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91. Jahrgang. Postscheckksnto siis Stuttgart.
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Beilagen. Plauderstübchen und
Illustr. Sonntagsblatt.
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Dienstag, den 29. Mai
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8-/4 Uhr Gebetstunde.
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(G.K.G.) Der deutsche Tagesbericht vom 12 April dg. 3s. sagt: .Nördlich und südlich von Monchy brachen englische Angriffe, an denen auch Kavallerie und Panzer- Kraftwagen teilnahmen, verlustreich zusammen. — Zn den Kämpfen bei Bullecsmt wurde sin Anfangserfolg des Feinde» durch Gegenstoß ausgeglichen; dabei blieben 25 Offiziere,. über 1000 Mann und 27 Maschinengewehre in unserer Hand." Jeder, der diesen Bericht gelesen hat, sieht voll Bewunderung auf die Mauer, welche dgs deutsche Heer dem übermächtigen Angriff de« Inselvolkes entgegenstellt, undurchdringlich und unbesiegbar. Uns Württemberg« aber müssen die Heldentaten sn der Kampfessront östlich und südöstlich von Arms mit u«so größerem Stolze erfüllen, als hier zwei württembergische Schwester-Divisionen den Siegeslsrdeer errangen, die eine bei Bullecourt, di« andere bei dem schwer umkämpften, von unserem gehässigsten und gehsßtesten Feinde kurz zuvor besetzten Monchy la Breux.
Die erstgenannte Division lag noch am 9. April kaum 50 Klm. hinter der Front in friedlichster Unterkunft zu Ausbikdungszwecken für Führer und Truppe — eine Schulung. welche sich in den schweren Kämpfen wenige Tage spgter glänzend bewähren sollte. Unerwartet kommt der Befehl zum Bormarsch in die Siegsriedstellung; eine Sieges, stellung ist sie schon zwei Tage darauf! Kaum in Stellung, bricht am S. April die ungeheure Schlacht los! Schon in der Frühe des anderen Morgens hagelt es mit Granaten und Minen; jetzt stürmt ein englische« Bataillon aus dem nur eine Viertelstunde vorgelegsnen Ecoust St. Mein über die Bahn gegen Bullecourt vor. Offene«, leicht gewelltes Land, das Dorf halb aus flacher Höhe, halb in leichter Mulde gelegen. Nahe Kommt der Engländer, weggefegt wird er aber durch den einsetzenden Kugelregen au« Gewehr und Maschinengewehr der Kaiser-Musketiere. Nur Gefangene sehen Bulleeourt von innen!
Am 11. April bricht die ganze englische Wut gegen unsere einstige Argonnen-Divifion los. Der richtige John Bull will mit verbohrter Etirue fie über den Haufen werfen, nicht kümmert er sich um dir Nachbar-Divisionen. Da« übliche Trommelfeuer mit Gasmunition ist die Ouvertüre
zu dem Schlachtendrama. Um tzVs Uhr stürmt die 4. australische Division aus Ecoust und Noreuil gegen die schwäbische an. Welle auf Welle über das in der Angriffsrichtung gewellte Land. Ein englisches Leichenfeld entsteht vor der Front der Oberschwahen. Auf dem rechten Flügel dringen Australier in einen kleinen Teil de» vordersten Grabens ein, auch in der Mitte, wo zahlreiche Panzerwagen die Führung übernehmen. Die Grenadiere schießen unsere Antipoden vor dem Drahthindernis zusammen; die Eingedrungenen werden durch das Feuer unserer Reserven aus den Hohlwegen südwestlich des Ortes Riencourt fest- gehalten. Jetzt aber heraus mit dem Eindringling aus den Gräben l Teile aller Regimenter haben das mit einer Ruhe und Kraft besorgt, .als ob es sich nur um eine Verführung wie an einem der Uedungstage während des Lehrkurses hinter der Front handelte.- Unsere Insanteeietrupps rollen dev Feind in unserem Graben von beiden Seiten «planmäßig- auf. durch Werfen von Handgranaten sich den Weg bahnend. Das Maschinengewehr verhindert sein Entweichen nach Rückwärts. Dir Engländer sind wie ein« Herds im Graben zusammengepfercht; unsere Handgranaten wüten darin, die Herde ergibt sich. Die gefangenen Offiziere können später ihrer Bewunderung für die deutschen «Handgrenadiere- nicht genug Ausdruck geben. ,8x>lenäiä action" nannten sie die Medernahme der von den Engländern besetzten Gräben durch unsere Truppen, zugleich ekn Zeugnis für die zielbewußten Anordnungen unserer Znfanteriesührer und für die Sicherheit, mit welcher dis fest in der Hand ihrer Führer bleibende Truppe diese Anordnungen in die Tat übergesetzt hat. Das Zusammenwirken von Infanterie, Artillerie und Minenwerfern war mustergültig und ihm der Erfolg des Tages zu verdanken. Dir Panzerwagen, diese feuerspeienden Ungetüme, haben im Verlauf des Tages wesentlich von ihrem Eindruck verloren, denn sie zeigten sich durchaus nicht so unverwundbar, wie man früher glaubte. Unsere Kanoniere wetteiferten in ihrer Bekämpfung. Bon 12 gegen die Dioistonsfront vorgegangenen Wagen konnten sich nur 3 durch Kehrtmachen retten. Die Beute der Dioi- sion betrug am 11. April 28 Offiziere. 1142 Mann, 53 Maschinengewehre, 9 vernichtete Panzer. Die Zahl der toten Australier, welche das Schlachtfeld bedeckten, übersteigt die Zahl der Gefangenen, während unser Verlust nur etwa Vs davon beträgt.
Der Weltkrieg.
Die amtlichen Tagesberichte.
WTB. «r,>ie, Haupt,»artter. 26 Mat. Amtl. Drahtb.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Geueralfeldmauschalls
Kronprinz Rupprecht von Bayer«!
Die Kämpfe bei Loos endeten mit dem vollen Zurückwersen des Gegners aus unseren Gräben. Gefangene mit Maschinengewehren wurden einbehalten.
Das Artillerieseuer war wie an den Vorlagen auf beiden Ecarpe-Usern lebhaft.
Heeresgruppe des Deutschen Kronprinzen:
Am Lhemin-des-Dames wurde südlich von Pargny mit geringen eigenen Verlusten ein Angriff durchgesührt der unsere Stellungen erheblich verbessert. In kraftvollem Anlauf überrannte« die aus Schlesier», Mecklenburger«, Schleswig-Holsteiner« «ud Haufeate« bestehende» Stnrmtrnppen den Gegner, machte« 14 Offiziere, 8S0 Man« z« Gefangenen und erbeutete« 18 Maschinengewehre und viel Gerät. In den gewonnenen Linien wurde ein französischer Gegenangriff glatt abgewiesen.
Im Westteil der Champagne brachen nach heftiger Arttlleriewirdung, die sich nachmittags zum Trommelfeuer steigerte, starke Angriffe gegen unsere Höhenstellungen südlich und südöstlich von Nauroy in 4 Kilometer Breite vor. Im Nahkampf wurden die Franzosen geworfen; durch Gegenstoß Einbluchstellen gesäubert. Nach dem Mißlingen de» ersten Ansturms setzte der Feind zwei weitere Angriffe an, die gleichfalls scheiterten.
Heeresgruppe des GeueralfeldmarschallS
Herzog Albrecht von Württemberg:
Nichts Neues. _
Nach erfolgreicher Streife bewarf eines unserer Lnstgeschwader an der Südküste Englands, Dover und Falkestone mit Bomben.
IM
Original-Roman von Hermann Vreitz.
(Nachdruck verboten.)
1. Kapitel.
Es war eine seltsam träumerische Winternacht. In einer der schönsten Villen des Vorortes waren alle Fenster des hohen Gebäudes hell erleuchtet. Die einschmeichelnden Töne eines Stro.nßschen Walzers hallten weit hinaus in die lautlose Nacht.
In sanften Flocken fiel der Schnee hernieder und ! bildete eine leuchtende Decke rings um das einsam stehende iHaus. Der bleiche Mond stand unmittelbar über der ! Villa, in der über 200 Menschen in den glänzenden Sälen ihn Gaste waren. 80 Paare tanzten in dem großen Ball- : iaale, an den ein mit wunderbaren exotischen Pflanzen geschmückter Wintergarten stieß.
- Plötzlich tat sich das mittlere Portal der Villa auf. iDiener, Ballgäste, Damen in ausgeschnittenen Toiletten, ^ Herren im Frack strömten heraus. Der leichtfüßigsten /siner hatte zuerst die etwa 150 Meter entfernt gelegene
- Kolonie erreicht und hinter ihm drein stürmten etwa fünfzehn andere.-
Der Vordere lief durch die stille, verschneite Haupt- Itraße.
!. Einen Vorübergehenden fragte er, ohne im Laufen Aezuhalten, nach dem Gemeindehause. -In wenigen ^imuten batte er das Haus erreicht und zog heftig die «chelle. Nach Verlauf einer kurzen Spanne Zeit, die den -varienden eine Ewigkeit dünkte, trat der Gemeindevorsteher heraus.
. .Was gibt es?" fragte er mürrisch, da man ihn so un>anft aus dem Schlafe gerüttelt hatte.
. »Die Tochter des Grafen Oldensloh ist soeben auf oem Balle in ihres Vaters Hause ermordet worden", klang es zurück.
Der Gemeindevorsteher war sofort munter. Er nötigte o'e Herrschaften, die inzwischen alle herangekommen waren,
in die Amtsstube. Nachdem er sich von dem ersten Schrecken erholt hatte, fragte er: „Kennt man den Mörder?"
„Niemand ahnt, wer die schreckliche Tat verübt hat", war die Antwort.
Der Beamte, dem ein solcher Fall während seiner langen Amtstätigkeit noch nicht vorgekommen war, schien völlig ratlos. (Äst, als Dr. Rodenwald, der ihn zuerst benachrichtigt hatte, ihn daran erinnerte, daß man sofort die Polizei üdr Hauptstadt holen müsse, kam er einigermaßen zu sich.
„Sie haben recht", sagte er. Er ging ins Nebenzimmer und telephonierte nach Berlin.
Eine qualvolle Stunde verstrich.
Der Gemeindevorsteher, der inzwischen seinen Anzug vervollständigt hatte, begab sich mit zwei Gemeindedienern und dem inzwischen herbeigekommenen Gendarm, sowie den Ballgästen in das Haus, in 'dem sich die ausgelassendste Freudigkeit durch die grauenvolle und geheimnisvolle Mordtat in starres Entsetzen gewandelt hatte.
An der Tür wird der Hüter des Gesetzes von den Ballgästen mit allerlei Fragen bestürmt, aber so weit es ihm in dieser so überaus verwickelten Lage möglich war, suchte er vor allen Dingen Ordnung herzustellen.
Zunächst bat er, den Herrn des Hauses sprechen zu dürfen.
Der Graf kam verstörten Antlitzes und mit verweinten Augen.
Der Gemeindevorsteher verneigte sich tief.
„Ich muß Sie bitten, Herr Graf, dafür Sorge zu tragen, daß bis zum Eintreffen der Polizei niemand das Haus verläßt."
„Wird die Polizei bald erscheinen?" fragte der Graf mit zitternder Stimme.
„Ich hoffe es", war die Antwort.
„Inzwischen aber vergehen kostbare Stunden und der ruchlose Täter hat einen Vorsprung, der vielleicht nicht mehr einznholen ist."
Der Gemeindevorsteher zuckte die Achseln.
Die Dienerschaft wurde herbeigerufen, und unter
Oberleitung des Gendarmen nahm man die Absperrung des ganzen Hauses vor.
Bald ertönte in der Ferne das Schnaufen eines Automobils. Wenige Minuten später das charakteristische Signal mit der Hupe. Der Gemeindevorsteher eilte hinaus. Ein Polizeikommissar, drei Beamte und ein Arzt entstiegen dem Gefährt.
Der Polizeikommiffar ließ sich flüchtig von dem Gemeindevorsteher Bericht erstatten, trat dann auf den Grafen zu und sagte:
„Herr Graf, der überaus merkwürdige Vorfall rechtfertigt außergewöhnliche Maßnahmen. Sie wollen mir zunächst gütigst einige Fragen beantwor t . Ich kann Sie der traurigen Notwendigkeit eines Verhörs trotz der Rücksicht auf Ihren begreiflichen Schmerz nicht überheben."
Der Polizeikommiffar Höpfner war in zwanzigjähriger Tätigkeit, die ihn in den Kampf gegen das Verbrechertum gestellt hatte, daran gewöhnt, in solchen traurigen Fällen nicht seinen Gefühlen nachzugehen. Er war in diesem Augenblick nur Kriminalist, dem alles daran gelegen war, den Täter so schnell wie möglich der strafend en Gerechtigkeit in die Hände zu liefern. :
Der Graf richtete sich auf.
„Bitte fragen Sie", sagte er tonlos.
„Hai schon jemand das Haus verlassen?- begann der , Kommissar. „Ich meine, ist jemand aus dem Hause fort- - gegangen seit dem Bekanntwerden des Mordes?"
„Nein, mit Ausnahme des Herrn Dr. Rodenwald, der den Gemeindevorsteher benachrichtigen ging und der Herrschaften, die die Liebenswürdigkeit hatten ihn zu begleiten. Sie sind aber alle znrückgekommen."
„Niemand hat das Haus verlassen, Sie sind dessen sicher?" forschte der Kommissar.
„Ganz sicher."
„Inwiefern?"
„Ich gab sofort meinen Leuten Anweisung, nach allen Richtungen hin das Haus zu durchsuchen."
„Nun und?" unterbrach ihn der Kommissar eifrig.
(Fortsetzung folgt.)