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und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 66. Jahrgang.

Erscheint Di en S ta g , Donnerstag, und SamStag. Die EinrücknngSqebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung S Psg. di- .geile, sonst >2 Psg.

Donnerstag, den 26. Jebruar 189t.

AbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stadt »N Pfg. und 20 Pfg. Lrägerlohn, durch d'e Post bezogen Mk. 1. 16. sonst tv ganz Württemberg Mk. 1. 86.

Tages-Ueuigkeiten.

* Calw, 24. Februar. Gestern abend hielt Prof. Dr. Lampert aus Stuttgart im George- näumssaale einen öffentlichen Vortrag überdie niedere Tierwelt unserer Gewässer". Die Ausführ­ungen des Redners waren sehr interessant, aber mehr wissenschaftlich als populär gehalten. Während in früherer Zeit die Zoologen ihre Aufmerksamkeit haupt­sächlich der Meeresfauna zuwandten, ist neuerdings das Interesse auch für die Wasserorganismen unserer Tümpel, Weiher, Seen, Flüsse und Bäche geweckt worden. So hat z. B. die preußische Regierung am Plönersee eine Süßwasserstation zur zoologischen und botanischen Erforschung dieses Gewässers anlegen lassen. Der Redner führte hierauf die Zuhörer im Geiste auf einer Exkursion in die Gewässer des Monrepos- und des Bodensees. Die Ausbeute an niederen Tieren, an wirbellosen Wassertieren, ist hier eine sehr große. An der Oberfläche der kleinen Seen finden sich stahlblaue Käferchen und Wasser­wanzen, in geringer Tiefe Schnecken und Käfer, auf dem Grund Milben uüd Muscheln. Auch noch sonstiges niederes Getier, wie Wasserflöhe, viele kleine uns kleinste Würmchen und der Süßwasserschwamm wird dem Forscher zu Gesicht kommen. Bei großen Seen findet man am Ufer die gleichen Tierarten wie in einem Weiher; die Tiefenfauna aber hat sehr große Aehnlichkeit mit der des Meeres. Daß die niederen Organismen fast in allen Gewässern in den gleichen Orten Vorkommen, hat seinen Grund darin, daß die Keime oder Eier dieser Tierchen leicht von den Vögeln überallhin getragen werden können. Nach beendigtem Vortrag zeigte der Redner noch verschiedene, schöne Präparate von niederen Tieren.

Z Calw, 25. Febr. Von kompetenter Seite hört man, daß der am 27. ds. im Georgenäum statt­findende Vortrag des Kapitäns Badeüber seinen Aufenthalt unter den Bewohnern Grönlands, Ernstes und Heiteres aus dem Leben der Eskimos" eines der anziehendsten Themas aus dem Leben des mutigen Nordpolfahrers ist. Als hochinteressant und belehrend wird die Vorführung der Originalkostüme, Waffen, Geräte u. s. w. der Eskimo's bezeichnet. Von der Verwaltung wird für möglichst viele Sitzplätze für die Zuhörer gesorgt werden, es dürfte aber zweck­mäßig sein, sich wo möglich vorher die Eintrittskarten aus der E. Georgii'schen Buchhandlung zu ver­schaffen.

Calw, 25. Febr. Obgleich noch das Win­terkleid die Erde bedeckt, sind doch schon die ersten Frühlingsboten angekommen. Auch in unserer Gegend haben sich nun die Staren eingefunden und in fröhlichster Stimmung sehen diese lustigen, zutraulichen und geschwäzigen Burschen dem nahen Frühling ent­gegen und wir-können nur wünschen, daß ihre Hoff­nung bald in Erfüllung gehen möge.

Stuttgart, 22. Februar. Eine im Hotel Dierlamm heute zusammengetretene, überaus zahlreich aus allen Gegenden des Landes besuchte Versamm­lung von Weinbautreibenden nahm Stellung gegen die bekannten Wiesbadener Beschlüsse und be­schloß einmütig eine Gegcnpedition an den Reichstag, in welcher verlangt wird, daß der gezuckerte Wein auch als solcher deklariert werde. Es soll ein ganz bestimmter Unterschied zwischen Naturwein und galli- siertem Wein gemacht werden. Weiter wurde über die anläßlich des bevorstehenden Ablaufs der Handels­verträge zu ergreifenden Maßregeln beraten und schließ­

lich über Mittel und Wege, wie unseren Neckarweinen ein Absatzgebiet in Norddeutschland zu schaffen sei. Von verschiedenen Weinbautreibenden wurde mitge­teilt, daß wohl unsere weißen Weine in Norddeutsch­land Anklang finden, weniger aber die roten in ihrem Naturzustand. Mit Bezug auf letzteren Punkt wurde u. a. beschlossen, auf der Ausstellung der landwirt­schaftlichen Gesellschaft in Bremen eine Kosthalle mit württ. Rotweinen zu errichten.

Stuttgart, 24. Febr. Das Kameel in Nills Tiergarten, dem wegen Appetitlosigkeit in letzter Zeit bekanntlich Spaziergänge verordnet waren, ist am Samstag gestorben. Für einen Ersatz wird baldthun- lichst gesorgt werden. Unter den Geldstücken, die in einem hiesigen Geschäft am letzten Samstag ver­einnahmt wurden, befand sich auch eine Münze von der Größe eines Zwanzigpfennigstücks, die auf dem Revers statt der Wertangabe die Inschrift trug: Mußt nicht weinen, kriegst noch einen."

Vom Welzheim er Wald, 18. Febr. Heute ist in Alfdorf der älteste Mann in der Gemeinde begraben worden. Derselbe erreichte ein Alter von 96 Jahren. Er war in großer Armut aufgewachsen, aber nie krank gewesen. Bis in die letzten Jahre arbeitete er noch täglich und hatte noch ein scharfes Sehvermögen. Lesen und Schreiben hat er nie ge­lernt, auch konnte er am Uhrenzeiger die Zeit nicht absehen. Und doch ist er mit seinem Vater als Karrenführer bis nach Rußland hingewandert. Er starb ganz rasch an Entkräftung.

Gmünd, 23. Febr. In dem benachbarten Orte Straßdorf kam heute nacht um 1 Uhr in einer Wagenhütte Feuer aus, zwei stattliche Bauernhäuser mit angebauten Scheuern wurden fast zu gleicher Zeit

t? 14 f kk(? f O 4^. Nachdruck verboten

WerfeHmL

Nach amerikanischem Motiv frei bearbeitet von A. Geisel.

- (Fortsetzung.)

Hört mich an, Martin," sagte Herr Wapping nach einer Weile ernst und -streng; bevor wir uns heute trennen, muß ich wissen, welche Bewandtniß cs mit dem Versprechen hat, von dem Ihr vorhin spracht! Ihr sagtet, Ihr hättet Eurem Herrn gelobt, das Geheimnis zu wahren und hättet fast volle zwanzig Jahre ge­schwiegen wenn sich dies Geheimnis auf Katharina Rockwald bezog oder bezieht, dann macht's kurz heute muß ich erfahren, was ihr zu verbergen habt!"

Martin schauderte zusammen und blickte vor sich nieder; seine Hände schlangen sich krampfhaft ineinander und seine Lippen bebten.

Nun, Martin wollt Ihr sprechen?" fragte der Advokat nach einer Weile.

Ach, Herr ich mußte niederknieen und einen heiligen Eid schwören, das -Geheimnis nimmer zu verraten," flüsterte der Alte gedrückt.

Wohlan:t mich an. Wenn Euer Schwur, wie ich fast annehmen muß, sich auf den Tod Jerome Rockwald's bezog, und Ihr Eurem Herrn gelobtet, Niemanden zu verraten, daß das arme, junge Weib am Tode seines Gatten un­schuldig sei, dann wäre die schlimmste Höllenqual noch eine zu gelinde Strafe für daS entsetzliche Vergehen, dessen Ihr Euch durch Euer Schweigen schuldig gemacht I Ihr habt jetzt nur die Wahl, mir sofort mitzuteilen, was Ihr verschwiegen, oder Ihr folgt mir vor Gericht, wo man Euch schon zum Reden bringen wird. Ueber- legt's Euch ich gebe Euch höchstens noch fünf Minuten Bedenkzeit!"

Martin blickte verstört vor sich nieder.

Ich versprach, ich wolle das Geheimnis niemals enthüllen," murmelte er -endlich,und es kann keine Sünde sein, wenn ich meinen Schwur halte!"

Schön so wollen wir sofort zur Stadt fahren, und wenn Ihr erst im Gefängnis liegt und Euer böses Gewissen Euch mit der Erscheinung Eures Opfers martert, werdet Ihr schon mürbe werden," sagte Herr Wapping gelaffen, indem er Miene machte, das Gefährt zu wenden.

Ach, Herr Wapping gönnen Sie mir doch nur Zeit zur Ueberlegung."

Nein!" lautete die bestimmte Antwort.Ihr habt Euch seit zwanzig Jahren besinnen können jetzt ist's aus! Nun, soll ich wenden?"

O, du mein Gott! Wie oft Hab' ich den gnädigen Herrn beschworen, mich reden, zu lassen ich wußte, daß es unrecht war, zu schwören und zu schweigen, aber er zwang mich dazu; zuerst wußte er ja nicht, daß ich Alles mit angesehen hatte, und dann ja dann mußte ich schwören!"

Wird's bald?" herrschte Wapping den Alten an;meine Geduld ist zu Ende!"

Nun denn in Gottes Namen! Soll ich Alles sagen, was ich weiß?"

Jawohl und ohne weit-re Umstände!"

So verzeihe mir Gott die Sünde ich kann nicht anders. Daß unser junger Herr Jerome Fräulein Katharina Dane, die Tochter des Todfeindes der Rockwald's heimlich geheiratet hotte, misstn Sie. Herr Wapping; das junge Paar hatte sein Glück während kurzer sechs Wochen in der Stille und Abgeschiedenheit eines Landhauses, welches ein Freund Jcrome's Beiden zur Verfügung gestellt, ge­noffen und dann erst daran gedacht, die beiderseitigen Väter von seiner Verbindung zu verständigen. Als Herr Jerome mit seiner jungen Frau in Rockwalde eintraf, waren die Augen der Dame rot von Weinen, denn ihr Vater, Major Dane, batte seiner Tochter die Thür gewiesen, und ziemlich verzagt schritt die schöne junge Frau am Arme ihres Gatten in den Speiscsaal, wo mein Herr nach beendetem Mittags­mahl beim Nachtisch saß. Der Freiherr hatte an dem Tage gerade seine Pistolen, welche er lange nicht in der Hand gehabt, untersucht und am Laus der einen etliche Rostflecke entdeckt; sobald ich Wein und Dessert aus den Tisch gesetzt, hieß er mich ihm den Pistolenkasten reichen, und er stand just im Begriff mir »u zeigen, wie ich die fleckigen Stellen zu reinigen habe, als die Herrschaften eintraten.