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Ausland.
— Als König Humbert von Italien im vorigen Jahr in Berlin weilte, wohnte er bekanntlich an oer Seite Kaiser Wilhelms am 35. Mai dem Rennen in Charlottenburg bei. Besonders fesselte ihn, (so schreibt die Nat. Z.), das große Berliner Jagdrennen, an dem sich die hervorragendsten deutschen Herrenreiter beteiligten. König Humbert sprach über die glänzende Reitkunst der deutschen Offiziere, (das Rennen ging über 5500 Dieter und die schwierigsten Hindernisse waren zu nehmen), seine vollste Anerkennung aus, ein derartiges Reiten im Gelände könnten seine italienischen Offiziere nicht aufweisen. Per italienische Kriegsminister Ricottie, dem König Humbert von dieser Ausbildung der deutschen Offiziere umgehend Mitteilung machte, hat nun den Wunsch ausgesprochen, daß die italienischen Offiziere sich mehr als bisher an den Rennen beteiligen möchten. In Florenz, Turin, Mailand, Rom, Neapel werden die italien. Offiziere in zahlreichen neu anberaumten Meetings Gelegenheit haben, diese kavalleristische Ausbildung sich anzueignen. Der König Humbert hat Preise gestiftet, aus dem Budget des Kriegsministeriums sind ebenfalls Preise hergegeben worden; kurzum, es ist Alles gethan, um in der italienischen Armee das Reiten in den schwierigsten Geländen, wie es eben nur auf dem Rennplätze geübt werden kann, zu pflegen.
Rom, 11. Dezbr. Im Franziskanerkloster Spedo bei Narni wurden 8 Mönche ermordet aufgefunden. Die Mörder, sowie die Ursache der Blutthat sind unbekannt.
Tages Neuigkeiten.
** Calw, 15. Dezbr. Nachdem gestern die letzte Aufführung des Lutherfestspiels vom hiesigen evi Jünglingsverein in gleich gelungener Weise, wie die früheren an uns vorüber gegangen, möge hier im Namen sämtlicher Besucher allen den lieben Jünglingen, welche weder Mühe noch Zeit gespart haben, dieses großartige Werk zu bewältigen, herzlicher Dank für ihre treue Hingabe ausgesprochen werden. Auch dem verehrten Vorstand, Herrn Helfer Eytel, gebührt der gleiche Dank für Rat und That, womit er die gute Sache unterstützt und zum Gelingen derselben beigetragen hat. Es wird den Jünglingen das Gelingen ihres Werks stets eine schöne Erinnerung bleiben; möge sich in ihnen der reiche Inhalt unseres evangelischen Glaubens, der in dem Stück niedergelegt ist, in der Folge immer mehr vertiefen! Wenn ebenso die Besucher des Festspiels, wie die Darsteller einen inneren Gewinn aus den Aufführungen davon getragen haben, dann ist das höchste Ziel, das der Verfasser Hans Herrig in seiner Dichtung sich gesteckt hatte, erreicht.
* Calw, 15. Dez. Gestern mittag herrschte auf der Nagold ein fröhliches Treiben. Infolge der ziemlich heftigen Kälte (das Thermometer zeigte—12" R) ist der Fluß überfroren und bildet die Eisdecke eine sehr willkommene Gelegenheit zum Schlittschuhlaufen. Heute hat die Kälte wieder etwas nachgelassen, doch ist sie noch immer sehr empfindlich; das Eis auf der Nagold hat eine Dicke von 7 em.
Calw, 15. Dez. In verflossener Nacht kurz
nach 11 Uhr wurde aus der Restauration Kopf hier ein Mann auf die Straße geworfen. Der so derb behandelte (Steinhauer Karl Ungerer) erlitt hiedurch einen Schädelbruch und mußte heimgetragcn werden. Heute morgen 8 Uhr verschied derselbe an den Folgen, ohne zum Bewußtsein gekommen zu sein. Wer direkte Schuld an dem Unglück trägt, soll noch unerwiesen sein. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und 5 Kinder.
— Am Samstag vormittag brach in Lieb en- zell in der am Lengenbach gelegenen Papiermühle von Gwinner Feuer aus, welches das Gebäude in kurzer Zeit einäscherte. Das in der Nähe befindliche Wohnhaus wurde gerettet. Das Feuer soll in der Trockenstube ausgebrochen sein; über die Entstehungsursache ist jedoch nichts Sicheres bekannt. Der Abgebrannte ist versichert. Durch diesen Brand verlor der Müller Hai sch ein wertvolles Pferd. Die an die Feuerspritze gespannten Pferde rannten das Städtchen herab und stießen mit dem Wagen an ein Gebäude an, wobei eines der Pferde zu Fall kam und den Fuß brach, so daß es getötet werden mußte. Ein Feuerwehrmann wurde vom Bocke aus das Pflaster geschleudert, zum Glück sind seine Verletzungen nicht bedeutend. Auch die Feuerspritze, welche umgeworfen wurde, ist sehr stark beschädigt.
Der Gesellschafter von Nagold schreibt in seiner Nummer 144 vom 11. Dezbr. 1890:
„Nagold, 11. Dezbr. Unsere Metzger überraschten uns vorgestern mit einem Abschlag „sämtlicher Fleischgattungen, und kostet das Rindfleisch, Schweinefleisch und Kalbfleisch nunmehr „je 60 iZ.
Stuttgart, 12. Dez. Bei S. Maj. dem König hat sich seit einigen Tagen ein Katarrh der oberen Luftwege entwickelt, welcher glücklicherweise bisher ohne Fieber verläuft, so daß baldige Wiederherstellung zu hoffen ist.
— Dem „Frkf. I." schreibt man aus Stutt- art, 14. Dez.: Der Verein für das Wohl der ar- eitenden Klassen, welcher vor drei Wochen das prächtige „Arbeiterheim" erstellte, gedenkt jetzt an die systematische Lösung der Wohnungsfrage für das arbeitende Volk zu gehen. Auch hier sind, wie eine Untersuchung ergeben hat, die Verhältnisse, um die es sich., handelt, durchaus nicht befriedigender Natur, obschon Stuttgart mit dem Ausschluß der sog. Kellerwohnungen doch vielen anderen Großstädten noch über ist. Der genannte Verein will Häuser für 1—2 Arbeiterfamilien erstellen, jedes mit einem Gärtchen versehen, und will dieselben unter solchen Bedingungen vermieten, daß die Bewohner nach einer Reihe von Jahren durch Abzahlungen Eigentümer werven. Zu diesem Zwecke bedarf der Verein vorerst 500000 welche zu 3 pCt. verzinst werden sollen und denen der Wert der zu erbauenden Häuser als Hypothek dienen wird; außerdem haftet der Verein mit seinem ganzen, sehr beträchtlichen Vermögen für die Schuld. Unter den vielen Unterzeichneten des Aufrufs liest man unter anderem die Namen des Staatsministers Schmid, des Oberbürgermeisters Hack und des Reichstagsabgeordneten Siegle, welcher leider infolge von Ueberarbeitungen an nervösen Congestionen gegen den Kopf leidet und in Italien Herstellung seiner Gesundheit suchen muß.
Oehringen, 9. Dez. Ein Lehrer und ein Wagner von Waldbach befanden sich, wie der „Hohenloher Bote" berichtet, gestern auf dem Heimweg von Bretzfeld nach ihrem Orte, verfehlten in der Dunkelheit den Weg und stürzten beide in das Wasser. Der Lehrer konnte sich wieder herausarbeiten; von seinem Begleiter, dem er zurief, erhielt er, wie er erzählt, keine Antwort mehr. Die zur Hife herbeigekommenen Leute fanden den Mann im Wasser aufrecht stehend, mit der einen Hand eine Wurzel umklammernd, tot und steif gefroren.
Markgröningen, 11. Dez. Gestern abend waren auf dem Schönbühlhof zwei Arbeiter mit dem Ausgraben eines Brunnenschachtes beschäftigt. Um die Gesteinsmassen zu lockern, setzten sie eine Dynamitpatrone ein, welche sich entzündete, ehe die beiden die Arbeitsstätte verlassen konnten. Arbeiter Bertsch, Vater von fünf erwachsenen Kindern, war auf der Stelle tot, sein Nebenarbeiter, ledig, wurde schwer verletzt.
Meßkirch, 10. Dez. Ein äußerst frecher Diebstahl wurde in der Nacht vom letzten Dienstag auf Mittwoch in der Brauerei Stärk verübt, ist aber dadurch nicht vollständig zur Ausführung gelangt, daß man noch rechtzeitig auf die Spitzbuben aufmerksam wurde. Im oberen Raume der Brauerei wurden etwa 5 Sack Gerste gefaßt und fortgetragen. Uni in diesen Raum zu gelangen mußte der Schlüssel im Stalle geholt werden, vor dem sich der Kettenhund befand, mehrere mit Federn versehene Thüren, die passiert werden mußten, wurden unterstellt. Die gefüllten Säcke wurden sodann zwei Treppen hinab und sogar dicht bei der Schlafstube der Brauburschen vorüber in den Hof gebracht, woselbst die Diebe einen Wagen bereitgestellt hatten. Durch das Dazwischenkommen der Braugehilfen in der vollständigen Ausführung ihres mit großer Ortskenntnis geplanten Diebstahls gestört, gelang es den Strolchen, sich unter dem Schutze der Dunkelheit zu flüchten. Wie es sich am Morgen herausstellte, waren zwei der gefüllten Säcke bereits aus dem Hofbereich gebracht, zwei derselben befanden sich auf dem Wagen und ein zur Hälfte gefüllter zwischen Holzbeugen.
Köln, 11. Dez. Gestern abend trat in ein an der Langgaffe gelegenes, von einer alten Dame geführtes Ladengeschäft bald nach 8 Uhr em anständig gekleideter junger Mensch und verlangte mehrere Gegenstände. Die Sachen wurden ihm vorgelegt und der Preis derselben bestimmt. Er griff dann mit der Hand in die Tasche — die Verkäuferin glaubte, er wolle das Portemonnaie hervorholen — zugleich griff er mit der linken Hand nach der Gaslampe und drehte die Flamme aus. Dann versetzte er der Dame mit einem Messer, welches er aus der Tasche gezogen, einen Stich in die Brust. Als auf die Hilferufe der Dame andere Hausbewohner herbeieilten, ergriff er die Flucht. Er wurde nicht ergriffen. Der Zustand der Verletzten ist glücklicherweise nicht gefährlich.
Hamburg, 11. Dez. Der Dampfer „Nepaul", vom Orient kommend, ist gescheitert und ging vor Plymouth unter. Die versicherte Ladung 40 Millionen Mark ist verloren.
sehen; aber schließlich rief er aus: „Ach, ich hatte ganz vergessen, daß Sie heute Nacht in der Kajüte schlafen. Die Lampe kann brennen bleiben, wenn Sie wollen."
„Ganz wie Sie wünschen, Mynheer," entgegnet« ich mit einem Tone sorgloser Gleichgültigkeit in der Stimme. In Wahrheit würde ich lieber im Dunkel gewesen sein, aber ich mußte mir nun einmal den Anschein geben, als ob seine Wünsche und Befehle, in welcher Richtung sie sich auch immer bewegen mochten, mir ganz einerlei wären.
„Sagen Sie Priu», wenn er hereinkommt, es sei mein Wille, daß er die Lampe brennen lasse," sprach er ruhig und auf eine Weise, die mich an meine ersten Eindrücke von ihm erinnerte, als er leise redete, um Jmogene nicht zu stören. Er beehrte mich hierauf mit einer steifen Verbeugung und verschwand in sein Schlafgemach. Fünf Minuten später kam PriuS herein.
„Der Kapitän wünscht," sagte ich mit gedämpfter Stimme zu ihm, „daß die Lampe brennen bleiben soll."
„Sehr wohl, Herr," erwiederte er, indem er meine leise Sprache nachahmte,
„Es ist zu meiner Bequemlichkeit. Ich schlafe hier, wie Sie vielleicht schon wissen, um nicht wieder durch das störende Geräusch der Pumpe geweckt zu werden. Kapitän Vanderdecken ist so gütig, meine Behaglichkeit zu berücksichtigen, aber da das Licht zu hell ist, so bitte, Prius, machen Sie es ein wenig schwächer. Ich hoffe, das läßt sich bewerkstelligen."
„O, sehr leicht!" antwortete er und klomm auf den Tisch, um sich der Lampe zu nähern.
„So," sagte er, indem er den Docht zurückschraubte, „ist cs so recht, Herr Fenton?"
„Noch ein wenig schwächer — gut so! Ich danke Ihnen, Prius. Haben Sie Ihre Arbeit beendigt? Ich habe eS nicht so eilig, mich niederzulegen."
Er schlüpfte von der Tafel herunter mit einem Blick um sich und flüsterte: „Ich bin fertig mit meiner Arbeit, Herr; um meinetwegen können Sie sich sofort zur Ruhe begeben." Er gähnte. „Diese afrikanischen Nebel machen Einen müde. Gute Nacht, Herr!"
„Gute Nacht, PriuS!"
An der Thür wandte er sich noch einmal um.
„Ich will diese Thür zumachen, um die feuchte Nebellust abzuhalten," sagte er. Ich machte eine Bewegung mit der Hand, als ob ich wünschte, er solle sie schließen, was er denn auch that, und so war ich allein.
Ich wickelte mich in Vanderdeckens großen, warmen Mantel und streckte mich, den Arm als Kissen benutzend, auf der Bank aus. Ich beschloß, wenigstens eine halbe Stunde so liegen zu bleiben, indem ich meinte, daß dies lange genug sein würde. Jedweden, der fich's etwa in den Kopf setzen sollte, mich durch die Kajütenfenster zu überwachen, derartig zu ermüden, bis er es gelangweilt aufgäbe. Von Vanderdecken selbst fürchtete ich übrigens nicht, gesehen zu werden, so lange er nur seine Thür geschlossen hielt. Der Bretterverschlag seiner Koje war dick und augenscheinlich ohne Spalten, während die Thür zur Abschließung jeglichen Luftzuges genau in die Pfosten einpaßte. Ich lag mäuschenstill, lauschte dem dumpfen Stampfen der Pumpe und heftete meine Augen auf die Uhr, deren großer Zeiger gerade noch sichtbar war.
Als er dann herumkam und endlich das Viertel vor der vollen Stunde anzeigte, erhob ich mich so geräuschlos und vorsichtig wie möglich, faltete den Mantel derartig zusammen, daß seine schwarze Länge einer ruhenden Gestalt ähnelte, schlich auf den Zehen und mit angehaltenem Atem nach Jmogene's Kabine und drückte leise an der Thür. Sie öffnete sich; ich trat ein und zwängte die Thür wieder hinter mir zu, ohne daß sie, als sie ins Schloß fiel, den geringsten Laut von sich gab..
Jmogene saß an der Seite ihres Bettes, das dem von mir beschriebenen in Vanderdeckens Gemach vollkommen glich; sie war völlig angekleidet und trug eine Pelz- oder Robbensellmütze mit Ohrenklappen. Eine kleine Silberlampe von einer sehr altertümlichen Form hing von einem Haken an dem großen Balken herab, der die Decke ihrer Kabine kreuzte, doch hatte sie das Licht weit zurückgedreht, so daß kaum mehr als ein schwacher Dämmerschein die nächste Umgebung erhellte. Di« kleine Thür, welche nach der Seitengalerie führte, stand offen. Ich küßte sie auf ihre kalte Stirn und flüsterte: „Bist Du bereit?"
-Ja."
(Forts, folgt.)