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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw
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Erscheint Di en s t a g , Donnerstag und SamStug. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Samstag, den 7. Mär; 1891.
AbonnementSpretS vierteljährlich in der Stadt BO Pfg. and 2 o Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst 1» ganz Württemberg Mk. 1. 3b.
Amtliche Bekanntmachungen.
Amtliche Kelranvlmachiirlg,
betreffend das Erlöschen der Maul- nnd Klauenseuche.
Unter den Rindviehständen m den Gemeinden Liebelsberg, OLerkollbach, Stammheim und Hornberg ist die Maul- und Klauenseuche als erloschen zu betrachten.
Calw, den 5. März 1891. ,
K. Oberanit.
Amtmann Bert sch.
Amtliche Keklumtmachlmg,
betreffs«- Maßregel« zur Bekämpfung
der Maul- und Klauenseuche.
Nach Mitteilung der K. Oberämter Neuenbürg und Nagold sind die für diese Bezirke verfügte Verbote des Hausierhandels mit Rindvieh, Schafen und Schweinen, sowie des Durchtreibens von Schweineheerden durch dieselben — wieder aufgehoben worden.
Calw, den 5. März 1891.
K. Oberamt.
Amtmann Bert sch.
Tages Neuigkeiten.
(Amtliches.) Se. König!. Majestät haben vermöge allerhöchster Entschließung vom 5. März das Ritterkreuz erster Klasse des Friedrichs- vrdens allergnädigst zu verleihen geruht dem Amtsrichter, tit. Landgerichtsrat Freiherrn v. Gült- ckingen in Stuttgart.
Se. Majestät haben ferner in Gnaden zu verleihen geruht: den Titel eines Präzeptors dem Kollaborator Bäuchle am Reallyceum in Calw.
Ludwigsburg, 2. März. Die Kunde von einem heute Nacht in unserer Stadt verübten Verbrechen durchläuft heute früh die Stadt. Das Dienstmädchen einer hiesigen Familie hat heute Nacht außerehelich Zwillinge geboren und sie mittelst Durchschneidens des Halses mit einem Messer ermordet.
Schnaitheim, 1. März. Als gestern abend ein hiesiger Arbeiter heimkam und seine Ziege füttern wollte, war der Stall voll Schneewasser und das Tier samt einer Schaar Hühner elendiglich ersoffen.
Hall, 3. März. In mehr als 2stündigem Vortrage sprach gestern Abend im Solbad auf Einladung des Museums und Gewerbevereins I)r. Frankel aus Weimar über den sozialistischen Roman des Amerikaners Bellamy. Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 auf das Jahr 1887 mit seinen einschmeichelnden uud verführerischen Vorspiegelungen des Zukunftsstaates. Aus seiner eigenen Schrift gegen Bellamy deckte dann der Redner das Haltlose und Ueber- schwengliche des Romans auf, dabei betonend, daß wir auf der einen Seite die Gefahren eiüer falschen Sozialreform nicht außer acht lassen dürfen, auf der andern Seite aber auch bemüht sein müssen, unter dem Volke die gesunden Anschauungen und Kenntnisse aus der Volkswirtschaftslehre zu verbreiten. Lebhafter Beifall folgte dem interessanten Vortrage.
Ulm, 2. März. Eine kuriose Geschichte hat sich hier beim 6. Regiment zugetragen. Bei diesem Regiment war als sogenannter „unsicherer Heeres- pslichtiger" ein Rekrut eingestellt, der sich durch seine Papiere als Martin G lo ge yus Schosdorf in Schlesien legitimierte. Der Rekrut desertierte, ein Steckbrief wurde hinter ihm erlassen und eines Tages wurde Martin Gloge wieder hier eingellefert. Aber —
o Ueberraschung! — der Eingelieferte war ein anderer als der Deserteur. Und nun kam es an den Tag, daß ein Strolch, der sich in den Besitz der Papiere Gloges gesetzt, unter diesem Namen hier eingestellt worden war. Diese Papiere benützte er nun, um als angeblicher Sohn, dem es hier gut gehe, von den Eltern Gloges Geld, das man beim Militär brauche, zu bekommen. Die Eltern sandten denn auch Finanzen und Wurstwaren; hierauf ging der „Unsichere" durch und ist bis jetzt nicht aufgefunden worden, während, wie oben bemerkt, infolge des Steckbriefes der eigentliche Gloge hieher eingeliefert wurde.
Ulm, 3. März. Eine originelle Wette kam dieser Tage zwischen einem Brauereibesitzer und einem Metzgermeister von Ulm zu stände. Letzterer war im Begriffe, von ersterem einen Ochsen zu kaufen, glaubte durch eine Wette, dahingehend, daß eine Kuh, die er schlachte, doch schwerer sei als der erwähnte Ochse, leichter zu dem Handelsabschluß zu gelangen. Selbstredend fiel die Wette zu Gunsten des Brauereibesitzers aus. Der Metzger aber hatte 100 Flaschen Wein gegen einen Nickel (10 >rZ) gewettet.
Straßburg, 3. März. lieber Däroulöde schreibt das „Straßburger Landblatt": „Wenn Herr Döroulöde eine Idee davon haben möchte, rvas ihm die Elsässer auf seinen Patriotismus geben, so möge er einmal das Elsaß besuchen, es könnte ihm von denselben, nicht von den deutschen, gar übel heimae- leuchtet werden! Wenn das all' sein marktschreierischer Patriotismus ist, ein paar Kränze und Fahnen zur Statue Straßburg zu schleifen, für das die Elsässer stets fort büßen müssen, so wäre es besser,' er hängte sich an der Statue auf! Auf diese letzte Dummheit würden sie ihm mehr halten, denn dann hätten sie vor diversen anderen endlich Ruhe. Daß er es fertig bringt, ernst genommen zu werden, das ist leider
1 k k 6 1 ^ Nachdruckverboten
WerfeHnrL.
Nach amerikanischem Motiv frei bearbeitet von A. Geisel.
(Fortsetzung.)
„Aber ich verstehe nicht," stammelte der Zwerg.
„Sie werden bald Alles verstehen — jetzt sagen Sie mir zuerst, was Sie von Katharina Rockwald wissen."
„Halt, Henry — nicht ein Wort, bevor wir nicht das Geld in den Händen haben," rief Frau Jenkins warnend.
„Sind Sie denn von Sinnen?" fragte der Advokat hastig; „das Geld ist Ihnen sicher genug und sobald Sie mir sagen, wo Katharina Rockwald sich gegenwärtig aufhält, zahle ich es Ihnen aus."
„Wo — sich — Katharina — Rockwald gegenwärtig — aufhält?" wiederholte Jevkms gedehnt.
„Nun freilich — machen Sie doch nicht so lange Umstände."
„O Sarah," stöhnte der Zwerg, „wir sind wieder die Geprellten — wir sollen nun einmal kein Glück haben."
Frau Sarah schluchzte bitterlich.
„Ich hab's ja immer gesagt," murmelte sie nach einer Weile ingrimmig. „Du hättest nicht so lange schweigen sollen — damals, als Lydia zu uns kam, hätte unser Weizen geblüht, aber Du wolltest mir nicht glauben und jetzt haben wir die Bescheerung."
„Und wenn ich's nochmals zu thun hätte, würde ich genau ebenso handeln," sagte der Zwerg, indem er sich in die Brust warf; „ich bin zwar nur ein Liliput, qber deßhalb heiß's bei mir doch, „ein Mann, ein Wort."
„Herr Jenkins," wandte der Advokat sich an den Zwerg, „erzählen Sie mir, was Sie wissen — es soll Ihr Schaden nicht sein."
„Gott lohn's Ihnen," nickte Jenkins, „vielleicht hilft's Ihnen doch auf die Spur." „Wir wollen's hoffen — also Sie kannten Katharina Rockwald?"
„Jawohl," nickte der Zwerg, während seine Gattin ein hörbares „leider" hervorstieß, „Vielleicht theilen Sie mir zusammenhängend mit, wie Sie Katharina kennen lernten," sagte Herr Wapping lebhaft, „ich vermag dann eher zu beurteilen, welchen Wert Ihre Kenntniß einzelner Umstände hat."
„Ach — die Erinnerungen sind für meine Frau und für mich ziemlich trübselig," äußerte der Zwerg, wehmütig seinen dicken Kopf schüttelnd; „wir sind in den letzten Jahren so sehr zurückgekommen, während damals, als Lydia zu uns kam —" „Aber Henry — der Herr weiß ja doch garnichts von Lydia!" fiel Frau Sarah dem Gatten verweisend ins Wort.
„Wenn ich beständig unterbrochen werde, kann ich nicht erzählen," brummte Jenkins; „laß mich nur machen — ich weiß schon, waS ich zu sagen habe."
18. Kapitel.
„Im Jahre 1859," begann Jenkins jetzt endlich seine Erzählung, „kamen wir zuerst nach Amerika, und zwar als Besitzer des weltberühmten „Lilliputaner-Hyppo- drom" und der „Fliegenden Trapez-Gesellschaft." Wir machten brillante Geschäfte, das Unternehmen war damals völlig neu und die Leute schlugen sich um die Plätze zu unseren Vorstellungen. Wir reisten mit etlichen Waggons von Ort zu Ort,' „meine Frau und eine Magd sorgten für die zehn Kleinen, welche die Lilliputaner- Gesellschaft bildeten, und ich darf wohl behaupten, daß es die Kinder bei uns gut hatten — bester als bei ihren leiblichen Eltern, die sie uns überlasten hatten. Im Sommer durchwanderten wir die Nordstaaten — im Winter zogen wir nach Süden, und wäre nicht später der Bürgerkrieg ausgebrochen, dann hätten wir heute unser Schäfchen im Trocknen.
Im Herbst des Jahres 1860 kamen wir nach Virginien, und nachdem wir hier in Richmond Vorstellungen gegeben hatten, hielten wir uns auch in den benachbarten Orten auf und erzielten überall volle Häuser.