Geehrte Herren van beiden Häusern des Reichsrats I Ich weiß und achte es. daß Sie Ihren Auftrag von niemand als von Ihrem Gewissen empfangen dürfen. Die gewissen« haste Erfüllung der Pflichten gegen den Staat darf nicht an Bedingungen geknüpft sein. Ich war lange im Felde und habe die Helden, die unsere Grenzen verteidigen, am Merke gesehen. Ich kenne den Geist, der sie beseelt. Ich hak« die einigende und belebende Kraft dieses siegreichen Geistes mit freudiger Bewunderung «ahrgenommrn und eben darum zwe sle ich nicht, daß die sittliche Verjüngung, die das Vaterland aus dem Weltkrieg« geschöpft hat, uiiser gesamtes staatliches Leben dmchdrinzen und sich auch i» den Arbeiten der Volksvertretung widerspiegeln wird. Bleiben sie aber stets auch dessen eingedenk, daß die Kraft der Monarchie nicht zum wenigsten in ihre» geschichtlich gewordenen Etqentßmltchkeite« wurzelt. Sorgen Sie darum eifrig für die Pflege der treuen Gemeinschaft mit de» Ländern meiner ungarischen heiligen Krone, die sich neuerlich als Fundament für die Machtstellung der Monarchie erprobt, fordern Sie das einträchtige Zusammenwirken der verschiedene» Bolksstämme und Staaten, die alle an dem Ruhme diese« Krieges Anteil h«ben.
Geehrte Herren von beiden Häusern de« Reichsrats! Nochmal meinen herzlichen Gruß. Es ist ein großer Augenblick, der den neuen Herrscher zum erstenmal mit den Volksvertretern zusammensührt. Die gemeinsame Liebe zum Bater- lande, der gemeinsame feste Wille, th« bis zum äußersten zu dienen, str die Weihe dieses Augenblick». Möge er ein Zeitalter blähenden Aufschwunges, ein Zeitalter der Macht und des Ansehen« für das altehrwürdige Oesterreich, des Glücks und d.s Segens für meine Völker i Inletten!
Der Weltkrieg.
Der amtliche Tagesbericht.
WTB. Srsjsr« Hi»ptq»«rttrr. 1. Juni. Amtl. Drahtb.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Genemlfeidruarschalls
Kronprinz Rupprecht von Bayern:
I« Dünengelände a« der Küste, im Bpern- Boge» «rrd vornehmlich im Whtschaete-Boge« »ah« gestern Abend der Artilleriekampf große Heftigkeit an.
Mit zusamwengesaßker Feuerwirkung bereitete der Feind an mehreren Stellen starke Erkundungsoorstöße vor, di« überall im N«hkampf zurückgrschiagen wurde».
Auch vom 8a Baffee Kanal bis auf das Süd- «fe» der Searpe erreichte die Feuersätizkeit Mieder große Stärke. Hier brachen die Engländer zu Erkundungen bei Hulluch, Chrrisy und Fontaines vor. Sie wnrden «gewiesen.
Heeresgruppe des Deutschen Kronprinzen:
An der L'itNk'Front und in der Champagne ist die Gefechlslaze unverändert.
Gistern Morgen fielen bri einem Unternehmen am Hochberg südwestlich von Nauroy 60 Franzosen in unsere Hand.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls
Herzog Albrecht von Württemberg:
Nichts Neues.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Bei Smorgon, Baranowttscht, Brody und an der Bahn Zloczow—Tarnopol überschritt die Feuertätigkeit das bis vor kurzem übliche Maß.
Mazedonische Front:
Bulgarische Vorposten brachtrn durch Feuer feindliche Vorstöße aus dem rechten Wsrdar-Ufer und südlich des Dokansers zum Scheitern.
Gestern verlor der Geguer 4 Flugzeuge «ud » FeffelballouS durch Luftangriff unserer Flieger.
Der Liste Genrralquarliermeister:
Ludeudorsf.
Bo« der Jsouzofrout.
Wien, 1. Juni. WTB.
Au«, dem Kriegsprcsscquartier wird unter dem 31. Mai gemeldet:
Am gestrigen Tage »erhielt sich die italienische Infanterie ruhig, nachdem zwei im Lause der Nacht bei San Si»oa«mi, südöstlich von Monfalconr, angesetzte Infantsrie- angrifse von uns leicht adgewiesen worden waren. Im Gegensatz zu« Feind war unsere Infanterie eifrig an der Arbeit, einzelne Frontabschnitte zu verbessern, wobei den Italienern, abgesehen von ihren sonstigen schwere» Verlusten. wieder zahlreiche Gefangene abgenommen wurden. Sie« ist ein beredtes Zeugnis für die Aktionsfähigkeit und die Initiative der unteren Kommandanten, die uaadlässig den Feind belauschen, beunruhigen und auf den Moment warten, da sie vorfioßen und ihn überraschend ««fallen können. Artillerie, Infanterie und Flieger arbeiten bet selbst kleineren Unternehmungen Hand in Hand, die schneidig durch- geführt, immer den erwünschten Erfolg errangen.
Der Seekrieg.
Versenkung wertvoller Ladungen.
Berlin. 1. Juni. WLV.
Amtlich wird mttgeteilt: Die Tätigkeit der U-Boote ans de» nördliche« Kriegsscha«plätze» hat zur Vernicht»»- einer Reihe vo» eindliche« mit be-
soudere« wertvolle« Ladungen geführt. Unter den versenkten Schiffen befinden sich u. a. der bewaffnete englische Dampfer »Lervisham" (2810 Tonnen) mit 4000 Tonnen Wetzen aus Amerika nach Engla»d, der bewaffnet« englische Dampfer »Penhsll" (3712 Tonnen) mit 4500 Tonnen Zucker von Kuba nach England, der bewaffnete englische Dampfer »Llondrindod" (3841 Tonnen) mit 5600 Tonnen Mais von Indien nach En-land für Rechnung der englischen Regierung, der englische Dampfer »Jersey City" (4670 Tonn-n) mit 7346 Tonnen Weizen von Amerika nach England, ferner der japanische Dampfer »Tansan-Naru" (2443 Tonnen) «it gemischter Ladung Bon den englischen Dampfern sind drei Kipitäne nnd zwei Geschützführer als Gefangene eingebracht. Außerdem ist die englische U-Bootfalle »Qu 25" in Gestalt eines früheren unter dem Namen »Lady-Patric!»" fahrenden englischen Frachtdampfer von 1250 Tonnen versmkt und der Kommandant und der zweite Ingenieur zu Gefangenen gemacht.
Am 4. Mai Hst ein Geschwader deutscher Marine- slugzeuge darunter eines mit bulgarischer Besatzung, den Hafen Sulan am schwvzen Meer mit gutem Erfolg beschossen. Trotz starker Gegenwirkung sind alle Flugzeuge unbeschädigt zmückgedehrt.
Kleine Kriegsnachrichten.
Das KriegSsieber in Brasilien
GKG. Bern, 1. Juni.
Laut »Berner Bund" meldet Haoss aus Rio de Janeiro, die brasilianische Presse fordere einstimmig den Krieg gegen Deutschland und die Eatsenduog einer Armee van 200000 Mann nach Frankreich; die brasilianische Flotte werde nächster Tage in See stechen, um im Atlantischen Ozean gegen die Tauchboote zu patrouillieren.
Ranbabfichte» auf die griechische Ernte.
London. 1. Juni. WTB.
Dem Rrutsrischsn Bureau zufolge meldet »Daily Msi!" aus Saloniki, in dortigen maßgebenden Kreisen erwarte man mit Sicherheit die Besetzung Thessaliens. Man wolle sich der Ernte versichern, von der dann ein Teil für die Bevölkerung Alt Griechenlands verwendet werden soll. Es soll verhindert werden, daß eia Teil der Ernte für dis Armee des Königs Konstantin benutzt wird. Man glaubt, daß man in Thessalien aus keinen nennenswerlen Widerstand stoßen werde. Es sind bereits mehrere Abordnungen aus Thessalien in Saloniki eiogrtroffen, und die Saloniki Regierung hat schon einen Plan zur Befreiung Thessaliens ausgearbeikt.
Tisza geht an die Front.
dr. Budapest, 1. Juni.
»Az Est" berichtet, daß der gewesene ungarische Ministerpräsident Graf Tisza gestern im Kreise seiner Freunde den Entschluß verkündete, in den nächsten Tagen nach der Front abzureisen und dort während der ganze« Dauer des Krieges zu verbleiben, da er sich absolut nicht mehr in die Politik des Landes mischen möchte.
Wie England seine Flotte »ehrt.
Haag, 1. Juni. WTB.
Die Niederst Tel.-Ag. meldet: Die Dampfer »Anstnsr" und »Lese" der niederläadischen Schiffahrtsgesellschaft Ozean sind von der englischen Regierung requiriert worden. Die beiden Kapitäne und die Besatzungen sind nach Holland zurückAkkehrt.
Die englische« Sozialisten nnd die Friedenskonferenz in Stockholm»
br Basel. 1. Juni
»Morning Leader" meldet: Die englische Arbeiterpartei hat mit großer Mehrheit die Beschickung der sozialistischen Friedenskonferenz in Stockholm beschlossen.
Ans Mexiko.
New-Pork, 1. Juni. WTB.
Nach einem Telegramm aus Presidio (Texas) haben Truppen de« Generals Billa den Ort Ojiuaga in Mexiko unmittelbar an der amerikanischen Grenze überfallen. Die Garnison ist unter Zurücklassung der Waffen nach Texas geflüchtet; auch Frauen und Kinder haben in. großen Scharen die Flucht ergriffen. Zrübeamle von Osienaga, die in Presidio arrgekowmen sind, teilen mit. daß Billa den Angriff selbst leitete. Seine Truppen Hallen die Stadt besetzt. Sein Hauptquartier liegt 20 Meilen östlich von Presidio.
Vermischte Rnchrichterr.
Großes Brandnnglück. .
Bon einem großen Braudunftlück wurde am Mittwoch Nachmittag das Dorf Klietz bei Schönhauses an der Elbe betroffen, indem 47 Gebäude, landwirtschasttich« Geräte, viel Vieh und Futtermittel »erbrannt«i. Dabei find auch zwei Mensche» umgekommen. Durch Giebeleinsturz wurden ein Schmiedeweifter und ein Molkereigehklse verschüttet und verbrannten, ohne daß ihnen Hilfe gebracht werden konnte. Zwei sauge Männer erlitten so schwer« Brandwunden, daß an ihrem Auskommen gezweifen wird. Die Entstehung«- Ursache ist »«bekannt.
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, 2. Jini 1S17.
Das Dreieinigkeitsfest.
r Auf den dem Pfingstfest folgenden Sonotag fällt im kirchlichen Kalender da, Trinitatis- »Ser Dreieintgkettssest, mit dem die Feflhälste des Kirchenjahrs abschließt. Es
nimmt in dem Orchester der christlichen Feste, das von Advent an in immer höheren und volleren Tönen an das Ohr der Gemeinde gekluagen hat, die Stellung des Finale ein. Die aus den Dreieiniakeilssonniag folgende sestlose Hälfte führt die Bezeichnung Dinitatiszett, und die einzelnen Sonntage haben den Namen „Sonntag nach Trinitatis" im Unterschied oom katholischen Kirchenkalender, in dem die Sonntage von Pfingsten ab gezählt werden. Nach einer alten Wetterregel soll es am Trinitatissonntag nicht regnen, denn sonst regne es 13 Sonntage. Fm Volksglauben gilt der Tag als ein Glückstag; wer an diesem geboren ist, werde gescheit. Im Thüringischen sagt man, daß di« Person, die die Heiligkeit des Festes durch Flicken oder Nähen störe, vor dem Blitz nicht sicher sei.
x Kinderkrippe Nagold. Um die Frauen für die im 3. Krikgsjahr besonders nötige Arbeit in der Landwirtschaft frei zu machen, soll in diesem Sommer wieder eine Krippe errichtet werde?. Dieselbe wird Montag, den 4. Juni, eröffnet. Sie befindet sich in dem bisherigen Raum der Kleinkinderschule in der Calwerstraßs, während diese Abteilung der Kleinkinderschule im Mädchrnschulhsus, Erdgeschoß rechts zum Schlsßberg hi», Ausnahme findet. In die Krippe können Kinder von 3 Wochen bis zu 2 Jahren ausgenommen werden. Für die größeren Kinder, von 1 Jahr an, sind Brotkarten mitzubringen. Die Krippe wird morgens 7 Uhr geöffnet.
— S. Gtaatslotterie, S. Klaffe, 18. Ziehnngs- tag. Aus Württemberg gefallene Gewirr««: 3000 ^ auf Nr. 3! 965 ! 000 ^ aus Nr. 306!7, 56781, 174453,
175054, 176 751, 177 821, 184278, 187 276. 500 auf Nr. 30837, 30880, 174534, 176103.176 406. 176449, 176525, 178330, 186661, 188943, 189 593. Außerdem 119 Gewinne zu 240 -6. (Ohne Gewähr.)
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Letzte Nachrichten.
Sämtliche M6.
Berlin, 1 . Juni. WTB. Drahtb. Amtlich wird mit- geteilt: S. M. der Kaiser hat folgende Drahtungen abgesandt:
Telegramm Kaiser Wilhelms an Kaiser Karl.
An des Kaisers von Oesterreich; Apostolische« König- von Ungarn Majestät!
In zähem Ringen, bereit zu neuen Kämpfen, hat Deine Issnzo-Armee Sem mächtigen hartnäckigen Ansturm des welschen Feindes getrotzt und ihn zum Scheitern gebracht. Dich wie die tapferen Truppen Deines Landes beglückwünsche ich zu dem großer Ersoig. Gott wird weiter mit uns sein. . Wilhelm.
Telegramm Kaiser Wilhelms an die Kaiserin.
Ihrer Majestät der Kaiserin, Schloß
Hombnrg ». d. H.
Laut Meldnng des Keldmarschalls vo« Hin- denburg ist «««mehr die große englisch französische Frühjahosoffenfive z» eine« gewiss»« Abschluß gekommen. Seit vorigen Spätherbst vorbereitet nnd vo« Winter her angesagt, ist der vo« gewaltigen Menge« an Artillerie nnd technischen Hilfsmitteln aller Art unterstützte Ansturm der englisch-französische« Heere «ach fiobenwöchigem hartnäckige« Ringe» gescheitert. Gottes Hilfe verlieh ««seren uuverzleichliche« Trappen die übermenschlichen Kräfte, n« die herrliche« Tate« ansznsüh- ren nnd die gowaltisen Kämpfe erfolgreich z« bestehe», die je die Kriegsgeschichte gesehen hat.
Alle» Helden! Ihre Leistungen gebieten Ehrfurcht nnd heiße« Dank zugleich die ihnen jeder Deutsche zu zollen verpflichtet ist.
Dem Herr« sei Lob und Preis für seine« Beistand »ud Dank für so ei« herrliche- Volk in Waffe«! Wilhelm.
Arbettsniederlegnngi« 120 PetersburgerFabrike«.
Petersburg, 1. Juni. DTP. Vrahtb. Reuter meidet: Die Arbeiter von 120 der größten Fabriken Petersburgs, die hauptsächlich Kriegsardettrrr verrichten, haben beschlosten in den Ausstand zu treten. Sie verlangen den sechsstündigen Arbeitstag und einen Mindestlohn. für Frauen von 150 Rubeln monatlich.
Die Kriegslage am Abend de- 1. Inni. Berlin, 1. Juni. Drahtb. WTB. Amtlich wird miigetettt:
Lebhafter Fenerkampf im Wytschaeteboge«. An der AiSnefront und nordöstiich von Soistous für uns eckolgreiche Borfeidgefechte.
I« Oste« »ichts Besonderes. ^
Mntmaßl. Wetter am Sonntag nnd Montag-
ZetLwMg bedeckt, «der in der Hauptsache tro cken u. wärm «.
Hiqzu das Illustr. Santttagsblatt und das Plauderplldchen.
Druck «,
Kür die Schrvtlkttun, »»«ntuwrtltch «. O. »i-u». Nuso». ^
, «erla, »« ». W. Zatsrr'sch-u «uchdruckerei (1k»rl Satter)