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in Heilbronn
am
1. und
2. April d. I.,
in Hall
am
3. und
4. April d. I.,
in Ulm
am
7. und
8. April d. I.,
in Ravensburg
am
9. und 10. April d. I.,
in Reutlingen
am
13. und
14. April d. I.
Diejenigen Kandidaten, welche diese Prüfung erstehen wollen und sich nicht an den zur Zeit an den betreffenden Lehrwerkstätten im Gang befindlichen Lehrkursen beteiligen, haben ihr Gesuch um Zulassung' zu einer der erwähnten Prüfungen bei dem Ober- amt, in dessen Bezirk sich die betreffende Lehrwerkstätte befindet, spätestens drei Wochen vor dem festgesetzten betreffenden Prüfungstermin vorschriftsmäßig einzureichen.
Bedingung für die Zulassung ist der Nachweis der mit Erfolg bestandenen Lehrzeit im Schmiedhandwerk und einer zweijährigen Thätigkeit als Schmiedgeselle, wobei die Zeit der Beschäftigung im Hufbeschlag besonders angegeben sein muß. Die urkundlichen Nachweise hierüber, d. h. die von den Ortsbehörden beglaubigten Zeugnisse der betreffenden Meister sind mit dem Zulassungsgesuch vorzulegen.
Stuttgart, den 15. Februar 1891.
v. Ow.
Tages Ueuiykeiten.
* Calw, 28. Febr. Gestern abend hielt Kapitän W. Bade einen 2. Vortrag im Georgenäumssaale und zwar über seinen Aufenthalt bei den Eskimos. In lebendiger Schilderung führte der Redner die wiederum sehr zahlreich erschienenen Zuhörer im Geiste auf das arme Ost-Grönland, wo fast keine Vegetation zu treffen ist und wo ein Menschenschlag wohnt, der zu den kleinsten und beschränktesten Rassen gehört und langsam seinem Untergang entgegengeht. Es ist dort von einem Staatswesen keine Rede, nirgends findet man größere Niederlassungen; in vereinzelt stehenden Hütten wohnt der Polarmensch, zufrieden mit ThraN und Speck; einen weiteren Wunsch kennt er nicht. Der Aufenthalt in einer Eskimowohnung ist für den Europäer eine schwere Aufgabe. Die Ausdünstungen der Bewohner, der Thranlampe, der halbfaulen Nahrungsmittel und der in Gührung begriffenen Häute verpesten die Luft in dem Grade, daß es fast unmöglich wird, darin frei zu atmen. Das Leben der Eskimos ist eine beständige Kette von Gefahren und Entbehrungen. Der Redner gab nun ein höchst interessantes Bild von der Sprache, den Sitten, dem Familienleben und der Beschäftigung der Bewohner. Mit Geschicklichkeit verfertigen die Männer ihre Vogel- und Seehundspeere, ihre Harpunen und ihre Kajaks (Boote); die Frauen zeigen eine staunenswerte Fertigkeit in Handarbeiten und alle diese Dinge werden mit den denkbar ^primitivsten Gerätschaften angefertigt. Die Eskimofrau ist die Verkörperung des Fleißes und der Arbeit; fast alle ihre Zeit verwendet sie aus das Nähen, da die Bereitung der Mahlzeit, welche nur aus Seehunden besteht, kei
sehr wenig Zeremoniell; ihre Totenbestattung ist sehr einfach, das Andenken an die Verstorbenen pietätvoll. Der Vortrag wurde durch Vorführung vieler Gegenstände (Kostüme und Waffen) sehr veranschaulicht und belebt. Warmer Beifall belohnte den Redner für den schönen, unterhaltenden und belehrenden Abend.
* Calw, 2. März. Ein großes Brand- 'Unglück hat am Samstag nacht um 11 Uhr die Stadt betroffen. Schon seit lange wütete keine solch schreckliche Feuersbrunst hier wie diesmal. Lichterloh brannte schon das Wollmagazingebäude von Schill L Wagner als die ersten Alarmsignale in der Stadt ertönten, sofort war die Feuerwehr auf der Stelle, konnte aber wegen der herrschenden Hitze nicht gleich an das Haus herankommen und mußte ihre erste Aufgabe dahin richten, das schon von den Flammen ergriffene Comptoirgebäude samt den großen Warenvorräten zu retten, was denn auch mit größter Anstrengung gelang. Das Feuer griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß die Flammen in kürzester Zeit über den Kanal schlugen und die Gebäude von Fabrikant Lamparter und Gebrüder Wackenhuth ergriffen; auch diese mußten sofort für verloren angesehen werden und hatte die Feuerwehr alle Kräfteanzuspannen, um wenigstens den Feuerherd auf diesen Platz zu beschränken, was zum Glück gelang, denn wären auch noch die Fabrikgebäude und die Bierbrauerei von Haydt, welche aufs äußerste bedroht schienen, vom Feuer ergriffen worden, so hätte dasselbe eine Ausdehnung annehmen müssen, die nicht abzusehen gewesen wäre und namenloses Elend im Gefolge hätte bringen müssen. Mit unausgesetzter Thätigkeit arbeitete die hiesige und die zur Hilfe herbeigeeilten Feuerwehren von Hirsau, Alzenberg, Stammheim und später Althengstett um dem Feuer Einhalt zu thun. Gegen Morgen um 4 Uhr war die größte Gefahr beseitigt. Um 7 Uhr konnten die auswärtigen und der größere Teil der hiesigen Feuerwehr entlassen werden, sie hatte das Möglichste geleistet und ist aufs treuste ihrer Pflicht nachgekommen; auch viele Einwohner beteiligten sich am Wassertragen und Pumpen bei den Spritzen.
Vollständig abgebrannt sind das Wollmagazin und das Sortierhaus von Schill und Wagner, die Gebäude von Wackenhuth und Lamparter, im ganzen 6 Gebäude. Gerettet konnte fast gar nichts werden und einige Bewohner retteten nur das nackte Leben. Der Schaden an Wolle soll ca. 200,000 betragen, an Gebäuden und sonstigen Mobilien ungefähr 100,000 Ueber die Entstehungsursache verlautet, daß wahrscheinlich Brandstiftung oder Fahrlässigkeit vorliegt, da eine Selbstentzündung der Wolle bei gegenwärter Witterung wohl nicht anzunehmen ist. Ein Glück war es, daß während des Brandes Windstille herrschte, so daß die brennende Wolle nicht weithingetragen wurde, wodurch die ganze Stadt bedroht gewesen wäre. Auch die Häuser über der Jnselgasse mußten geräumt werden,
Die einzelnen Spritzen
lerne
Zeit wegnimmt. Gegen Fremde beachten die Eskimos^, da sie sehr gefährdet schienen.
Schaum auf den Lippen des Armen und es ward dem alten. Herrn zur Gewißheit, daß Matthias einen Blutsturz erlitten — die Kleider des Bewußtlosen starrten von
geronnenem Blut.-
Mit fast weiblicher Sorgfalt und Zartheit hob Wapping den Ohnmächtigen auf trug ihn in sein Zimmer, wo er ihn auf das Sopha legte und dann die Schläfe des Kranken mit kaltem Wasser benetzte.
Dank der Bemühungen des Advokaten schlug Matthias endlich die Augen auf und blickte verwirrt umher. Herr Wapping hatte inzwischen ein Glas starken Salzwassers gemischt, und es Matthias an die Lippen haltend, sagte er freundlich:
„Trinkt einen Schluck, Matthias — es ist Salzwasser und soll die Blutung stillen."
Matthias trank mechanisch, Herr Wapping betrachtete indeß kopfschüttelnd die Kleidung des Kranken und sagte endlich:
„Matthias — ich fürchte, Ihr seid sehr unvernünftig gewesen — in Euren Kleidern hängen dürre Blätter und Ranken — es sieht fast aus, als wäret Ihr durch Gestrüpp und Gebüsch gekrochen. Wo in aller Welt seid Ihr gewesen — der Blutsturz war sicher nur die Folge von Ueberanstrengung."
„Ich glaube selbst, daß ich mir den Tod geholt habe," stöhnte Matthias.
„Nun — ich werde gleich einen Arzt holen", sagte der Advokat, „und der wird sein Bestes für Euch thun."
Ach — keinen Arzt, Herr Wapping — um Gotteswillen keinen Arzt," flüsterte Matthias in Todesangst; „ich fühle mich schon viel bester — ich fürchte mich vor dem Arzt."
„Unsinn, Matthias — Ihr seid totkrank und müßt einen Arzt haben."
„Und doch kann ich mich nicht dazu entschließen — Herr Wapping, seien sie barmherzig — ich habe Gründe, welche mir verbieten, einen Arzt zu konsultieren."
„Ich kenne Eure Gründe, Matthias, aber dieselben sind nicht stichhaltig."
„O nein — Sie kennen dieselben nicht — ich müßte sterben, wenn dem so wäre," rief Matthias, den Advokaten entsetzt anstarrend.
waren zweckmäßig verteilt und konnten zielbewußt an ihre Aufgabe herantreten. An Wasser war kein Mangel, nur konnte man der brennenden Häuser wegen am Kanal nicht grä beikommen. Ein Hydrantenschacht am Mühlweg war eingefroren und mußte das Wasser den Berg herauf geleitet werden. Leider kamen auch einige Unglücksfälle vor. Ein junger bei den Löscharbeiten sich beteiligender Mann glitt auf Glatteis aus und brach den Fuß, ein anderer wurde durch herabstürzende Steine und Holz von einer Leiter geworfen, ein dritter verwundete sich schwer beim Einschlagen einer Fensterscheibe. Gestern war die rauchende Trümmerstätte von der halben Stadt und den benachbarten Orten besucht; mit der Wegschaffung der Trümmer wurde schon gestern begonnen ; noch jetzt hat die Glut nicht ihr Ende gefunden. Seit dem Walkmühlebrand im Jahre 1867 und der Bierbrauerei zur Linde, die aber von Ausdehnung und Gefahr dem gestrigen nachstehen, ist kein so schauderhafter Brand hier ausgebrochen. --
— Herr Kercher, demokratischer ReichAags- abgeord. für den 4. Wahlkreis, erklärte am 22. Febr. in einer Versammlung zu Vaihingen seine Stellung, zu der Jesuitenfrage dahin, daß die Jesuiten bleiben, wo sie sind. Die Stellung des Herrn Kercher fand bei den Anwesenden durchweg lebhaftesten Beifall.
Stuttgart, 27. Februar. Gestern abend 7 Uhr haben drei junge Burschen auf dem Jlgen- platz einen Schaukasten, welcher außerhalb eines Ladens am Hause aufgehängt war, bestohlen. Der Kasten enthielt Normalhemden und Jacken. Die Thäter sind festgenommen und einer derselben ist wegen Diebstahls schon zweimal bestraft.
Ulm, 24. Febr. Von Erbach wird geschrieben: Heute ist es Herrn Baron von Ulm-Erbach geglückt, bei Donaurieden einen prachtvollen Adler zu erlegen. Derselbe hat von einer Flügelspitze bis zur andern eine Flugweite von 2,10 Meter und von der Schnabelspitze bis zum Schwanz 95 Ctm. Der Adler hat sich schon einige Wochen in der Gegend aufgehalten.
Vi klingen, 25. Febr. Letzte Woche verbreitete sich hier das Gerücht, daß in den Weinkellern des Weinhändler C. Otto jr. hier eine gerichtliche Untersuchung vorgenommen worden sei. Es soll Verdacht wegen Weinfälfchung vorliegen, indem ungefähr 11000 Liter Wein mehr vorgefunden worden seien, als der Betreffende gekauft habe; dagegen sollen 1200 Liter Obstmost fehlen, über dessen Verbleib sich derselbe nicht auszuweisen vermöge. Von den verdächtigten Weinen wurden Proben nach Karlsruhe gesandt, wo dieselben chemisch untersucht werden. Heute sitzt C. O. vor der Strafkammer in Konstanz wegen Bestechung eines Beamten auf der Anklagebank. Die Folge wird es zeigen, in welchen, Maße der Auge- klagte als schuldig befunden wird.
Mannheim, 25. Febr. Daß die Stellenvermittlung ein recht rentables Geschäft ist, giebt die kürzlich hier gefeierte Hochzeit der Tochter einer Mägdeverdingersfrau einen Maßstab. Die Braut trug bei?
„Und doch kenne ich Eure Gründe, Matthias — falsche Scham hält Euch ab, meine Hilfe anzunehmen. Ihr redet Euch ein, Ihr hättet kein Geld, um den Arzt zu bezahlen, und wollt nicht begreifen, wie bitter Ihr mich kränkt, indem Ihr Euch weigert meine Unterstützung anzunehmen," sagt der alte Herr traurig.
„Ich wollte, ich wäre tot," stöhnte Matthias, „das Leben ist mir zur Last." „Schämen Sie sich, Matthias — solche Reden zu führen ist sündlich", schalt Herr Wapping, indem er den Erschöpften sorglich mit einer Reisedecke zudeckte. Matthias schwieg eine Zeit lang, endlich aber sagte er leise bittend:
„Herr Wapping — Sie haben schon so viel für mich gethan, daß ich es im Vertrauen auf Ihre große Güte wage, Sie um eine große Freundlichkeit anzusprechen. Würden Sie mich soweit unterstützen, daß ich mein Zimmer aufsuchen könnte? Ich fühle mich zu schwach, als daß ich es wagen dürfte, ohne Ihre gütige Hilfe die Treppe zu ersteigen, aber —"
„Sparen Sie sich die Mühe, Matthias," unterbrach der alte Herr polternd den Kranken, „ich helfe Ihnen nicht!"
„Aber Herr Wapping —"
„Nein — ich thue es nicht! Sie verlassen dies Zimmer nicht eher wieder, als bis Sie sich entschieden wohler befinden. Dort oben in Ihrem einsamen Loch können Sie sterben und verderben, ohne daß ein Hahn danach kräht, und das will ich verhindern! Hier'sind Sie und hier bleiben Sie einstweilen."
„Herr Wapping — Sie können doch nicht wollen, daß ich —"
„Herr Gott — sind Sie begriffsstutzig! Bleiben Sie ruhig liegen und versuchen Sie zu schlafen — das Weitere findet sich schon."
„So versprechen Sie mir wenigstens, mich morgen früh hinaufzubringen-. Herr Wapping."
„Wenn Sie wohler sind — sonst nicht."
(Forts, folgt.)