie bloß 5 Stunden im Tag arbeiten, aber den vollen Arbeitstag bezahlt bekommen. Die Franen sagen sich: wenn in den Ministerien nur 5 Stunden gearbeitet wird und einzelne Minister währrnd ihrer Bureauzeiten es oor- ziehrn, Wahlorrsammmlungen abzuhalten, brauchen sie auch nicht mehr wie 5 Stunden zu arbeiten. Weit sie das verlangen. wird es gemacht. So grht es durch alle Rubriken hindurch. Des Resultat einer solchen Wirtschaft kann nur sein: Staatsbankerott und wirtschaftlicher Zusammenbruch! Deshalb ist es Ausgabe aller Wähler und Wählerinnen, mit der sozialdemokratischen Regiererei Schluß zu machen. Wir brauchen eine feste Regierung, die nach oben wie nach unten unabhängig dasteht, und die den Mut hat. in die einzelnen Wespennester hineinzugreifen und die Kreise zur Verantwortung zu ziehen, die mit den Staatsgcldern Schindluder getrieben habm!
Tagesneuigkeiteu.
Der Streik i» Oberschlefirv.
Oppeln, 3l. Dez. WTB. Wie der Berg, und Hüttenmännische Verein uns mittellt, hat der Streik tn Ober- schlesien bolschewistische Formen angenommen. Am Sonn- tagschacht bei O zogow üderfi len streikende Bergleute am Samstag die Betriebsstelle der gräflich Schaffgotschen Bergwerk-orrwaltung und suchten sich des Direktors Flach, des Betriebrleiters Lprenz und ,eines Steigers zu bemächtigen und sie zu zwingen, die gestellten Lohnforderungen zu de- willigen. Dabri wurden sämtliche Beamte schwer miß- handelt und nicht unerheblich verletzt. Der Lehrer Rei- «ann. der mit einem Bergmann zusammen einen Beamten retten wollte, wurde ebenfalls schwer mißhandelt, während der Bergmann durch Zertrümmerung des Schädels getötei wurde. Da aus jagten di: Streikenden die Beamten von den Anlagen. Der Direktor und der Bergv.rwalter nahmen
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vorläufig in Beulhen Wohnung. Aus der Friedensgrube kam es am Samstag zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den Streikenden und dem Betriebsdirektor Busch, der mit den Bergleuten verhandelte. Er wurde sestgenom- men und gezwungen, seine Unterschrift unter die Bedingungen der B.rgleute zu setzen. Di- Verwaltungen der oberschlest chen Gruben sind fest entschlossen, die Betriebe einzustellen, wenn die Bergleute nicht innerhalb 2 Tage die Arbeit wieder vollständig ausgenommen haben, da nur noch Kohle für etwa 2 Tags vorhanden ist. um die Was- serhaltungLmafchinen im Betrieb zu erhalten. Zum Schutze der Werke trafen starke Truppenadteilungen in einzelnen Orten ein. Bei den gestrigen Zusammenstößen zwischen Militär und Streikenden, wurde in Lipine ein Arbeiter gelötet und 2 schwer verletzt In Antonienhütte übrrstfien Streikende verschiedene Schuh- und Kleidergeschäfte, de e» Vorräte sie plünderten. Nachts wurde in der katholischen Kirche Schömberg eingebrochen und das Tabernakel zerstört.
Der Verband gegen die A. - nnd S - Räte.
Frankfurt, 30. Dez »Homme libre" berichtet Ken .Frankfurter Nachrichten" zulolge: Anarchistische Unruhen in der neutralen Zone haben zu neuen Berhandlun- gen der Alliierten geführt, die die militärische Sicherungs, drsatzung der neutralen Zone zum Ziele hatten. Die s o- fortige Aufhebung der sür die Unruher-B wegung vrrantwortlichenAr bester und Soldaten, räte in dem ganzen neutralen Gebiet wird die nächste Forderung der Alliierten sein.
»Homme ltbre" schreibt ferner: Im besetzten Gebiet find Sendboten der Berliner Bolschewisten festgenommen worden. Ihre Aburteilung ersÄgt durch die Kriegsgerichte der Alliierten. Wiederholen sich diese Vorkommnisse, so werdrcr die Alliierten die Auslieferung der Berliner Bolschewisten letter genau so verlangen, wie sie die Auslieferung Wilhelms von Holland fordern.
ReichSkouferenz deS Spartakusbundes.
Berlin. 30- Dez. Im Konferenzsaal des Abgeordnetenhauses findet heute dir Reiche Konferenz des Spartakusbundes statt. Es dürsten etwa 80—100 Vertreter anwrsrnk sein. Dr Meyer. ehemals .Vorwärts" Redakteur, er- öffnete die Versammlung mit einem kurzen Uebrrblick über die Ereignisse der letzten Woche. Ihm schließt sich das Referat De. Karl Liebknechts an. Nachdem eins Re- solution Liebknechts, unter Lösung der bisherigen organisatorischen Beziehungen zu den anderen Parteien, eine neue Partei mit dem Namen .Kommunistische Arbeiterpartei Deutschland s„ Spartakus- bund" einstimmig angenommen ist. ereignet sich die große Hebe raschung der Konferenz Der Vorsitzende erhebt sich und erklärt, daß er zu seiner großen Freude Mitteilen könne. >atz in der heutigen Sitzung Mitglieder des russischen Soojets anwesend seien. Genosse Radek werde sich erlauben, die Versammlung im Nennen des russ-schen Soojets zu begrüßen. Es erhebt sich Raded. ein kleiner, schwächlicher Mensch, in russischer Soldaienunisorm, und richtete an ie Versammlung eine Ansprache.
Radek sübrle aus, er überbringe dem Kongreß die Grüße des Zentraloollzugsausschusies Rußlands. Die gegenwärtige Regierung yade zwar die beiden mit Brot beladenen ^üge der russischen Arbeiter zurückgrwirsen, die als Symbol eües ständigen regen Warenaustausches die Grüße der russischen Brüder überdüngen wollte. Trotzdem sei dar russische Volk auch ferner bereit, das wenige, was es besäße, mit dem deutschen Proletori«! zu teilen. Die Entente werde ihre Truppen wohl kaum nach Rußland entsenden ; denn aus dem Boden der Revolution würden ihre Truppen wohl auch deren Geist einatmen. Jedenfalls sei das russische Volk bereit, seine Frecheit bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. In dem Augenblick wo der Spartakusbund zur Macht gelangen würde, würde sich der Ring der Völker schließen, und man könnte schon jetzt den
Oer Traum in Fein-erlan-.
Xo«an von JustuS Schoenthal.
LSI (Nachdruck verboten.)
> »Langweil«": Sie mich nicht mit so törichten Versuchen! Der S tticr in nun einmal gefalle!,. Reden wir liebe,' von Ihrer Zukunft! Sie sehen, daß ich trotz
meiner Beweise-er packte die Schriftstücke wieder
ssrgsam in die Brieftasche-Sie nicht habe verhaften
lassen, sondern selbst gekommen bin. Das hat seine Gründe. — Gründe schwerwiegender Natur, die Ihnen kaum unbekannt sein werden."
Longford nickte halb gedankenlos. Er war sehr unzufrieden mit sich selbst. Damit batte er ja gerechnet, daß er verhaftet würde, und auch sür diesen Fall noch einen -Trumpf in der Hand behalten. Aber einfacher wäre es koch wohl gewesen, sich nicht in so kläglicher Weise überrumpeln zu lassen. Als das Stichwort fehlte, war er plump und dumm aus der Rolle gefallen Er mußte noch einen Versuch wagen. War der Minister erst wankend in seiner Ansicht geworden, so "fand er leichter Zeit, zur .Flucht zu rüsten.
„Exzellenz, darf ich mir eine Frage erlauben? Wer j spielte Ihnen diesen letzten Brief in "die Hand, den ich meines Willens schon vor mehreren Tagen schrieb?"
»Den Brief spielte ich mir selbst in die Hand. Nachdem ich mich von dein gefährlichen Inhalt des ersten Briefes überzeugt batte, den mir die Dame mit der Anzeige in Abschrift übersandte, brauchte ich weitere Beweise: Holland hat Ihretwegen 48 Stunden lang keine Polt erhalten, dis wir endlich einen Brief von Ihnen nach Rotterdam gefunden hatten . . . Nun, und da hatte ich ja, wonach ich suchte."
„Und Sie glauben im Ernst nicht an die Hinterlassenschaft des Walther Troor,, glauben wirklich, daß diese Geldsummen nur Maske für militärische Geheimnisse sind?"
„Das glaube ich nicht, das weiß ich!" sagte der Minister unentwegt.
Longford trat an den Schreibtisch und zog eine Schublade.
»Und Exzellenz werden nicht wankend, wenn ich jetzt zu meiner Rechtfertigung das Schreiben des Anwalts vorlege, den ich mit Ermittlungen in dieser Nachlaßsache betraute? Exzellenz können sich ja augcnblickZ durch den Feinsprecher mit Attorney Burnham in Verbindung setzen."
Der Minister fuhr zurück, als habe ihn ein giftiges Insekt berührt.
»Burnham haben Sie in dieser Sache beauftragt, den berüchtigsten Anwalt von ganz London, einen Mann, der selbst in der mittleren und unteren bürgerlichen Gesellschaft unmöglich ist? Das haben Sie sich fein ausgedacht. Sie wissen sicher, daß ich bei diesem üblen Herrn keine Erhebungen pflegen werde."
„Mir ist der Mann empfohlen worden . . . Aber wenn Exzellenz ihn so unangenehm finden, waS mir nach persönlicher Rücksprache mit dem Herrn nicht imbegreiflich erscheint, genügt vielleicht der Einblick in die'eS Schreiben."
Er reichte dem Minister einen Halbbogen hinüber, der die Firma des Anwalts am Kopfe trug. Der Minister las:
»Herrn Hauptmann Longford, hier.-In der Nach
laßsache. Waltber Drooy bestätige ich Ihnen den mir mündlich erteilten Auftrag zwecks Anstellung von Nachforschungen. Vor Beginn meiner Mühewaltung in dieser Angelegenheit erbitte ich Einsendung eines Kostenvor- schufses von 10 Pfund. In aufrichtiger Ergebenheit Burnham." Wortlos gab er den Brief zurück.
Longford fragte zögernd:
»Exzellenz glauben mir nicht?"
. „Ich glaube Ihrem vorhin abgelegten Geständnis und — meinen Augen. Also, geben Sie sich weiter keine Mühe. Ich will ja anerkennen, daß Sie alles ausgcL zeichnet vorbereitet haben. Aber die beiden Briefe sprechen doch überzeugend gegen Sie, wenigstens in meinen Augen."
„Also gut, Exzellenz, nehmen wir einmal an, ich sei ein Deutscher, ein Spion. Dann wäre dies ein Zusammen
treffen ohne amtlichen Charakter. Exzellenz wären nicht mein Vorgesetzter, sondern für diesen Augenblick mein Gast. Darf ich Exzellenz ietzt eine Zigarre anbieten oder einen kleinen Likör, eine Erfrischung?"
Die dunklen Augen suchten vergeblich in Longfords unbeweglichem Gesicht zu lesen.
„Ihre Unbekümmertheit ist stauneuerregend. Wirklich staunenerregend. Es wäre mir in der Tat von Wert zu erfahren, was Sie getan hätten, wenn ich nun nicht selbst gekommen wäre, sondern die Angelegenheit einfach den Strafbehörden zur weiteren Behandlung übergeben Hütte."
„Ich habe seit Tagen damit gerechnet", erwiderte der junge Offizier einfach. „Gerade als mir Ihre Karte überbracht wurde, habe ich ein kleines Briefchen in den Papierkorb geworfen." . i
„Noch einen vorbereiteten Brief?" entschlüpfte es in, widerwillig anerkennendem Tone dem Herrn des Kriegsamts.
„Gewiß! Noch einen vorbereiteten Brief, Er wäre, an Eure Exzellenz gerichtet gewesen und hätte lediglich die! Worte enthalten: „Exzellenz, zur Vermeidung eines un- ^ geheuerlichen Skandals spreche ich die Bitte aus, schleunigst : in Freiheit gesetzt und von Eurer Exzellenz unter vier ' Augen empfangen zu weiden." «
»Sehr gut! Sehr gut! Und was hätten Eiö in dieser: Unterredung von mir gefordert?" . !<
»Ich hätte Euer Exzellenz auseinandergesetzt, daß ein - j Gerichtsverfahren gegen mich geradezu Wahnwitz sei. Das il klügste und beste für Eure Exzellenz wäre, mir zur Flucht:« nach Holland sozusagen freies Geleit zu verschaffen. Ob' ich nun erschossen würde oder als untauglicher Krüppel in Deutschland meine Offizierspension verzehrte^ könne der britischen Sache gleichgültig, ja, das letztere müßte ihr aus tausend Gründen lieber sein. Und hier würde kein Hahn danach krähen, wenn der plötzlich aufgetauchte Herr Longford ebenso plötzlich wieder verschwände."
„Sicher nicht!" stimmte die Exzellenz grollend bei. „Aber es würde auch kein Hahn danach krähen, wenn b« plötzlich aufgetauchte Herr Longford eines Morgens m seinem Bett »noersehens tot aufgefunden würde."
(Kortfetzung folgt.»