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Amts-
und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
66. Jahrgang.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Samstag, den 14.' Kebruar 1891.
AbonnementSpreiS vierteljährlich LS Pfg. Trägerlohn, durch die Post ganz Württemberg Mk. l. 35.
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Amtliche Bekanntmachungen.
An die Ortstlkhördkll für die Arbkitkrverficherung.
Da der erste Bedarf an Beitragsmarken der Jnvaliditäts- und Altersversicherungsanstalt vielfach unrichtig angegeben worden ist, so werden die Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung aufgefordert, den wirklichen Bedarf nach dem Ergebniß des Beitragseinzugs vom 1.—24. Januar d. I. umgehend hieher anzuzeigen. (Die Bezirkskrankenkasse, Bezirkskrankenpflegeversicherung, die Krankenpflegeversicherung der Stadt Calw und die Fabrikkrankenkassen kommen hiebei nicht in Betracht.)
Calw, den 12. Februar 1891.
K. Oberamt.
Supper.
Deutsches Reich.
Berlin, 10. Febr. Reichstag.. Zölle und Verbrauchssteuern. Titel 2. Tabaksteuer. Menzer möchte auf die Erhöhung des Tabakzolles verzichten. Er stelle den Antrag nicht zum erstenmal. Die Hauptbeschwerde der Tabakbauer richte sich gegen den Unterschied zwischen dem Eingangszoll auf ausländischen Tabak und der Steuer des inländischen Tabaks. Seit 1879 hat sich die Steuer in höchst ungünstiger Weise für den inländischen Tabak verrückt. Die Denkschrift, welche ich noch nicht habe studieren können, enthält wohl Begünstigungen des Handels, nicht aber der Fabrikation. Es liegt uns wiederum eine große Reihe von Petitionen aus Baden
und Elsaß-Lothringen vor, welche sich über diese Mißstände beklagen. Ich hoffe, daß vie badische Regierung, welche sich neulich so warm der kleinen Brenner annahm, sich auch dazu verstehen wird, die Interessen der Tabakbauer wahrzunehmen. Ich gebe zg, daß unser Antrag beunruhigend auf den Handel einwirkenmuß; die Fabrikation steht aber in erster Reihe. Heute sind die Tabakbauer bereits für das Monopol. Sie sind eigentlich schon monopolisiert, denn der Bauer muß den Bedingungen folgen, die ihm der Händler macht. Hier zeigt sich eine echt nationale Aufgabe. Der Bauer weiß ganz genau, wer ihn unbarmherzig zehntel und belastet, härter als es unter der Leibeigenschaft war. Meinen Sie (links) es ernst mit Ihren Doktrinen, so müssen Sie unfern Antrag unterstützen: Sie haben hier eine Entlastung der Armen in der Ermäßigung der Tabaksteuer und eine Belastung der Reichen in der Erhöhung des Tabakzolles vor sich. Hoeffel (Reichsp.) Als Elsaß-Lothringer sei er ein Freund des Antrags Menzer. Wenn in Frankreich pro Kopf der Bevölkerung 800 Gramm Tabak, in Deutschland 1500 Konsumiert werden, so würde ein Tabaksmonopol bei uns noch viel mehr an Einnahmen ergeben, als in Frankreich. Die Frage des Monopols ist für längere Zeit beseitigt, den Klagen der Tabakbauer müssen wir aber abhelfen. Bei uns ist der Tabakbau ebenso zurückgegangen, wie in Baden. Manche Tabakbauer, welche früher wohlhabend waren, pflanzen nicht ein Blatt mehr. Der Zoll für ausländischen Tabak muß erhöht werden. Im letzten Berichtsjahre wurden 26358 Tonnen Tabak im Jnlande gebaut, dagegen 44818 Tonnen vom Auslande eingeführt. Das ist ein schreiendes Mißverhältnis. Der zunehmenden Entvölkerung des flachen Landes und dem Zuzug nach der Stadt sollte mit allen Mitteln entgegengearbeitet werden. Das sicherste Mittel ist eine wohlwollende Unterstützung der Landwirtschaft. (Beifall rechts.) Förster (soz.)
ist ebenfalls für den Antrag Menzer. Die Zollerhöhung für ausländischen Tabak werde unfern Tabakbauern nicht einmal nützen. Durch die Zollerhöhung werde die Konsumtion eingeschränkt und der Tabakbauer sei dem Händler auf Gnade und Ungnade preisgegeben. Das Bestreben besseren Tabak zu bauen, scheitere an unfern klimatischen Verhältnissen. Die Gesetzgebung dürfe nicht zu Gunsten einer kleinen Gruppe Erleichterungen gewähren, wenn sie dadurch größeren Massen der Bevölkerung Schaden zufüge. Für die Herabsetzung der Steuer aus inländischen Tabak werde seine Partei stimmen, dagegen die Zollerhöhung des ausländischen ablehnen. Barth (freist:) Die Herren aus Elsaß-Lothringen haben bei jeder Diskussion über wirtschaftliche Fragen klar zu machen versucht, daß ihre Liebe zu Deutschland in dem Maße wachsen würde, als man speziel die elsässischen Interessen im Reichstage wahrnehme. So würde aber die Begeisterung Elsaß-Lothringens für Deutschland am Ende zu hoch erkauft. Das große Quantum ausländischen Tabaks werde durchaus nicht bloß von reichen, sondern in der Hauptsache von kleinen und mittleren Leuten verraucht. So viel reiche Leute habe Deutschland nicht, daß sie die sämtlichen 400000 Doppelzentner ausländischen Tabaks, die eingehen, aufrauchen könnten. Damit schließt , die Diskussion. Der erste Teil des Antrages Menzer, die Erhöhung des Zolles betreffend, wird abgelehnt; bei der Abstimmung über den zweiten Teil, die Ermäßigung der Tabaksteuer betreffend, ergiebt sich die Beschlußunfähigkeit des Hauses, da 96 Mitglieder mit „Ja", 57 mit „Nein" stimmen, also nur 153 Mitglieder anwesend sind, während zur Beschlußfähigkeit 199 gehören.
— Die Kaiserin Friedrich und die Prinzessin Margarethe werden sich, der „Post" zufolge, Mitte dieses Monats nach England zum Besuche der Königin von Großbritanien begeben.
14 t (sos O 14 . Nachdruck verbotrn.
WerfeHmL.
Nach amerikanischem Motiv frei bearbeitet von A. Geisel.
(Fortsetzung.)
Zur besseren Begründung dieser Thatsache machte Taubert gleich am Abend einen weiteren Versuch. Sowohl seine wie die Dachkammer seines Nachbars erhielten ihr Licht aus einem in der Decke angebrachten Fenster; sobald Taubert den „Niemand" nach Hause kommen hörte, schwang er sich durch ein auf dem Korridor befindliches Fenster, welches dem Kaminfeger zum Aus- und Einsteigen diente, hinaus aufs Dach und spähte durch das Oberlicht hinab in das Kämmerchen seines Nachbars, der seiner Ansicht nach in der Einsamkeit seines Zimmers vielleicht doch diese oder jene Handlung vornehmen werde, welche Aufschluß über ihn gab. Aber auch diese letzte Maßregel erwies sich als unzureichend.
Matthias steckte eine ganz dünne flackernde Kerze an und machte durchaus keine Anstalt, einen Brief zu schreiben oder in geheimnißvollen Papieren zu blättern. Er schritt in tiefes Sinnen verloren in seiner engen Kammer auf und ab und erst als Mitternacht längst vorüber war, suchte er sein Lager auf; bei dieser Gelegenheit indeß bereitete er dem Detektiv eine ebenso unerwartete wie rätselhafte lieber- raschung: er legte sich sozusagen „gestiefelt und gespornt" zu Bett. Ja er nahm nicht einmal die schäbige Schirmmütze, die er beständig trug, oder die dunkle Brille ab — ohne die geringste Kleinigkeit an seinem Anzug zu ändern, kroch Matthias in die Decken, und sobald er seine Kerze gelöscht hatte, verließ der Detektiv seinen luftigen Sitz und betrat gleich darauf leisen Schrittes seine eigene Kammer. Hier warf er sich aufs Bett und brummte halb lachend vor sich hin:
„Das begreife wer kann — Betrunkene habe ich wohl schon in der Weise ähr Lager aufsuchen sehen, aber daß ein nüchterner Mensch, wir diesrr Matthias,
sich mit Rock, Beinkleidern, Stiefeln, Mütze und Brille ins Bett legt, erscheint mir denn doch mehr als rätselhaft. Eins freilich weiß ich jetzt sicher — er hat etwas zu verbergen und ich gebe die Hoffnung nicht auf, sein Geheimnis doch noch zu ergründen."
* *
*
Am nächsten Morgen suchte Herr Taubert Herrn Wapping auf und erkundigte sich bei ihm danach, was er über Herrn Matthias wisse. Herr Wapping entgegnete, er wisse sehr wenig, wolle dies aber dem Detektiv nicht vorenthalten. Matthias habe ihm gesagt, er habe bei der Firma Filting u. Co. zehn Jahre lang den Posten als Buchhalter bekleidet, diese Stellung aber wegen zunehmender Kränklichkeit aufgeben müssen und wenn Taubert sich bei Herrn Filting nach ihm erkundigen wolle, möge er sich nur auf ihn, Wapping, berufen.
Taubert begab sich sofort zu Herrn Fitting und fragte dort nach Herrn Matthias.
.O, Herr Matthias war ein äußerst zuverlässiger Mann," sagte Herr Filting verbindlich; „so lange er in unserem Geschäft arbeitete, hat er nie eine Stunde versäumt, und seine Bücher führte er musterhaft. Leider wurde er krank und so verloren wir seine Arbeitskraft, es that uns Allen recht leid, als er ging."
„Entschuldigen Sie, Herr Filting. wenn ich Sie noch mit etlichen weiteren Fragen belästige", sagte Taubert höflich ; „hatte Matthias Empfehlungen als er zu Ihnen kam?"
„Gewiß hatte er solche und zwar sehr gute Empfehlungen, auf Grund deren wir ihn sofort engagierten."
„Wären Sie im Stande, mir die Firma zu nennen, welche Herrn Matthias empfahl, Herr Filting?"
„Auch da« — es war eine Firma in San Franzisko, welche uns ihre Karte sandte, wenn Sie einen Augenblick verzeihen wollen, kann ich Ihnen die Karte geben."
Herr Filting begab sich ins Komptoir und kehrte nach kurzer Frist mit einer Karte der Firma Cone, Bradlau und Co. in Sa« Franzisko zurück — auf der Rückseite der Karte wurde Herr P. Matthias al, äußerst pünktlicher, gewissenhafter Kaufmann empfohlen.