geschätzt ist. Es steht zu hoffen, daß der im Monat November eingetretene Regen und die darauf folgende heftige Kälte viel zur Vertilgung dieses Ungeziefers beigetragen hat.
Berlin, 29. Jan. Jn"der gestrigen medizinischen Gesellschaft teilte Direktor Paul Gutt- mann (Moabiter Stadtkrankenhaus) mit, das von Liebenau (Triest) behauptete Vorkommen von Tuberkelbacillen im Blute Kranker, die mit Koch'scher Lymphe behandelt waren, habe sich nach eingehenden mikroskopischen von ihm selbst und Professor Ellrichs veranstalteten Untersuchungen des Blutes von 28 Kranken nicht bestätigt, niemals wurde der Bacillus in Blutproben aufgefunden. Er konstatiert ferner aus der Statistik von 164 Kranken 63 Besserungen und unter 51 Kranken ersten Stadiums 41 Besserungen.
Aus der Reichs Hauptstadt. Der Charlottenburger Gemeindezeitung zufolge hat der frühere Landwirtschaftsminister Freiherr v. Lucius 5000 ^5 seinerzeit für die Kai fer-Wilhelm-Gedächtniskirche gezeichnet, während ein „Ungenannt" 30000 gegeben hat. Unter diesen 30 000 des „Ungenannten" vermutet man vielfach die seinerzeit Hrn. v. Lucius erlassene Stempelsteuer, deren Betrag derselbe bekanntlich dem Kaiser nachträglich zur Verfügung gestellt hat. — Ein Raubmord- versuch setzte am Abend des 29. Januar die Bewohner der unteren Oranienstrasze in Aufregung. Die Zichorien-, Seifen- und Sodafabrik von M. Gott- schalck Söhne hat in der Oranienstraße 58 eine Filiale, in der eine 30jährige Verkäuferin das Detailgeschäft besorgte. In der 6. Stunde trat in den Laden ein junger Mann und kaufte Seife und andere Gegenstände; er bat die Verkäuferin, ihm eine Rechnung über die gekauften Gegenstände auszustellen. Als die Dame sich anschickte, die Rechnung zu schreiben und dabei sich bückte, holte der Mensch blizschnell einen Hammer aus der Tasche und versetzte damit der Dame einen Schlag auf den Kopf, so daß sie lautlos zusammenbrach. In demselben Augenblick trat eine ältere Frau in den Laden; der Verbrecher ergriff nun die Flucht und es gelang ihm, hinter einem gerade vorüberfahrenden Pferdebahnwagen zu entkommen. — Der erste der Volksunterhaltungsabende, zu deren Veranstaltung sich die Akademische Vereinigung, die Gesellschaft für Volksbildung, die beiden großen Handwerkervereine und der Berliner Arbeiterverein verbunden haben, hat am Sonntag im Saale des Berliner Handwerkervereins stattgefunden. Der Erfolg des ersten Abends, zu welchem 800 Karten zu 10 ^ gelöst worden waren, läßt erwarten, daß diese Unterhaltungen, zu denen grundsätzlich nur Ar
beiter, Handwerker und ähnliche Kreise Zutritt haben sollen, sich in Kürze einbürgern werden.
— Fürst Bismarck, gab an des Kaisers Geburtstag seinen Beamten und einigen Gästen ein Diner, bei welchem.er selbst in großer Generalsuniform erschien und den Toast auf den Kaiser ausbrachte.
— Ueber den Unfall des Abg. Windthorst berichtet die „Köln. Volksztg.": Äls nach Schluß der Sitzung der Volksschulgesetz-Kommission am Mittwoch abend Windthorst die Treppe Hinabstieg, stürzte er infolge, eines Fehltritts von der Hälfte der Treppe kopfüber hinunter, mit dem Kopf auf dem Boden aufschlagend. Er glaubte wie immer sich in einem sichern Geleit zu wissen, allein die Herren, welche mit ihm hinabgingen, befanden sich wohl unmittelbar hinter ihm, doch ohne ihn am Arm zu haben. Mit blutüberströmtem Gesicht wurde er von den hinzucilenden Abgeordneten aufgehoben und nach dem nahen Lesezimmer gebracht. Kultusminister v. Goßler nahm sich des Verletzten an, wusch ihm das Blut aus dem Gesicht und beruhigte ihn wiederholt teilnahmsvoll: „Exzellenz können ganz beruhigt sein, das Blut rührt von einer Hautabschürfung an der rechten Seite her und von der eingedrückten Brille." Später wurde Windthorst in einer Droschke nach Hause gefahren.
— Dem früheren deutschen Vertreter im Witulande, Herrn Kurt Töppen ist bekanntlich vorgeworfen worden, er habe nichts zur Warnung oder Rettung der deutschen Expedition Küntzel gethan, diese vielmehr fast absichtlich in ihr Verderben rennen lassen. In eurer Zuschrift an deutsche Zeitungen erklärt Herr Töppen jetzt, daß dies eine plumpe, von seinen britischen Feinden aufgebrachte Lüge sei.
Algier, 30. Jan. Die Compagnie Trans- atlantique, deren Dampfer „Kleber" den englischen Dampfer „Arbib Brothers" gerettet hatte, verlangte von letzterem gemäß den Seegesetzen Schadloshaltung und ließ das Schiff mit Beschlag belegen. Der englische Dampfer machte darauf den Versuch, mit Hilfe eines englischen Schleppdampfers heimlich den Hafen zu verlassen, worauf die Compagnie Transatlantique sofort ein Packetboot nachsandte, dessen bewaffnete Mannschaft den englischen Dampfer zwang, in den Hafen zurückzukehren.
Vermischtes.
Auf wirklich schlaue Weise ist vor kurzem eine Pelzwarenhandlung in Baltimore um einen bedeutenden Betrag beschwindelt worden. Am Nachmittag vor Weihnachten, während der Laden ge
drängt voll Kauflustiger war, fuhr in einem eleganten Gefährt eine vornehme junge Dame vor, trat ein und ließ sich Waren vorlegen. Sie wählte einen Mantel von Robbenpelz, der 500 Dollar kosten sollte, und gab als Zahlung eine 1000-Dollar-Note hin. Der Commis, der sie bediente, traute der Geschichte nicht und schickte di« Note nach einer Bank, um bezüglich ihrer Echtheit Gewißheit zu erlangen. Ehe jedoch die Antwort zurückkam, wurde die Käuferin ungeduldig. Sie fragte, weshalb man sie warten lasse, und als man ihr den Grund angab, stellte sie sich sehr entrüstet über ein solches Mißtrauen und erklärte stolz, es sei ihr nicht länger möglich, unter solchen Umständen mit der Firma zu verkehren; man solle ihr das Geld zurückgeben. Mittlerweile war der Bote mit der Antwort eingetroffen, daß die Note echt sei. Die Dame aber verließ mit derselben stolz den Laden. Nach etwa anderthalb Stunden kehrte sie jedoch zurück und erklärte, sie könne sonst nirgends etwas Passendes finden und wolle nun doch den vorher besichtigten Pelz nehmen. Sie wurde mit größter Zuvorkommenheit behandelt; ihre 1000 Dollar-Note wurde ohne weitere Umstünde angenommen, sie erhielt 500 Dollars Wechselgeld und entfernte sich mit ihrem Pelz. Zu spät merkte der Kassierer, daß die zweite Note falsch war.
— Ein untern^hmungsk rindiger Theaterleiter war es, der kürzlich in St. Louis zur Vorstellung von Schiller's „Tell" einlud. Der Theaterzettel enthielt in fetter Schrift die Schlußbemerkung: „Der Landvogt Geßlcr wird hoch zu Roß auf der Bühne erscheinen. Das Roß wird nach der Vorstellung verloost werden. Jeder Inhaber eines Sitzplatzes erhält ein Loos an der Kasse." Das Pferd war ganz natürlich die „Zugkraft" des Stückes, und ein großes Publikum erwartete mit Spannung den Augenblick, da das Reittier des Landvogts zum Vorschein kam. Ein nicht besonders feuriges Tier und von eigentümlicher Bauart — aber schnellen, freudigen Schrittes eilte doch der glückliche Gewinner zum Schluß auf die Bühne, um den Geivinn in Empfang zu nehmen. Mit dein Inhaber des Glückslooses erschien aber noch ein zweiter Mann auf der Scene, und nun ergab sich folgendes: Erstens war das Roß Geßler's ein — Maulesel, zweitens war dieser Maulesel gestohlenes Gut und wurde als solches von dem Eigentümer in Anspruch genommen, drittens war der Maulesel blind, was den Gewinner veranlaßt«:, das edle Reittier Geßler's ohne Zaudern dem rechtmäßigen Besitzer wieder zuzustellen. Und so endete die „Tell"-Vorstellung ohne jeden Mißklang.
Amtliche KekaniltMlichilngkil.
Licbenzell.
Fabrik- u. Wohngebäude-Verkauf.
In der Konkurssache gegen die Firma Weiblen L Brecht, offene Handelsgesellschaft in Liebenzell, bringe ich in Folge Beschlusses des Gläubiger- ausschuffes am
Donnerstag, den 5 Februar d- I, mittags 12 Uhr,
auf dem Nathause in Liebenzell folgende Liegenschaft aus freier Hand zur öffentlichen Versteigerung:
Gebäude:
1 a 17 gm Wohnhaus, 2stockig mit 2 Familienwohnungen,
— „61 „ Wohnungsanbau mit Magazin,
WM 2 „ 86 „ Fabrikgebäude,
— „ 35 „ Radstube,
— „ 50 „ Magazin in PN. 76,
5 „ 65 „ Ho fraum,
11 a 14 gm m der Furth; am Längenbach.
Gesamt-Anschlag in der Brandvers. 34,500 St.-A. 21,400 Dazu gehört:
Gärten:
2 a 60 gm zweimähdigcr Grasrain,
5 „ 16 „ Gem üsegarten,
7 rr 66 gm.
18 a 34 gm Wiese und 23 „ 31 „ Weg.
Gemeinderätlich taxiert zu 30,000
Auf diesem in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs gelegenen Anwesen wurde seither die Fabrikation von Baubeschlägen und Klein-Eisenwaren mit einer sechs- pferdigen Wasserkraft betrieben. Das Fabrikgebäude samt Zubehörden ist im Jahre 1884 neu aufgeführt worden und befindet sich samt den Maschinen und Werkzeugen neuester Konstruktion in tadellosem Zustande.
Die Verkaufsbedingungen werden günstig gestellt. Die Fabrikation wird von der Konkursmasse fortbetrieben und es kann das Anwesen, welches vermöge seiner Lage und Wasserkraft zu jedem andern Geschäftsbetriebe umgeändert werden kann, jeden Tag eingesehen werden.
Wenn bei obigem ersten Verkaufstermin ein annehmbares Resultat erzielt wird, so wird das Anwesen sofort zugeschlagen.
Ter Konkursverwalter Verwaltungs-Aktuar Kober in Calw.
Calw.
In dem
Konkursverfahren
über das Vermögen desGottlicb Grosr- mann, Fuhrmanns in Teinach, ist infolge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Vergleichstermin auf Samstag, 28. Februar 1891, vormittags 9 Uhr,
vor dein Kgl. Amtsgerichte Hierselbst — Amtsgerichtsgebäude — anberaumt.
Den 31. Januar 1891. Gerichtsschreibcr K. Amtsgerichts: Keller.
Todesanzeige.
Verwandten und Bekannten widmen mir die traurige Nach- ^ richt, daß
Johann Weber,
Tuchmacher,
Sonntag mittag ft-12 Uhr nach kurzer Krankheit im Spital gestorben ist.
Beerdigung Dienstag nachmittag 3 Uhr.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Revier SimmerSfeld.
Wiederholter
StanM-Derkauf
, .... ---'.T. am Mittwoch,
den 11. Februar, ; vormittags 11 Uhr,
i ft, r-, i ; im Hirsch in Sim-
mersfeld aus dem Staatswald I. 23 ^ Hummelberg:
5970 Stück tannene Hopfenstangen II. bis V. Klasse und 39,205 Stück tannene Floßwieden.
Prwat-Arrxrigerr.
keines Zokvkinefkk,
empfiehlt
bei l Pfund 52 A
,, 5 „ 50 „
10 „ 48 „
.. 25 46 „
I. Kr. Hesterlen.
Altburg.
Danksagung.
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme, welche bei der Krankheit und > dem Hinscheiden unseres l. s Vaters
Garl Grhardt, Schullehrer, erfahren durften, für die Blumenspenden, den schönen Gesang der Herren Lehrer und des Gesangvereins, der ehrenvollen Begleitung des Veteranenvereins, sowie Allen, die ihm zu feiner Ruhestätte das letzte Geleite gaben, unseren aufrichtigsten Dank.
Tie tr. Hinterbliebenen.
per Pfund 35 -H,
Sskrnsnn