Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw
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Erscheint Dienstag, Donnerstag nnd Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung » Pfg. di- Zeile, sonst 12 Psg.
Samstag, den 20. Dezember 1890.
20 P ganz
Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt »o Pfg. untz i. Träqerlohn, durch die Post bezogen Ml. 1. lö, sonst tu Lürttemberg Mk. 1. 3b.
Amtliche Bekanntmachungen.
werden auf den Erlaß des Vorstands der Württ. Jnvaliditäts- und Altersversicherungsanstalt vom 17. d. M., betreffend die Sieglung der Quittungskarten, — Staatsanzeiger Nro. 295 — hiemit ausdrücklich aufmerksam gemacht.
Calw, den 18. Dezember 1890.
K. Oberamt. Supper.
werden aufgefordert, bis 10. Januar 1891 den in Z 1 der Verfügung des K. Ministeriums des Innern zur Vollziehung des Gesetzes vom 30. März 1886, betreffend die Feldbereinigung, vom 19. Juli 1886 (Reg.-Bl. S. 253) bezeichneten Bericht pro 1890 zu erstatten.
Calw, den 18. Dezember 1890.
K. Oberamt.
Supper.
Amtliche Kelranntnmchiing,
vetreffend die Ausstellung vo« Wandergewerve- scheiuen für das Kalenderjahr 18S1.
Diejenigen Personen, welche mit Beginn des Jahres 1891 ein Hausiergewerbe betreiben wollen, werden aufgefordert, das Gesuch um Ausstattung eines Wandergewerbeschrins rechtzeitig bei der Ortsbehörde des Wohnorts anzubringen.
Die Ortsbehörven werden die Gesuche sammeln und dem Oberamt vorlegen, nachdem die erforderlichen Belege beigebracht sind. —
Ohne Sportelansatz wird kein Wandergewerbeschein ausgestellt; wo nicht Abweichungen besonders
begründet werden, wird bei erstmaliger Ausstellung der Sportelbetrag von 8 Mk. (Tar. 88,1 des allg. Sportelgesetzes) und im übrigen der Ansatz des Jahres 1890 zu Grund gelegt werden.
Zu beachten ist insbesondere:
1) Jedem Gesuch um Ausstellung eines Wandergewerbescheins muß eine Beurkundung des Gemeinderats des Wohnorts über die Staatsangehörigkeit des Gesuchstellers, sowie eine Beurkundung der Strafregisterbehörde des Geburtsorts des Gesuchstellers über Bestrafungen in den letzten 3 Jahren beigelegt sein; es muß deshalb der Ort der Geburt des Gesuchstellers aus aus jedem Gesuch ersichtlich sein.
2) Nach Z 8 Z. 1 der Vollzugs-Verfügung zum Gesetz, betreffend die Communalbesteuerung des Hausiergewerbebetriebs vom 28. Oktober d. I., Reg.-Bl. S. 180, hat das für Erlangung des Wandergewerbescheins erforderliche Zeügmß den Betrag des Steuerkapitals und der Staatsgetverbesteuer des Nachsuchenden zu enthalten.
Diese Angabe werden die Ortsbehörden der Abteilung III des Ortsgewerbekatasters entnehmen.
Bemerkt wird, daß Formulare für die hrenach vorgeschriebenen Zeugnisse von W. Kohlhammer in Stuttgart bezogen werden können. Abgelaufene Wandergewerbescheine sollen für die Erneuerung der Gesuche nicht verwendet werden; sind jedoch denselben anzuschließen. ^
Die Ortsvorsteher, welchen die ausgestellten Wandergewerbescheine zugehen, haben dafür Sorge zu tragen, daß, bevor deren Aushändigung stattfindet, die Unterschrift der Empfänger in der vorgeschriebenen Weise nachgeholt wird.
Calw, den 19. Dezember 1890.
K. Oberamt.
Amtmann Bert sch.
Amtliche Sktranilttimchling,
betreffend das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche.
Die Maul- und Klauenseuche unter den Rindviehständen in den Gemeinden Stammheim und Neu- hengstett ist als erloschen zu betrachten.
Calw, den 19. Dezember 1890.
K. Oberamt. Amtmann Bert sch.
Tages-Neuigkeiten.
Calw. Vom hiesigen Postamt wird uns zur Veröffentlichung mitgeteilt, daß am nächsten Sonntag der Postschalter nachmittags von 3'/- bis 6 Uhr offen gehalten wird.
Calw, 19. Dez. Heute Nachmittag von 4 Uhr an fand auf der Nagold ein Eisfest statt, das mit Beihilfe der Stadtmusik arrangiert worden war. Lumpio»» und bengalische Lichter erleuchteten die Eisfläche und erhöhten den Reiz des Festes. Sehr viele Schlittschuhläufer, Alt und Jung, hatten sich dazu eingefunden und huldigten dem für die Gesundheit so nützlichen Vergnügen. Die Schulen des Real- lyceums hatten von 3 Uhr an Eisvakanz.
Hohenheim, 18. Dez. Nach dem Vorgänge der landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin, sowie der landwirtschaftlichen Institute in Halle a. S. und Zürich wird im laufenden Wintersemester erstmals auch in Hohenheim ein Kurs für entsprechend vorgebildete praktische Landwirte gehalten werden. Derartige Kurse an landwirtschaftlichen Hochschulen sollen dem Bedürfnis des gebildeten Landwirtes ent- gegenkommen, sich von Zeit zu Zeit über die Fortschritte, welche die Landwirtschaftswissenschaft und die zu ihr in näherer Beziehung stehenden Hilfsfächer gemacht haben, zu unterrichten; ein Bedürfnis, dessen Befriedigung erfahrungsmäßig dem Praktiker bei seinem meist isolierten Leben und seiner ermüdenden Thätig-
Keuilleton.
Aas Hotenschiff. ' "
Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf jenem „Der fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar
von W. Klark Nnssekk.
(Fortsetzung.)
Ein tiefes Schweigen herrschte; das Geräusch der Pumpe hatte aufgehört; nichts war vernehmbar als das Kreischen der Ruder in den Pflöcken und das siedende Rauschen des durch meinen fast übernatürlichen Kraftaufwand aufgewühlten Wassers. Nach einer Weile hielt ich inne, um aus dem Brausen der Brandung zu schließen, wie das Boot anlag. Ich strengte mein Gehör an und fand, daß der dumpfe Wogenklang von links kam.
„Was meinst Du, Jmogene? Brandet es links oder rechts von uns?" fragte ich mit unsicherer, gebrochener Stimme, denn das ungestüme Rudern hatte mich fast des Atems beraubt.
Sie antwortete sehr leise: „Es ist zu Deiner Linken."
„DaS sollte doch andeuten," entgegnete ich, „daß wir der offenen See zuhalten. Der Wogenschwall ist am heftigsten im Westen, und es ist in jener Richtung, -wo es am lautesten tobt. Wir müssen geradeaus halten oder diese Bai dürfte sich schlimmer als eine Mausefalle erweisen."
Noch während ich sprach, Hütte ich den matten, dumpfen Knall von sechs oder acht hinter einander abgefeuerten Musketen, doch der ihn begleitende Feuerschein blieb in Folge des dicken Nebels unsichtbar.
„Ha!" rief ich, „sie schießen vergebens!"
Von Neuem begann ich zu rudern und blieb wohl eine volle Viertelstunde Thätigkeit, ohne ein einziges Mal auszuruhen. Und es war wahrhaftig ein
schweres Stück Arbeit, denn nicht nur hatte das Boot außerordentlich schwerfällige Bugs, sondern auch die Ruder waren ungemein schwierig zu handhaben, weil ihre Schaufeln löffelförmig, obgleich flach, und außerdem auch noch das Boot sehr breit und die Ruderpflöcke zu weit hinter den Sitzen angebracht waren.
Eine Verfolgung fürchtete ich jetzt kaum noch. Sogar wenn sie daS von mir losgekoppelte Boot wieder fanden, indem sie Leute über Bord schickten, um schwimmend danach zu suchen — obgleich dies kaum möglich war, denn die See besaß bei aller Ruhe genügend Strömung, dasselbe in größter Schnelligkeit in die dunkle Ferne verschwinden zu lassen — besorgte ich nicht, daß sie wagen würden, mich in einem so dichten Nebel zu verfolgen. Ich zog die Ruder em und lauschte. Ein schwacher Lufthauch strich über uns dahin, und vorausgesetzt, ich täuschte mich nicht in meiner Vermutung, daß wir seewärts schwammen, so kam dieser Windzug ungefähr aus Südost. Das Brausen der Brandung klang wie ein schwaches, dumpfes Rollen fernen Donners. Ich neigte mein Ohr nach rechts — das heißt, nach Steuerbord, denn ich saß mit dem Rücken nach den Bugs, aber obwohl ich in jener Richtung ein gedämpftes Murmeln plätschernden Wassers unterscheiden konnte, so blieb das Kochen der Brandung doch immer auf der linken Seite.
„Ich bin sicher, wir sind aus der Bai heraus," sagte ich; „führen wir in sie hinein, so müßten wir schon längst inmitten der sich am Ufer brechenden Wogen sein. Jetzt wünsche ich nur von ganzem Herzen, daß sich dieser Nebel bald verziehen möchte. Es kann sein, daß er sich etwas aufklärt, sobald der Mond hoch genug am Himmel steht. Auch ist eine schwache Brise vorhanden, und ich würde mich freuen, den Mall einsetzen und das Segel hissen zu können. Doch das kann durch bloßes Händetasten unmöglich bewerkstelligt werden. Außerdem haben wir kein Steuerruder, und waS da etwa im Hinterteil aufgestapelt sein mag, und ob es geeignet sein würde' ein Steuer daraus herzustellen, davon habe ich nicht die geringste Ahnung."
Ich machte eine Pause, in der Meinung, daß üe sprechen würde. Ali ich indessen fand, daß sie schwieg, und zugleich befürchtete, daß sie fröre und gedrückter