Leiche Mantel, Hut, Handschuhe, Uhr, Regenschirm und Körbchen. Diese Gegenstände dürsten zur baldigen Ermittelung des Thäters führen.
Paris, 19. Jan. Die Kammer genehmigte einstimmig einen vom Minister des Innern verlangten Credit von 2 Millionen Francs für die durch die ungewöhnliche Kälte heimgesuchten Armen in den Städten. Demnächst soll ein weiterer Gesetzentwurf eingebracht werden, betreffend die Unterstützung der Notleidenden auf dem Lande.
Rom, 20. Jan. Anarchisten in Livorno verrichteten eine Reihe von Dynamitanschlägen. Der Palast des Grafen Lardelli und die Häuser mehrerer reicher Bürger wurden beschädigt.
Neapel, 17. Jan. Gestern wütete hier ein Schneesturm mit einer hier noch nicht beobachteten Gewalt. Der Schnee liegt an vielen Orten anderthalb Meter hoch. Der Stadtteil Vomero ist ganz unwegsam; im Stadtteile Vasto wurden zahlreiche Häuser durch die Schneelasten beschädigt; in den Quartieren Vicaria und Pendino ist der Verkehr vollkommen eingestellt. Die Stadtvertretung steht dem Unwetter machtlos gegenüber, da alle Hilfsmittel zur Hinwegräumung des Schnees fehlen.
Vermischtes.
— Graf Herbert Bismarck hat am Donnerstag Friedrichsruh verlassen und sich zunächst nach Schönhausen begeben, wo er seinen künftigen Aufenthalt zu nehmen gedenkt. Zunächst wird der Graf nur einige Tage dort verweilen, um mit Architekten und Dekorateuren über bauliche und andere Veränderungen zu beraten. Das Gut Schönhausen weist zwei Herrenhäuser auf, ein vom Fürsten Bismarck ererbtes und ein anderes, ihm bekanntlich im Jahr 1885 aus der Bismarckspende zurückgekauftes. Elfteres wird Graf Herbert bewohnen und entsprechend Herrichten lassen, im letzteren sollen diejenigen Gegenstände gesammelt und aufgestellt werden, welche sich auf das Leben und Wirken des Fürsten Bismarck beziehen, namentlich die ihm gewidmeten Bildnisse der europäischen Souveräne, die Adressen, Ehrenbürgerdiplome und Gegenstände von persönlichem und historischem Interesse. Unter den großen Oelbildern, welche dem Fürsten Bismarck während seiner Amtszeit von Herrschern verehrt worden sind, nimmt dasjenige Kaiser Wilhelms I. den ersten Platz ein, auch der Größe nach; die Sammlung weist u. A. ferner auf: die beiden Bildnisse der Kaiser von Rußland und von Oestreich, des Königs von Italien, der Königin von England, des jetzigen Papstes; sodann aus neuester Zeit das des regierenden Kaisers und das des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin. Ferner findet m der Schönhausener Gallerte ein besonders interessantes Bild Platz, welches den Berliner Kongreß vom Jahr 1878 darstellt, und, nach persönlichen Entwürfen der späteren Kaiserin Friedrich, damaligen Kronprinzessin, gemalt, dem Fürsten Bismarck zur Feier seines 70jähr. Geburtstages vom Kaiser in Gemeinschaft mit fast allen Gliedern der Herrscherfamilie persönlich überreicht wurde. Endlich besteht die Gemäldesammlung aus den Bildnissen hochgestellter Personen aller Nationen, namentlich hervorragender Staatsmänner, die dem Fürsten im Laufe seines Lebens näher .gestanden
haben. Der große Umfang und die reiche Mannigfaltigkeit der in diesem Schönhauser Bismarckmuseum aufzustellenden Gegenstände wird die Arbeit des Grafen Herbert für längere Zeit in Anspruch nehmen. Vorläufig begiebt er sich nach Erledigung der notwendigsten vorbereitenden Maßregeln m Schönhausen auf einige Tage nach Süddeutschland, von dort nach Italien und, je nachdem die Befestigung seiner Gesundheit, die durch übergroße Arbeit erschöpft war, weitere erfreuliche Fortschritte macht, nach Sizilien, Korfu und, vielleicht noch weiter. Jedenfalls dürfte der Graf die rauhe Jahreszeit ganz im Süden zubringen, so daß seine Rückkehr nach Schönhausen und die Aufnahme seiner Thätigkeit dortselbst nicht vor dem Frühjahr zu erwarten ist. Alsdann wird Graf Herbert seinen dauernden Wohnsitz auf diesem Stammgut nehmen und es auch selbst verwalten.
(Die Menschenliebe) — so schreiben Pariser Blätter — verbreitet sich heutzutage bis auf die Weinschenken; ein edler Menschenfreund und Schankwirt vor der Larrksi-s äu Llaino läßt alle diejenigen seiner Kunden, welche sich bei ihm betrinken, unentgeltlich in ihre Behausung bringen, vorausgesetzt, daß sie eine haben. Er hat eigens zu diesem guten Werke einen zuverlässigen Mann angestellt, dem er außer freiem Wein 12 Sous für den Abend giebt. An'Sonn- und Montagen beschäftigt er drei solcher Schutzengel, wie er diese neuen Industriellen genannt hat. Man sagt, daß das gute Beispiel bereits Pro- selyten gemacht, und daß verschiedene Berufsgenossen dieses edlen Mannes, auch schon dergleichen Schutzengel anstellen. Es wird noch so weck kommen, daß die betrunkenen Kunden in kleine Omnibus, deren jeder den Namen der Weinschenke trägt, heimgeführt werden. Inzwischen sind die Schutzengelstellen sehr gesucht, aber die Zulassung ist schwierig; es sind Posten des Vertrauens, denn es handelt sich dabei um nichts Geringeres, als die braven Trunkenbolde vor den Rinnsteinen, Wagen und so vielen andern drohenden Gefahren zu schützen. Es ist also leicht zu begreifen, daß nicht der erste beste angenommen werden kann. — Diese ziemlich sonderbare Beschäftigung ruft die Erinnerung an eine andere ebenso wunderliche Industrie, wach, welche vor Jahren ein auf dem Quai de la Valläe unter dem Namen Vater Garnot bekannter alter Mann betrieb. Vater Garnot war ungefähr Z'st Fuß hoch, bucklig, hinkend, einäugig, pockennarbig. Dieser häßliche Alte wichse — ja — er wichse die Pfoten der alten Truthühner, welche nachher von den Händlern am Markt de la Vallse als junge verkauft wurden. Die jungen Truthühner haben nämlich schwarze Pfoten, die alten aber rote; man frage nur die Hausfrauen, die werden das bestätigen. Vater Garnot lebte von dieser betrügerischen Malerei, und wenn er von sich sprach, hieß es: „Wir Künstler!" . . . Am Tage wichste er die Stiefel der Vorübergehenden. Und die Moral von der Geschichte: Man lasse die zu kaufenden Truthühner vorher ein Fußbad nehmen.
Ein kostbarer Spazierstock. Dem „XIX Siecle" wird aus Rom geschrieben: „Unter den Neujahrsgeschenken, welche Heuer Papst Leo XIII. empfing, befand sich auch eines von der Königin von Spanien: ein einfacher Spazierstock. Der Botschafter Spaniens übergab denselben dem Papst mit der Bitte,
sich darauf stützen zu wollen. Kaum hatte Leo jeine Hand auf den silbernen Knopf gestemmt, löste der Stock sich in Goldmünzen auf."
— Die kleinen Vögel leiden erbärmlich Not, sie bitten ihre Freunde um's tägliche Brot.
Kitterarisches.
— Eine für unser ganzes Volk hochwichtige Frage, die des „Zonentarifs", findet eine eingehende Würdigung in dem Schriftchen „Nachweis, daß man für eine Mark durch ganz Deutschland reisen kann" von Max Karfunkel. Verlag von Eyck L Friedlaender) Berlin C. In dem volkstümlich geschriebenen Heftchen, welches nur 10 Pfennige kostet, wird schlagend nachgewiesen, daß die heutigen Personentarife gänzlich veraltet sind, und daß nur ein rationeller Personentarif, welcher als höchste Sätze bei allen Reisen über 50 Kilometer für die 1. Klasse 6 ^
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bestimmt, die großen Segnungen der Eisenbahnen
auch dem Minderbegüterten erschließen kann, während er gleichzeitig recht erhebliche Mehreinnahmen bringt. Wir halten für nötig, daß der darin ausgesprochene berechtigte Wunsch nach billigen Personentarifen
in die weitesten Schichten des Volkes getragen wird.
Landwirt. Dezirksoerein.
Am Montag, den 2. Februar 1891, (Lichtmeßfeiertag) hält der landwirtyschaftliche Bezirksverein im Badischen Hof hier (Thudium) seine Generalversammlung, zu der die Vereinsmitglieder, sowie sonstige Freunde der Landwirtschaft eingeladen sind.
Auf der Tagesordnung steht:
1) Rechenschafts- und Cassenbericht.
2) Wahl eines Ausschußmitglieds für den Rest der
Periode 1890/92.
3) Erörterung der wichtigsten Bestimmungen des
Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes.
Um 11 Uhr versammelt sich der Ausschuß. Um 12 Uhr ist gemeinschaftliches Mittagessen, zu welchem Anmeldungen spätestens Sonntag Vormittag bei Herrn Thudium gemacht werden wollen; um 2 Uhr beginnen die Verhandlungen.
Die Herren Ortsvorstehsr werden um Bekanntmachung dieses ersucht.
Calw, den 21. Januar 1891.
Vereinsvorstand:
Supper.
Nur 5 Pfennige täglich kostet die Anwendung der von den hervorragendsten Professoren und Aerzten Europas empfohlenen Apotheker Itrchard Brandt's Schweizerpillen, so daß dieselben allen anderen Mitteln, wie Bitterwässer, Magentropfcn, Mixturen, Ricinusöl rc. re. entschieden vorzuziehen sind, dabei ist aber auch die angenehme, sichere, dabei absolut unschädliche Wirkung der ächten Apotheker Mchard Brandt's Schweizerpillen unerreicht! Tie auf jeder Schachtel auch quantitativ angegebenen Bestandteile sind: Silge, Moschusgarbe, Aloe, Absynth, Bitterklee, Gentiau.
»Hm — es hat Alles seine Ursachen," nickte Fritz weise, „aber jetzt, Scherz bei Seite, Onkel, kennst Du Lilly Mairland?"
„Aha — läuft's darauf hinaus?" lachte Herr Wapping, „nein, ich habe bis jetzt nicht das Glück, die junge Dame zu kennen."
„So — nun, Du weißt aber doch, daß ich sie kenne, Onkel."
„Und wenn ich das weiß?"
„Und daß ich sie liebe — bis zum Wahnsinn liebe, daß ich nicht ohne sie leben kann!"
„Fritz — Du übertreibst wieder einmal ganz bedenklich," sagte Herr Wapping gelassen; „bitte, sprich ohne Umschweife und halte Dich einfach an die Thatsachen, denn ich bemerkte Dir schon vorhin, daß ich meine Zeit nicht gestohlen habe. Also Du liebst die junge Dame, die selbstverständlich schön wie ein Engel ist, oder bildest Dir wenigstens ein, sie zu lieben und —"
„Und heute habe ich sie gefragt, ob sie Lust hätte, Frau Fritz Wilton zu werden," ergänzte der junge Mann mit einem Anflug von Trotz.
„Fritz Du bist wohl närrisch geworden — davon kann nie die Rede sein," rief Herr Wapping ernstlich erschrocken.
„Genau dasselbe sagte Lilly auch," nickte Fritz Wilton trübe.
„So — nun, die junge Dame scheint mehr Usunden Menschenverstand zu besitzen, als gewisse andere Leute." bemerkte der Advokat anzüglich, „aber jetzt laß uns die Sache kurz und bündig besprechen, Fritz," fügte er ernsthaft hinzu.
„Als ob ich das nicht fortwährend thäte," brummte der junge Mann; „was ich Dir gesagt habe, ist buchstäblich wahr, und es fragt sich nun, was mir jetzt zu thun obliegt."
„Hm — wir wollen sehen," sagte Herr Wapping. sich eine Pfeife stopfend und dieselbe anzündend, worauf er sich behaglich in seinen Sessel zurücklehnte und nachdenklich den blauen Dampfwölkchen, welche der Pfeife entquollen nachblickte.
„Nun sage mir ohne Umschweife, wie Du mit Fräulein Maitland stehst, Fritz," wandte er sich dann an seinen Gast, der unruhig am Fenster trommelte.
„Das ist bald gesagt, Onkel," versetzte der junge Mann hastig. „Ich hatte dis Nacht am Krankenlager meines Freundes Haller verbracht — Du weißt doch, daß Haller, seit seines Vaters Firma im Frühjahr fallierte. Tag und Nacht arbeitete, um möglichst bald sein Examen machen und als Ingenieur s in Brod verdienen zu können. Nun, was ich vorausgesehen, geschah. Hallers schwacher Körper ertrug die strenge Arbeit nicht und seit einigen Wochen ist er am Nervevfieber erkrankt."
„Na — vor dem Erkranken durch Ueberarbeiten bist Du jedenfalls sicher," warf Herr Wapping gleichmütig ein.
Fritz Wilton mußte wohl die Richtigkeit dieser Bweieführung einsehen, denn er lachte nur und fuhr dann fort:
„Als ich Haller gestern Abend besuchte, fand ich ihn sehr matt, und da sein Vater eine notwendige Geschäftsreise antreten mußte und mein Freund somit der Pflege eines Dieners cnheimfiel, bot ich dem alten Herrn an, bei Stephan zu bleiben. Herr Haller wollte erst nichts davon hören, aber ich gab nicht nach und setzte meinen Willen durch, so daß er endlich beruhigt abreiste und mir seinen Platz am Krankenbette überließ."
„Du bist doch ein braver Bursche, Fritz," brummte Herr Wapping, seinem Liebling einen freundlichen Blick zuwerfend; Fritz errötete bei dem Lobspruch und berichtete dann weiter:
„Die Nacht verlief recht gut, Stephan schlief etliche Stunden, und als der Doktor heute in aller Frühe erschien, war er ganz zufrieden. In Folge dessen begab ich mich in sehr gehobener Stimmung nach Hause und als ich an Fräulein Maitland's Wohnung vorbeiging und sie am Fenster stehen sah, plauderte ich ein Weniges mit ihr. Weiß der Himmel, wie es zuging, daß die kleine Hexe mir heute so besonders hübsch erschien; ohne mich lange zu besinnen, nahm ich mein Hcrz in beide Hände und fragte sie, ob sie meine Frau werden wolle."
(Fortsetzung folgt.)