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Amts- und Anzeigeblcrtt für den Bezirk (Lalw. 66. Jahrgang.
Erscheint Dien « la g , Donnerstag und Samt tag. Die Einrkcknngrgebühr detrLgt im Bezirk und nächst» Umgebung » Psg. die Zeile, sonst 12 Psg.
Dienstag» den 6. Januar 1891.
AbrnnementSpreiS vierteljährlich in der Stadt A> Pfg. vnd so Pfg. LrSgerlohn, durch die Post bqogen Mk. 1. 15, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1. 35.
Amtliche Nekauutmachurlgen.
Bekanntmachung.
Der von der K. Kreisregierung am 29. Dezbr. 1890 zum Schultheißen der Gemeinde Otten- bronn ernannte jung Ulrich Erlenmaier daselbst ist heute beeidigt und in sein Amt eingesetzt worden.
Calw, den 2. Januar 1891.
K. Oberamt.
Supper.
Bekanntmachung,
Feldbereinigung auf Markung Simmozheim betreffend.
Nachdem die K. Zentralstelle für die Landwirth- schaft das vom Gemeinderat Simmozheim beantragte Unternehmen einer Bereinigung der Gewände „Ebene, Eichelbronn, Hirmling, Kaps, Kehle, Löschbronn, Merk- lingerweg, Münklingerweg, Rahalden, Steinhörnle, Streubenhecke, Stumpen und Weilerweg" der Markung Simmozheim als für die Landeskultur nützlich erkannt und zur Abstimmung dem gestellten Antrag gemäß zugelassen hat, wird Tagfahrt zur Abstimmung über den Antrag und zur Wahl der Mitglieder der Vollzugskommisston auf Mittwoch, den 11. Februar 1891, vormittags 9 Uhr,
im Rathaus zu Simmozheim hiemit anberaumt.
Zu der Abstimmung werden die betheiligten Grundeigenthümer oder ihre Vertreter, welche sich über die Vertretungsbefugniß rechtsgiltig auszuweisen haben, unter der Androhung des Rechtsnachtheils eingeladen, daß diejenigen, welche bei der Abstimmungstagfahrt weder in Person, noch durch Vertreter erscheinen, als dem beantragten Unternehmen zustimmend angesehen und von der Theilnahme an der Wahl der Mitglieder der Vollzugscommission ausgeschlossen werden und daß -ein Einspruch oder eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen diese gesetzliche Folge des Ausbleibens nicht stattfindet.
Ist ein Rechtsstreit über das Eigenthum oder eine dem Eigenthum gleichgeachtetes Recht (Lehen, Fideicommiß) an einem betheiligten Grundstück anhängig, so haben die Parteien bis 1. Februar 18NI einen gemeinsamen Bevollmächtigten zu ernennen, widrigenfalls ein solcher auf Kosten der Parteien von dem Oberamt aufgestellt wird.
Der Plan über die Feldbereinigung u. s. w. ist vom 8. d. M. an auf dem Rathaus zu Simmozheim zu jedermanns Einsicht öffentlich aufgelegt.
Etwaige Ansprüche auf Freilassung von dem Unternehmen oder auf Antheilnahme an demselben, welche aus Art. 4 und 5 des Feldbereinigungsgesetzes vom 30. März 1886 abgeleitet werden, sind innerhalb der Ausschließungsfrist von zwei Wochen, vom 8. d. M. an gerechnet, bei dem Ortsvorsteher in Simmozheim oder beim Oberamt geltend zu machen.
Ein Antrag auf eine von der Regel des Art. 56 des Feldbereinigungsgesetzes abweichende Tragung der Kosten müßte mindestens zwei Wochen vor der Abstimmungstagfahrt beim Oberamt schriftlich eingereicht werden.
Calw, den 3. Januar 1891.
K. Oberamt.
Supper.
All die OrtslttmellbkhSrden.
Der Vorsitzende der Landarmenbehörde in Reutlingen hat für die Liquidation der an den Landarmenverband zu machenden Erstattungsansprüche ein Formular ^ und L anfertigen lassen. Jeder Ortsarmenbehörde gehen von Formular -1 5 Stücke und von Formular L 1 Stück mit der Weisung zu, fernerhin dieser Formularien sich zu bedienen. Ein weiterer Bedarf kann von derBardtenschlager 'schen Buchdruckerei in Reutlingen bezogen werden.
Calw, den 3. Januar 1891.
K. Oberamt.
Supper.
H, Nachdruck »erboten.
Herbstblätter.
Novelle von K.
(Fortsetzung.)
Seit drei Jahren steht das alte Paar zwischen ihm und jeder erwachenden Regung von Lebenslust. Ihnen ist mit ihrem einzigen Kind Alles gestorben; sie könnten es nicht begreifen, wenn es bei dem jungen Mann anders wäre. Ein eifersüchtiger Liebhaber könnt« nicht ängstlicher seine Herzensdame bewachen, als die beiden Greise ihren Schwiegersohn. Es ist eine böse Welt, voller Fallstricke. Ihr Alter und ihr Mißgeschick hat sie argwöhnisch gemacht. Am Ende ist es doch nur Liebe, wenn auch eine verzerrte, mißartete, die ihr sonst unverantwortliches Beginnen diktiert; sie können sich nicht darein finden, «ine Andere die Stell« einnehmen zu sehen, die ihr einziges Kind ausgefüllt. Und sie zittern für Ivo, ihr Enkelkind, dem «ine Fremde nicht die Zärtlichkeit entgegentrüge, die er bei ihnen findet. Wo könnte der kleine Schelm, der kaum ein Jahr zählt«, als ihm die Mutter st«rb, b«ffer aufgehoben sein, als bei den Großeltern? Die alte Frau hat manche Nacht bei dem Kleinen durchwachen müssen, die Last und Plage, die solch ein junges Menschenkind -verursacht, war für ihre Jahre nichts Gering«. Jvo'S Mater wäre ein verhärtet« Bösewicht, wenn er der großen Opfer nicht dankbar gedächte, und die kleinen Schrullen Ldersähe. Daß sie in jeder Frauengestalt, di« in seinem Gesichtskreis auftauchte.
Amtliche Kkkllll«tlllachullg,
betreffend das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche.
Die Maul- und Klauenseuche unter dem Rindviehstand in der Gemeinde Ottenbronn ist als erloschen zu betrachten.
Calw, den 4. Januar 1891.
K. Oberamt. Amtmann Bertsch.
Deutsches Reich.
Berlin, 2. Jan. Die Kaiserin befindet sich andauernd wohl. Auch der neugeborene Prinz erfreut sich des besten Wohlseins. — Die Kaiserin Friedrich hat mit der Prinzessin Margarethe heute Mittag Kiel wieder verlassen und wird heute Abend in Berlin eintreffen, um zunächst in Berlin zu verbleiben. — Prinz Heinrich hat gestern abend Berlin verlassen, um nach Kiel zurückzukehren. — Der Grofitz erzog und die Großherzogin von Baden werden am 6. d. M. in Berlin eintreffen, um am nächsten Tage an der Gedächtnisfeier anläßlich des Todestages weiland der Kaiserin Augusta ini Mausoleum zu Charlottenburg mit der kaiserlichen Familie Teil zu nehmen. — Der Großherzog und der Erbgroßherzog von Sachsen werden am 9. d. zu kurzem Besuche am hiesigen Hofe in Berlin erwartet und im königlichen Schlosse absteigen.
Berlin, 3. Jan. Der Kaiser sandte ein Beileidstelegramm an die Witwe Schliemann's. — Prinz Friedrich Leopold erhielt zur Herstellung seiner angegriffenen Gesundheit einen halbjährigen Urlaub. — Der Kaiser verlieh dem Leiter der Colonialabteilung, Legationsrat Kays er, den Kronenorden 2. Klasse. — Assessor Viktor Eschke wird dem Reichskommissar für Ostafrika als juristscher Beirat beigegeben. Derselbe reist dieser Tage ab. — Als Sitz des Gouvernements für Ost- afrika wurde Dar-es-Salam bestimmt. — Von sachkundiger Seite wird der Händler Stokes in der „Nat.-Ztg." heftig angegriffen. Stokes habe nicht
eine gewissenlose Glücksjägerin witterten, daß sie und ihr Mann nicht müve werden konnten, ihn zu warnen und über die unlauteren Beweggründe für jedes st ündliche Wort, an ihn gerichtet, für jede Liebkosung, die der schöne kleine Bursche empfing, aufzuklären, erschien ihm allerdings nicht gerade als ein Beweis von liebenswürdiger Gemütsart, auch trug es nicht dazu bei, ihm das Zusammenleben mit ihnen besonders erfreulich zu gestalten. Aber um ihn handelte es sich nicht, ihn hielt sein Beruf den ganzen Tag vom Haus« fern; wenn er sein Kind treu behütet wußte, so Katts er wohl alles erreicht, was ihm sein armes, verstörtes Leben noch zu bieten vermochte.
Diese nimmermüde Sorgfalt, die keine andere Hand dem Knaben widmen würde, war ein Dogma. In der Obhut seiner Großeltern konnte ihm nichts geschehen, es war unmöglich bei ihrer unausgesetzten Wachsamkeit! Und nun bette sich der Junge blutig geschlagen, als er mit der Großmama aus dem Park heimfuhr, und um ihr keinen Tropfen in diesem bittern Kelch zu ersparen, mußte eine Fremde ihm zu Hilfe eilen, nein kein, Fremde, eine der Harphen, die schon seit Wochen darauf lauerte, über den gedeckten Tisch herzufallen, die vermutlich das einfeosterige Zimmer nur um ihrer versteckten Pläne willen gemietet und mit geübter H -.d Zug um Zug auf ihrem Schachbrett gethan. Schon sah die Alte ihren leichtgeiäuschten Schwiegersohn in den Banden einer berechnenden Frau, Ivo bei Seite geschoben und rauh angefahren, da griff sie denn nach dem ersten Ausweg, der sich offenbarte sie hieß den Jungen über den Vorfall schweigen, Papa winde sehr böse werden, wenn er erführe, daß Ivo vom Wagen abg»sprungen, bevor dieser hielt, schärfte sie ihm ein und blickte höhnisch zu der Nachbarin hinüb«, die nun wieder emsig ar» bettend beim Fenster faß, um sich durch ihren Fleiß ein gutes Bild einzuleg Für diesmal war ihr das Spiel verdorben. Di« Alte hätte kein schlechtere» M ttel W.