Zum Jahrestag der Schlacht vor dem Skagerrak.

Bon Vizeadmiral a. D. Freiherrn von Maltzahn.

Heller Siegesjubel tönte durch alle deutschen kaue, als vor Jahresfrist die Kunde von der erfolgreichen Abwehr­schlacht dort oben im Norden erschallte, die die junge deutsche Flotte ebenbürtig an Ehren neben den älteren Teil unserer Wehrmacht, da, ruhmreiche Landheer, stellte. Aber mit klarem Blick überschauen wir und mit uns unsere Feinde, wie die ganze ausgeschreckte Welt heute, was dieser Kampf zur Entscheidung des Weltkrieges beigetragen hat. Wohl hatte ganz Deutschland mit freudigem Stolz auf das Werk geschaut, das ein genialer Organisator durch Schaffung der Schlachtflotte nach dem Willen des Kaiser« vollbracht hatte, aber erst der gepanzerten Faust des Rottenführer« war es vergönnt, den Wechsel einzulösen, den wir damit auf da« uns abgünstige England gezogen halten. Dens diese kurze Zritspasne der Schlacht, in der wie in einem Brennpunkt alles sich zusammenschließt, was jahrzehntelange Friedens­arbeit vorbereitet Hot, entscheidet erst über den Erfolg.

In England hatte man sich wohl klar gemacht, welche Gr fahr in der deutschen »Luxusflottr" sür die englische See- beherrschung hekanwuch». Bon einer hoch im Norden be- lecrcnen Sicherheitsstellung her wollte man die Wegs zum Weltmeer in feiner Gewalt behalten, Deutsch'and von allem Seeverkehr abschlleßen und so zum Frieden zwingen. Aber die Angriff« unserer Flotte aus di« englische Küste, die Stö- rung des Handelsverkehrs, die mit Minen und Untersee­booten das Inselreich von unserem Aussallstor in der Nord­see her immer weiter umfaßte.'> zeigten der englischen Flottenleitung allmählich doch, daß man dart schlagen muß, wo man Herr bleiben will, und widerwillig fügte sie sich in die Notwendigkeit. Al, jedoch am 31. Mai 1916 die deutschen Graaoten zeigten, wo, sie mit zielsicherer Krast gegen die Riesenleiber der englischen Kampsschiffe auszmichten vermochtcn, brach der führende Admiral, um weiterem Schaden vorzubeugen, die Schlacht ab. ehe sie durch­geschlagen war.

Seitdem steht eine endgültige Entscheidung zwischen den Schlachrflotten noch au«, aber der Kamps vor dem Skagerrak wirkt noch in allen Krieg-Handlungen, die der Seekrieg wie der Landkrieg seitdem gebracht haben, und beeinflußt dadurch auch die Politik. Der Landkrieg hat in siegreichem Fortschreiten unseren Landesbesitz im Südosten er­weitert und angeschlofsen an uns verbündete Länder bis nach Asien hinein; in Ost und West hält er weite Strecken feindlichen gebiete» besetzt. So ist unsere Landbasis auch wirtschaftlich vergrößert und wacht es uns möglich, trotzdem wir durch England« Insellage vom Weltmeer abgeschlossen sind, durchzuhalten, während die Wirtschaftskraft unserer Landgegner dadurch schwer geschädigt wird. Auf der See umfaßt der U-Bootkrieg die englische .Seeherrschast" und zwingt den vom Seeverkehr mehr als wir abhängigen Haupt­gegner der Mittelmächte wie seine Verbündeten immer mehr in eine Notlage hinein, der gegenüber sie machtlos find. Sie alle können die zur Dolksernährung notwendigen Lebensmittel und die zur Speisung ihrer Kriegsindustrie erforderlichen Rohstoffe nicht heranschaffen, weil es an Schiffsraum dazu fehlt. Weitere Erforderungen stellen die am Mittelmeer von ihnen geschaffenen Nebenkrtegsschau- plätze. die auf allen sie am Leben erhaltenden Zufuhrstraßen ständrg bedroht wekden. Auch die von den Bereinigten Staate» erwartete Hilfe wird arg geschmälert durch die Europa umgebenden deutschen Sperrgebiete.

So ruft die ganze gegen uns verbündete Welt ihren Borkämpfer und Anstifter England um Hilse an gegen den U-Boot-Krieg. Bisher ist alles Nachdenken nur auf ein Mittel verfallen, das in früheren Kriegen von England oft erfolgreich angewendet auch jetzt wirkliche Abhilfe verspricht: die gewaltsam^ Verschließung der deutschen Hä­fen und die Zerstörung der deutschen Werften. Aber vor thülttk hält dte iwmer noch nnbrsiegte, in ihrer Kampfes- ^verficht dnrch die Schlacht vor dem Skagerrak nur be- Mltteu deutsche Sistig chk» Wacht. Etu neuer Kampf würde die Abwehrschlacht in einer für den Gegner nur noch schwere­ren Form bringen als vor einem Jahr. Er würde ihm so­viel von seiner Krast nehWen, daß der Rest nicht ausreich«, um gegen die deutschen Häfen vorzugehen, er würde den Neutralen «och mehr den Rücken stärken, als es die Schlacht vor dem Skagerrak schon getan hat. Für solch« Auffassung haben wir einen klassischen Zeugen. Lorb Fischer, der da­malig« erste Seelori der englischen Admiralität, warnte schon zurzett de, Vorgehens gegen die Dardanellen vor Unterneh­mungen, die di« englische Flottenüberlegenhett beeinträchti­gen könnten, »solange die deutsch« Hochseeflotte ihre gegen­wärtige große Stärke und ausgezeichnete Schießsertigkeit besitzt." Hat er den Lrsolg der Schlacht vor dem Ekager- rsk oorausgeahnt, die dem Feinde viel mehr gekostet hat als uns, die Deutschlands Bewegungsfreiheit auf der See erhöhte, den Feind aber wie die Kritik seiner Presse jetzt es ausdrückt statt der bisherigen Deflensive in fast völlige Passivität hineinzwang? Auf diesem Erfolg der Hochseeflotte ruht ja, wie wir soeben erkannt haben, letzten Ende» auch der Erfolg unseres U-Boot-Krieges. Man verkleinert die todesverachtend« glorreich« Tätigkeit unserer Helden aus den Booten nicht, wenn man es ausspricht.

So fügen die Glieder sich zur Kette. Nach dem Aus­spruche Hindenburgs müssen Landkrieg und Seekrieg als «in Ganze« betrachtet werden: unsere siegreichen Heere ste­hen in Feindesla»d, unsere Flotte deckt die Sees cor - und gibt dem feindlichen Handel de» Todesstoß. Vereint aber dienen sie dem Kriegszweck. Denn Zweck des Krieges ist es dem Feinde, ohne ihm die Möglichkeit zu lasten, die

Entscheidung der Waffen zu ändern, einen Schaden zuzu- fügen, den er schwerer empfindet, als was wir als Frie- densbedingungen ihm auferlegen wollen.

Die Schlacht vor dem Skagerrak hat also auch die Richtigkeit unsere« Flottengesetzes bestätigt, indem sie uns die aite Erfahrung der Seekriegsgeschichte in neuer Form vor Augen führt, daß Erfolge leichter Streitkräste im Han- delskriege nur erreicht werden können, wenn ein« genügend starke Schlachtflotte den Rückhalt dafür bildet. So wird es auch in Zukunft bleiben. Wie stark solche Schlachtflsti« sein muß, richtet sich nach den Umständen; jedenfalls ist gleiche Stärke wie die des Gegners oder gar Urberlegev- hrit dazu nicht notwendig, dos zeigt der jetzige Krieg aufs neue. Nicht da» absolute Kräfteverhältnis enischeidet, son­dern um einen mathematischen Ausdruck zu gebrauchen die zweiten Differenzen, d. h. wie sich der Unterschied der Kampfkraft der beiden Flotten verhält zum Unterschied der Abhängigkeit der kriegführenden Staaten von den Ver­kehrswegen der 'See. Die Bemessung solches Siärkever- hälntsses wird sür Deutschland in Zukunft auch dadurch be­dingt werden, welchen Gebietszuwachs der Friede uns im Westen bringen wird und welcher Vorteil daraus für unser« Seekriegsührung erwachsen kann. Al« in die Zukunft wei­fende Hauptlehre der Schlacht vor dem Skagerrak wollen wir aber auch hierfür und stets gegenwärtig halten, daß nur die Krast der Kampsflotte auf die See hinausgetragen werden kann. Die Küfleustellung wirkt hierbei nur soweit mit, wie die Kananerr ihrer Werke schießen.

Der Weltkrieg.

Der amtliche Tagesbericht.

WTB. «rißt» -auPtqaartier, 29. Mai. Amtl. Drahib.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls

Kronprinz Rupprecht von Bayern:

Im Wyffchaeie-Bogen war gestern der Feuerkampf gesteigert. Auch am Kanal von La Bossse und in einzel­nen Abschnitten beiderseits der Sparpe, bekämpften die Ar­tillerien sich irbhast.

Erkundungsvorstöße der Engländer sind an mehreren Stellen gescheitert.

Heeresgruppe des Deutschen Kronprinzen:

Tagsüber durchweg nur geringe Gesechtstäiigkelt.

Nachts versuchten die Franzosen am Gehöft von Hurte- bise und bei der Mühle von Bauclerc Handstreiche, die dank der Wachsamkeit unserer Grabenbesatzung mißlangen.

Ein am Osthang des Pöhibergs, in der Cham­pagne. oorbrechrnder französischer Angriff gegen unsere neuen Gräben wurde sbgewiesen.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls

Herzog Albrecht von Württemberg:

Keine wesentlichen Ereignisse.

Oestttcher Kriegsschauplatz:

In mehreren Abschnitten der Front hat in den letzten Tagen die Gefechtstätigkeit zugenommen. Mit ruffisch- rnnränische» Angriffe« wird gerechnet.

Mazedonische Front:

Im Cernabogeu lebte die Feueüäiigkeit auf.

Am westlichen Wardar-Usrr schlugen bulgarische Bor­posten mehrere englische Kompanien zurück.

Der Erste Generalquartiermeifter:

_ Ludendorsf.

Der Seekrieg. N-Vootsersolge.

Berlin, 2S. Mai. WTB.

Amtlich wird mitgeteilt: Nene U-Bootserfolge im englischen Kanal und in der Nordsee: 27 008 Brnttoregistertonneu. Unter den versenkten Schiffen befinden sich u.a. der beweffeete englische Dampfer »High- lana Corrie" <7582 Bruttoregistertonnen) der englische Damp­fer »Jupiter" (2124 Bruttoregistertonneu) und 3 bewaffnete englische Dampfer unbekannten Namens.

Der Chef des Admiralstabs derZMarine.

ZDer Luftkrieg

Die Tätigkeit der Lnftftreitkräfte.

Berlin. 28. Mai. WTB.

Die Tätigkeit der beiderseitigen Luststrettkräfie war auch am 26. Rai lebhaft. Insbesondere waren die Bomben­geschwader wieder fleißig an der Arbeit. Während die feindlichen Flugzeuge an vielen Stellen Ortschaften und Bahnhöfe hinter unserer Front meist erfolglos bewarfen, belegten unsere Flieger Furnes, Bahnhöfe südlich Brihune, Gondrecourt, Ochey und Champigneulles bei Nancy mtt Bomben. Ein Geschwader bewarf englische Lager bei Arras mtt über 3000 Kilogramm Sprengmuniiion. Der Erfolg zeigte sich in einem ausbrechenden großen Brande. Trotz des wolkenlosen Himmels war die Lust dunstig, wo- runter die Beobachtung der Fesselballone litt. Nichtsdesto­weniger gelangen an vielen Stellen mit Ballonbeobachtung durchgeführte Zerftörungsschießen. Starke Explosionen beim Feinde ließen übrr die erreichte Wirkung deinen Zweifel. Die durch unsere Beobachiungsflieger durchgesührte Bahn­

überwachung und Nahauskiärung k düngen, belegt durch zahlreiche Licht!

Tai vollbrachte ein zur Fernaufklärung ^ das nordwestlich von Besous bis dicht über einen fahrenden Truppentransport herunterstieg und durch Bombenabwurf aus niedrigster Höhe den vollbesetzten Zug in zwei Teile auseinand-rsprengle. Während de» vordere Teil des Zuges in einem Tunnel Deckung suchte, griff da» Flugzeug den abgerissenen Teil mtt Maschinengewehrseuer an. Bor dem planlos einsetzenden Feuer der sich zur Wehr setzenden Mannschaften entkam es unbeschädigt und kehrte mit wich­tigen Meldungen zurück. Im Lustkampfe schaffen die deutschen Flieger an diesem Tage 14 feindliche Flugzeuge ab. Dabei blieb Leutnant Boß zum 30. Male Sieger. Ein weiteres Flugzeug des Gegners wurde durch Flakseuer heruntergeholi.

Verbrecherische Anschläge vsn Kriegsgesavgevev.

Die Franzosen planen in ihrem sanattschen Haß, die in unseren Händen befindlichen Kriegsgefangenen dazu an­zustiften, durch Freorltaten unsere landwirtschaftlichen und industriell«n Betriebe zu schädigen und unseren Bichbestand zu verseuchen. Sie haben hierzu eine große Organisation gegründet und versuchen, die Kriegsgefangenen durch ge­heime Aufforderungen auszureizen und ihnen alle möglichen verbrecherischen Mittel in unauffälliger Weise zu übersenden.

Sicherlich werden »stle Kriegsgefangene ihre Beteili­gung an derartigen ruchlosen Schandtaten ablehnen und wie bisher ihre Arbeit in Landwirtschaft und Industrie ruhig erfüllen.

Aber sicherlich wird es auch ein« Anzahl von Kriegs­gefangenen sswohl der französischen als auch der anderen Nation geben, die au« Haß gegen uns« Vaterland oder wegen der ihnen in Aussicht gestellten Belohnung bereit sind, jede» Verbrechen zu verüben, da» unsere Feind? von ihnen verlangen.

Selbstverständlich überwachen die deutschen Militär- und Ztoilbehörde» die Kriegsgefangenen sowie ihren gesam­ten Post- und Paketenoerkehr aufs schärfste. Aber die Maßnahmen der Behörden können nicht voll wirksam werden, wenn die Bertrausnaseligkeit sorlbesteht, die an vielen Orlen und von vielen Personen dm Kriegsgefange­nen entgegengebracht wird.

Es besteht kein Grund zur Beunruhigung, aber es ist für jedermann in Stadt und Land notwendig, den Kriegsgefangenen gegenüber wachsam auf der Hut zu sein. Jedermann muß damit rechnen, daß sich unter den in sei­nem Dienst befindlichen Kriegsgefangenen solche befinden, die sich zum Scheine gut führen, um die deutsche Aufmerk­samkeit einzuschläfew, während st« in Wahrheit Verbrechen planen und auf eine günstige Gelegenheit warten, um diese Verbrechen auszusühren. Jedermann muß Mitwirken, zum eigenen Schutze und zu demjenigen des Vaterlandes gegen derartige verbrecherische Pläne mancher Kriegsgefangener.

Darum diese ernste Warnung an alle:

Seil aufmerksam und vorsichtig gegenüber den Kriegs­gefangenen. Wir kennen die verbrecherischen Pläne unserer Feinde, die sie durch Kriegsgefangene aussühren lassen wollen; sorge jeder Deutschs dasür, daß diese Absichten durch Wachsamkeit vereitelt und nicht durch Gutmütigkeit und Vertrauensseligkeit gefördert werden.

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold, 30. Mai 1917.

Ehrentafel.

Zwei Söhne des Herrn Iohs. Renz in Nagold wur­den zum Gefreiten befördert, während der dritte im Feld stehende mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde.

Verliehe» wurde die goldene Militär-Verdienst- Medaille: Friedrich Huß, Leutnant der Reserve im Feld- artillerie-Regtment Nr. 65; Walter Schkckhardt, Leutnant der Reserve, früher im Feldarttllerie-Regimenl Nr. 65.

Auf dem Selbe der Ehre.

Schwere Opfer forderte in letzter Zeit das unerbittliche Schicksal dieses Kriege« von unserer Stadt und schon wieder erfüllen wir die traurige Pflicht, den Heldentod zwei unserer. Besten zu verzeichnen. Nach 33monatltcher treuer Pflicht­erfüllung erlag am 17. Mai Bizefeldwebel der Res. Ernst Raas einer schweren Verwundung. Der verblichene Held, ein Sohn von Privatier Ernst Raas, war in seinem Zivil- beruf Ingenieur und als solcher bis zu Kriegsausbruch in Stuttgart tätig, wo er sich durch reiches Wissen und Können , sehr verdienstvoll gemacht hatte. Er war Inhaber der Eisemen Kreuzes und diente im Piauier-Batl. 13. Nach Absolvierung eines Offizierkurses in Straßburg kam Btze« seldwebel Raas wieder ins Feld, wo ihn dann dss tödliche Geschoß erreichte. Bestattet wurde der Heid auf dem Krie- gersriedhos in La Neuville. Am 28. April starb infolge einer schweren Verwundung den Heldentod Kanonier August Renz im Alter von kaum 20 Jahren. Der fürs Vaterland gestorbene Krieger war vordem hier als Fässer tätig. Allgemein beliebt und betrauert wurde der junge Held auf dem Kriegerkriedhof in Barenton-Bugny be­stattet.

Krankentee fürs Rot- Kr-nz. Die Lazarette. Feldlazarette und Lazarettzüge brauchen sür Heilzwecke Tee, namentlich Lindenblüten - Kamillen - und Pfefferminztee. Das Rote Kreuz bittet dringend die herannahende günstige Jahreszeit zum Sammeln solches Tee« zu benützen und die Spenden der Lirbesgaben-Abteilung des Roten Kreuzes Stuttgart, Königsbau, zuzuwenden. Namentlich die Schul' Vorstände, welche bereits im vorigen Jahre ergiebige Samm«

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