denkbar primitivsten Gerätschaften. Es fehlt uns hier an Raum, all der Herrlichkeit Erwähnung zu thun, die der kühne Seefahrer als Trophäen mit- gebracht hat; ebenso müssen wir auf eine Wiedergabe seines Vortrages, der in liebenswürdiger Einfachheit um so größeren Eindruck machte, verzichten. Die ihn gehört haben, werden mit großer Genugthuung, mit Freude seiner gedenken, und die gestern nicht erschienen waren, werden mit jenen gern vernehmen, vaß Herr Kapitän W. Bade das Versprechen gegeben hat, demnächst nach hier zurückzukehren, um in einem zweiten Vortrag uns von jener Eisschollenfahrt, die wohl einzig in der Geschichte dasteht, lebendige Kunde zu geben. Der warme Beifall, mit dem die Zuhörerschaft dieses Versprechen entgegennahm, mag dem Kapitän die Gewißheit geben, daß das hiesige Publikum sein Wiedererscheinen freudig begrüßen wird. Und indem wir ihm den wohlverdienten öffentlichen Dank für den gestrigen schönen unvergeßlichen Abend aussprechen, rufen wir ihm zu: Auf baldiges Wiedersehen!
Berlin, 18. Febr. Inder heutigen Sitzung der Medizinischen Gesellschaft teilte Prof. Fränkel mit, daß er in seiner Klinik in 6 Fällen das neue Mittel Prof. Liebreichs gegen Kehlkopfschwindsucht angewendet und überraschende Erfolge gehabt habe, ohne daß Fiebererregung und örtliche Entzündung beobachtet wurden.
Berlin, 21. Febr. Die Ohrenzeugen der gestrigen Rede des Kaisers bei dem Diner des brandenburgischen Provinziallandtages schildern den überaus starken Eindruck der kaiserlichen Worte auf die Tafelrunde. Die Spitzen der Gesellschaft hielten mit Ausdrücken der Bewunderung nicht zurück. Der Passus in der Rede des Kaisers von dem Ozean von Tinte und Druckerschwärze, der verschwendet werde, um das zu verdunkeln, was klar vor Augen liege, wird allgemein von den Festteilnehmern auf die sozialdemokratische Presse bezogen. Andere Commentare werden als Mißverständnisse bezeichnet.
— Die Kaiserin Friedrich wird die Gräfin von Münster in Paris besuchen. Die Tochter des deutschen Botschafters hat die Kaiserin bei der Pflege ihres Gatten in San Remo unterstützt. Der Der Petit Moniteur macht darauf aufmerksam, daß seit 20 Jahren zum ersten Male ein Mitglied deutschen Kaiserfamilie nach Paris komme und zwar in einem Augenblicke, wo man, wenn nicht von einer Annäherung, so doch von einem Nachlassen der Spannung zwischen den beiden Nachbarländern spreche. Die Kaiserin Friedrich habe sich stets Frankreich sympathisch gezeigt und habe daher Anspruch auf eine höfliche Behandlung von Seiten der Bevölkerung und ver Regierung.
Paris, 20. Febr. DieKaiserinFriedrich war im letzten Augenblick behindert, die Auffahrt auf den Eiffelturm zu unternehmen. Dieselbe machte mit der Comtesse Mary Münster und dem Grafen Seckendorfs einen längeren Spaziergang in der Stadt. Die
Prinzessin Margarethe machte daher allein die Tour auf den Eiffelturm in Begleitung des Botschafters Grafen Münster, der Gräfin Perponcher und des Grafen Arco. Am Fuße des Eiffelturmes wurde die Prinzessin vom Ingenieur Eissel und den Administratoren des Turmes empfangen und machte die Auffahrt mittelst der Aufzüge, welche heute ausnahmsweise in Betrieb gesetzt waren. Prinzessin Margarethe stieg bis unter die Fahne. In den Zimmern Eissels war ein glänzendes Mahl vorbereitet. Eissel bot der hohen Besucherin ein großes Bouquet von weißem Flieder und der Gräfin Perponcher einen Rosenstrauß dar. Die Prinzessin zeichnete sich in dem Fremdenbuche des Turmes mit den Worten: „Margarethe, Prinzessin von Preußen, 20./2. 1891 um 5'/- Uhr" ein. Heute Abend empfängt die Kaiserin Friedrich im deutschen Botschaftspalais das Personal der englischen Botschaft zum Diner.
— Die Kamerun-Land- und Plantagengesellschaft hat von ihrem Agenten in Kamerun über die Entwicklung ihrer dortigen Kakaoplantagen außerordentlich befriedigende Nachrichten erhalten. Es sind nicht weniger als 60000 Bäume bereits vorhanden und die Qualität der Ernte ist eine so vorzügliche, daß deutsche Chokoladenfabriken sich sofort zur Abnahme des gesamten Ertrages bereit erklärt haben. — Reichskommisiar von Wißmann ist auf der Rückreise vom Kilimandscharo-Gebirge zur Küste begriffen, nachdem er den dortigen unzufriedenen Eingeborenenstämmen verschiedene Niederlagen beigebracht hat. — Der deutsche Generalkonsul in Zanzibar erklärt, daß die von englischen Zeitungen verbreitete Nachricht, ein Deutscher, Namens Raddatz, habe ein Suahelimädchen ermordet, unbegründet ist.
Vermischtes.
— Zu welch'verzweifelten Schritten arme Menschen durch Not und Arbeitslosigkeit getrieben werden, wurde wieder einmal durch sine Szene illustriert, die sich im Moabiter Justizpalaste in Berlin abspielte. Daselbst erschien ein junger Mann, welcher sich allenthalben erkundigte, an wen er sich zu wenden habe, um verhaftet zu werden. Er habe ein Recht dazu, seine Verhaftung zu verlangen, denn er habe gestohlen. Er wurde nach den Gerichsschreibereien der Untersuchungs-Abteilung gewiesen, dort gab er an, daß er in der Kirchbachstraße in Schlafstelle gelegen und seinem Schlafkameraden den Ueberzieher gestohlen habe. Die That sei aus Not geschehen, denn eine ganze Woche lang habe er so gut wie nichts gegessen. Deu ganzen Winter sei er arbeitslos gewesen, nur hin und wieder habe er als Schneeschipper vorübergehende Beschäftigung gefunden. Durch den Diebstahl habe er sich ein Unterkommen im Ge- > fängnisse schaffen wollen, nachdem er sich von den > drei Mark, die er für den Versatz des Ueberziehers erhalten, vorgestern und gestern noch einmal ordentlich satt gegessen höbe. Der Untersuchungsrichter erklärte jedoch, er dürfe ihn ohne Anweisung nicht
verhaften, er müsse sich an die vierte Abteilung des Polizeipräsidiums wenden. Einer der Beamten gab dem Selbstdenunzianten 50 Pfennig mit dem Rate, noch einmal zu Mittag zu essen und sich dann der Polizei zu stellen. Das versprach denn auch der Mann zu thun und damit trollte er sich. Ob er den Rat befolgt haben wird? — Jedenfalls, denn er weiß ganz genau, daß ihn sonst die Polizei doch holt.
Eine telephonierte Leichenrede. Die Mutter des bekannten amerikanischen Humoristen Clemens (Mark Twain) ist vor Kurzem zu Elmira im Staate Newyork gestorben. Da es dem in der Stadt Hartford, Connecticut, wohnhaften Clemens und seiner Frau nicht möglich war, dem Leichenbegängnis beizuwohnen, so ließen sie ihr Haus mit der Kirche in Elmira in telephonische Verbindung setzen und hörten über eine Strecke von 450 englischen Meilen der von dem Geistlichen Thomas -K. Bescher gehaltenen Leichenrede zu. Der telephonische Apparat wurde an der Kanzel in Elmira angebracht und von Blumen umgeben, so daß er wie ein Blumenstrauß aussah. Jedes Wort des Predigers wurde in Hartford deutlich vernommen.
Litterarisches.
Stanleys neuestes Buch: „Im dunkelsten Afrika", enthält an vielen Stellen mannigfache Mitteilungen über die Zwergvölker, auf die er im Innern Afrikas gestoßen war; allein der Verfasser gab dort nichts Zusammenfassendes, nichts Ganzes über die eigentümliche Zwergrasse. Jetzt hat er dies nachgeholt und seine Beobachtungen über diese merkwürdigen Menschen in einem besonderen Aufsatz niedergelegt, den die bekannte illustrierte Familien- zeitung: „Ueber Land und Meer" (herausgegeben von Prof. Joseph Kürschner, redigiert von Otto Baisch Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt) in ihrem neuesten, 10. Hefte in deutscher Uebersetzung bringt. Wenn auch Stanley nicht der eigentliche Entdecker dieser afrikanischen Zwergvölker ist — denn daß das Innere des Festlandes solchen als Wohnort dient, war schon von verschiedener Seite ausgesprochen worden, und Menschen von geringer Größe, ja wahre Zwerge wurden auch thatsächlich von Reisenden in manchen Teilen des Landes aufgefunden — so ist doch der kühne Entdecker jedenfalls der einzige, der Genaueres über das Leben dieser Liliputaner weiß, da er sie in ihren im tiefsten Urwalds versteckt liegenden Wohnstätten ausgesucht hat. Es bedarf daher auch weiter keiner Worte, auf die Wichtigkeit und das hohe Interesse hmzuweisen, die dieser Artikel für alle Gebildeten haben muß, und jeder wird den Leitern des prächtigen und beliebten Journals für diese >o zeitgemäße Gabe dankbar sein. In dem 11. Hefte befindet sich ein anderer reich illustrierter Artikel: „Schillers Geburtsort" von F. Jonas, der ebenfalls die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ziehen muß.
' Er führt uns in Schillers Heimat, in das lieblich gelegene württembergische Städtchen Marbach, und in ! das bescheidene Haus, in dem der deutsche Dichterheros das Licht der Welt erblickte. Auch hier genügt es, einfach hinzuweisen auf den Artikel, und jeder wird gern und mit Andacht und Verehrung sich durch die geweihten Räume von kundiger Hand geleiten lassen.
Amtliche Kkklllliltmlichllngkll.
Revier Hirsau.
Verkauf von yfahlhah
im Weg der schriftlichen Submission.
Aus den Distrikten Ottenbronnerberg und Lützenhardt werden hiemit ca. 600 Stück Nadelholzpfähle mit 12—20 w Länge, 12 em Ablaß und bis zu 24 em mittlerem Durchmesser, auf 1,5 in vom Stockende nicht gereppelt, im Ganzen ca. 250 Fm. Langholz, meist IV. Klasse, unter den von der K. Forstdirektion festgesetzten gedruckten Bedingungen in einem Los mit dem Bemerken ausgeboten, daß mit dem Hieb bereits begonnen ist.
Die Angebote, in ganzen und Zehntelprozenten der Revierpreise ausgedrückt, verschlossen und mit der Aufschrift „Angebot auf Pfahlholz" versehen, sind bis längstens
Mittwoch, den 4. März d. I., vormittags 10 Uhr,
beim Revieramt einzureichen, von welchem Offertformulare bezogen werden können.
Die Eröffnung findet ain gleichen Tag vormittags 10'/- Uhr im Rößle in Hirsau statt.
Revier Liebenzell.
Nrrord
über Lieferung und Zerkleinerung von 135 oom Kalksteinen am Mittwoch, den 25. Febr., vormittags 11 Uhr, im Hirsch in Unterhaugstett.
Revier Calmbach.
Stangen-Derkauf.
am Donnerstag, den 5. März, morgens l 11'/- Uhr, kommt auf dem Rathaus in Calmbach aus den Abteilungen: Schloßkopf, Kreuzstein,' Weißer-Sol, Kirchenstein, Vorderer und Hinterer Mausturm und Eselsteich das nachstehende, sehr schöne und fast ausschließlich sichtene Stangenmaterial Holzarten- und klassenweise zum Aufstreichsverkauf:
Werkstangen I. Kl. 86, II. Kl. 188, III. Kl. 112, IV. Kl. 35, Hopfenstangen: I. Kl. 2250, II. Kl. 2340, III. Kl. 400, IV. Kl. 2730, V. Kl. 9300,
Reisstangen: III. Kl. 6540, IV. Kl. > 8010, V. Kl. 6390.
Das Material hat günstige Abfuhr! auf die Stationen Calmbach und Rothen-! bach, dasjenige aus Schloßkopf ist an die Bahnhofplanie Calmbach angerückt.
Revier Langenbrand.
Stangen-Verkauf
am Mittwoch,
! den 4. März, ^von vormittags /I10 Uhr an auf i(dcm alten Rat- i haus in Langen- ^ brand aus den Staatswaldungen Hirschgarten, Heiners-1 gärile, Weinsteige und Neurißberg des! Distrikts Hundsthal: !
Werkstangen 80 Stück II., 70 III., 20 IV. Klasse,
Hopfenstangen, und zwar Fichten 50 I., 200 II., 20 III., 100 IV., 790 V. Kl.; Weißtannen 180 I.,
. 1010 II., 510 III., 180 IV.,
2310 V. Kl.; gemischte (zurHälfte Fichten) 330 I., 460II., 110 III., 380 IV., 1620 V. Kl.,
Revier Stammheim.
Reisig verkauf
amDonners- tag, den 26. Febr., vormittags 10 'Uhr, im Rößle in Stammheim, aus dem Ttaats- wald Waldacker, Schleifberg, Florsack, Hirschloch und vom Scheidholz:
340 buchene Wellen geb., 4610 Nadel- holzwellcn ungeb.
Calw.
Hans-Verkauf.
Aus dem Nachlaß der Christian Köhler, Feilenhauers Witwe hier, kommt deren 3stockiges Wohn- U Nj ljj Haus Nr. 342 mit Feilen- ^, 7N . ! Hauerwerkstätte und 7 a 56 qm Gras-, Baum- und Gemüsegarten hinterm Haus an der Badgaffe, am Montag, den 2. März 1891, vormittags 11 Uhr,
Rebpfähle (Reisstangen) III. und IV.
Klasse 10,050 Strick, Bohnenstecken 6850 Stück.
auf hiesigem Rathaus zur ersten Versteigerung.
Stadtschultheiß Haffner.