Der Verlust de- Toten MairueS.

Berlin, 21. Aug. WTB.

Nach neuntägigem Artilleriekamps trat auf beiden Ufern -er Maas am 20. August zwischen 5 und 6 Uhr mvrqens die französische Insanierte zum Angriff in mehr als 20 Kilo­meter Breite an. Fast auf der gesamten Front hat unsere tapfere Infanterie, wirksam durch die Artillerie unterstützt, den Angriff abgewehrt.

Dis Höhe Toter Mann und der Südrand des Raben- waldes ist den Franzosen verblieben. Mir wollen den Erfolg des Feindes nicht verkleinern. Er hat hier die oielumstrittene Höhe gewonnen, die für die Beobachtung gegen dis mächtigen Höhrnstellungsn des Marre-Rückens von Bedeutung war. Wir dürfen ihn aber auch nicht über­schätzen, denn westlich und östlich von der in der Tiefe und in der Breite begrenzten Einbruchsst-lle haben wir noch wichtige Höhenstellungen, darunter die vielgenannte Höhe 304, in unserer Hand. Der Verlust des Toten Mannes übt daher aus die Gestaltung aus der Nsrdfront von Berdun keinen entscheidenden Einfluß aus.

Der Unterseebootkrieg und die Zukunft Englands.

Berlin. 21. August.

Anläßlich der Oberhausdekatte vom 9. August 1917 über das Gesetz zur Erweiterung des Getreidebaus erklärte nach derMorntngpost" vom 20. August Lloyd Crews: Im Unterhaus ist ein Streit darüber entstanden, ob diese Maßnahme als eine vorübergehende oder als eine bleibende anzusehen sei. Das hängt bis zu einem gewissen Grad von einer anderen Frage ab, nämlich der Frage, ob die Ukiterseebootgefahr, welche der Erzeuger dieses Gesetz ist, als sine bleibende zu betrachten ist. Ist es wirklich der Fall, daß wir für immer die Herrschaft über die See aus einem ihrer Hsuptgebiele, rühmlich dem Schutze unseres Handels verloren haben, so mutz man sich die Frage vor- legen, wie es mit der Zukunft des britischen Reiches steht."

Opfer des Füsilier-Diktators.

Basel, 81. August. SKG.

DieNationalztg." melde» Stockholm au? Peters­burg. daß im Lause der letzten drei Wochen Weniger als 20 000 russische Soldaten wegen Ungehorsam im Mili­tärdienst süfiiterr wurden. _

Der Brand in Saloniki.

Bern, 21. August.

Progrer de Lyon" meldet «ms Saloniki: Der Brand brach im Bulgarenviettel aus und nahm wegen des hefti­gen Windes ungeheure Ausdehnung an, obwohl allierte und griechische Truppen unverzüglich Angriffen. Die St. Demetrioskirchr, ein berühmte» Kunstwerk, ist halb zerstört. Die Behörden trafen Maßnahmen zur Verteilung der not­wendigsten Lebensmittel an die Obdachlosen und zum Abtransport eines Teils der Bevölkerung.Petit Paristen" berichtet aus Salnniki: Die Obdachlosen sollen teilweise in den umliegenden Dörfern von Saloniki untergebrachi werden. Der Brand wütete gestern Mittag noch weiter, doch glaubt man, ein weiteres Umsichgreifen verhüten zu können.

Vermischte Nachrichten.

Als Nachfolger Bassermanns in seinem Reichsiagswahlkreis Saarbrücken stellten die Vertrauens- Männer des nationalib. Wahloereins lautFrkf. Ztg." den Landtagsabg. .Gymnasialprofessor Herwigals Kandi­daten aus. Seine Wahl ist gesichert, da das Zentrum keinen Kandidaten aufstellen wird.

Berlin. Diebe brachen in der vorigen Nacht, wie demBerliner Lvkalanzetger" aus Halle a/S. berichtet Wird, in die Darlehenskasse zu Söllichau bei Halle a/S. ein und erbeuteten 6000 Mark Bargeld, 30 000 Mark in Wertpapieren und etwa 100.600 Mark an Hypothekenbriefen.

Reicheuhall. Am Reinberg bei Golling wurden 70 abgestürzie Schafe gefunden, die schon mehr als 14 Tage dort gelegen haben müssen. Drei der armen Tiere, die wahrscheinlich von einem wildernden Hnnd in die Tiefe gejagt wurden, lebten noch. Der Hüterbube hatte aus Furcht und Angst das Unglück verschwiegen.

Explosiv« einer kanadische« Mnnttion-fabrik.

Reuter meldet aus Montreal: Die Werke von Rigaud in Quebec, die zur Herstellung von Sprengstoffen benutzt «erden, sind in die Lust geflogen. Nach den ersten Be. richten werden 300 Personen vermißt. In dem benach­barten Dorfe Gragon wurden durch die gewaltige Explosion A Häuser zerstört. Die ganz« Gegend ist von dichtem Auch erfüllt. Ein Sonderzug mit Aerzten und Pflege» linnen ist von Montreal nach der Unfallstelle abgefahren.

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold, 23. August 1S17.

Ehrentafel.

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klaffe wurden ausge» zrtchnet: Louis S e sg e r. Löwenwirt, Eugett H u tz. Sohn des Stadtpflegers I. Huß und Ioh. Seidl, sämtlich von «ernrck; Fritz Rath, Sohn des Schultheißen Rath von Egenhausen; Gg. Rath, Bäckermeister von Egenhausen, unter gleichzeitiger Beförderung zum Unteroffizier.

Zur Frnhdruschprämtc.

^ G.K.G. Aus dem S1 rohgSu wird demSchwäb. «lerkur" von einem Kleinbauern geschrieben:

Der Gedanke, durch eine Prämie die Bauern zu «mem möglichst baldigen Ausdreschen des Getreides zu

bewegen, um die Bolksernähmng sicher zu stellen, war zweifel- los theoretisch sein ausgedacht, die Sach« gestaltet sich nun aber in der Praxis ganz anders. Statt unsere Volks, ernährung sicher zu stellen, werden durch die Frühdrusch. Prämie große Mafien unseres Brotgetreides dem Verderben preisgegeben. Sämtliches bis jetzt an die Kommunal- verbände abgelieferte Getreide ist feucht nach wenigen Ta­gen in den Säcken und Eisenbahnwagen verdorben und kann auch durch nachträgliches Trocknen und Dörren nicht mehr gerettet werden. Eins. ds. hat vor einigen Tagen aus der Station Korntal einen mit frischem Getreide für den Kommunalverband beladenen Wagen gesehen, der schon aus einigen Schlitten nach muffigem, warmem Ge- tcetde roch. Es ist ein Jammer, wenn wir Bauern mit ansehen müssen, wie unsere schöne Frucht, an der so mancher saure Schweißtropfen hängt, durch die Herren Theoretiker zu Grunde gerichtet wird, und wie so nötig wäre jedes Pfund davon zu unserer späteren Bolkser- nährvng. In Friedenszeilen wurden um diese Zeit immer die niedersten Getreidepreise bezahlt, weil die Frucht noch klamm" war, was jeder einfache Dorfbäcker und Bach, müller bestätigen kann. Nur sofortiges Einstellen des An- Kaufs von Getreide kann unsere Bolksernährung vor wei­terem großem Schaden bewahren, selbst auf di« Gefahr hin. diese Prämie später auch für gute und trockene Frucht, nicht wie jetzt, für schlechte Ware bezahlen, zu müssen. Die Theorie- hat hier eben wieder, wie ston so oft, einen gro- ßen nicht mehr gut zu machenden Schaden verursacht.

r Kriegsschwindel. Infolge der Lederknappheit werden zur Zell Holzsandalrn und Schuhe mit Holzsohlen »erkauft, die hinsichtlich ihrer Art der Herstellung einen Höchstgrad von Kriegsschwindel darstellen, gegen den un­bedingt eingeschrttten werden sollte. Die Holzsandalen, an denen ein paar Streifen miserabelsten Leders befestigt sind, und die zwischen 3 und 4 -4t kosten, obwohl sie keine 50 Pfennig wert sind, zerbrechen schon nach wenigen Stunden des Tragens. Die Schuhe mit Holzsohlen sind zum Teil Machwerke elendster Sorte und kosten zwischen 7 und 8 Mit solchem Schund wird dem Volk das Geld aus der Tasche gezogen und der Schuhnot keineswegs sbgeholfen, sie vielmehr noch gesteigert.

Aus dem übrigen Württemberg.

Rene Bestimmungen über die Getreide- und Mehlversorgnug.

p Stuttgart, 18. August. Da» Würit. Ministeriuni de» Innern hat zur Reichsgetreideordnung Ausführung«» besttmmungen erlassen, die mit Wirkung vom 16. August an in Kraft treten. Aus den umfangreichen Bestimmungen seien die wesentlichsten Gesichtspunkts hier wirdergegeben:

Die bisherige Zuständigkeit der Landessuttermittelstelle für die Angelegenheiten des Gerste- und Haserverkehrs in Württemberg geht auf die Landesgetreidestelle über, ebenso die Regelung des Verkehrs mit Malz, soweit sie bisher der Landrsoersorgungsstelle oblag. Bezüglich des Rechts der Selbstversorgung der Landwirte ist vom Kriegsernährungs- amt angeregt worden, bei solchen landwirtschaftlichen Haus- Haltungen, die nicht alle ihre Haushaitungsmitglieder das ganze Jahr hindurch aus dem eigenen Brotgetreide mit Mehl und Brot versorgen können, (Teilselbstoersorger), die Teilung der Selbstversorgung in der Art durchzuführen, daß nur so viele Personen des Haushalts, als mit dem eigenen Brotgetreide bis 15. September 1918 ernährt wer- den können, für das ganze Wirtschaftsjahr als Selbstoer- sorger (Bollselbstversorger) zugelaflen werden, wogegen die übrigen von Anfang an als Selbstverforgungsberechtigte zu behandeln wären, und Brotkarten erhielten. Zunächst soll den Kommunaloerbitnden überlassen werden, welches Berfahren sie wählen wollen. Für die Landwirte selbst kommt beides das neue und das bisherige Berfahren aus das Gleiche hinaus. Ferner wird für jeden land- wirtschaftlichen Betrieb, der regelmäßig Taglöhner beschäftigt, ermittelt, mit wie viel Arbeitern und an wie viel Tagen im Jahr Lies durchschnittlich der Fall ist; dann wird die entsprechende Menge Getreide für die Versorgung dieser Arbeiter belasten. DieMahischetne müssen künftig von der Geschäftsstelle des Kommunalverbandes ausgestellt werden. Jeder landwirtschaftliche Betrieb darf nur in der ihm vom Kommunaloerband zugewiesenen Mühle mahlen. Aus her­gebrachte Srschäftsbeziehungen wird dabet so weit als mög­lich Rücksicht genommen werden können. Für die Brr- sorgungsberechtigten bleibt die Regelung des Verbrauchs an Mehl und Brot im wesentlichen gleich." Eine Frei- zügigkeit der Mehl- und Brotmarken der einzelnen Kam- muaalverbände innerhalb Württemberg« besteht grundsätzlich nicht mehr. Sie kann aber van den Kommunalverbänden in engerem oder weiterem Umfang auch künftig eingeräumt werden; dies wird jedenfalls dazu geschehen haben, wo einzelne Bezirke oder Gemeinden verschiedener Kommunal­verbände miteinander in besonders enger Berkehrsbeztehung stehen. Das Stück Schwarzbrot, wie es in Wirtschaften üblicherweise abgegeben wird, soll künftig grunosätzlich 50 Gramm wiegen; hiesür ist eine ganze Reisebrotmarke ab­zugeben, die Teilung der Reisebrotmarke in Abschnitte von 40 und 10 Gramm war nur in der Uebergangszeli not- wendig und fall künftighin wegfallen. Die bisherigen Er­fahrungen haben immer deutlicher gezeigt, datz die Müller vom Mehlkletnhandel allgemein ausgeschloffen werden müs­sen. Auch vom Großhandel mit Mehl sollen sie soweit irgend möglich se n^chalten werden. Die Mehlanweisungen für die Bäcker und Mehlkleinhändler sind künftig vom Kommunalverband selbst, nicht mtzhd vom Ortsvorsteher zu erteilen.

r Stuttgart. Pfarrer Dr. Gmelin teilt in den

Blätiern mit. daß nun auch sein noch einziger Sohn Adolf, Leutnant d. R. und Flugzeugführer, Inhaber des Eisernen Kreuzes l. Klaffe usw. im Lustkampf am 18. August schwerverwundet, in der Nacht vom Montag auf Dienstag in einem Feldlazarett seinen drei Brüdern im Tode nach­gefolgt ist.

Freud rnstadt. Einen guten Fang machte Sams­tag nacht der zurzeit als Polizeibeamter in Klosterreichen- dach tätige Ulanen-Sergt. Hirsch. Er hielt nachts 12 Uhr ein Lastauto, welches von Mttteltal kommend nach Baden weitersah en wollte, zur Kontrolle an und beschlagnahmte besten Inhalt mit etwa 80 Pfund Fleisch u. Schweineschmalz. Die Insaffen, 4 Herren, machten recht lange Gesichter, und der auf Sonntag gemünzte Braten, aus dem ober nichts wurde, wird sie recht teuer zu stehen kommen.

Ueber die Oberammergauer Passions­spiele, die demnächst in H »rb stattfinden, schreiben die Leipziger neuesten Nachrichten" folgendes: Mit dem Christusdarsteller steht oder fällt da« ganze Passionsspiel. Und so muß anerkannt werden, daß der gestrige Bertreter dieser schwierigen Rolle das Gesamtspirl auf der Höhe hielt und das richtige Maß von Schlichtheit und Natürlichkeit mitbrachte; auch andere steten aus der Menge der Dar- stellkl durch gute Befähigung auf. so Judas und Selsa, der Kriegsknecht. Ohne besonderen Aufwand waren künst­lerische Bilder erzielt, wie das letzte Abendmal, Jesu vor dem hohen Rat. die Dornenkrönung und mehrere andere. Die Spielleiter Gebrüder Fastnacht walteten sehr geschickt ihres Amtes, besonders in den nach modernen Grundsätzen geleiteten Bolksszenen. Dieses kulturhistorische, in dem sich da« rein Menschliche am klarsten und reinsten in all seiner abgrundtiefen Problematik wirderspiegelt wird immer eine groß« Wirkung auf die Zuschauer ausüden, besonder« heute, da die durch die Leiden des Krieges krank gewordene Menschheit ein Bedürfnis fühlt, sich zu einigen Andachts» stunden, voll von Würde un» Hoheit, hingezogen sühit.

r Biberach. Zu der Mordtat zwischen Degernau und Rtndenmoos ist nachzuiragen, daß der eigentliche Täter, der Dtenstknecht A- beebmger von Degernou allem An­schein nach dis Eikundungsmarke eines Rüsten an den Ott, wo der Mord verübt wurde, gelegt hat. um den Mord von sich abznlenken. Trotz seines hartnäckigen Leugnen» kann er seine Unschuld nicht beweisen. Seine blutigen Klrsh-r, die Frauenhaare an einem Schuh, day perkrA" Gesicht und nicht zuletzt seine zweideutigen Aussagen, lassen in ihm den Mörder erkennen, den Leichnam bestialisch »»gerichtet batte, sodaß ein Sittlichkeitsoerbrechen, vorsätz­licher und Lustmord mit Sicherheit angenommen werden kann. Die Ermordete wird als ein äußerst braves Mädchen aus achtbarer Familie geschildert, der Mordbube dagegen als verwegener Gesrlle mit mangelhafter Erziehung, der sich namentlich am Sonntag viel im Walde aushielt.

k> Sanlga«. Dem Landtagsabgeordneten Schult­heißen Sommer-Bttzkofen wurde vom Kaiser in Anerken­nung seiner erfolgreichen Werbetätigkeit für die 6. Kriegs- anleche das Berdienstkrcuz für Krtegshilfe verliehen.

Letzte Nachrichten.

Sämtliche VL6.

Lnftschiffaugriff anf England.

Berlin, 22 Aug. WTB. Amtlich: In der Nacht vom 21. zum 22. August hat eines nuferer Marine- lnftschiffgeschwader der wieder«« unter der be­währten Führung deS Fregattenkapitäns Straßer mit sichtlich gutem Erfolg befestigte Plätze und militärische Anlage« im Hnmber und in der Graf­schaft Lincoln, und Bewachungsstreitkräfte an der englischen Küste angegriffen. Alle Luftschiffe find trotz feindlicher Gegenwehr ohne Schade« und ohne Verluste znrückgekehrt

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

England wird mürbe.

Basel, 23. August. Drahtb. Als beachtenswert heben Telegramme der schweizerischen Blätter aus Rotter­dam die Tatsache hervor, daß die englische Regierung jede Veröffentlichung von Friedeusbesprechnnge« a«S der Presse der Alliierten Länder zuläßt, während seit Juli 19l5 kein derartiges Telegramm in England veröffentlicht werden konnte, (dr.)

Der U-Bootskrieg macht sich bemerkbar.

Zürich, 23. Aug. Drahtb. Der .Tagesanzeiger" meldet aus Genf: Wie wir aus Le Havre erfahren, ist der Frachtranmmangel in Frankreich derart kritisch geworden, daß für die Kohlenschisfahrt französische Krenzerflotte» bereit gestellt werden mußte».

Die rnssifche» Wiederbelebungsversuche.

Genf, 23. Aug. Drahtb.Petit Paristen" meldet au« Petersburg den Transport der sibirischen Rekruten- regimenter nach Rußland. Es bestehe von neuem die Mög­lichkeit, daß Rußland doch noch in diesem Jahre zur Offensiv- Unterstützung der Alliierten fähig werde.

Italiens Friedensfehufncht.

Zürich, 23. August. Drahtb. DerTagesanzeiger" meldet aus Rom: Die offiziöse Tribun« gibt in einem viel- beachteten Artikel dem Wunsch Ausdruck, der König möge für einer; gerechten und dauerhaften Frieden eintreten.

Die Kriegslage am Abend des SS. August.

Berlin, 22. Aug. Drahtb. WTB. Amtlich wird mitgeteilt:

In Flandern haben sich die heule früh einsetzenden englische« Angriffe östlich von Aper» auf eine Front