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M. AchrztMfi.

M ßi Mittwoch» den 13 März 1018.

viele Bsuemsöhne auf den SiUem ihrer »«er, Verzicht»,

JesWr LOmM ms die HllfMillWil m Remel.

Zn« Fliegerangriff «nf Paris.

Der Weltkrieg.

Bericht der dentsche« HeeresleLLnng.

kr»ße» HnytmaErr. 12. März. Amt!. WTB. NrWb.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Die feindliche Artillerie enlmickslte am friihen Morgen an vielen Stellen der Front, namentlich zwischen der Lys und der. Searpe, rege Tätigkeit. Auch in den Abendstunden ledte der Fcuerkonwf vielfach aus. Im Vorfeld der beider­seitigen Stellungen kam es zu kleineren Infatiteriegefechten.

Das Feuer englischer Artillerie auf rückwärtige Ort­schaften forderte zahlreiche Opfer unter der französischen Bevölkerung; auch Cambrsi erhielt mehrere Schuß schwer- sten Kalibers.

Zur Vergeltung für feindliche Fliegerangriffe am S und 1V. März auf Stuttgart, Eßlingen, Untertürkheim «ud Mainz habe« unsere Flieger in letzter Nacht Pari- ausgiebig uub erfolgreich mit Bombe« belegt.

Leutnant Freiherr oon Richthosen errang seinen 27. L«flfi-S. _

Bon den andren Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der Erste Generaftuartiermeister: Ludsndorfs.

SS voo Bruttsregistertsuse» versenkt.

Berlin. 1t. März. WTB.

Amtlich wird Mitgelrill: Eines unserer Urit-rfseboote, Kommandant Kapttanleutnant von Glasrnapo. hat an der Westküste Englands 5 Dampfer und ein Segelschiff mit 22 700 BRT. Schiffsraum vernichtet. Uiter den versenk­ten Schiffen befinden sich drei besonders wertvolle Damp­fte von je etwa 6000 BRL. Drei von den Dampfern waren Taukdampser. Alle Dampfer waren bewaffnet und mit einer Ausnahme lief beladen.

Der Chef des Admimlstabs der Marine.

Die Göttin cLes Glücks

Roman von Reinhold Ortmann.

G (Nachdruck verboten.)

»Me könnte ich es tun auf Grund eines Bildes, das vielleicht unvorteilhaft oder vielleicht geschmeichelt, jeden­falls aber sehr ausdruckslos ist. Sie ist eine Verwandte des Herrn Borsten?"

»Seine rechte Base, denn seine Mutter und ihr Vater waren Geschwister. Du mußt übrigens den Namen des Herrn von Restorp in unserem Elternhause öfter gehört haben. Er war der Besitzer von Klitzow, kaum acht Meilen von uns entfernt. Aber das Gut war vermutlich schon überschuldet, üls er den Besitz antrat. Jedenfalls konnte er sich nicht halten und Klitzow wurde vor vier oder fünf Jahren subhastrert/

! »Dietrich von Restorp nicht wahr?"

5 «Nein, der Vater Jnge's heißt Georg. Der Dietrich 1?^n Restorp, an den du denkst, war sein älterer Bruder, .jener wunderliche Projektenmacher und Spekulant, von j bem man in unserer Provinz zu sagen pflegte, daß er fZweimal im Jahre Millionär und zweimal Bettlersei. Ich erinnere mich seiner allerdings nur von Hörensagen, denn er ist seit ungefähr zehn Jahren tot. Unglücklicher- weise hatte er sich gerade in seiner Bettlerperiode befunden, als er aus dem Leben schied/

»Und auch die Familie deiner Braut ist völlig verarmt, wenn ich die Andeutungen in deinem Briefe richtig ver­standen habe.'"

. »Ja, Inges Vater hat sein Vermögen bis auf den letzten Pfennig verloren. Durch eine Rente, die ihm auS Er Familienstiftung zufließt, fristet er recht kümmerlich fttn und semer Angehörigen Leben/

»Ist er denn schon so alt, daß er durch eigene Arbeit nichts mehr erwerben kann?"'

Bernhard machte ein etwas verlegenes Gesicht.

. »Das eigentlich, nicht. Aber er er hat so seinen be- Avberm Stolz. Und dann gibt eS da noch eine Art von Mer Idee, die ihn leider verhindert, energisch an der Auf- LeAeruue keiner Verhältnisse zu arbeiten. Du wirst da»

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Volkstümliche Politik.

Der von Freche.'? von Grotthuß herauszegebene .Türmer" (Slnttgart, Greiner und Pfeiffer) veröffentlicht im soeben erschienenen zweiten Märzheft einen Brief eine» in der Schweiz ansässigen Denlschm, der uns sehr nach- denkenswert erscheint:

Wer eise Politik durchsetze» will, die vvrausfichtlich im Auslände wie i« Inlands auf starke Hemmnisse stößt, maß dafür Sorge tragen, daß «löslichst viele Volksgenos­se« an dem gesteckten Ziel der Politik nicht bloß ideell, sonde n auch materiell tnterrsstert find. Dieser wichtige politische Grundsatz ist von den nationalen Politikern Deutsch- la«d« bisher «nzrbützrlich vernachlässigt worden. Nehmen wir z. B. Kurland und Litauen. Sie find seit zwei Jah­ren tn deutscher Hand. Die Russen Hallen die einheimische Bevölkerung größtenteils sortgefShtt und damit die an sich schon dünne Bevölkerung dieser Gebiete noch mehr ver­mindert. Was hätte nun näher gelegen, als sofort in die eroberten «euscher leeren Gebiete einige zehntausend deutsche Bauern z« verpflanzen 7 Hunderttausend deutscher Bauern wirtschaften in Rorddeuischland aus ärmlichem Sandboden und unzureichend;« Besitztum, vergeuden Arbeitskraft und Kapital im Ringen mit einer kargen Natnr. Ihre Arbeit wäre in den fruchtbaren Fluren Kurlands und Litauens wahrscheinlich weit prodnkttver gewesen, als auf ihrem heimischen Boden. In meiner westfäisiche« H'imat leben

alles aus eigener Beobachtung viel besser und gründlicher erfahren, als ich es dir schildern könnte. Denn du hast doch nichts dagegen, daß ich dich morgen schon bei den Restorys einsübre?"

»Ich bin selbstverständlich sehr neugierig, Leine Braut zu sehen. Aber wie bist du denn eigentlich an diese Leute gekommen? War es dein Freund Harro Boysen, der die Bekanntschaft vermittelt hat?"

,O nein! Er wäre dazu gar nicht in der Lage ge- wesen, denn er unterhält keinen Verkehr mit seinen Ver­wandten, und es besteht sogar ein ziemlich gespanntes Ver­hältnis zwischen ihm und dem Oheim. Die beiden Brüder hatten seiner Mutter die Heirat mit einem bürgerlichen Maler niemals verziehen, und er ist sehr stolz auf seinen Vater/ »Nun denn, wie kam die Anknüpfung zustande?"

Herr von Restorp erschien vor einigen Monaten hier in meinem Bureau, um wegen eines Prozesses Rücksprache mit mir zu nehmen. Später mußte ich ihn wiederholt misslichen, weil er durch ein Unwohlsein an daS Zimmer gefesselt war, und so entwickelte sich die nähere Bekannt­schaft ganz von selbst."

»Natürlich wie es eben zu gehen pflegt, wenn der Vater eines armen, heiratsfähigen Mädchens auf einen un­erfahrenen jungen Mann stößt, aus dem sich bei einiger Geschicklichkeit ein Bewerber machen läßt/

»Pfui, Hanna! So darfst du nicht von den Restorps sprechen, auch nicht im Scherz! Sie haben nicht nur keine Geschicklichkeit aufgewendet, um mich zu fesseln, sondern Inges Vater hat sogar erst nach längerem Zögern seine Einwilligung gegeben. Ein simpler bürgerlicher Rechts­anwalt ist als Schwiegerwhn im Grunde gar nicht sonder­lich nach seinem Geschmack/

»Desto mehr wirst du dich vermutlich beeilen, deinen glücklich errungenen Schab in Sicherheit zu bringen. Zu wann muß ich meine Hochzeitstoilette bestellen?"

»Du brauchst eS nicht zu überstürzen. Wir machen uns' auf einen ziemlich langen Brautstand gefaßt. Denn meine Praxis gestattet mir vorläufig noch nicht, eine Fa­milie zu gründen."

^So hätte sie dir auch nicht gestatten sollen, dich zu

aus die Ehe, weil es »icht möglich ist. bei den teur», Bodenpreisen sich eine annehmbare Er ster; zu gründe». Für dies« biederen und arbeitsamen Leute »Sre Kurland ein Dorado. Hütten mir ihnen und ihren sich mühseli- aus unfruchtbarer Scholl« plackende« Berusegenofsen im be­setzten Gebiet die Möglichkeit zur Schaffung einer besseren Ejrlperiz geboten, dann wären heute Handerttausende deut­scher Kamillen mit ihren teuersten Hoffnungen am politi­schen EÄicksal der Ostprookzen interessiert, und dann wäre ln der öffentlichen Meinung ein «»eit größerer Res» Tanz­boden für die nationalen Forderungen vorhanden.

Haben wir etwa tu Belgien dafür gesorgt, daß »eite Kreise in De«tschiand ein starkes Interesse am politische« Schicksal de« Landes gewinnen? Mit Nichte«. Die bäuer­liche Anstedlung ist zwar in Belgien kaum durchführbar, dafü aber standen uns andere Mittel zur Verfügung um Belgiens Schicksal mit dem des deutsche« Reiches zu ver­kette'». Wir haben aber eine Politik getrieben, als ob das Gegenteil unsere Absicht wäre. Wir erheben z. B. in Bel­gien ei»e monatliche KrieZskontribulion von 60 Million«« Franken, das find acht Kranken aus den Kops der Be­völkerung des Lande«. Da« deutsche Volk bringt monat­lich mindesten« 3 Milliarden Mk.. gleich 3 und Milli­arden Franke«, also monatlich mehr als 50 Franken für Kriegskosten auf. Wenn wir di« Kriegslasten Belgien« ebenso hoch geschraubt hätten, wie die des deuschen Volke«, dann hätte Belgien bisher etwa 12 bis iS Milliarde« zu Deutschlands Kriegslasten beisteuern mliff-n. Bei eine» solche» Summe dürfte« nicht viele Zeitungen in Deutsch­land es »vagen, einen glatten Verzicht im Westen zu emp­fehlen, denn die Aussicht, dem belgischen Staate eine solche Rtesensumme zurückzuerstatten, würde auch die hinter ben deutschen Börseblättem steheuben Kreise stutzig machen. In gleicher Weise hätten wir die Reichttlmer der besetzte» französische« Gebiete zur Stärkung unserer wirtschasiltche« und politischen Postlion verwenden müssen. Aus Belgien «nd Rordfrankreich zusammen hätten wir, wenn wir die­selben Ansprüche an die dortigen Einwohner gestellt hätten, wie a« die des Deuischen Reiches, zusammen etwa 20 Milliarden Franken Hera«?holen können. Dann körnten wir bei den Friedensverhandlungen zu unseren Feinden sagen, entweder überlaßt ihr uys die bes tzten Gebiete, dan« «erden wir ihnen die Krtegsausiagen ganz oder teilweise ersetzen, »der wir geben euch die G b ete zurück und über- binben euch die Pflicht zur Entschädigung.

Hier muß auch noch ein Wort über die deutsche Poli­tik in den besetzten Gebieten gesagt «erden. Bet Anlatz der Rückwärtsverleguug der deuischen Stellungen in Frank- reich aus die Htnbenburglinie konnte man in ausländische«

verloben. Nichts für ungut, Bernhard aber es tut mir leid, daß ich nicht schon ein paar Monate früher gekommen bin, wie es ja auch in der Tat meine Absicht war/

Wirklich? War es das? In deinen Briefen hast b» niemals etwas davon verraten."

»Es gibt Dinge, die sich brieflich nicht gut erörtern lasten. Würdest du es denn begriffen haben, wenn ich dir geschrieben hätte, daß ich in hohem Maße unzufrieden mit dir sei daß du meine stolzen Erwartungen getäuscht ftrst und dich meiner Ansicht nach auf dem besten Wege be­findest, dein Leben gründlich zu verderben?"

»Ich wäre davon allerdings einigermaßen überrascht worden. Denn bis zu diesem Augenblick lebte ich in de» Wahn, so ungefähr meine Schuldigkeit zu tun."

Und du warst glücklich, wenn sich irgendein Schuster oder Schneider einstellte, um seine Rechtshändel durch dich ausfechten zu lasten, nicht wahr? Du wärst es ganz zu­frieden, wenn du nach zehn oder fünfzehn Jahren von deiner mühselig zusammengescharrten Praxis in bescheidener Gemächlichkeit leben könntest vielleicht mit der be­glückenden Aussicht, dich als Siebziger zur Ruhe zu setze». Sage doch aufrichtig, Bernhard; ist dies nicht daS Bild der Zukunft, wie sie dir bisher oorgeschwebt hat?"

Daß sie sich wesentlich glänzender gestalten werk«, wage ich allerdings kaum zu hoffen. Bis jetzt wenigstens sind keinerlei Anzeichen dafür vorhanden."

Weil du selbst noch nicht das Geringste dazu getan hast. Weil du dein Pfund vergräbst, statt damit zu wuchern."

Mein Pfund das sind vermutlich meine groß­artigen Talente?"

»Großartig oder nicht sie sind immerhin bedeutenb genug, dir eine Stellung zu machen, dir den Weg zu An­sehen und Reichtum zu ebnen. Du hast Beredsamkeit Schlagfertigkeit und eine lebhafte Phantasie. Das ist alle-, was man braucht, um ein gesuchter Anwalt und vor allem^ um ein berühmter Verteidiger zu werden. Bringe deine» Namen in Verbindung mit einigen Sensaticmsprozester^ die das Publikum ein paar Tage oder Wochen lang » Atem halten und du bist ein gemachter Mann."

(Fortsetzung folgt.)